Skoutz-Classics: Die besten Fantasy-Klassiker
An Fantasy als Genre scheiden sich die Geister.
Seit ich lesen kann, höre ich von Kennern des Literaturbetriebs, dass Fantasy tot sei, da kein Mensch so einen „Schmarrn“ wolle. Namhafte Kritiker würden sich gar kategorisch weigern, Fantasy zu lesen (ob das stimmt, schauen wir uns gleich genauer an). So werden monumentale Werke wie „A Song of Ice and Fire“ von George R.R. Martin von Weltbild als „Mittelalter-Reihe“ beworben, um das Etikett „Fantasy“ zu vermeiden. Angesichts einer fiktiven Welt, in der Drachen und Zombies eine tragende Rolle spielen, weiß ich nicht, ob ich weinen oder lachen soll. Ähnlich geht es mir mit den Attributen, mit denen man versucht hat, Harry Potter an dem bösen F-Wort vorbei in den Buchhandel zu bekommen.
Plädoyer für alle Fantasten
Tatsächlich ist Fantasy wohl das älteste Genre, verschwimmen hier doch die Grenzen zu Märchen und Legenden, also den ursprünglichsten Formen von Geschichten überhaupt. Stellt man auf das Vorhandensein eindeutig phantastischer Elemente ab, was für uns Skoutze gerade das Kriterium ist, das Fantasy auszeichnet, sind übrigens sehr, sehr, sehr viele Bücher Fantasy, denen man das nicht zugetraut hätte!
Ich wurde belehrt, dass Fantasy im Gegensatz zu „Literatur mit phantastischen Elementen“ eben nur unterhalten soll und keine tieferen Lehren enthält, die den Leser weiterbringen. Nun ja, da die meisten Klassik-Autoren tot sind, kann man sie nach ihren Motiven nicht mehr befragen. Dass das Nibelungenlied aus erzieherischen Zwecken immer und immer wieder erzählt wurde, wage ich zu bestreiten. Und auch Kafkas Erziehungsauftrag beim Verfassen der Verwandlung.
Ich denke persönlich, dass Fantasy reale Misstände viel besser beleuchten kann als ein zeitgenössisches Setting. Unter Laborbedingungen von außen. Und ich bin überzeugt, dass Unterhaltungsliteratur, die man gerne und nicht nur mit dem Geist, sondern auch dem Herzen erfasst, uns mit ihren unaufdringlichen Aussagen zu Gesellschaft und Moral pädagogisch viel weiter bringen, als das die Schulmeister je könnten.
Kein Anspruch auf Vollständigkeit
Skoutz-Classics stellt euch hier eine Liste absoluter Fantasy-Klassiker (oder präziser ausgedrückt: Klassiker der phantastischen Literatur) quer durch alle Zeiten vor. Natürlich kann man da anderer Meinung sein und das ist auch gar nicht schlimm. Uns ging es primär darum, solche Bücher aufzuzeigen, die tatsächlich das Genre und unser Bild davon geprägt haben.
Das kann durch die Wirkung dieser Bücher auf nachfolgende Autorengenerationen sein (z.B. Lovecraft oder Howard), durch die Prägung ganzer Lesergenerationen (Tolkien, Rowling), neuen Ideen (Laßwitz, Kafka) oder auch anderen Dingen. Gerne diskutieren wir darüber auch mit euch. Die Reihenfolge unserer Fantasy-Klassiker ist chronologisch und stellt darüber hinaus keine Bewertung dar.
Fantasy-Klassiker, die man kennen sollte
- Odyssee – Homer
730/720 v.Chr. Homers Schilderung der Abenteuer von Odysseus auf dem Heimweg von Troja nach Ithaka ist modern mit Pleiten, Pech und Pannen gut beschrieben. Die geniale Verbindung vermutlich älteren Sagenstoffs mit eigenen Ideen ist eine Leistung, die seit Jahrtausenden überdauert. Der Begriff „Odyssee“ ist auch heute noch das Synonym für eine lange Irrfahrt.
. - Rénshi zhuàn oder Fräulein Ren – Shen Jii (任氏傳)
781. Das Abenteuer eines jungen Mannes, beginnt mit der Begegnung mit dem wunderschönen aber geheimnisvollen Fräulein Ren, das sich als gefährliche Fuchsfee entpuppt, ist eine der ältesten Erzählungen überhaupt und verbindet Erotik und Fantastik.
. - Das Nibelungenlied – Unbekannt
1190-1210. Der uralte Stoff der Nibelungensage wurde hier in der wohl berühmtesten Adaption aller Zeiten neu erzählt, neu interpretiert und macht die Dreiecksgeschichte voll Liebe und Verrat um den Drachentöter Siegfried, die schöne Nibelungentochter Kriemhild und die gefallene Walküre Brunhild unsterblich.
. - Edda – Snori Sturluson (u.a.)
1220/1270. Die Edda, eine Sammlung skandinavischer Götter- und Heldensagen, ist in zwei Fassungen überliefert, wobei die ältere Fassung zugleich der wohl älteste, überlieferte Schreibratgeber ist. Die ihr zugrundeliegenden Geschichten dürften jedoch im 9. Jhdt. entstanden sein.
. - Die Göttliche Komödie – Dante Alighieri
1321. Dantes Reise durch Hölle, Fegefeuer und Himmel beeinflusst seit 700 Jahren unser Bild vom Jenseits und ist das zentrale Werk der italienischen Literatur. Natürlich darf es hier nicht fehlen.
. - Die Reise nach Westen
~1550. Der Roman über die abenteuerliche Reise eines Mönchs nach Indien zählt zu den 4 großen Romanen der chinesischen Literatur. Die Abenteuer des Mönchs vor allem mit dem Affenkönig, der selbst den Göttern immer wieder Streiche spielt, inspirieren bis heute zahlreiche Autoren und Spiele- und Filmemacher, so z.B. die Macher des japanischen Mangas Dragonball.
. - Ein Sommernachtstraum – William Shakespeare
1595/96. Ein Hochzeitspaar im Vorbereitungsstress, ein Ehekrach zwischen dem Elfenkönigspaar und ein paar Handwerker, die im Wald ein Theaterstück üben wollen – das ist der Stoff aus der Shakespeare ein zeitlos komisches Stück geschrieben hat, das bis heute regelmäßig aufgeführt wird.
. - Gullivers Reisen – Jonathan Swift
1726. Anonym ließ Swift mehrere „Reiseberichte“ drucken, in denen sein Held Gulliver von seinen Erfahrungen bei merkwüridgen Völkern berichtet. Bekannt sind seine ersten Reisen nach Liliput und zu den Riesen, doch auch die beiden anderen zu einem hochtechnologisierten Volk und der Insel der Tiere sind satirische Meisterwerke.
. - Lügengeschichten – Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen
1785/86. Die Erzählungen des Veterans zweier Türkenkriege erfreuten sich schon zu seinen Lebzeiten solcher Beliebtheit, dass der geschäftstüchtige Baron sie von Co-Autoren aufschreiben ließ. Die Ausgabe von Bürger, avancierte zum Bestseller und bis heute erinnert man sich z.B. an den Ritt auf der Kanonenkugel.
. - Faust, der Tragödie erster Teil – J.W. von Goethe
1806, Drama, das als das Meisterwerk der deutschen Literatur zählt. Seines Lebens und seiner Inhaltsleere überdrüssig lässt sich Dr. Faust auf einen Pakt mit Mephisto ein, der verspricht, ihm die Freuden des Lebens näher zu bringen und darüber rücksichtslos das Glück des jungen Gretchens opfert …
. - Nussknacker und Mausekönig – E.T.A. Hoffmann
1816. Kunstmärchen, das – eingebettet in eine Weihnachtsgeschichte – die Geschichte des in einen Nußknacker verwunschenen Prinzen und seinen tragischen Kampf gegen den siebenköpfigen Mausekönig erzählt.
. - (Der böse Geist) Lumpazivagabundus – Johann Nestroy
1833. Das wohl bekannteste Stück von Nestroy ist eine komische Posse, bei der die Zauberer den Sittenverfall beklagen, den der böse Geist Lumpazi durch Prasserei und Faulheit herbeiführt. Wenn dann die Glücksfee und die Liebesgöttin wetten, welche eher die Macht hat, die verarmten Opfer wieder aufs rechte Gleis zu führen, sind das Fragen, die auch die Politiker unserer Zeit beschäftigen.
. - Wyi – Nikolai Gogol
1835. Gogols Klassiker der russischen Fantasy beinhaltet einen für die Zeit erstaunlichen Rollentausch. Der Philosophiestudent Choma gerät auf einer Reise in die Fänge einer dämonischen Hexe, die ihn missbraucht. Choma gelingt die Flucht, doch der Fluch der Hexe lässt ihn nicht los …
. - Die kleine Meerjungfrau – Hans Christian Andersen
1837. Das bittersüße Kunstmärchen des großen Dänen über eine große unerwiderte Liebe verarbeitet die Sage von Udine. Arielle, die bekannte Disney-Adaption, greift die Motive des Märchens alle auf, führt die Geschichte aber zu einem glücklicheren Ende.
. - Die Familie des Wurdalak – A.K. Tolstoi
1840. Ein auf seinen Reisen vom Winter überraschter Diplomat muss einige Zeit in einem Dorf verbringen. Als der verschollen geglaubte Großvater zurückkehrt und immer seltsamere Verhaltensweisen an den Tag legt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Obwohl im Westen weitgehend unbekannt, dies einer der wichtigsten Vampirromane überhaupt, weil er typische Elemente heutigen Vampirverständnisses definiert und ausarbeitet.
. - Das verräterische Herz – Edgar Allan Poe
1843. Die unter dem Titel A Tell-Tale Heart erschienene schaurige Kurzgeschichte überlässt es dem Leser, ob er mit dem Bericht eines wahnsinnigen Mörders oder eines hilflosen Beobachters paranormaler Phänomene konfrontiert wird. In jedem Fall ist das verräterische Herz ein Meilenstein der Suspense-Literatur und ein Lehrstück, wie man mit minimalen Mitteln Spannung aufbaut.
. - Die Reise zum Mittelpunkt der Erde – Jules Verne
1864, Abenteuerroman mit Elementen der Portal-Fantasy und Zeitreise vom Urvater der Science Fiction. Ein Forscher reist mit seinem Neffen nach Island, um dort das Innere eines Vulkans zu erkunden, wo sich ihm eine steinzeitliche Welt voller Gefahren und Wunder offenbart.
. - Alice im Wunderland – Lewis Caroll
1865. Alices Abenteuer im Wunderland (so der korrekte Titel) und die Fortsetzung Alice hinter den Spiegeln, wird trotz des fantastischen Settings selten als Fantasy-Buch geführt, sondern dem „literarischen Nonsens“ zugeordnet. Zweifelsfrei ist ein Klassiker der Weltliteratur. Fantasievoll bis ins Detail hinterfrägt Caroll mit Alice, der Grinsekatz, dem verrückten Hutmacher und der Herzkönigin seine Zeit und unsere Gesellschaft und wurde vieltausendfach in sämtlichen Kunstrichtungen zitiert.
. - Der Schimmelreiter – Theodor Storm
1888, Gruselnovelle des deutschen Realismus, die versucht, die „wahren Begebenheiten“ zu der gespenstischen Erscheinung eines Reiters auf dem Deich wissenschaftlich zu erklären und daran scheitert.
. - Der Geist von Canterville – Oscar Wilde
1887. Der Spukspaß um den von respektlosen Amerikanern um seine Ruhe gebrachten Geist ist Wildes erste Veröffentlichung und zugleich eine großartige Gesellschaftsatire, die bis heute unterhält.
. - Ein Yankee (aus Connecticut) am Hofe des König Arthur – Mark Twain
1889. Die Gesellschaftssatire ist ein Pionier in der Zeitreise-Fantasy und nimmt auf geniale Weise den naiv besserwisserischen Yankee ebenso aufs Korn wie die arg glorifizierte Darstellung des Mittelalters dieser Zeit, die bis heute in unseren Köpfen fortwirkt.
. - Das Bildnis des Dorian Gray – Oscar Wilde
1891, Oscar Wildes einziger (!) Roman ist bei genauerer Betrachtung ein Fantasy-Klassiker, der Weltruhm erlangte. Die Geschichte erzählt vom ebenso reichen und schönen Dorian Gray, der ein (magisches) Porträt besitzt, das für ihn die Spuren seines Lebens aufnimmt, mit fatalen Folgen für Dorians Charakterentwicklung.
. - Das Dschungelbuch I u. II – Rudyard Kipling
1894. Die Begegnung von Mowgli und Balu dürfte eine der bekanntesten Tier-Fantasy-Geschichten sein und ein spannender Entwicklungsroman dazu. Aber eben nur ein Teil der Geschichten aus dem indischen Dschungel, den Kipling bildreich und liebevoll beschreibt, und die es alle verdient haben, gelesen zu werden.
. - Dracula – Bram Stoker
1897. Mit der Geschichte vom auswanderungswilligen Blutsauger ist Bram Stoker ein Klassiker der Weltliteratur gelungen, der unsere Faszination von Vampiren bis heute prägt. Ein vielschichtiger Roman mit zeitlosen Themen und trotz allem so unerhört spannend, dass man in ihm versinkt, obwohl man weiß, wie es ausgeht.
. - Der Zauberer von Oz – Lyman Frank Baum
1900. In den USA ist dieses Kinderbuch so bekannt wie hierzulande die Gebrüder Grimm. Die Abenteuer von Dorothy und ihren Freunden im Reich des geheimnisvollen Zauberers von Oz wurden hundertfach zitiert und adaptiert. Lasst euch vom feigen Löwen, dem Blechmann ohne Herz und vielen anderen verzaubern.
. - Homchen – Kurd Laßwitz
1902, Tiermärchen aus der Kreidezeit, das geschickt den damaligen Stand der Evolutionstheorie aufgreift und so den Beginn des Menschseins auf ganz ungewönliche Weise schildert.
Ein Fantasy-Klassiker vom Pionier der deutschen Science Fiction.
. - Peter Pan – James Matthew Berrie
1902 (1911). Berrie entwickelte Peter Pan, den Jungen, der nie erwachsen werden will, zunächst in mehreren Kurzgeschichten. Das Bühnenstück, das man heute mit der Figur verbindet, ist aus dem Jahr 1911. Lesenswert sind sie alle und ein oft bearbeiteter Stoff, der uns bis heute fasziniert.
. - Die wundersame Reise des kleinen Nils Holgerson mit den Wildgänsen – Selma Lagerlöff
1906/07. Die Geschichte von dem pubertierenden Kotzbrocken Nils, der in einen Wicht verwandelt wird und e dann mit Hausgänserich Martin und den Wildgänsen auf Reisen geht, bis er geläutert zurückkehrt, ist ein Klassiker der Jugendliteratur. Die Landschaftsbeschreibungen Schwedens von oben sind aber mindestens genauso schön.
. - Die Verwandlung – Franz Kafka
1912 erschienene surreale Novelle, bei der sich der Protagonist aus unerklärlichen Gründen in einen riesigen Käfer verwandelt hat und nun versucht, damit zurecht zu kommen.
Berühmt geworden ist dieses Werk der vielfältigen Interpretationsansätze wegen, die es bis heute bietet.
. - Puh der Bär (Winnie the Pooh) – Alan Alexander Milne.
1924-26. Der Teddy seines Sohnes als Inspiration für ein zeitloses Kinderbuch, bei dem der naive Bär Puh mit seinem Menschen Christopher und anderen Tieren im Hundertmorgenwald fantastische Abenteuer erlebt. Seine Bekanntheit dürfte die Sammlung loser Episoden aber vor allem durch das Disney-Merchandise erlangt haben. Doch auch das Buch ist lesenswert, denn Puhs simple Beobachtungen erlauben häufig erstaunlich philosophische Erkenntnisse.
. - Cthulhu-Mythos – H.P. Lovecraft
1930er Jahre, Fantastischer Horror, der gekonnt mit den Urängsten des Menschen spielt – Tod, Untergang, Kontrollverlust und Wahnsinn – wenn die Protagonisten alten, übernatürlichen Mächten begegnen.
. - Conan-Zyklus – Robert E. Howard
1932. Conan ist vermutlich der bekannteste barbarische Held der Fantasy und hat unser Bild von „Mr. Muscle“ nachhaltig geprägt. Howards zahlreiche Geschichten zu Conans Leben wurde von zahlreichen Autoren mit eigenen Geschichten ergänzt, sodass man bei Conan inzwischen mit gewisser Berechtigung von einer Art Weltkulturerbe sprechen kann.
. - Prinz Eisenherz – Hal Forster
1937. Die Comic-Serie um den Wikinger-Prinzen, der historisch durchaus ambitioniert den hochmittelalterlichen Hof von König Artus aufmischt, hat nicht nur in der Frisurenwelt ihre Spuren hinterlassen, sondern prägt mit ihren detailreich gestalteten Bildern die Vorstellungen und die Klischees der „Mittelalter-Fantasy“ bis heute.
. - Der kleine Prinz – Antoine de Saint-Exupéry
1943. Dieses moderne Märchen wird seiner vermeintlichen Einfachheit wegen oft als Jugendbuch verstanden. Doch damit wird man dem leidenschaftlichen Plädoyer gegen den Werteverfall der Gesellschaft und für die Bedeutung von Freundschaft und Menschlichkeit für jeden von uns nicht gerecht. Die Reise des kleinen Prinzen von Stern zu Stern bis zu seiner geliebten Blume ist alters- und in jeder Hinsicht zeitlos.
. - Gormenghast – Mervyn Peake
1946. Das Urgestein der Dark Fantasy ist ähnlich visuell wie Tolkiens Herr der Ringe, doch deutlich exotischer in seinem Zuschnitt. Der Weltenbau ist düsterer Goth, wie man sagen würde, wenn es das in dieser Form damals gegeben hätte. Und das Schloss mit seinen Eigenheiten der Ursprung unserer Vorstellungen von allen Dungeon Abenteuern. Peakes Kindheitstage als Sohn eines Missionars in China erklären die kulturellen Eigenheiten der Groans. Und obwohl Peake heute – anders als Tolkien – nicht mehr viele kennen, ist sein Einfluss auf die dunkle Seite der Fantasy ungebrochen. Dank vieler, vieler Diadochen-Autoren.
. - Die Maismenschen – Miguel Angel Asturias
1949. Der Vater des „magischen Realismus“, einer Art feuilletontauglicher Fantasy, hat mit diesem Buch einen Boom fantastischer Literatur in Lateinamerika ausgelöst und damit eine „literarisch hochwertige“ Fantasy-Variante eingeführt. Asturias vermischt indigene Mythen (hier die der Maya) mit der Geschichte und Gegenwart Lateinamerikas und verbindet so aktuelle Missstände als Folge der Unterdrückung durch die weißen Eroberer und die wiederum als notwendige Entwicklung aufgrund alter Prophezeiungen. Kunstvoller und umfassender kann man sich Verschwörungstheorien nicht ausdenken.
. - Die Chroniken von Narnia – C.S. Lewis
1950-56. Die siebenbändige Buchreihe von Tolkien-Spezi C.S. Lewis beschreibt die Abenteuer in einer fantastischen Welt, die man durch einen Kleiderschrank erreichen kann. Die als Jugendbuch konzipierte Reihe setzt sich dabei mit griechischer, keltischer und christlicher Mythologie auseinander und hatte großen Einfluss auf nachfolgende Fantasy-Autoren.
. - Der Herr der Ringe – J.R.R. Tolkien
1954/55 – Der Inbegriff der High Fantasy bis heute. Tolkiens Entwurf von Mittelerde ist in ihrer Detailbesessenheit unerreicht. Sie liefert den Rahmen für eine der berühmtesten Reisen der Literaturgeschichte: Frodos Reise zum Schicksalsberg, wo er den mit unheilvoller Magie verbundenen Ring ins Feuer werfen will, um die Völker Mittelerdes zu befreien. Natürlich gehört hier auch die Vorgeschichte „Der kleine Hobbit“ dazu.
. - Die kleine Hexe – Ottfried Preussler
1957 – Ottfried Preusslers Geschichte von der kleinen Hexe und ihrem treuen Begleiter Abraxas ist ein zeitloser Klassiker der Kinder- aber auch der Fantasy-Literatur.
. - Elric-Reihe – Michael Moorcock
1961. Der Albinokönig der Dracheninsel ist atypisch für die meisten Heldenepen, eine negative Figur, die außerstande ist, ihre Schwächen zu überwinden und so seinem Umfeld mehr schadet als nutzt. Doch diese Tragik erzählt Moorcock in einer so herrlich ausgearbeiteten Welt, dass man Elric (oder seine Geschichte) trotzdem lieben muss.
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- Erdsee – Ursula Le Guinn
1968, epische Fantasy, die das von Tolkien vorbestimmte mittelalterliche Setting und die Erwartung alter, weiser Männer als Weltenretter aufbricht und einen damals radikalen Gegenentwurf vorstellt. Ursuala K. Le Guin erzählt die dabei Geschichte eines jungen Zauberlehrlings, der das Totenreich bezwingt und dadurch viel größere Gefahren für seine Heimat Erdsee entfesselt.
. - Das letzte Einhorn – Peter S. Beagle
1968. Die Suche des letzten Einhorns nach seinen verschwundenen Artgenossen führt es mit seinen Gefährten zum Schloss dunklen Haggard, dessen roter Stier die Einhörner gefangen hält. Die dunkel-poetische Geschichte ist sehr ungewöhnlich erzählt und ein früher Vorgänger des anhaltenden Einhorn-Hypes.
. - Die Drachenreiter von Pern – Anne McCaffrey
1968. Die weltberühmte Reihe um die Kaste der Drachenreiter, die ihre mittelalterlich geprägte Welt vor den gefährlichen, todbringenden „Fäden“ (einer Art Sporen) schützen will, ist ein berühmter Beweis dafür, warum SF und Fantasy so eng miteinander verwandt sind. Denn Pern ist eigentlich ein fremder Planet, der von der Erde aus besiedelt wurde.
. - Riverworld – Philip José Farmer
1971. Farmers Kurzgeschichtensammlung bietet in einer Rahmenhandlung einen einzigartigen Weltenentwurf. Was die Brüder Löwenherz für Kinder sind, bietet die Flusswelt den Erwachsenen. Entlang eines riesigen künstlichen Flusses finden sich alle Menschen wieder, die je gelebt haben. Wer hier stirbt, geht nicht, sondern wird nur räumlich versetzt. Eine Gruppe Abenteurer um Lord Byron, sucht nach den Erbauern. Und entdecken ein riesiges Experiment, um herausfinden, ob und wie sich die Menschheit überhaupt weiterentwickeln kann.
. - Krabat – Ottfried Preussler
1971. Preussler arbeitete 10 Jahre an seiner Adaption einer alten serbischen Sage von einem Jungen, der sich gegen seinen teuflischen Zaubermeister auflehnt und ihn mit der Kraft der Liebe überwindet. Es ist ein kluges, poetisches, actionreiches und ungemein spannendes Buch, das auf so vielen Ebenen begeistern kann, dass man es einfach gelesen haben muss.
. - Unten am Fluss (Watership Down) – Richard Adams
1972. Ein berühmtes Beispiel sozialkritischer Tierfantasy ist Adams Geschichte von den Kaninchen, die aus ihrer Heimat vertrieben werden und schließlich in den Hügeln bei Watership Down hoffen, eine Heimat gefunden zu haben.
. - Die Brautprinzessin – Wiliam Goldman
1973. Die Verfilmung dieses Buchs ist vor allem wegen ihrer Fechtszenen legendär. Das Buch dazu, in dem Goldman erzählt, wie er ein anderes Buch, das die eigentliche märchenhafte Geschichte von Prinzessin Butterblume und ihrem geliebten Westley erzählt, ist nicht minder lesenswert, zumal es wegen der bissigen Kommentare Goldmans eine höchst vergnügliche Zwischenebene erhält.
. - Die Brüder Löwenherz – Astrid Lindgren
1973. Astrid Lindgren hat sich als einer der ersten Kinderbuchautoren des Themas Tod angenommen. Die Abenteuer der Brüder Löwenherz im jenseitig gelegenen Kirschtal sind damit sicherlich Lindgrens ungewöhnlichstes Buch, aber gerade deshalb gehört es auch als Portal-Fantasy im radikalsten Sinne auf diese Liste.
. - Schwarze Nebel – Michael Crichton
1976. Historische Fantasy auf Weltbestseller-Niveau. Auf der Grundlage eines historischen Berichts eines arabischen Reisenden mit schwedischen Wikingern erzählt Crichton mit reichlich Anleihen aus dem Beowulf-Epos eine fantastische Geschichte (historische Urban Fantasy), die 1999 mit Antonio Banderas (Der 13. Krieger) verfilmt wurde.
. - Interview mit einem Vampir (Vampire-Chronicles) – Anne Rice
1976. Das ursprünglich als Einzelband geplante melancholisch-düstere “Interview mit einem Vampir” schrieb Anne Rice als Reaktion auf den Tod ihrer kleinen Tochter. Damit begründete sie das Bild des modernen Vampirs und emanzipierte sich von Bram Stokers übermächtigen Vorbild.
. - Die Chroniken von Shannara – Terry Brooks
1977. Die ab 1977 veröffentlichte Buchreihe stand anfangs spürbar unter dem Einfluss Tolkiens, was ihrem weltweiten Erfolg aber nicht schadete. Inzwischen hat sich ein komplexer eigenständiger Kosmos einer postapokalyptischen Welt herausgebildet, die in mittelalterliche Verhältnisse zurückfällt und Magie neu entdeckt.
. - Xanth-Reihe – Piers Anthony
ab 1977. Bisher sind 43 Bände dieser Satire-Reihe erschienen, die einem strengen äußeren Aufbau folgen, wobei wechselnde Protagonisten eine Quest bestreiten und ihre Bestimmung (und oft auch die Liebe) finden. Das geschieht in dem magischen Land Xanth, in dem Menschen und Fabelwesen vorurteilsfrei beisammen leben und Magie als selbstverständlich hingenommen wird. Der besondere Reiz dieser Reihe ist die Idee, dass sprichwörtliche Redensarten und Kalauer dort wirklich werden, so z.B. Nachtmahre (Night Mares) tatsächlich nachtschwarze Stuten sind, die auf dem Mond leben, wo man ihre Reviere sieht (Mare), wenn sie nicht gerade im Auftrag des Nachthengstes die Alpträume (Nightmares) bringen. Dass die Bücher auch in der Übersetzung Spaß machen, ist eine Großleistung der Übersetzer.
. - Midkemia-Saga – Raymond Feist
1978. Eine High Fantasy-Reihe, die sich aus einem eigenen Rollenspiel einer Spielergruppe heraus entwickelt hat und mit einer Welt aufwartet, die immer noch begeistert.
. - Dämonenreihe – Robert Asprin
ab 1978. Asprins MYTH-Reihe um den fettnäpfchentreffsicheren Zauberer Skeeve und seinen dämonischen Compagnon Aahz nimmt gängige Heldenepen-Klischees genussvoll und sehr ironisch auseinander. Der Begriff Funny Fantasy wurde eigens für diese Reihe eingeführt und ist hier bis heute wegweisend, auch für spätere Autoren.
. - Die unendliche Geschichte – Michael Ende
1979. Eines der besten Bücher über Bücher und großartige Portal-Fantasy obendrein. Wie sich Bastian aus unserer Welt immer mehr in der unendlichen Geschichte verliert und dort Atréju hilft, seine Welt vor dem Nichts zu retten, hat am Ende irgendwie auch all seine Leser verzaubert.
. - Diebeswelt-Projekt – Robert Asprin
1979-2004. Zusammen mit seiner Frau gab Asprin auch die „Diebeswelt-Anthologien“ heraus. Dabei handelt es sich um eine Shared-World-Reihe, bei der verschiedene Autoren Geschichten in ein und derselben Fantasy-Welt erzählen. Und Asprin hat wirklich alles um sich versammelt, was damals (und heute Rang und Namen in der Fantasy hatte).
. - Die Nebel von Avalon – Marion Zimmer Bradley
1982. Diese Adaption der weltberühmten Artus-Sage schildert die Ereignisse um Excalibur und den heiligen Gral aus Sicht der weiblichen Protagonistinnen. Das führt zu faszinierend neuen Einblicken in den epischen Stoff vom Zusammenstoß der keltischen Welt mit dem „modernen“ Christentum und den persönlichen Dramen der Protagonisten.
. - Märchenmond – Wolfgang und Heike Hohlbein
1982. Die (Helden)Reise des jungen Kim in das Traumland Märchenmond, um seine dort gefangen gehaltene Schwester zu befreien, wird bis heute gerne gelesen und zog mehrere Fortsetzungen nach sich. Das Buch wurde von den Hohlbeins bei einem Schreibwettbewerb eingesandt, gewann den ersten Preis, eine Veröffentlichung, und wurde zum Bestseller.
. - Scheibenweltromane – Terry Pratchett
ab 1982. Rincewind und Granny Weatherwax und Gevatter Tod? Terry Pratchett ist der Großmeister der humoristischen Seite der Fantasy, der er über Persiflage und bloßen Klamauk hinaus eine philosophische Doppelbödigkeit gegeben hat, die einzigartig ist. Vergleiche mit Charles Dickens und Douglas Adams mögen helfen, aber werden ihm nicht gerecht. Die Scheibenwelt ist ein eigenständiger Part der literarischen Popkultur, und ein 41 Romane umfassender Zyklus der sowohl direkt die Leser erreichte als auch das Genre durch seine stilprägende Wirkung auf nachfolgende Autoren in vielerlei Hinsicht beeinflusste.
– - Die Legende – David Gemmell
1984. Die Geschichte, die den Archetypus des Barbarenkriegers neu definierte und Gemmell so in die Topliga der Fantasy-Autoren katapultierte, basiert auf einem deutlich älteren Manuskript, mit dem Gemmell sich literarisch motivierte, den Kampf gegen den Krebs aufzunehmen.
. - Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt – Haruki Murakami
1985. Auch in Asien gibt es Fantasy und sie ist anders, schneller, bizarrer, anderen Einflüssen unterlegen als die „unsere“. Absolut spannend, sich darauf einzulassen. In diesem futuristischen Fantasy-Roman tobt ein Datenkrieg, in den der Protagonist hineingezogen wird. Er wechselt zwischen dem realen, lauten, überbordenden Tokio und einer einfachen, märchenhaften Parallelwelt hin und her. Er erkennt, dass er in nur einer dieser Welten überleben können wird und muss sich entscheiden. Ein Fantasy-Klassiker, gerade weil diese Verbindung vom Feuilleton so gerne übersehen wird.
. - Highland-Saga – Diana Gabaldon
1987. Die Reihe um die britische Krankenschwester Claire, die ins 18. Jahrhundert versetzt wird und zusammen mit ihrer großen Liebe, dem Highlander Jamie zahlreiche historische Ereignisse erlebt, ist wohl eine der erfolgreichsten Zeitreise-Fantasygeschichten überhaupt, die sich auch bei den Romance-Classics findet. Sie begann als Gabaldons Schreibprojekt in einer Online-Autorengruppe.
. - Die Legende der großen Schwerter (Drachenbeinthron/Osten Ard) – Tad Williams
1988. Tad Williams hatte bereits mit Samtpfote und Goldjäger einen beachtlichen Fantasyerfolg. Mit der Legende der großen Schwerter, die auch nach der von ihm ersonnenen Welt Osten Ard oder dem ersten Band Drachenbeinthron benannt wird, hat er sich auch in den Olymp der High Fantasy geschrieben. Nach 30 Jahren Pause setzt er die Reihe übrigens mit Das Herz der verlorenen Dinge fort, die prompt auf der Midlist Fantasy des Skoutz-Awards gelandet ist.
. - Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele – Douglas Adams
1988. Ein schönes Beispiel dafür, dass Fantasy bei einem noch so kreativen Setting trotzdem immer noch ein anderes Genre über die Handlung bedienen muss. Hier hat der Meister des Absurden, Douglas Adams, einen fantastischen Krimi um seine Figur Dirk Gently erschaffen.
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- Felidae – Akif Pirinci
1989. Auch wenn der Autor selbst kontrovers diskutiert wird, sein Buch ist ein moderner Klassiker, der das oft etwas stiefmütterlich behandelte Sub-Genre Tierfantasy auch für Erwachsene erschlossen hat. Francis, der Protagonist in Princis düsterem und teils sehr brutalen Kriminalroman mit deutlichen Horroranleihen ist nämlich ein Kater.
. - Das Rad der Zeit – Robert Jordan
1990. Ein monumentales Epos, auf dessen Ende die Fans über 20 Jahre warten mussten. Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse in einer von Tolkien klar beeinflussten Welt, die aber auch viele Eigenheiten hat, wurde nach dem Tode Jordans von Brandon Sanderson 2012 beendet. Die 15 englischen Bände sind auf 37 deutschsprachige verteilt.
. - Forgotten Realms-Reihe – R. A. Salvatore
1990. Die Bücher von Salvatore spielen in der Welt von Dungeons & Dragons, einem der bekanntesten Pen and Paper Rollenspiele überhaupt. Die Geschichten schaffen es, die komplexe Welt auch ohne Kenntnisse des Spiels erlebbar zu machen und unterhalten mit enorm spannenden Geschichten und reichlich Wortwitz. Gerade über die Buchwelt hinaus ist dieses Werk ein Fantasy-Klassiker.
. - Der Weitseher-Zyklus – Robin Hobb
1995. Die Abenteuer des Assassinen Fitz Chivalric haben mit Witz, Herz und tollen Details viele Fans gefunden und gehören unbedingt auf eine solche Bestenliste.
. - Lied von Eis und Feuer (Game of Thrones) – George R.R. Martin
1996. Diese Reihe setzt nicht nur in der TV-Geschichte Maßstäbe. Die Komplexität der Welt und die logische Brutalität, die sich auch im Verschleiß der (Haupt-)Figuren widerspiegelt, suchte damals ihresgleichen. Ärgerlich ist, dass eine Serie, in der Drachen und Zombies in einer fiktiven Welt eine tragende Rolle spielen, hartnäckig als Mittelalter-Epos beworben wird, sie ist ein Fantasy-Klassiker!
. - Niemalsland – Neil Gaiman
1996, der Urban Fantasy-Roman basiert auf der gleichnamigen BBC-Miniserie und entführt den Leser in die bizarre Welt von Unter-London. Dort haben sich in Katakomben, stillgelegten U-Bahnhöfen und Kanälen fantastische Wesen ihre eigene Parallelwelt errichtet. Der Protagonist Richard, der eher zufällig hierher geraten ist, hat hier einen Mord aufzuklären, um wieder in seiner Welt in Frieden leben zu können.
. - Harry Potter-Reihe – J.K. Rowling
1997. Allen Fantasy-Hassern sei zugerufen, dass die mit weitem Abstand erfolgreichste Film-/Buchreihe aller Zeiten klassische Urban Fantasy ist, der heute eigene Themenparks gewidmet sind. Die 7-bändige Reihe (zuzüglich 3 Ablegern) um den Zauberlehrling Harry Potter, der auserkoren ist, den Erzbösewicht Voldemort zu überwinden, ist neben dem Fantasy-Setting irgendwo zwischen Bildungsroman und Kriminalgeschichte einzuordnen. Neben Herr der Ringe sicherlich das einflussreichste Buch des Genres und ein Top-Kandidat für den Titel Fantasy-Klassiker.
. - Wächter-Trilogie – Sergej Lukjanenko
1998. Die in Russland ungemein erfolgreiche düstere Urban Fantasy-Reihe schildert den ewigen Kampf zwischen Licht und Schatten am Beispiel der sogenannten Wächter – Magier, Gestaltwandler und Vampire – die eigentlich den Frieden zwischen den Parteien wahren sollen. Faszinierend ist auch, wie mit Fortschreiten der Handlung, die moralischen Grenzen verwischen und der Leser selbst gezwungen wird, sich zu positionieren. Ein kluges Buch und sicherlich ein internationaler Fantasy-Klassiker.
. - Zamonien-Zyklus – Walter Moers
1999. Der inzwischen aus 12 Titeln bestehende Zyklus des Autors und Zeichners lebt von ihrer überbordenden, oft skurrilen Fantasie und den wunderbaren Illustrationen. Der durchschlagende Erfolg der Reihe kommt jedoch auch daher, dass einzelne Episoden animiert für das Kinderprogramm im TV verwendet wurden. Zamonien bietet im besten Sinne All Age-Unterhaltung.
. - Das Spiel der Götter – Steven Erikson
1999-2011. High Fantasy-Abenteuer, das in insgesamt 10 Bänden (Originalausgabe), aus der Sicht verschiedener Protagonisten die Entwicklung des Malazanischen Imperiums erzählt und so Einblick in eine von Krieg zerrüttete Welt mit genialen Magiekonzepten und schlüssiger Geschichte gewährt.
. - Thursday Next-Reihe – Jasper Fforde
2001. Urban Fantasy für Bibliophile. In einer Welt, in der Bücher so wichtig sind, dass es eine Spezialeinheit gibt, die sie vor Fälschern schützt, dass es über Interpretationsansätze zu Straßenschlachten kommt, dass Realität und Fiktion verschwimmen und Buchfiguren erscheinen oder Menschen Buchwelten besuchen … In dieser Alternativwelt ermittelt Thursday Next in Verbrechen gegen Bücher. Abgefahren, ironisch, kritisch und voller Buchzitate.
. - Artemis Fowl-Reihe – Eoin Colfer
2001. Ein jugendliches Verbrechergenie entführt eine tollpatschige Elfe, um einen Goldschatz zu erpressen. Dabei hat er nicht mit der erbitterten Gegenwehr der Elfen gerechnet, die nur ein Problem haben: Sie haben Hausverbot. Skurril und abgefahren und obwohl Artemis Fowl Ire ist, very british. Man kann die Reihe lieben oder hassen. Aber Phantasten müssen diesen Fantasy-Klassiker kennen.
. - Warrior Cats – Erin Hunter
ab 2003. Die Geschichten um das kriegerische Katzenvolk sind spannende Tierfantasy, die in einem eigenen Merchandise-Kosmos eingebettet sind. Spannender ist die Entstehungsgeschichte. Es handelt sich um eine Auftragsarbeit von Harper Collins, die eine Autorengruppe von vier, inzwischen sechs Autoren hinter dem Pseudonym Erin Hunter erfüllt.
. - Tintenwelt-Trilogie – Cornelia Funke
2003. Die Geschichte von Meggie und Mo ist wunderschöne Portal-Fantasy, bei der erst Figuren aus Büchern herausgelesen und schließlich Menschen in Buchwelten hineingelangen. Und damit ist Tintenherz (der 1. Band) irgendwie auch ein Buch über Bücher.
. - Die Zwerge – Markus Heitz
2003. Der Durchbruch für den aktuellen Topautor der deutschen Fantasy kam mit einem dunklen, actionreichen High-Fantasy Setting daher und nahm die Leserherzen mit lakonischen Witz und schrulligen Charakteren im Sturm. Zumindest im deutschsprachigen Raum auf alle Fälle ein Fantasy-Klassiker.
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- Drachenzähmen leicht gemacht – Cressida Cowell
2003. Die durch die Animationsfilme bekannt gewordene englische Kinderbuchreihe erzählt in vielen Punkten die Geschichte vom Wikingerjungen Hicks und seinem Drachen auf dem Weg zu wahren Helden durchaus anders als die Filme.
. - Bartimäus-Reihe – Jonathan Stroud
2003. Die vierbändige Reihe um den griesgrämigen Dschinn Bartimäus und den Magierlehrling Jonathan ist eine Kombination aus Funny und Urban Fantasy. Voller Wortwitz und Sarkasmus, mit vielen gesellschaftskritischen Spitzen lohnt auch eine Zweitlektüre, die sich auf die vielen Details neben der Handlung einlassen kann.
. - Eragon – Christopher Paolini
2004. Die Eragon-Trilogie enthält alles, was High Fantasy braucht: Drachen, Elfen, Zwerge und Magie. Dazu ist es ein Buch von Jugendlichen für Jugendliche, denn immerhin war Paolini beim Erscheinen von Band 1 gerade 15 Jahre alt. Ob und wie viel Hilfe er dabei hatte, ist ein Geheimnis.
. - Percy Jackson-Reihe – Rick Riordan
2005. Auf sehr witzige Weise verbindet Riordan in bislang 5 Bänden griechische Mythologie mit den typischen Themen moderner Jugendbücher, wie Freundschaft, Mut und erste Liebe. Die Buchreihe ist deutlich witziger und unterhaltsamer als die Verfilmungen und auch für alle, die schon im Kino waren, lesenswert.
. - Twilight-Saga – Stephanie M. Meyer
2005. Mit der Tetralogie um Bella und ihren Vampir wurde Blutsaugen neu definiert. Aus der Horrorfigur wurde ein Popidol, der nette Vampir von nebenan, der eigentlich nur seine Ruhe und sein Mädel will. Und egal, ob man das jetzt mag oder nicht – der Einfluss der Glamour-Vamps auf folgende Urban Fantasy-Autoren ist unleugbar und gehört daher auf die Liste der Fantasy-Klassiker.
. - Die Feuerreiter seiner Majestät (Temeraire-Zyklus) – Naomi Novik
ab 2006. Was wäre, wenn die Napoleonischen Kriege mit Hilfe einer drachenbasierten Luftwaffe ausgetragen worden wären? Dieser spannenden Frage geht Novik in ihrer für alternative Geschichte und historischer Urban Fantasy wegweisenden Reihe um den eigenwilligen Drachen Temeraire nach. Absolut lesenswert, sind jedenfalls die ersten Bände, die vor neuen Ideen nur so strotzen.
. - Die dunklen Fälle des Harry Dresden – Jim Butcher
ab 2006. Die erfolgreiche Reihe um den Magier-Detektiv in Chicagos Schattenwelt ist so fantasievoll wie schwarzhumorig und bedient und definiert mit seinen Gruselelementen perfekt Dark Urban Fantasy
. - Die Klingen-Reihe – Joe Abercrombie
ab 2007. Mit „The first law“ (Dt. „Kriegsklingen“) belebt Abercrombie mit seinem jungen Fantasy-Klassiker die Dark Fantasy neu. Zwiespältige Charaktere, lakonischer Humor und ein geniales Gefühl für Szenen machen jeden Abercrombie zum Lesevergnügen, auch wenn der Plot selbst so ähnlich schon oft gesehen ist, die Erzählweise ist absolut klassikertauglich.
. - Königsmörder-Chronik – Patrick Rothfuss
ab 2007. Eine ganz große Saga, die völlig zu Recht High Fantasy neu beflügelt hat. Und unabhängig von dem wunderbaren Weltenentwurf und Kvothes spannender Geschichte beginnt Rothfuss seine Erzählung auch mit einem der besten ersten Sätze der Literaturgeschichte. Allein deshalb ein Fantasy-Klassiker!
. - Dämonen-Zyklus – Peter V. Brett
2009. Mit dem 1. Band (Lied der Dunkelheit) legte Brett einen in seiner Aussichtslosigkeit deprimierenden Weltenentwurf vor und bot damit einen erfrischenden Kontrast zum gängigen Weltenbau
. - Die Sturmlicht-Chroniken – Brandon Sanderson
2009. Die auf zehn Bände ausgelegte monumentale Reihe von Brandon Sanderson wird jetzt bereits als Erbe des Herrn der Ringe gefeiert. Ob dieser Anspruch erfüllt werden kann, muss sich freilich erst noch zeigen. Sicher aber ist, dass Sandersons Werk beträchtlichen Einfluss auf zeitgenössische High Fantasy hat und auch die Verlage diese Reihe als Messlatte bei ihrer Manuskript-Auswahl anlegen.
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- Die Flüsse von London – Ben Aaronowitch
2009. Mit seiner Urban Fantasy-Serie um den jungen Polizisten Grant, der von der magischen Gemeinde Londons erfährt und schließlich zum Magier ausgebildet wird, um „spezielle Fälle“ lösen zu können, ist eine international erfolgreiche Kombination aus Satire, Fantasy und Kriminalgeschichte, die deshalb heute schon als Fantasy-Klassiker gehandelt wird.
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Wenn wir was vergessen haben, freuen wir uns über Ergänzungen in den Kommentaren.
18 Comments
Aleshanee
Guten Morgen!
Eine schöne Liste um mal zu vergleichen was man so kennt und um sich neue Lesetipps zu holen!
Ich hab euren Beitrag heute in meiner Stöberrunde verlinkt 🙂
Vielen Dank und liebste Grüße, Aleshanee
Micha
Winderbare Liste! Wenn ihr allerdings Brett und Sanderson anführt, solltet ihr den Listen-Liebhabern Pateick Rothfuss‘ grandiose Königsmörder-Chronik (ab 2007) nicht vorenthalten!
Liebe Grüße
Micha
Kay
Stimmt, die Königsmörder sind uns durchgerutscht! Da bessern wir sofort nach. Vielen Dank!
Ralf Lehmann
Morgen,
ich würde sagen das Kliengenromane von Joe Abercrombie noch in dieser Liste gehört. Die ersten drei Bücher sind eine Geschichte. Die folgenden bänder spielen in der selben Welt aber sin in sich abgeschlossen.
Eine der Besten Serien die ich gelesen habe.
Liebe Grüße Ralf
Kay
Stimmt, die Klingen sind toll. Haben wir übersehen.
Antonia Schüller
Hallo, coole Liste :)… ich persönlich würde noch Fritz Leiber mit den Abenteuern von Fafhrd dem Mausling hinzufügen…
Beste Grüße,
Antonia
Ferlitfal
Hallo, ich finde es fehlt noch Barbara Hambly mit den „Gefährtin des Lichts“-Teilen
Kay
Das ist sicher auch ein guter Titel. Nehmen wir auf! Danke für den Hinweis.
Korbinian Brunner
Servus!
Hammergeile Liste, ich habe mich sehr gefreut, die ganz alte Schule wie „Mittsommernachtstraum“ zu sehen.
Mir würden zwei Werke einfallen :
„American Gods“ von Gaiman, wobei der ja schon vertreten ist und das Buch ist ein etwas erlesener Geschmack.
Aber als wirklich fundamentales Werk fiele mir noch „Gormeghast“ von Mervyn Peake ein. Vorreiter der düsteren Fantasy.
Oh! Und es ist kein Pratchett drauf. Bin persönlich kein Fan. Aber der ist schon auch ein Urgestein.
Aber wirklich höchstes Niveau, chapeau.
Kay
Danke, wir haben uns auch echt Mühe gegeben.
American Gods von Gaiman hatten wir diskutiert, aber dann gesagt, auf einer Fantasyliste sind andere Werke von Gaiman evtl. „klassischer“.
Gormeghast ist uns echt durchgerutscht. Das nehmen wir gerne noch auf. Danke für den Hinweis. 🙂
Und Pratchett – ich mag ihn schon – hatten andere aus der Redaktion eher bei Humor gesehen. Aber es stimmt schon, er hat auch die Fantasy definitiv geprägt. Die Scheibenwelt ist schon in Sachen Weltenbau gelungen.
Kay
Markus
Nachdem hier schon einige genannt wurden fallen mir noch ein paar ein:
Brent Weeks mit seiner „Licht“-Reihe, die ja um Welten besser ist als seine „Schatten“-Reihe und auch mit Weltbau und so wirklich toll ist.
Bernhard Hennen mit seinen Elfen die ja einige Teile haben mit seinen vielen Welten.
Trudi Canavan mit ihrer Gilde der schwarzen Magier
und den Eintrag von Sanderson würde ich auch noch um die Nebelgeborenen erweitern
mfg Markus
Kay
Ich weiß nicht, ob wir Bernhard nicht unrecht tun, wenn wir ihn jetzt schon als Klassiker bezeichnen. Das war auch ein Grund, warum wir George RR Martin nicht nehmen wollten, zumal dessen Reihe auch noch nicht beendet ist. 🙂 Aber wir prüfen das. Trudi Canavan ist eine Lücke, wobei die auch noch gar nicht so alt sind, dass man schon von Klassiker sprechen könnte. Andererseits sehr einflussreich auf die moderne Szene… hmhhm. Stimmt schon. 🙂
Brent Weeks Licht-Reihe ist ein Geheimtipp. Die kenne ich noch gar nicht, schaue ich mir aber gerne an. Danke für den Tipp.
Sandersons Nebelgeborene sind auch ein Pfund, da hast du recht.
Csaba Egresi
Der kultklassiker schlechthin…fafhrd und der graue mausling…aufgrund des schreibstils von Leiber noch vor Conan einzuordnen…jedenfalls das non plus ultra in sachen low fantasy…
reading-raven
Hallo, Ihr habt William Morris vergessen, und Eric Rücker Eddison, T.H. White, George MacDonald, William Beckford, Lord Dunsany, Brian W. Aldiss, Peter S. Beagle, Alan Cole, Lyon Sprague de Camp, Fletcher Pratt, und und und ….. um nur die wichtigsten zu nennen, die in meinem Regal stehen….
Schade ich dachte, ich könnte noch ein paar von den hier genannten Kalibern finden, bin noch auf der Suche….
(wenn jemand noch was einfällt: immer gerne her damit! 😉
liebe Grüsse
Kay
Auch wenn wir die noch nicht auf der Liste hatten, sind die dort versammelten ja auch nicht schlecht und hoffentlich eine Anregung wert. Welche ihrer Werke würdest du denn hier sehen. Wir stellen ja bewusst weniger die Autoren als die Bücher vor.
ruben
Wirklich eine schöne Auflistung. Ob sie nun vollständig ist, ist definitiv eine sehr subjektive Sache. Ich möchte nur um eine kleine Korrektur bitten: Der wundervolle Autor der Wächter-Reihe hat nichts mit dem weißrussischen Machthaber zu tun. 😉
Kay
Oh – da ist uns der Fehlerteufel ausgekommen! Vielen Dank!
Jana Kuche
Hallöchen, eure Liste ist echt toll! Viele der vorgestellten Bücher kenne ich. Tatsächlich suche ich ein Buch, geschrieben zwischen 2002 und 2009, der Titel war sehr lang und fällt mir nicht mehr ein. Es ging um ein geheimnisvolles Buch, Menschen aus Glas, Masken und opulente Bälle. Von dem Buch gab es auch eine Fortsetzung. Habt ihr eine Idee??? Ich würde mich sehr über Hilfe freuen.
Ach und ich würde Haruki Murakami noch hinzufügen, den finde ich persönlich großartig, er sollte nicht vergessen werden, auch wenn es keine Fantasy im klassischen Sinne ist.
Beste Grüße