zu Besuch bei Andreas Winkelmann & Hendrik Winter

Auf meinen heutigen Besuch haben der Skoutz-Kauz und ich uns besonders gefreut, denn als ich sein Buch „Die Antwort auf Vielleicht“ für meine persönliche Midlist in der Kategorie Contemporary zum Skoutz-Award gewählt habe, war mir nicht bewusst, dass ich den Autor Hendrik Winter kenne und schätze. Allerdings als Andreas Winkelmann, einem Autor sehr spannender Thriller. Also aus einer ganz anderen Ecke. Aber das ist ja das Schöne an der Buchwelt. Träumen kann man in alle Richtungen und so bin ich sehr gespannt, was mich in dem einsamen Haus am Waldrand in der Nähe von Bremen erwartet …

 

Zu Besuch bei Hendrik Winter (Andreas Winkelmann), der Trekking liebt und düstere Kühlschränke fürchtet 

Lieber Hendrik (ich nenne dich jetzt mal beim Pseudonym), wie schön, dass wir hier mitten in der Natur zusammenkommen. Das Haus ist natürlich ganz nach dem Geschmack des Skoutz-Kauz.

 


Andreas Winkelmann Hendrik WinterWie würdest du dich in einem Wort beschreiben?

Interessant

Das ist … interessant. 

Jetzt bin jedenfalls gespannt, wie sich das Interview entwickeln wird.  Lass uns zuerst übers Schreiben reden.

 

Beruf oder Berufung – was macht dir an deinem Job als Autor am meisten Spaß?

Angefangen zu schreiben habe ich als Jugendlicher, weil ich einen starken inneren Drang spürte, Geschichten zu erzählen.

Das ist bei vielen Kollegen so. Die Geschichten entstehen und wollen raus. Was macht dir dabei am meisten Spaß? Ist es dieser Drang zu erzählen, oder geht die Leidenschaft tiefer?

Dieser Drang ist weiterhin ungebrochen, und ich gehe ihm nach wie vor noch gern und mit Leidenschaft nach. Es ist also dieses Fabulieren, Fantasieren, dieses tiefe Eintauchen in die Welten, Gedanken und Gefühle meiner Figuren, das mir am allermeisten Spaß macht.

 

Wann hast du dein erstes Buch veröffentlicht?

Mein erstes Buch unter meinem Realnamen Andreas Winkelmann mit dem Titel „Der Gesang des Scherenschleifers“ veröffentlichte ich 2007.

Damit ist das dann auch gleich geklärt. Damit dich deine Fans auch unter deinem Alter Ego finden. 

Ich glaube, ich habe zwei Jahre daran geschrieben.

Das ist eher lang… 

Wahnsinn, wenn ich bedenke, dass ich heute nur noch drei bis vier Monate für eine Rohfassung benötige.

Das ist jetzt eher flott …
und bringt mich gleich zur nächsten Frage.

 

Wie läuft ein typischer Tag als Autor bei dir ab? 

Ich versuche immer wieder, mir eine gewisse Routine zu sichern, doch das klappt oft nicht.

Woran scheitert es? 

Ich stehe früh auf, um sechs, gehe mit den Hunden und versuche, um acht frisch und munter am Schreibtisch zu sitzen. Da ich aber mindestens zwei Bücher pro Jahr veröffentliche und noch an einigen andere Projekte arbeite und außerdem ein Outdoor- Fanatiker bin, der gern wilde Abenteuer erlebt, ist das mit der Routine, wie gesagt, nicht so einfach. Aber ich bin auch gut im Improvisieren.

Bis auf den Umstand, dass ich niemals freiwillig versuchen würde, um acht am Schreibtisch zu sitzen (Eulen sind eben Nachtvögel) kann ich den Rest gut nachvollziehen. Routinierte Improvisation also. Aber wenn wir schon beim improvisieren sind …   

 

Wie sehr beeinflusst Corona deinen Schreiballtag? 

Die Antwort kann ich gleich auf die vorangegangene Frage beziehen.

Sehr schön, wir denken uns ja was bei der Reihenfolge. 🙂 Schieß los!  

Durch Corona habe ich wieder mehr Routine. Aber mag ich das?

Nachdem du sie dir gerade ja gewünscht hast, denke ich mal, das ist ein Vorteil, oder?

Nein, eigentlich nicht, denn diese Routine resultiert aus der Beschneidung meiner Freiheit, und das kann ich natürlich nicht mögen – nur verstehen.

Ein schwieriges, auch ethisches, philosophisches, gesellschaftspolitisch spannendes Thema. Ich fand die Debatten zu Beginn der Corona-Krise, als im Netz gebrüllt wurde „Gesundheit über alles“, angesichts der vielen Menschen, die für ihre Freiheit in den Krieg ziehen, so zynisch wie nun diejenigen, die wegen ihrer als Freiheit deklarierten Bequemlichkeit gegen an sich erträgliche Regelungen meutern. 

 

Kreativ oder Regeltreu? Wie flexibel bist du beim Schreiben?

Kreativ! Immer Kreativ. Ich habe nie einen Schreibkurs besucht, keine Ratgeber gelesen, keine Regeln verinnerlicht. Ich schreibe vollkommen aus mir heraus, ohne mir während des Prozesses des Schreibens Gedanken darüber zu machen.

Das kam prompt! Was dient dir dann als Leitfaden durch deine Geschichte? 

Wichtig ist mir nur, immer nah an meinen Figuren zu sein. Wenn ich spüre, ich verliere den Kontakt, dann mache ich mir Sorgen und Gedanken und versuche, etwas zu ändern.

Da muss ich mir einen deiner Thriller glatt nochmal unter diesem Aspekt ansehen. 🙂  Wenn wir schon beim Lesen sind … 

 

Welches war dein erstes selbstgelesenes Buch? Und hast du es heute noch?

„Die Kinder vom Teufelsmoor“ von Werner Schrader. Das hat meine Deutschlehrerin in der Grundschule vorgelesen und damit bei mir den Grundstein für eine Schriftstellerkarriere gelegt. Ich habe das Buch immer noch.

Ich liebe diese Frage, weil sie mir so viele neue Bücher vorstellt, die ich noch nicht kenne (oder an die ich mich wieder erinnere). Das hier kenne ich noch nicht. Es klingt aber definitiv spannend. Leihst du es mir oder ist das noch erhältlich? 

Die nächste Frage könnte bei deiner Vita sehr spannend werden. *räusper*

 

Stell dir vor, du könntest eine beliebige Figur aus einem Buch zum Essen treffen. Was würde passieren?

Lass und über Essen und Kochen plaudern, würde ich zu Hannibal Lecter sagen.

Da würde ich allerdings lieber vegetarisch bestellen.

Lass uns über die Berge und über Abenteuer reden, würde ich zu Jon Krakauer sagen (ein Autor, keine Figur)

Das ist doch der Autor von Into thin Air?
Ich kannte den eher als Alpinisten, wobei er auch einige sozialkritische Themen in seinen Büchern behandelt (die habe ich aber noch nicht gelesen).
Und sonst noch wen? 

Lass uns über das Schicksal und die Sterne reden, würde ich Hazel Grace Lancaster auffordern …

Du meinst die Prota aus „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“?
Eine sehr interessante Auswahl. Die Frage hat sich definitiv rentiert. 

 

Auf welche Frage hattest du in letzter Zeit keine Antwort und hast du sie finden können?

… auf diese Frage habe ich leider gerade keine Antwort, aber ich suche danach, versprochen!

Womit du sie beantwortet hast. 🙂  Und wir haben einen guten Grund für ein Folgetreffen! 

 

Wie oft schaust du täglich auf dein Handy?

Zu oft, aber ich bin nicht süchtig. Vielleicht zwanzig Mal. Wenn ich auf Reisen unterwegs bin natürlich häufiger, man will ja wissen, was zuhause los ist. Ich bin aber häufig auch an Orten unterwegs, an denen es gar keinen Empfang gibt. Das genieße ich dann auch.

Klingt nach einer ausgewogenen Mischung. 

 

Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?

Das Licht. Dunkle Kühlschränke finde ich unheimlich …

Unheimlich? Das hätte ich jetzt bei einem Outdoor-Abenteurer nicht erwartet. Aber es zeigt mal wieder, dass Kollege Vincent Vossabsolut recht hat, wenn er meint, dass der wahre Horror im Alltag zu finden ist. 

Und mal von der Kühlschrankbeleuchtung abgesehen … 

 

Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?

Meine Gesundheit, meine Fantasie, meinen Humor.

Du hast gezögert … was war dein erster Gedanke?

Ich weiß, ich hätte hier jetzt an erster Stelle die Familie erwähnen sollen, aber wenn ich diese drei Dinge nicht hätte, hätte ich keine Familie, oder aber wir wären alle heillos zerstritten …

Beim nächsten Mal will ich unbedingt wissen, warum Fantasie bei der Familienplanung erforderlich ist … 

 

Bei welchem historischen Ereignis wärst du gern dabei gewesen und warum?

Schon als kleiner Junge wollte ich immer Old Shatterhand sein.

Echt? Das ist ja cool! Das war so einer der ersten Helden meines noch jungen literarischen Lebens. Und wo hättest du dann als Old Shatterhand sein wollen? 

Ich weiß, die Figur ist historisch nicht belegt, entspringt vielleicht nur der Feder eines Autoren, aber als er Blutsbrüderschaft mit Winnetou schloss, da wäre ich gern dabei gewesen. Und Winnetou gab es ja wirklich, oder?

In meinem Herzen auf jeden Fall. Aber ich weiß es nicht sicher. Wikipedia meint nein, aber die wissen auch nicht alles. 

 

Über welches Thema könntest du eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?

Über das Bergsteigen oder das Trekken an den wildesten Orten Europas.

Da würde ich dir gerne zuhören. Ich bin ja eher mit dem Pferd in der Natur unterwegs, da geht es selten hoch hinaus, aber das Thema Trekking interessiert mich sehr. 

 

Was würdest du rückwirkend ändern, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?

Den Tod von Jessie Bischoff in meinem Buch „Die Antwort auf Vielleicht“.

Warum? 

Jessie gab es wirklich, und es war so ungerecht und unnötig, dass sie sterben musste.

Oh, ach so.

Vielleicht kannst du ja ein Remake schreiben? Auch, wenn es dann ein ganz neues Buch wäre?
Terry Pratchett hat das mit den Teppichvölkern (Carpet People) gemacht. Das war ein Frühwerk, das er viel später nochmal neu geschrieben hat.  

Lass uns lieber nach vorne sehen. 

 

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Das weder ich noch irgendjemand anderes die Fehler der Vergangenheit wiederholt.

Das ist ein wunderbarer Schlusswunsch, den ich mit einem Stoßseufzer sofort unterstützen würde, auch wenn ich wenig Hoffnung habe (also in Bezug auf die anderen). 

Liebe Dana, es war uns ein Fest, mich mit dir zu unterhalten. Der Skoutz-Kauz und ich wünschen dir und Otto noch viel Erfolg im weiteren Verlauf des Wettbewerbs und vielleicht führen wir dann ja noch das Siegerinterview für den Humor-Skoutz. Da frage ich dann auch nochmal nach der antwortlosen Frage. 

Dankeschön!

 

Hier könnt ihr Hendrik Winter bzw. Andreas Winkelmann treffen: 

 

 

Skoutz-Lesetipp:

Wir stellen euch ein Buch vor, das so völlig anders als das nominierte ist, und so eindrucksvoll zeigt, wie vielseitig Andreas Winkelmann/Hendrik Winter doch ist. Für uns war es echt superspannend, von einem Autor zwei so unterschiedliche Bücher und Herangehensweisen an das jeweilige Thema zu vergleichen.

 

Das Haus der MädchenDas Haus der Mädchen – actionreicher Thriller mit psychologischem Tiefgang von Andreas Winkelmann

Schweig, um zu leben
Leni kommt nach Hamburg, um dort ein Praktikum zu machen. Über eine Zimmervermittlung mietet sie sich in einer Villa am Kanal ein. Schnell freundet sie sich mit ihrer Zimmernachbarin an – aber die ist am nächsten Morgen spurlos verschwunden. Weil ihr das merkwürdig vorkommt, sucht sie nach ihr.

Freddy Förster, früher erfolgreicher Geschäftsmann, ist inzwischen auf der Straße gelandet. Zufällig beobachtet er, wie jemand einen Mann am Steuer seines Autos erschießt. Um nicht zum nächsten Opfer zu werden, sucht er den Mörder.  Bis er auf Leni trifft, die das Verschwinden ihrer neuen Freundin nicht hinnehmen will. Bald begreifen die beiden, dass ihre beiden Fälle mehr miteinander zu tun haben, als ihnen lieb ist – und dass sie in großer Gefahr schweben…

Skoutz meint: Andreas Winkelmann schreibt betont rasant und aus verschiedenen Perspektiven. Die dabei an moderne Drehbücher erinnernden Cliffhanger-Schnitte, zwingen den neugierigen Leser förmlich dazu, das Buch unter Vernachlässigung verärgerter Haustiere und sich stapelnder Bügelwäsche jetzt fertig zu lesen. Eine Entscheidung, die mit einem logischen aber wirklich überraschenden Ende belohnt wird. Während die beiden Ermittler noch Entwicklungspotential bieten, hat mir vor allem die Entwicklung von Leni gut gefallen, die stellvertretend für den Leser mit viel Herz und Entschlossenheit den Fall lösen will.  Klare Leseempfehlung für alle, die gern wendungs- und actionreiche Crime-Romane lesen.

 

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Hinweis:
In “Die Antwort auf vielleicht“, das im Januar 2019 bei Bastei Lübbe erschienen ist, erzählt uns Hendrik Winter eine berührende Geschichte, die uns daran erinnern soll, wie vergänglich Zeit ist. Auf 401 Seiten erleben wir eine gefühlvolle Geschichte die uns vor Augen führt, dass man seine Träume leben sollte, weil es sonst vielleicht zu spät sein könnte.

Der  emotionsgeladene Roman hat unserer Contemporary-Expertin Kay Noa so gut gefallen, dass sie “Die Antwort auf vielleicht” aus über 200 Titeln der Contemporary-Longlist  direkt auf die Midlist gewählt hat. Damit ist Hendrik Wintern einer der Anwärter auf den Skoutz-Award 2020 in der Kategorie Contemporary.

Wir haben das Buch gelesen und euch hier  ausführlich vorgestellt.

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