zu Besuch bei Dana von Suffrin

Heute habe ich es mit dem Skoutz-Kauz gar nicht weit, denn meine heutige Autorin, Dana von Suffrin, arbeitet quasi nebenan an der ehrwürdigen LMU in München. Der Grund unseres Besuchs ist die Nominierung für den Humor-Skoutz 2020, was ich bei einem Debüt sehr beachtlich finde.

Entsprechend neugierig (und ein bisschen nostalgisch) bin ich, als wir mal wieder in meiner alten Uni ankommen, wo wir – selbstverständlich unter Einhaltung aller Abstandsregeln, Dana in einem der wunderschönen Innenhöfe treffen.

Zu Besuch bei Dana von Suffrin, die für strukturierte Anarchie steht

LAutorenbild Dana von Suffriniebe Dana, danke, dass du dir für uns Zeit nimmst, ich bin schon sehr gespannt. Also lass uns gleich beginnen … 

Wie würdest du dich in einem Wort beschreiben?

Wechselhaft.

Oh, das klingt ja für unser Interview sehr viel versprechend. 

 

Beruf oder Berufung – was macht dir an deinem Job als Autor am meisten Spaß?

Ich formuliere wirklich sehr gerne!

Das merkt man beim Lesen deiner Bücher. Da sind so treffende, schöne Formulierungen dabei, die mich bewundernd innehalten ließen. Und jenseits dieses Vokabel-Perlen-Tauchens?

Abgesehen davon: Das Gefühl, ein paar Seiten geschrieben zu haben.

Das klingt, als würdest du dich in vielen kleinen Schritten zum magischen Wort „Ende“ vorarbeiten. Bringt mich gleich zur nächsten Frage …

 

Wann hast du dein erstes Buch veröffentlicht und wie lange hast du daran geschrieben?

Das war 2019, inklusive Lektorat waren das so anderthalb Jahre.

Das klingt jetzt gar nicht so lange. 

Aber die Geschichte hatte ich wirklich schon lange im Kopf.

Okay. Das klingt nach einer Geschichte zur Geschichte.

 

Wie läuft denn ein typischer Autoren-Tag bei dir ab? 

Ich schreibe immer abends ab 22 Uhr mindestens eine Seite – anders kriege ich’s nicht hin.

Das klingt nach einem guten Plan. Sollte ich vielleicht auch mal versuchen. So ein Mindestziel.  

 

Das Jahr 2020 stellt uns alle vor neue Herausforderungen. Wie sehr beeinflusst Corona deinen Schreiballtag? 

Manchmal habe ich früher im Café geschrieben, das geht derzeit nicht – aber das ist wirklich eine sehr kleine Einschränkung. Sonst beeinflusst die Krise mein Schreiben kaum, das war schon immer sehr einsam und zurückgezogen.

Einsam im Café schreiben? Nach 22 Uhr wird es ja ruhiger. Ich dachte immer, die Kaffeehaus-Autoren, wie sie eine österreichische Kollegin mal genannt hat, seien eher Forscher, die in diesem Habitat Feldstudien für ihre Figuren betreiben. Ich würde auch neugierig die ganze Zeit nur herumschauen und käme nicht zum Arbeiten. 

 

Kreativ oder doch eher regeltreu? 

Das ist eine gute Frage!

Danke, wir bemühen uns. 🙂 Wie verhält es sich nun bei Dana von Suffrin?

Manche sagen, ich schreibe ein bisschen anarchistisch, dabei versuche ich schon, mich an Konventionen zu halten.

Das klingt spannend. Wie schreibt man anarchistisch? Unter Beachtung von Konventionen? Ich sehe schon, wir müssen das Interview gelegentlich fortsetzen. Im Award eilt es ja immer.

 

Welches war dein erstes selbstgelesenes Buch? 

Ehrlich gesagt: Ich habe als Kind Comics gelesen und lieber ferngesehen. Am liebsten Talkshows!

Das ist jetzt für Kinder eher ungewöhnlich. Aber warum nicht.

Ich glaube übrigens, dass das gar keine schlechte Schule war.

Offensichtlich. Der Erfolg gibt dir jedenfalls recht.

 

Stell dir vor, du könntest eine beliebige Figur aus einem Buch zum Essen treffen. Was würde passieren?

Die Frage gefällt mir. Ich nehme Stepan Trofimowitsch, den melancholischen Schöngeist aus Dostojewksis „Dämonen“.

Das ist eine eher ungewöhnliche Wahl, bei Dostojewski hätte ich spontan andere Figuren erwartet. Warum ausgerechnet diese? 

Solche lebensunfähigen, absolut unpragmatischen Typen gibt es, glaube ich, nicht mehr. Wir würden also über Handys, Klamotten und die Kunst reden.

Hahaha. Das wäre bestimmt lustig. Aber, wenn ich mich in der Fußgängerzone so umsehe, glaube ich, dass es lebensunfähig und unpragmatisch heute schon auch noch gibt. Nur eben anders. Hardcore-Nerds zum Beispiel. Meinst du nicht? 

 

Auf welche Frage hattest du in letzter Zeit keine Antwort und hast du sie finden können?

Wieso bin ich nur so hungrig?

Oh, das tut mir leid. Wenn ich das gewusst hätte, hätten wir uns in einem Café verabredet. Das geht ja jetzt wieder. Da hätte dir unser Skoutz-Kauz dann auch gleich beim Schreiben zuschauen können. Er ist immer so furchtbar neugierig.

Ach, Neugier! Gutes Thema … 

 

Wie oft schaust du täglich auf dein Handy?

Leider wirklich viel zu häufig.

Wie kommt es?

Es ist immer stummgeschaltet – einerseits will ich kein nerviges Piepsen, andererseits habe ich immer Angst, eine sehr wichtige Nachricht zu verpassen (die natürlich nie kommt).

Aber wenn sie kommt … dann verpasst du sie garantiert nicht. 

Nochmal zurück zum Hunger …

Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?

Eine angebrochene Packung Kaffee.

Ich bin verwirrt! Warum betonst du so, dass die Packung angebrochen ist?  Wir brauchen eindeutig einen weiteren Termin!

 

Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?

Gerade für eine Stelle im Öffentlichen Dienst, den Blick in den Garten, die Katze auf dem Schoß.

Bei zwei von drei stimme ich dir spontan zu! Hast du selbst Katzen? 

Ja.

 

Zeitreisen – ein spannendes Mysterium. Bei welchem historischen Ereignis wärst du gern dabei gewesen und warum?

Wirklich bei fast allen!

Das verstehe ich gut. 🙂 Auch das „fast“. Aber gibt es spontan eine, bei der wir anfangen sollten? 

Meine Doktorarbeit habe ich über Siedler in Palästina zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschrieben – das würde mich wirklich mal interessieren! Darf ich Autan mitnehmen?

Na klar! Wenn wir schon bei Fachwissen sind … 

 

Über welches Thema könntest du eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?

Über die Gewohnheiten, Vorlieben und Ärgernisse im Leben meiner Katze. Damit würde ich alle faszinieren!

Das glaube ich sofort. Ich poste regelmäßig Neuigkeiten aus meinem Tierpark, da haben die verwöhnten Viecherl inzwischen auch alle eine richtige Fanbase aufgebaut, von der ich mir getrost eine Scheibe abschneiden könnte.  

 

Was würdest du rückwirkend ändern, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?

An Dana (14): Du bist nicht bei den Spice Girls!

Pruuust! Ich ahne, was du meinst. 

 

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Einen bequemen Alterswohnsitz…

Na, da ist noch ein bisschen hin, aber ich gönne ihn dir, deinen Geschichten und deiner Katze von Herzen. Liebe Dana, es war wundervoll, mit dir zu plaudern. Ich hoffe, dass es wir das bald mal wiederholen können, vielleicht anlässlich der Übergabe des Humor-Skoutz für Otto. Der Skoutz-Kauz und ich wünschen dir jedenfalls weiterhin viel Erfolg im Wettbewerb. 

Dankeschön!

 

Am besten könnt Ihr Dana von Suffrin über den Verlag über diesen Link* erreichen.

 

Skoutz-Lesetipp: 

Otto – das tragikomische Debüt von Dana von Suffrin

Ein pensionierter jüdischer Ingenieur wird plötzlich zum Pflegefall und seine beiden erwachsenen Töchter müssen sich von nun an um seine Pflege kümmern. Welchen Kraftakt das bedeutet und vor welche Probleme sie dadurch gestellt werden, berichtet die älteste Tochter des Mannes auf zwei Zeitebenen.

Auf diese Weise ermöglicht uns Dana von Suffrin in ihrem Debütroman “Otto”, der im August 2019 bei Kiepenheuer & Witsch veröffentlicht wurde, einen ganz besonderen Einblick in Ottos Schicksal und seine Vergangenheit.

Mit ihrem Roman lässt Dana von Suffrin auf subtile Weise den Jüdischen Humor und die jiddische Erzähltradition des 19. Jahrhunderts aufleben, was unsere Jurorin Halo Summer absolut begeistert hat. Aus diesem Grund hat sie “Otto” aus knapp 250 Titeln der Humor-Longlist  direkt auf die Midlist gewählt hat. Damit ist die Autorin eine der Anwärterinnen auf den Skoutz-Award 2020 in der Kategorie Humor.

Wenn ihr neugierig geworden seid, findet ihr weitere Informationen zu diesem Buch in unserer Buchvorstellung.

 

 

 

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert