Zu Besuch bei Ursula Kollasch
Ich bewundere ja, wie Fantasy-Jurorin und Vorjahres-Siegerin J.K. Bloom es geschafft hat, unter all den Titeln der Longlist Fantasy 2021 für die Midlist Fantasy dieses Buch einer Debütantin herauszufischen … so eine richtig schöne kleine Buchperle, die den Leser auf eine Reise durch die Zeit entführt.
Heute darf ich also mit dem Skoutz-Kauz in den hohen Norden reisen und die Autorin hinter „A bitter touch of yesterday“ besuchen und bin schon sehr gespannt, was mir Ursula Kollasch so zu erzählen hat.
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Kay zu Besuch bei Ursula Kollasch, die sehr streng zu Klischees ist
Liebe Ursula, vielen Dank, dass der Skoutz-Kauz und ich dich hier besuchen dürfen. Als Lehrerin und passionierte Theaterfrau hast du gewiss auch in diesen Corona-Zeiten viel zu tun. Gerade, weil du ja nebenbei auch noch so wundervolle Bücher schreibst. Ich schlage daher vor, fangen wir einfach direkt an …
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Welches ist die größte Herausforderung, der man sich als Autor stellen muss?
Trotz Stress und anderer Verpflichtungen, die Zeit kosten und die Kreativität einschränken, mit dem Schreiben am Ball zu bleiben und eine Geschichte bzw. ein Buch zu beenden. Schreibblockaden zu überwinden.
Mit anderen Worten: Durchhalten! Das sehen viele Kollegen so, Lisa Skydla zum Beispiel. Aber hey, dafür haben wir ja die Leidenschaft, die uns vorantreibt. 🙂
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Hast du Lieblingsworte in deinen Skripten, die vom Lektorat regelmäßig angestrichen werden?
Das Wort „sah“ kam letztes Mal sehr häufig vor, da hat mir der Lektor die „Augen geöffnet.“ : )
Es sind erstaunlich oft, diese unscheinbaren Worte wie „sagte“, „dachte“ und „fragte“ oder eben „sah“. Ich selbst bin ja eher so die Füllwortqueen, die statt beim Überlegen mit dem Tippen aufzuhören, dann halt eben ein paar „ja“ und „eher so“, „dann“, „halt“ und so einbaut. Und meine arme Lektorin muss die dann alle wieder rausstreichen.
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Was ist deine präferierte Erzählform?
Das kommt auf die Geschichte an.
Inwiefern? Also, woran machst du das fest?
In „A bitter touch of yesterday“ ist Abby eine Ich-Erzählerin, was passt, da sie eine Art Tagebuch niederschreibt. Im zweiten Band, „A sweet taste of today“, erlebt man die Geschichte aus mehreren Perspektiven.
Das ist sicher auch für die Leser spannend, wenn sich die Perspektive dann ändert und man Figuren, die man kennt, tatsächlich unter einem ganz neuen Blickwinkel kennenlernt.
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Bist du im Team Adjektiv oder bevorzugst du eher einen „schnörkellosen“ Stil?
Ich schreibe bildhaft und sinnlich, ich möchte, dass die Leserinnen und Leser von mir Geschriebenes wie einen Film im Kopf sehen, mit allen Sinnen wahrnehmen können.
Dem entnehme ich jetzt, dass du eher im Team Adjektiv bist. Wobei Andreas Gruber auch durchaus bildhaft arbeitet, aber möglichst ohne Adjektive. Er setzt auf Vergleiche. Der Gruber’sche Komparativ quasi.
Bleiben wir mal noch beim Schreiben …
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Hast du einen speziellen Trick, um aus deinen Figuren echte Persönlichkeiten zu machen?
Sie sollen bestenfalls keine oder wenig Klischees und Stereotype bedienen, teils „Macken“ haben, und die Hauptfigur macht eine Entwicklung durch, reift mit ihren Erlebnissen.
Das ist wohl wahr, wenn man beim Lesen die Figuren bei ihrer Entwicklung begleiten darf, entwickelt man automatisch ein Gespür für sie und findet sich „echt“.
Aber ich möchte doch Klischees in Schutz nehmen. Die haben ja hart dafür gearbeitet, um zu einem zu werden. Letztlich sind sie Erfahrungssätze, ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten. Daher finde ich gerade beim Schreiben durchaus praktisch, sich auch mal Klischees zu bedienen. Das hatte ich kürzlich erst mit David Reimer diskutiert. Da könnten wir mal eine Podiumsdiskussion machen, das wäre sicher spannend.
Aber erst mal die nächste Frage …
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Welchen Fehler darf man beim Schreiben keinesfalls machen?
Stereotype bedienen.
Ja?
Stories erzählen, die es schon hundertfach gibt.
Puh, da könnten wir jetzt in die Plottheorien einsteigen. Wenn man tief genug gräbt, erzählen auch Pocahontas und Harry Potter dieselbe Geschichte. Aber ich weiß schon was du meinst, das passt dann auch zu den Klischees. Es darf halt nicht langweilen oder ein Abklatsch von etwas anderem sein.
Was noch?
Sich in öden Einzelheiten verlieren. Schlecht recherchieren und Schrott oder Fehlerhaftes schreiben.
Oh ja! Da habe ich mich erst mit Leah Hasjak über die Recherche-Tiefe unterhalten. Man muss sicher kein Fachbuch schreiben, aber es muss halt ungefähr wenigsten stimmen und stimmig sein.
Genau! Das ärgert mich beim Lesen von Romanen, wenn etwas unlogisch oder einfach falsch ist.
Das ist bei mir der „Fupp-Moment“, wenn ich mit Schwung ein Buch zuklappe und abbreche. Ah, Lesen! Ein gutes Stichwort!
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Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?
Der Klassiker „Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee.
Ha! Über das Buch habe ich eine Semesterarbeit geschrieben. Das war eine der wenigen Pflichtlektüren meiner Schul- und Studienzeit, die ich wirklich genossen habe. Noch mehr? Die meisten Kollegen horten ihren SuB anscheinend auf dem Nachttisch.
Ja. „Last Mile“ von David Baldacci.
Um was geht es da?
Spannender Thriller, mit Wendungen, Protagonist Amos Decker ist ein Charakterkopf, ein Ermittler mit Ecken und Kanten, ganz nach meinem Geschmack.
Dazu hab ich gleich noch mal eine Frage, aber erst mal diese hier …
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Welche 3 Dinge sind dir aktuell am wichtigsten im Leben?
Meine Familie, unsere ganzen Tiere, den 3. Band meiner Sensation-of-time Trilogie beenden, der im Jahr 2050 spielt.
2050? Also so nähere Zukunft? Das finde ich sehr anspruchsvoll zu schreiben. Wenn man 300 Jahre oder mehr nach vorn geht, ist es ja schon fast wieder Fantasy, da redet einem niemand rein, aber 30 Jahre … Puh!
Ja, das ist eine knifflige Aufgabe. *Seufz* Wie bin ich da überhaupt drauf gekommen, die Handlung so weit in die Zukunft zu legen, frage ich mich manchmal …
Anderseits bin ich jetzt gespannt. Und gewiss werden sich mehr fragen, wie die Kollasch sich die Zukunft vorstellt. Wahrscheinlich lohnt die Mühe also …
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Wenn du wählen könntest, wärst du lieber extrem intelligent oder gut im Umgang mit Menschen?
Wenn ich meine jetzige bescheidene, aber ausreichende Intelligenz behalten dürfte, würde ich gerne noch besser im Umgang mit Menschen sein. : )
Wir sind da tatsächlich großzügig und verstehen unsere Frage als Bonus.
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Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?
Das tue ich bereits öfter, für ein leckeres Käsesandwich …
Ha! Die meisten – vor allem Kolleginnen nennen da eher Süßkram! Da bist du erfrischend pikant. Und sonst nicht?
Doch. Ich würde auch aufstehen, wenn ein Familienmitglied, ein Freund oder eine Freundin, meine Hilfe brauchen.
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Was ist deine größte Stärke?
Meine Hilfsbereitschaft und meine Kreativität.
Genau! Wie wir gerade an den letzten beiden Fragen schon gesehen haben.
Dann bin ich gespannt, wie du auf die nächste Frage reagierst:
Wenn dein fünf-jähriges Selbst plötzlich deinen jetzigen Körper bewohnen würde, was wäre das Erste, das dein fünf-jähriges Selbst tun würde?
Mit fünf Jahren habe ich meine beste Freundin kennengelernt, die heute, nach über 40 Jahren, immer noch meine engste Vertraute ist. Genau sie würde ich wieder treffen und kennenlernen wollen.
Oh, wow! Das ist die allerschönste Antwort, die ich bisher auf diese Frage bekommen habe! Solche Freundschaften sind so unendlich wertvoll. Ich gratuliere euch ganz herzlich dazu!
So, jetzt nochmal zu Figuren, die wir lieben … Buchfreunden sozusagen.
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Welcher fiktionale Charakter ist in Buch/Serie/Film unglaublich, wäre aber in banalen alltäglichen Situationen unerträglich?
Frodo Beutlin in ‚Der Herr der Ringe‘.
Ha! Den finde ich schon im Buch unerträglich! Diese Heulboje! Wegen seines Dauerjammerns hab ich drei Anläufe gebraucht, um das Buch zu lesen.
Genau! Außer, dass er den wichtigen Ring in der Tasche aufbewahrt, trägt er nicht wirklich viel zum Erfolg der Mission bei. Stattdessen macht er es seinen Gefährten, allen voran dem unermüdlichem Sam, auf dem Weg nach Mordor nur noch schwerer.
Das finde ich auch, dass Sam der eigentliche Held der Queste ist. Der alles zusammenhält und einfach macht, wo Frodo zaudert. Team Sam!!
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Stell dir vor, du würdest einen Geheimbund gründen, wie würdest du ihn benennen und was wäre eure Mission?
„Die unsichtbaren Helfer“, wie die Pfadfinder jeden Tag anderen etwas Gutes tun, aber ohne es an die große Glocke zu hängen, ohne Vereinszwang. Können auch Kleinigkeiten wie ein Lächeln, ein ehrliches Kompliment oder eine aufgehaltene Tür sein, die die Welt ein Stück besser machen.
Da trete ich gerne bei, denn tatsächlich bemühe ich mich seit vielen Jahren schon, jeden Tag wenigstens einen Menschen zum Lächeln zu bringen. Es kostet nichts, nett zu sein. Und ich meine „Nett“ im bayrischen Sinne und gar nicht wie diese „kleine Schwester von Scheiße“, wie ich manchmal höre.
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Gibt es etwas, das du kannst, die meisten anderen Menschen aber nicht?
Bis vor einiger Zeit dachte ich noch, dass das wie folgt Beschriebene nichts Besonderes ist, sondern die meisten betrifft: Wenn mir ein Mensch von Schmerzen, erlittenen Verletzungen oder Unfällen erzählt, spüre ich es (leicht) körperlich, Unwohlsein und Kribbeln in den Beinen und im Nacken.
Sensitive Empathie nennt man das, soweit ich weiß. Ich finde das ungemein beeindruckend.
Jetzt sind wir tatsächlich schon am Ende dieses sehr inspirierenden Interviews, liebe Ursula, was soll das Schlusswort sein, oder mit anderen Worten …
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Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!
„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ (Ghandi)
Genau! Dann schaffen wir das auch mit dieser Welt
Dankeschön!
Liebe Ursula, wie erwartet war das ein wunderbares Interview, das mir viel Freude gemacht hat. Überleg es dir, wir hätten dich wirklich gern mal bei einer Skoutz-Diskussion zu Zukunftsvisionen, Klischees oder sauberer Recherche dabei. Aber auch sonst freue ich mich über weitere Gespräche, idealerweise anlässlich deines neugewonnenen Skoutz-Awards, meine Daumen sind gedrückt. Und liebe Grüße an deine Freundin, unbekannterweise.
Hier könnt ihr Ursula Kollasch erreichen:
Skoutz-Lesetipp:
A Sweet taste of Today – Teil 2 der magischen Zeitreise von Ursula Kollasch
Wie vollendet muss deine Gegenwart sein, bis du aufhörst, sie zu manipulieren?
Als temperamentvolle Einzelgängerin hat es Elly nicht leicht. Von den Oberzicken der Highschool wird sie gemobbt, das Verhalten einiger Lehrer ist bestenfalls fragwürdig, und Matt, mit dem sie seit frühester Kindheit aneinandergerät, löst plötzlich ziemlich verwirrende Gefühle in ihr aus.
Dabei ist für Elly nichts wichtiger, als Ruhe zu bewahren, damit niemand hinter ihr Geheimnis kommt: Sie kann nicht nur Erinnerungen und Geheimnisse wahrnehmen, wenn sie Dinge oder Menschen berührt, sondern auch Energie nach außen entladen, wenn starke Emotionen in ihr aufwallen.
Als sich die Situation zuspitzt, sieht sie keinen anderen Ausweg, als sich ebenso mächtige Verbündete zu suchen. Gemeinsam beschließen sie, von ihren Gaben Gebrauch zu machen, um die Ungerechtigkeiten zu korrigieren und sich zur Wehr zu setzen.
Doch Macht bedeutet auch Verantwortung, und letztendlich muss sich Elly die Frage stellen: Rechtfertigt das Ziel wirklich die Mittel?
Skoutz meint: Der Klappentext versprach, dass die intelligent aufgezogene Geschichte aus Band 1 sich genauso weiterentwickelt und ja – wir wurden nicht enttäuscht. Auch wenn ich persönlich nicht immer mit Ellys Entscheidungen einverstanden war, konnte ich gut nachvollziehen, warum es die aus ihrer Sicht richtigen waren. Dass ich mir darüber solche Gedanken gemacht habe, zeigt, wie gut und mitreißend die Geschichte geschrieben ist. Eine Story, die man miterlebt und nicht nur verfolgt. Und die einen beim Lesen mit Fragen konfrontiert, auf die man auch selbst nicht sofort eine Antwort weiß. Jetzt bin ich gespannt auf Band 3. (kn)
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Mehr Info
Ursula Kollasch ist mit dem ersten Teil ihrer Zeitreise-Saga gelungen, auf der Midlist Fantasy des Skoutz-Awards 2021 zu landen und hat nun gute Chancen auf den Fantasy-Skoutz.
Wir drücken ihr für ihre dramatische, mitreißende, spannende und zutiefst berührende Geschichte die Daumen.
Auch, weil wir uns das Buch von Ursula Kollasch anlässlich seiner Nominierung natürlich sofort angesehen und euch auch ausführlich vorgestellt haben (weiterlesen).
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Mit der Skoutz-Buchfieberkurve bewertet ihr mit fünf einfachen Klicks ein Buch anhand von fünf Kriterien statt fünf Sternen. So seht ihr auf einen Blick, wie das Buch wirklich ist. So schön kann Bücher suchen sein.
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