zu Besuch bei Stefan Krell

 

Heute bin ich zu Besuch bei Stefan Krell, dem vielseitig interessierten Horror-Autor, der bis vor kurzem in einer JVA gearbeitet hat und es jetzt als Vollzeit-Autor probiert. Auch wenn seine Freundin meint, er solle sich das aus dem Kopf schlagen, hält er an seinem Traum fest und schreibt Geschichte um Geschichte.

Natürlich habe ich wieder meinen großen Bestechungskörbchen dabei, ich hab mal sicherheitshalber eine große Salami dabei *lach* (nein, nur ein Scherz). Allerdings bin ich wirklich schon gespannt, was mich erwartet und welche Geheimnisse ich ihm entlocken kann.

 

zu Besuch bei Stefan Krell, der als Jugendlicher bereits eine Kurzgeschichte in einem John-Sinclair-Heft untergebracht hat…

 

Beschreibe dich in einem Wort!

Stinkstiefel

Du machst mir ja Hoffnung *lach* Zum Glück bin ich bewaffnet 😉

 

Strukturierter Planschreiber, Bandenmitglied oder kreativer Chaot – was ist dein Schreib-Erfolgs-Konzept?

Es ist toll, sich beim Schreiben treiben zu lassen. Das führt manchmal zu verblüffenden Resultaten.

Also Kreativität pur … oder hast du zumindest einen groben Aufbau im Kopf?

Ein grober Plot sollte allerdings schon vorhanden sein, sonst kommt man in Teufels Küche.

Bei einem Horrorbuch manchmal vielleicht sogar gewünscht *lach* Bist du eher WG-Schreiber oder Einzelkämpfer?

Ich schreibe allein, spreche allerdings öfter mal mit Freunden über Ideen, um herauszufinden, ob ich auf dem Holzweg bin oder ob ich etwas übersehen habe.

 

Welche Taste ist die am meisten abgenutzte auf deinem PC?

Pfeil unten.

*grübel* Welche Funktion hat die denn?

Diese Taste benutze ich bei Computerspielen zum Schießen 😉

 

Wenn eine Fee dir einen perfekten Autorentag anböte, wie sähe der aus?

Ich weiß nicht. Ich bin etwas scheu… Ist die Fee hübsch?

Wenn das einen Unterschied bei deinem Wunsch ausmacht, ja! 😉

 

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

Das ist von Buch zu Buch unterschiedlich.

Jetzt bin ich aber gespannt 🙂

Der Protagonist vom ersten „Urlaub in der Apokalypse“ hat schon sehr starke Ähnlichkeit mit mir. Und auch seine Erinnerungen sind zum Teil autobiographisch. Auch ich habe zum Beispiel im Sportunterricht wie ein nasser Sack an der Kletterstange gehangen, während ein Mädchen, in das ich heimlich verliebt war, das Drama beobachtet hat. Diese Szene hat es ins Buch geschafft, genau wie das geklaute Auto.

Das war bestimmt der Horror für dich damals. Man könnte sagen, dass das Schreiben in dem Fall auch therapeutischen Charakter hat 🙂 

Andere Figuren – z.B. Karl aus „Urlaub in der Apokalypse 2 & 3“ oder Frank aus „Du stirbst im Regen“ – sind eher fiktiv.

 

Was ist dein Geheimrezept, um die Muse anzulocken und Schreibblockaden (große und kleine) zu überwinden?

Echte Schreibblockaden hatte ich bisher noch nicht. Ich hoffe mal, das bleibt so.

Du Glücklicher, das wünsche ich dir auch …

Ich setze mich hin und lege los. Es macht mir ja Spaß.

Davon gehe ich aus *lach*, sonst würdest du es wohl nicht tun …

Und wenn ein Buch Erfolg hat und gute Rezensionen bekommt, motiviert das ungemein.

Was sind deine Ziele? Langfristig oder kurzfristig?

Ich habe kürzlich meinen Wecker rituell entsorgt und hoffe jetzt natürlich, mir nicht allzu schnell einen neuen kaufen zu müssen und mich voll und ganz meinen Büchern widmen zu können. Auch diese Vorstellung treibt mich an. Zumal die Chance real ist, das auch wirklich zu schaffen. Man muss nur dranbleiben.

Tschakka 🙂 Den Willen hast du, das Talent auch, also los … Aber bevor ich jetzt hier noch die Pompons heraushole und dich weiter anfeuere, zurück zum Thema. Wie schreibst du? Welche Abläufe hast du?

Beim Schreiben selbst habe ich meist Szenen plastisch vor Augen. Der Text entsteht dann wie von Geisterhand. Ich bin wie weggebeamt. Wie ferngesteuert. Ein toller Zustand. Und wenn es wirklich mal nicht vorwärtsgeht, mache ich eine Pause. Das wirkt Wunder.

Gedanken ordnen, neue Kraft tanken …

Genau! Sich unter Druck zu setzen, bringt jedenfalls gar nichts. Der Leser merkt es, wenn Texte lustlos hingerotzt wurden, nur um irgendein selbstauferlegtes Pensum zu schaffen.

 

Welchen Anteil hat das reine Schreiben im Autorenjob und was gehört noch dazu?

Ich weiß, ich bräuchte eine Facebook-Seite, einen Blog, eine Homepage und solche Dinge.

Ähhhh … ob das jetzt ein Muss ist, weiß ich nicht. In der heutigen Zeit erwarten das wohl viele …

Aber das sind alles Zeitkiller.

So true …

Ich will schreiben und vernachlässige zum Beispiel Marketing völlig. Vielleicht ist das ein Fehler, aber der Tag hat nun mal nur 24 Stunden.

Und die wollen gut aufgeteilt sein. Aber das Schreiben, Überarbeiten und all die anderen Einzelschritte im Buch-Entstehungsprozess … wie wichtig sind dir die? Welches Zeitpensum planst du für die einzelnen Schritte ein?

Das Überarbeiten einer fertigen Rohfassung spielt immer eine ziemlich große Rolle. Dort investiere ich richtig viel Zeit, denn die Qualität MUSS stimmen. Danach bekommen es Testleser – nacheinander wohlgemerkt. Die sind unverzichtbar.

Was kommt dann?

Formatierung (Print und E-Book) gehört auch dazu. Genau wie das Feilen am Klappentext. Der Klappentext hat hohe Priorität. Den darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen oder zwischen Tür und Angel hinklatschen.

Ist schließlich das Aushängeschild deines Romans, es muss ansprechen, ebenso wie das Cover. Wer kümmert sich bei dir um die optische Gestaltung?

Meine Cover mache ich auch selbst, was manchmal ziemlich abenteuerlich ist.

Jetzt musst du ins Detail gehen …

Ich war schon mit einem blutigen Frauenschuh auf einer Pflastersteinstraße zugange. Auf den Regen hatte ich zuvor drei Wochen verzweifelt gewartet. Jede Menge Kunstblut überall. Immer wenn jemand kam, habe ich verstohlen den Schuh hinter meinem Rücken versteckt. Auch der Ausflug mit dem Schädel in den Wald war amüsant.

*lach* Entschuldige, aber das ist wirklich zu gut. Ich stell mir dich gerade vor und bewundere deinen kreativen Einsatz. Da wäre ich gerne dabei gewesen 🙂 Aber ich weiß jetzt immer noch nicht, welchen Anteil der eigentliche Schreibprozess bei der Entstehung deines Buches hat …

Das Schreiben selbst stellt schon den Löwenanteil dar.

🙂 Und fehlt jetzt noch was?

Ich beantworte natürlich auch Leser-Mails gerne.

Danke, jetzt bin ich zufrieden 🙂

 

Was macht für dich ein gutes Buch aus?

Charakterentwicklung finde ich extrem wichtig – fast so wichtig wie die Story selbst. Ich muss den Charakter spannend finden, den ich als Leser oder Autor begleite. Sonst ist der Rest auch für den Allerwertesten.

Das hast du jetzt aber charmant ausgedrückt, so ganz un-stinkstiefel-like 🙂

Nichts ist schlimmer als blasse, langweilige Figuren, die einem egal sind. Charakterentwicklung braucht natürlich Raum. Es gibt Leser, die finden das öde. Meiner Ansicht nach ist es elementar. Ein gutes Buch beschränkt sich auch auf eine überschaubare Anzahl an Charakteren.

Das kann ich gut verstehen, denn wenn zu viele Figuren ihren Platz einfordern, dann wird es zum einen sehr unübersichtlich und zum anderen kann man dann nicht mehr so ins Detail gehen, ohne den Rahmen zu sprengen. Was ist dir persönlich bei einer Figur wichtig?

Jeder Charakter benötigt ureigene Eigenschaften, Ecken und Kanten. Jack Torrance aus „The Shining“ ist ein Paradebeispiel für einen interessanten Charakter. Mann, wie habe ich mit ihm mitgelitten, als er Mist gebaut hat.

*nicht an das psychopathische Grinsen denken* *räusper*  Was macht noch ein gutes Buch aus?

Außerdem bin ich ein Fan des lockeren Schreibstils. Es darf gepöbelt und geflucht werden. Authentizität ist das Zauberwort. Es muss sich realistisch anfühlen.

Ähhh … bei lockerer Schreibstil hatte ich eine etwas dezentere Definition im Kopf 🙂 Du magst es also frech und frei Schnauze 🙂

Ja, absolut! Eine gestelzte Ausdrucksweise oder lieblos aneinandergereihte, unkreative Sätze ohne Leben sind hingegen Gift.

Verständlich 🙂

Der innere Lektor ist beim Lesen von Büchern anderer Autoren immer mit an Bord. Das kann mitunter sogar nerven…

 

Welche Gefahren lauern im Alltag auf deine Manuskripte, was kann dich von deiner Geschichte trennen?

Man muss Prioritäten setzen, zumindest wenn man nicht Vollzeit-Autor ist, sondern nebenher noch arbeiten geht.

Das habe ich ja schon gemerkt, als du dein beinahe nicht vorhandenes Autoren-Dasein im World Wide Web beschrieben hast. Wie äußert sich das noch?

Man muss sich einfach entscheiden: Will man sich in seiner Freizeit oft mit Leuten treffen, tanzen gehen oder weiß der Geier was machen? Oder will man ein 450-Seiten-Buch stemmen? Beides geht nicht. Ich entscheide mich meist für das Buch und fühle mich gut dabei.

Das ist die Hauptsache.

 

Und wenn du mal den Kopf freibekommen willst, womit beschäftigst du dich dann am Liebsten?

Zocken, Musik, Filme …

Die Reihenfolge würde die Pfeil runter-Taste erklären 😉

 

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

Das Ampelmännchen aus „Urlaub in der Apokalypse 2“.

Das kam jetzt aber wie aus der Pistole geschossen … 

Ich hasse diesen Kerl!

Okay, ich frag nicht weiter nach …

 

Wie groß ist dein SUM (Stapel ungeschriebener Manuskripte) und wie gehst du mit ihm um?

Ich arbeite nie an mehreren Büchern zugleich. Da wird man irre. Eines nach dem anderen.

Okay, aber du wirst doch nicht erst nach einem vollendeten Buch wieder loslegen und Ideen sammeln, oder?

Einen Stapel ungeschriebener Manuskripte in dem Sinne habe ich nicht, lediglich vage Ideen, die im Hintergrund reifen. Ist ein Buch fertiggestellt, ist die neue Idee meist soweit, dass man es angehen kann. Großartige Pausen zwischen Büchern mache ich nicht. Ich habe eine Art inneren Zwang, nicht zu viel Zeit mit Nichtstun zu verplempern. Von nichts kommt schließlich nichts. Zwei VÖs im Jahr sind schön, drei wären aber besser.

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

Das Ende von „Urlaub in der Apokalypse“. Ich hatte Tränen in den Augen, als ich es geschrieben habe. Kein Witz!

*legt den Kopf schief und betrachtet Stefan aus leicht zusammengekniffenen Augen* Hmmmm, das hätte ich jetzt irgendwie von dir nicht erwartet …

 

Wie definierst du Erfolg?

Wenn Leser eines meiner Bücher zu Ende gelesen haben und direkt das nächste Buch von mir lesen wollen, weil ich sie überzeugen konnte, dann ist das Erfolg! Man darf eines nie vergessen: Die Zeit des Lesers ist wertvoll und die Konkurrenz ist groß.

Das ist wirklich ein tolles Lob, aber komm schon. „Von nichts kommt schließlich nichts“. Deine Worte … Was ist mit Verkaufszahlen, Rankings und so?

Natürlich freue ich mich auch über gute Verkaufsränge, aber welcher Autor tut das nicht?

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Kannst du vom Schreiben leben?

Lieber Stefan Krell, tausend Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um mich zu treffen und mir meine Fragen zu beantworten. Ich wünsche dir von Herzen, dass sich dein Traum erfüllt und ich drücke dir für den weiteren Wettbewerb die Daumen. Es war wirklich toll mit dir und ich hoffe, dass wir vielleicht schon in Frankfurt die Chance haben, uns wieder zu treffen.

 

Wenn ihr Lust habt, Kontakt mit Stefan Krell aufzunehmen, dann schreibt ihm einfach per Mail

Und vielleicht ist er auch bald auf anderen Kanälen zu erreichen 🙂

 

Skoutz-Lesetipp:

Urlaub in der Apokalypse – packender Horror-Thriller von Stefan Krell

Ich flog in den Urlaub und landete in der Hölle…

Mein Name tut nichts zur Sache. Namen interessieren ohnehin keinen mehr. Ich sitze allein in der Ferienwohnung. Meine Freundin ist verschwunden und ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist.
Das dort draußen ist nicht mehr das Mallorca, wie ich es kenne. Auf den Straßen sind diese Dinger, die einmal Menschen waren. Sie sind unglaublich schnell und greifen alles und jeden an. Sie sind wie tollwütige Irre. Ich kann sie durch die geschlossenen Fenster schreien hören.
Innerhalb kürzester Zeit ist hier alles zum Teufel gegangen. Alles hat sich verändert. Meine von Todesangst vernebelten Gedanken fahren Achterbahn. Ich habe nichts zu essen und nichts zu trinken. Wenn ich die Wohnung verlasse, bin ich so gut wie tot. Wenn ich sie nicht verlasse, bin ich auch so gut wie tot. Ich habe die Wahl zwischen Pest oder Cholera. Was soll ich tun? Was zur Hölle soll ich nur tun…

Willkommen bei „Urlaub in der Apokalypse“ – der Kampf ums Überleben beginnt!

Skoutz meint: Ein wirklich spannender und fesselnder Zombieroman, bei dem weniger das Zombiegemetzel, sondern vielmehr der Überlebenskampf des Protagonisten im Vordergrund steht. Mit seiner direkten Sprache und den überaus plastischen Beschreibungen der Figuren und Szenerien begeistert er sein Publikum. Ein wirklich toller Roman, der einem die Nackenhaare aufstellt, den man aber dennoch nicht aus der Hand legen kann.

 

Ihr wollt selbst den Reihenauftakt dieser spannenden Zombie-Apokalypse entdecken? Dann holt ihn euch entweder in einem der vielen Buchshops oder direkt über diesen Affiliate-Link.

Wer das Buch schon kennt, kann (und soll!) es auf Skoutz.net bewerten, damit  unsere Buchsuche besser werden kann (weiter).
Mit der Skoutz-Buchfieberkurve bewertet ihr mit fünf einfachen Klicks ein Buch anhand von fünf Kriterien statt fünf Sternen. Auf einen Blick seht ihr dann, wie das Buch wirklich ist. So schön kann Bücher suchen sein.

 

Kein Wunder, dass der 416 Seiten starke, im August 2017 vom Autor selbst verlegte Roman Skoutz-Juror Michael Merhi unter den knapp 200 Titeln der Longlist Horror ins Auge stach. Jetzt jedenfalls steht “Tödliches Territorium” auf der Midlist Horror 2018 des Skoutz-Awards und hat gute Chancen auf den Horror-Skoutz!

3 Comments

  • Manuela Wordtmann

    Hallo ich habe Urlaub in der Apokalypse 1-4 verschlungen sie sind wahnsinnig spannend nun warte ich händeringend auf Teil 5 hoffe nicht mehr allzu lange habe gerade den 1teil wieder angefangen ich liebe diese Bücher

  • Manuela Wordtmann

    Hallo wollte mich höflich erkundigen ob und wann es einen 7 Teil von Urlaub in der Apokalypse kommt es würde mich riesig freuen liebe Grüße

    • Kay

      Liebe Manuela,
      wir wissen das auch nicht, aber wir werden deine Anfrage an Stefan Krell weiterleiten.
      Liebe Grüße, Kay von der Skoutz-Redaktion

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