Zach & Bauer

Zu Besuch bei Bastian Zach und Matthias Bauer

Heute bin ich mit dem Skoutz-Kauz unterwegs, um gleich zwei Autoren zu treffen: Bastian Zach und Matthias Bauer. Die beiden sind mit dem Titelbild ihres historischen Familienromans „Tränen der Erde“ auf die Midlist Cover 2020 gewählt worden. Natürlich haben wir uns sofort auf den Weg nach Österreich gemacht, als uns die beiden erfolgreichen Roman- und Drehbuchautoren eingeladen haben. Und nun bin ich gespannt, was sie mir alles erzählen werden.

Bei den vielen Büchern, die die beiden sowohl als Duo, aber auch als Solo-Projekte herausgebracht haben, gibt es sicher viel zu berichten…

 

Zu Besuch bei Bastian Zach und Matthias Bauer, die bei Northmen (A Viking-Saga) den Ton angaben …

© Sabine Zach

So, lieber Bastian Zach, lieber Matthias Bauer, dann legen wir mal los …

 

Wie würdet ihr euch in einem Wort beschreiben?

Hm, gar nicht so einfach. Mal überlegen … Na, nehmen wir „schöpferisch“.

Bei der Menge an Publikationen, die ihr bereits herausgebracht habt, würde ich das sofort unterschreiben.

 

 

Beruf oder Berufung – was macht euch an eurem Job als Autor am meisten Spaß?

Eben dass wir Beruf und Berufung vereinen können. Wir sind dankbar dafür, unseren Traumjob zu leben, auch wenn das natürlich eine ordentliche Herausforderung ist. Nicht nur kreativ, sondern auch finanziell – man muss permanent am Ball bleiben, um von Romanen und Drehbüchern leben zu können.

Klingt spannend. Könnt ihr mir das vielleicht noch ein wenig näher ausführen? Vielleicht auch den Unterschied der Anforderungen bei Romanen und Drehbüchern. ich kann mir vorstellen, dass sich beide Bereiche doch stark unterscheiden, oder? 

Ganz genau. Auch wenn man in beiden Genres Geschichten erzählt, sind sie grundverschieden. Das beginnt schon bei der Form, denn während ein Roman in Prosa geschrieben ist, besteht ein Drehbuch aus Szenenbeschreibungen und Dialogen. Bei Romanen haben wir die Zeit und den Raum, um längere Geschichten zu erzählen, können zudem atmosphärisch schreiben, uns auch dem Innenleben der Figuren widmen. Beim Drehbuch gilt die Regel, dass eine Drehbuchseite eine Minute im Film darstellt, man hat also nur bedingt Seiten zur Verfügung und muss auf dem Punkt schreiben.

Man ist bei Romanen auch nicht so unter Druck wie bei Drehbüchern. Verlag und Lektorat stehen meist hinter einem, auch weil Romane nicht so teuer sind wie Filme. Bei Filmen sind die Produktionsfirmen von vornherein schon nervös, weil eben alles aufwändig ist. Das heißt hier hat man mit viel mehr Meetings und Drehbuchfassungen zu kämpfen, bis alle zufrieden sind. Letztendlich sind aber beide Genres sehr erfüllend, wir würden keines der beiden missen wollen.

 

 

Wann habt ihr euer erstes Buch veröffentlicht und wie lange habt ihr daran geschrieben?

Das war unser historischer Mystery-Thriller „Morbus Dei: Die Ankunft“ …

… den wir nachher unseren Lesern noch genauer vorstellen werden …

Genau, der ist 2010 als erster Teil der „Morbus Dei“-Trilogie erschienen.

Wie lange hat es damals gedauert, bis ihr das Skript beendet hattet?

Nachdem „Die Ankunft“ unser Debüt war, haben wir uns viel Zeit genommen und über ein Jahr daran geschrieben und gefeilt. Auch mussten wir erst unseren Stil finden, uns als Autorenduo zusammenraufen, effizientes Recherchieren lernen, und und und …

 

 

Wie läuft ein typischer Tag als Autor bei euch ab?

Grundsätzlich leben wir eine fixe Routine: aufstehen und schreiben schreiben schreiben. Es gibt natürlich Tage, an denen wir beide miteinander skypen, wenn es etwas Kreatives zu diskutieren gibt. Ebenso fahren wir immer wieder mal zu Meetings mit Verlagen und Produktionsfirmen. Und manchmal erfordern spontan auftauchende Projekte, dass man die Sache, an der man gerade arbeitet, erst einmal auf die Seite legt und am neuen Projekt kreativelt.

Das ist gut nachzuvollziehen … 

Ansonsten genießen wir es, wenn wir Tag für Tag „nur“ schreiben können, wenn die Geschichte immer mehr Form annimmt und durch nichts unterbrochen wird. Disziplin ist jedoch immer gefragt.

Und wie ist das aktuell …

Wir haben in der letzten Zeit die Fortsetzung unserer historischen Familiensaga „Tränen der Erde“ geschrieben, die vom Dreißigjährigen Krieg handelt. Diese Fortsetzung wird im Herbst unter dem Titel „Das Reich der zwei Kreuze“ erscheinen. Dazu haben wir ein Drehbuch für einen Fernsehkrimi und mehrere Konzepte für TV-Projekte erstellt.
Im Augenblick ist es angenehm ruhig, weil wir abwarten, ob die Konzepte angenommen werden.
Zudem haben wir ein paar Soloprojekte umgesetzt: Matthias’ Kurzgeschichten-Sammlungen „Reiche Ernte“ Band 1 und 2, sowie ein dreibändiges Comic, das auf den Geschichten basiert. Bastian hat mit „Donaumelodien – Praterblut“ einen Abstecher ins Krimi-Genre unternommen, gefolgt von historischen Kurzgeschichtenband „Donaumelodien – morbide Geschichten“.
Wie man sieht: ein bisschen was zu schreiben gibt es immer, ganz ohne geht gar nicht *grins*

 

 

Das Jahr 2020 stellt uns mit Corona alle vor neue Herausforderungen. Wie ist das bei euch?

Unser Schreiballtag hat sich nicht geändert, da wir schon vor Corona zu Hause geschrieben haben. Wohl aber hat sich unser Alltag als selbständige Autoren geändert.

Was heißt das genau?

Bücher, die während der Krise erschienen, blieben in geschlossenen Buchhandlungen liegen und wurden nicht gekauft, Lesungen wurden abgesagt, Drehbuchprojekte storniert, weil die Produktionsfirmen unter dem Eindruck des Shut-Downs alles zurückgefahren haben.

Ein schwerer Schlag für die meisten künstlerischen Berufe.

Absolut. Wie alle Selbständigen sind auch wir direkt betroffen, sind aber trotzdem guter Hoffnung, dass alles wieder aufwärts geht.

Das hoffen wir auch. Irgendwie hat der Shut-Down ja auch gezeigt, wie wichtig Kunst und Unterhaltung gerade in der Krise sind.

Sehr richtig. Und er hat gleichzeitig auch gezeigt, wie finanziell verwundbar die Kunst ist. Klopf auf Holz, dass so eine Krise nicht mehr über uns hereinbricht.

 

 

Kreativ oder doch eher regeltreu? Wie flexibel seid ihr beim Schreiben?

Hmmm … Wir halten uns beim Schreiben an fixe Regeln …

Jetzt bin ich aber neugierig

… um sie immer wieder mit Wonne zu brechen.

*lach* ich hab jetzt wirklich mit etwas anderem gerechnet.

 

 

Welches war euer erstes selbstgelesenes Buch? Und habt ihr es heute noch?

Weil ihr sicher nicht die gleiche erste Leseerfahrung hattet, würde ich euch hier gern einzeln befragen und mit Bastian starten.

Bei mir war es „Der Räuber Hotzenplotz“ – ich besitze das Buch, das mir mein Großvater geschenkt hat, heute noch.

Den lieben meine Kinder auch. Wie sieht es bei dir aus, lieber Matthias?

Ein – ebenfalls großväterlicherseits – vererbter Wilhelm Busch-Sammelband mit Geschichten wie „Max und Moritz“, „Plisch und Plum“ uvm.

Ein Klassiker. Hast du das Buch noch?

Ja, es ist nach wie vor in meinem Besitz, wenn auch ein wenig lädiert, weil ich unzählige Male darin geblättert habe und es auch heute noch ab und an tue.

Wenn wir gerade schon über unsere Buchhelden sprechen …

 

 

Stellt euch vor, ihr könntet – also jeder von euch – eine beliebige Figur aus einem Buch zum Essen treffen. Was würde dann passieren?

Zach: Da wähle ich Alexander von Haslang aus der „Tränen der Erde“-Saga.

Eine interessante Wahl. Warum ausgerechnet er? Und über was würdet ihr euch unterhalten?

Von Haslang ist eine historische Figur, ich würde mit ihm gerne über Probleme und Nöte der damaligen Zeit sprechen und die Verblendung durch den Glauben, die zum Dreißigjährigen Krieg geführt hat. Weiters darüber, was ein Befehlshaber – von Haslang war von Kaiser Rudolf II. beauftragt, die Reichsacht über der Stadt Schwäbischwerd zu vollziehen – gezwungen zu tun war und wie er diese Taten vor sich rechtfertigte.

Echt spannend, da wäre ich auch gern Mäuschen, wir fragen in der Schule immer nur nach Daten und viel zu wenig nach den Menschen dahinter, zum Beispiel ihren Gefühlen während dieser Ereignisse.

Völlig richtig. Das ist das Schöne am Autorendasein, das man diese Figuren aus den Schatten der Historie heraustreten lassen und zum Leben erwecken kann.

Und wen würdest du wählen?

Bauer: Puh, das ist nicht ganz leicht, da gäbs schon ein paar Kandidaten… Aber wenn ich einen nehmen müsste, dann Giric aus unserer historischen Abenteuersaga „Das Blut der Pikten“, die im 10. Jahrhundert u.a. in Island, den Shetlands und Schottland spielt.

Sicher auch ein faszinierender Charakter, der viel zu berichten weiß. Warum ausgerechnet er?

Giric ist ein Befehlshaber auf den Shetlands, der viele Hürden in seinem Leben meistern muss und kurz vor dem endgültigen Scheitern steht, sich aber nicht unterkriegen lässt und am Ende doch triumphiert. Ein zäher Hund also, mit viel Durchhaltevermögen, und weil man als selbständiger Autor auch zäh sein muss, wäre ein Gespräch sicher sehr interessant.

Grundlegende Parallelen zwischen frühmittelalterlichen Hürden und modernen Krisen wie Corona. Ja, so etwas fasziniert uns auch immer. Das ist vielleicht auch einer der Gründe, warum Historienromane zu jeder Zeit so spannend sind. Die Ähnlichkeiten, wie die Unterschiede.

Ja, die Ähnlichkeiten sind manchmal frappant. Ob Pest, Cholera oder die spanische Grippe. Immer schon waren solche Pandemien begleitet von falschen Gerüchten und der Dummheit mancher. Aber auch der Selbstaufopferung von vielen.

 

 

Auf welche Frage hattet ihr in letzter Zeit keine Antwort und habt ihr sie finden können?

Wahrscheinlich ist es dieselbe Frage welche die Welt seit langem bewegt: Warum ist Trump noch im Amt?

*lach*

Und: Antwort darauf haben wir keine.

Okay, dann machen wir einfach weiter

 

 

Wie oft schaut ihr täglich auf eure Handys?

Wenn wir schreiben, klinken wir uns aus der realen Welt aus und schaun nicht drauf.

Und sonst, also in der realen Welt?

Na so wie es alle tun *grins*: VIEL – ZU – OFT!

 

 

Was darf in eurem Kühlschrank niemals fehlen?

Das ist leicht: Stiegl-Bier

Das kam wie aus der Pistole geschossen

Na, ein bisschen müssen wir das Klischee vom Autor, der dem Alkohol zugeneigt ist, ja erfüllen *zwinker* Scherz beiseite: so ein kaltes Bier nach einem langen Schreibtag tut einfach sehr gut.

 

 

Für welche drei Dinge seid ihr in eurem Leben am dankbarsten?

Zach: für meine liebevolle Partnerin, dass wir gesund sind und in einer trotz aller Herausforderungen modernen, aufgeklärten Welt leben.

Bauer: für meine Frau und meine Töchter, die immer hinter mir stehen, und ansonsten für dieselben Dinge, die Kollege Zach angesprochen hat.

Ich merk schon, ihr seid euch sehr ähnlich und in vielen Bereichen einer Meinung. Wahrscheinlich ist darin auch euer Erfolg begründet. Mal sehen, ob es bei der nächsten Frage auch noch so ist … bei History-Autoren finden wir die immer besonders spannend.

 

 

Bei welchem historischen Ereignis wärt ihr gern dabei gewesen und warum?

Bei der Entdeckung Amerikas, ob mit den Wikingern oder Kolumbus. Denn damals lag eine ganze neue Welt vor einem …

Ich hätte wirklich nicht geglaubt, dass ihr auch bei diesem Thema so einig seid, Respekt. Aber gäbe es vielleicht noch einen historischen Moment, den ihr nicht hättet missen wollen?

Dann nehmen wir doch im Einklang 1977, als „Star Wars“ in die Kinos kam. Da hat sich ebenfalls eine neue Welt aufgetan

*lach* Absolut, ich habe mal eine Reportage über den Werdegang George Lukas’ gesehen und war mächtig beeindruckt. Er hat die Welt der Science Fiction-Filme mit seinen Visionen definitiv nachhaltig geprägt. Aber bevor wir abschweifen, sollten wir besser weitermachen …

 

 

Über welches Thema könntet ihr eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?

Nun, da wir für unsere Bücher immer sehr viel recherchieren, gäbe es da einige Themen. Im Augenblick schreiben wir ja an unserer „Tränen der Erde“-Saga, also könnten wir lang und ausdauernd über den Dreißigjährigen Krieg sprechen, das ist alles noch ganz frisch.

Den würde ich mir liebend gern anhören. Im Vergleich zum Mittelalter und anderen geschichtlichen Ereignissen und Epochen ist dieses Thema nicht ganz so häufig in der Unterhaltungsliteratur vertreten … Obwohl sie Europa nachhaltlig geprägt hat.

Richtig, das hat uns auch überrascht. Eine der Urkatastrophen Europas, zu der es aber – verhältnismäßig – wenig Romane gibt. Wir haben uns dem Thema übrigens ganz bewusst im Gewand einer Familiensaga genähert, weil man hier komplexe historische Prozesse anhand von Personen verständlich und emotional behandeln kann.

 

 

Was würdet ihr rückwirkend ändern, wenn es die Möglichkeit dazu gäbe?

Nichts.

Rein gar nichts?

Nein, denn man weiß nicht, was die neue Entscheidung ihrerseits wieder ändern würde (Butterfly Effect).

 

 

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Wie wir eingangs schon erwähnt haben, sind wir sehr dankbar, einer Profession nachgehen zu können, die wir rückhaltlos lieben. Wir wünschen uns, dass das auch weiterhin möglich sein wird und wir Bücher und Drehbücher schreiben, bis die Finger nicht mehr mitmachen.

P.S. Und mehr „Star Wars“-Filme

Das wünsche ich euch auch und dem Skoutz-Kauz, der mir jetzt garantiert mit dem Wunsch nach einem Laserschwert in den Ohren liegt.

Vielen Dank, lieber Bastian Zach und lieber Matthias Bauer, dass ihr euch die Zeit genommen habt, uns zu treffen und all meine Fragen zu beantworten. Es war wirklich toll mit euch und ich würde mich freuen, wenn wir mal wieder das Vergnügen hätten. Eurem Buchcover wünschen wir für den weiteren Wettbewerb viel Erfolg.

Vielen Dank für die netten Wünsche, uns hat es ebenfalls sehr gefreut. Jederzeit gerne wieder!

 

Hier könnt ihr Zach & Bauer treffen:

Mehr über das Autoren-Duo Zach & Bauer und ihre Arbeit findet ihr auf:

 

Skoutz-Lesetipp:

Morbus Dei: Die Ankunft – historischer Mystery-Thriller von Bastian Zach & Matthias Bauer

Tirol im Jahr 1703:
Ein abgelegenes Bergdorf mitten in den Alpen.
Kalt, unheimlich, düster.
Unerklärliche Dinge passieren.
Die Dorfbewohner in Angst und Schrecken.

Von einem Schneesturm überrascht, verschlägt es den Deserteur Johann List in dieses abgeschiedene, von Furcht und Aberglaube beherrschte Bergdorf. Schnell ist ihm klar, dass mit dem Dorf etwas nicht stimmt, dass ein düsterer Schatten über den Bewohnern liegt – Tiere werden getötet, Menschen verschwinden, vermummte Gestalten lauern in den finsteren Wäldern. Als Johann sich in die Tochter eines Bauern verliebt, beschließt er, mit ihr das Dorf zu verlassen. Doch noch bevor sie verschwinden können, eskaliert die Situation und ein Kampf auf Leben und Tod beginnt.

Skoutz meint: Atmosphärisch dicht und bildhaft beschrieben, entführt uns das Autoren-Duo mehr als 300 Jahre zurück in die Vergangenheit und erzählt uns eine packende Geschichte, die unter die Haut geht.
Der besondere Schreibstil lässt die Szenerie, die Akteure und Handlung vor dem inneren Auge lebendig werden, so dass man das Gefühl bekommt, mit der Story zu verschmelzen. Wer spannungsgeladene Romane mit historischen und mystischen Elementen mag, wird diesen Reihenauftakt lieben.

 

Hinweis:

Und mit diesem wundervollen Cover von Sandra Taufer hat Bastian Zachs und Matthias Bauers Historien-Roman „Tränen der Erde“ den Einzug auf die Midlist des Skoutz-Awards 2020 geschafft.

Ein wunderbarer Beweis dafür, dass ein Cover die Tür zu wundervollen Geschichten und schließlich spannenden Autorenbegegnungen öffnet.

3 Comments

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert