Interview E.F. von Hainwald

zu Besuch bei E.F. von Hainwald

Ich mag ja an meinem Skoutz-Job sehr, dass ich immer neue faszinierende Buchmenschen kennenlerne. Aber mindestens genausogern mag ich es, wenn ich alte Bekannte wiedertreffe. Heute besuche ich einen Autor, dessen Buch von Juror Dominik A. Meier auf die Midlist Science Fiction des Skoutz-Awards 2021 gepackt wurde. Darauf freue ich mich schon sehr, zumal sich das Buch inzwischen auf der Shortlist 2021 wiederfindet und damit im Finale steht.

E.F. von Hainwald ist einer jener Autoren, den ich in der Coronazeit besonders schmerzlich vermisse, weil ich die Live-Treffen mit diese ganz und gar skoutzigen Kollegen auf den Messen immer so genossen habe. Umso mehr freue ich mich darauf, jetzt mal wenigstens so ein bisschen mit ihm und dem Skoutz-Kauz plaudern zu dürfen.

Kay zu Besuch bei E.F. von Hainwald, der gern pragmatisch ist.

E.F. von HainwaldLieber Enrico, ich habe mich so gefreut, dass du auf der Midlist stehst. Nicht nur, weil ich deine Bücher feiere, sondern eben auch, weil ich so gern mit dir ratsche, wie wir in Bayern sagen.

Heißt das nicht tratschen?

Außerhalb von München schon. Aber in Bayern heißt das ratschen. Und wenn man ganz viel ratscht, dann ist man eine Ratschkattl! 🙂 

Du siehst, wir haben viel vor. Ich hoffe, du hast eine große Kanne Kaffee gekocht, denn ich habe so viele Fragen, mit denen ich dich löchern will.

Lass uns gleich mal anfangen …

 

Welches ist die größte Herausforderung, der man sich als Autor stellen muss?

Andauernde Motivation finden – nicht nur zum Schreiben, auch für alles, was dann bis zu einer Veröffentlichung und danach noch dranhängt.

Oh ja. Es ist vielen Schreibstartern gar nicht bewusst, dass man beim Tippen des magischen Wortes „Ende“ gerade mal 60% der Arbeit geschafft hat – mit Glück. Ich hab jetzt echt schon ein paar Bücher auf dem Buckel, aber in die Ende-Falle tappe ich immer wieder. Wobei es bei mir dann kein Motivations- sondern eher ein Zeitmanagementproblem wird. 🙂

Aber bleiben wir noch einen Augenblick beim Überarbeiten.

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Hast du Lieblingsworte in deinen Skripten, die vom Lektorat regelmäßig angestrichen werden?

Hmmmh, ja schon, das variiert allerdings mit den Büchern.

Echt? Erzähl mal.

Zuerst waren es Ersatzartikel wie »welche«, oder Bindewörter wie »woraufhin«.

Und dann? 

Später wandelte sich das zu bestimmten Adjektiven, die eben gut zum jeweiligen Setting passen.

Was zeigt, dass du auch beim „Fehler“ machen kreativ bist. Und wie hältst du es sonst so? Zum Beispiel …

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Was ist deine präferierte Erzählform?

Die auktoriale Perspektive – also die »Er«-Form.

Das finde ich erfrischend altmodisch. Mir ist das auch am liebsten. Zum Schreiben und Lesen. Aber es gibt auch viele Gegenstimmen.

Das stimmt. Viele Autoren nutzen gern die »Ich«-Form, aber sie schränkt für meine Verhältnisse das Darlegen des Settings und das Aufbauen von Stimmungen ein, weil ich damit schwer mehrere Blickwinkel zeichnen kann.

Da mogeln sich die „Ich-Beschreiber“ dann mit Perspektivwechseln durch. Lach. Am Ende zählt ja doch der Lesefluss. 

Bist du im Team Adjektiv oder bevorzugst du eher einen „schnörkellosen“ Stil?

Das kommt auf die Situation im Buch drauf an – ist es ein kaltes Gespräch oder eine emotional aufgeladene Situation?

Wohl wahr. Es sollte sich der Lesestimmung anpassen, der erwarteten ebenso wie der erwünschten. Aber so ganz allgemein und grundsätzlich …

Grundsätzlich aber bin ich Pro-Adjektiv. Ich will, dass man die Stimmung maximal fühlen kann.

Das gelingt dir. Bei Emotiondancer fand ich das ganz extrem, aber bevor ich jetzt mit dem Fangirlen beginne, lieber die nächste Frage, die auch gleich ganz hervorragend passt.

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Hast du einen speziellen Trick, um aus deinen Figuren echte Persönlichkeiten zu machen?

Auf zwei Vorzüge kommt mindestens ein Nachteil – oder andersherum.

Gehst du das so mathematisch an? 

Na ja, echte Persönlichkeiten sind nicht perfekt, packen nicht auf Anhieb jede Krise und brechen manchmal (auch unbeabsichtigt) Vertrauen.

Und das macht sie dann zu Persönlichkeiten?

Allein nicht, aber das Umfeld reagiert entsprechend und haucht dem ganzen Authentizität ein. Ich liebe Charaktere mit Ecken und Kanten.

Ich auch und darum … jetzt fangirle ich schon wieder … bleiben wir mal noch bei den Ecken, Kanten und Haken:

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Welchen Fehler darf man beim Schreiben keinesfalls machen?

Der Autor weiß, wie eine Person von A nach B kommt. Der Leser nicht.

Äh ja? Sonst würde er das Buch ja auch schon kennen. Wo ist da jetzt ein Fehler?

Dann neigt man als Autor gern dazu, diese Füll-Handlungen nicht zu erwähnen, weil man ja spannend schreiben möchte – und am Ende hat sich die Person quasi teleportiert, Kleidung aus dem Nichts materialisiert oder isst drei Wochen lang nichts.

Stimmt. Auch wenn ich jetzt keine expressionistisch detaillierten Realzeitschilderungen brauche, habe ich mich schon öfter gefragt, wie das jetzt so schnell gegangen sein soll. 

Siehst du! Lustig ist das vor allem in gefühlvollen oder erotischen Szenen. Da fragt man sich dann oft, wie zum Teufel das ohne höhere Kamasutra-Kenntnisse klappen soll?

Das weiß ich nicht. Ich bin bekennend ungelenkig. 🙂  Aber wenn wir schon im Schlafzimmer sind, also thementechnisch, nicht tatsächlich natürlich …

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Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?

»The Ghosts of Blood and Innocence« von Storm Constantine.

Haben wir von dem nicht schon vor Wochen mal gesprochen? 

Kann sein. Das liegt da auch schon viel zu lange rum – ich brauche echt wieder mehr Lesezeit.

Wer nicht? Aber es ist halt auch immer auch außerhalb der Buchdeckel so viel los. 

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Welche 3 Dinge sind dir aktuell am wichtigsten im Leben?

Neben dem allgegenwärtigen Schreiben und bildlich-künstlerischen Ausleben, möchte ich gern einen neuen Ort zum Leben finden.

Ich würde mich sehr freuen, wenn es dich nach Süden verschlägt. Herzlich willkommen! Aber wie kommt es?

Es wird Zeit für eine größere Veränderung in meinem Leben. Außerdem meine Gesundheit – dieses Dauer-Homeoffice ruiniert echt meinen Körper. Und das meine ich nicht eitel!

So hab ich das auch gar nicht aufgefasst. Nach der langen Zeit ist die Corona-Plauze das geringste Problem. Ich bemerke an so viele Stellen Zersetzungserscheinungen. Und nicht nur körperlich. Schon durch die fehlenden echten und eben auch nicht ausgewählten Sozialkontakte fehlt so ein bisschen das gesellschaftliche Schleifpapier, dass unsere Kanten und Schrullen auf ein kompatibles Maß beschränkt. Dieses Zusammenreißen müssen, dass es online nicht gibt.  Huh, jetzt wird es aber philosophisch. 

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Wenn du wählen könntest, wärst du lieber extrem intelligent oder gut im Umgang mit Menschen?

Lieber gut im Umgang mit Menschen.

Das kam ja schnell. Warum?

Dann kann ich nämlich auch fragen, wenn ich etwas aufgrund meiner Nicht-Intelligenz nicht weiß. Pragmatisch? Jo!

Hahaha! Super! Ich weiß schon, warum ich mich so auf das Interview hier gefreut habe. 

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Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?

Um das Feuer im Wohnzimmer zu löschen?

Das wäre zumindest auch wieder pragmatisch. Und sonst?

Keine Ahnung, ich bin schwer aus dem Bett zu bekommen, vor allem wenn ich dann einmal schlafe. Das müsste schon eine Katastrophe sein … oder jemand klingelt, den ich wirklich sehr schätze.

Und woher weißt du das vorher? Hahaha!

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Was ist deine größte Stärke?

Gnadenlose Beharrlichkeit.

Ja, so kenne ich dich. Meistens.

Ich kann wirklich lange bei etwas dranbleiben oder viel Geduld aufbringen. Sollte dann aber der Geduldsfaden reißen … nun ja Stahlseile sollte man nicht reißen lassen.

Neeee!

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Wenn dein fünf-jähriges Selbst plötzlich deinen jetzigen Körper bewohnen würde, was würde es als erstes tun?

Definitiv mein gesamtes Geld für Süßkram ausgeben. Als Kind war nichts mit Zucker vor mir sicher!

Da bist du nicht der Einzige. Das hat Erin Lenaris auch schon gesagt. Und nicht nur sie. 🙂

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Welcher fiktionale Charakter ist in der Geschichte unglaublich, wäre aber in banalen alltäglichen Situationen unerträglich?

Schwer zu sagen, mittlerweile werden Charaktere mit mehr normalem Leben gezeichnet – selbst Superhelden.

War das nicht immer so? Ich meine, die ersten Batman- oder Superman-Heftchen sind ja auch nicht erst gestern erschienen und die haben ja alle privat eher größere Probleme. Wen hast du denn spontan im Blick?

Ich denke so »coole Badboys« wie z.B. der Joker sind nett zum Anschauen, aber im täglichen Umgang nur schwer aushaltbar.

Der ist ja schon im Film anstrengend, frag mal die Bürger von Gotham! Bleiben wir mal bei Comic-Themen …

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Stell dir vor, du würdest einen Geheimbund gründen, wie würdest du ihn benennen und was wäre eure Mission?

Kätzchen in der Politik! Auf wichtigen Ministerposten!

Äh whot? 

Eine geheime Schattenregierung aus niedlichen Kätzchen!

Okayyyy … das sah ich jetzt nicht kommen. Und wie würdest du die nennen?

»Illumiautzies«

Das Buch würde ich kaufen! Sofort. Vielleicht wäre das was für die Machandels? Die sind doch ziemlich katzenlastig in ihrem Verlagsprogramm. Ich vermittle gern! Aber eine Frage zu Superkräften habe ich noch. Was wäre die Enrico-Power. Oder mit anderen Worten …

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Gibt es etwas, das du kannst, die meisten anderen Menschen aber nicht?

Oha – behaupten, dass viele andere Menschen etwas nicht können? Böse Falle!

Mist! Ertappt! Komm, trau dich trotzdem.

Ich kann ziemlich viel, aber die Welt ist groß und die Leute unterschiedlich. Hättet ihr mich gefragt, was ich besonders gut kann – okay, aber etwas, was viele nicht können? Da weiß ich nur eines sicher.

Den Spannungsbogen bis zum Zerreißen spannen? Raus mit der Sprache!

E.F. von Hainwald sein … das kann ich, aber die meisten anderen Menschen eher nicht.

Das bestätige ich gern. Schon weil du wirklich so vielseitig begabt und kreativ bist. Ich bewundere das. Kommen wir zum Abschluss, da habe ich noch ein schönes Anliegen: 

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Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!

Raus aus euren Blasen! Auch wenn unsere aktuelle Krisenzeit das Phänomen noch verstärkt, ist es seit langer Zeit so, dass Menschen sich überwiegend in ihrem gewohntem Umfeld bewegen und neue Inputs mit Argwohn betrachten. Das Internet ist, statt offen und divers zu sein, zu einem Berg von Miniblasen geworden, die sich gegenseitig ausschließen.

Das unterschreibe ich sofort und von Herzen! 

Lieber Enrico, wie erwartet war das ein wunderbares Gespräch, das mir und dem kleinen Skoutz hier gut gefallen hat. Ich hoffe, dass wir noch öfter skoutzig plaudern, vielleicht angesichts neuer Bücher oder der nächsten Runde beim Skoutz-Award. 

Dankeschön!

 

Hier könnt ihr E.F. von Hainwald treffen

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Skoutz-Lesetipp

 Second Horizon –   Fantastisch-futuristisches Abenteuer von E.F. von Hainwald

„Ist so etwas Unvollkommenes wie der Mensch dazu in der Lage, ein perfektes Wesen zu schaffen?“
Das Antlitz der Welt wurde durch Wissenschaft, Magie und die ewigen Mühlsteine der Zeit geformt – nichts ist vom Griff des Fortschritts unberührt geblieben.
Wolf ist in einem Zustand zwischen Mensch und Bestie gefangen, der innere Kampf zwischen Instinkt und Verstand bestimmt seinen Alltag. Als plötzlich eine junge Frau vom Himmel fällt und sich ihm nur als Babe vorstellt, ahnt er nicht, dass mehr als nur seine Freiheit auf dem Spiel steht. Durch eine körperlose Hackerin und einen düsteren Exorzisten verwischen die Grenzen zwischen Richtig und Falsch. Gemeinsam wagen sie sich viel zu nah an das Herz der Machthabenden und müssen sich fragen, was ihnen Vertrauen und Selbstbestimmung wert sind.
Im Kampf gegen ihre eigenen Ketten lenken sie den gierigen Blick des letzten Gesetzes auf sich – die Krone menschlichen Schaffens, Wesen aus lebender Technik und verdrehter Magie:
Die Engel.

Skoutz meint:  Der Klappentext verspricht eine komplexe Story, in der viel passiert, und die für den Leser sicherlich einige Überraschungen bereithält – was wieder keine Überraschung ist, wenn man den Autor kennt. 🙂 Wenn man dann zu lesen beginnt, ist man schnell mittendrin in der Geschichte von Wolf, der irgendwie nirgends so richtig dazugehört und dazu auch das Talent hat, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Zum Beispiel, als Babe vom Himmel fällt. E.F.von Hainwald hat Freue am Fabulieren und am Erzählen, Das spürt man und das sieht man, denn es gibt viele kleine funkelnde Einfälle, oft nur in einem Nebensatz, die diese Geschichte zum Lesevergnügen machen.  (kn)

Mehr über das Buch erfahrt ihr über unseren Affiliate-Link auf Amazon*, und auf der Seite des Verlags*

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Mehr Info

Emotiondancer - Shortlist 2021Emotiondancer„. E.F. von Hainwalds SF-Abenteuer, sprengt im besten Wortsinne Genregrenzen und spielt genial mit den zu erwartenden Irrungen und Wirrungen künstlicher Intelligenz. Packend, mitreißend und sehr sehr clever erzählt.

Für diese Idee findet sich das Buch zu Recht auf der Midlist Science Fiction des Skoutz-Awards 2021 und wurde nun auch auf die Shortlist 2021 und damit ins Finale gewählt.

Grund genug, das Buch näher zu untersuchen und vorzustellen (weiterlesen).

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Hinweis:

Wenn ihr die Bücher schon kennt, würdet ihr uns, dem Autor und allen lektüresuchenden Lesern einen großen Gefallen, wenn ihr das Buch in der Skoutz-Buchdatenbank mit einer  Skoutz-Buchfieberkurve bewerten würdet. 5 Klicks statt 5 Sterne. Einfacher lässt sich eine Rezension nicht schreiben, bequemer kann man sein nächstes Buch-Date nicht finden. Und so helft ihr, dass unsere Buchfindemaschine weiter wächst.

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