Skoutz-Wiki: Genre
Mit diesem Beitrag fasst Skoutz ein ebenso heißes wie unhandliches Eisen an. Denn tatsächlich ist „Genre“ eines jener seltenen Ungeheuer, die immer sperriger und unhandlicher werden, je länger man sich damit befasst – solange, bis irgendwann der Betrachter entnervt und gedemütigt das Weite sucht und halt nur noch von Büchern spricht.
Für Unerschrockene, Abenteuerlustige und Wissbegierige wagen wir aber trotzdem die Zähmung des Widerspenstigen:
Das Genre in Kürze:
Genre als Fremdwort wird gerne und auch gar nicht falsch mit Gattung übersetzt. Da aber Genre im Deutschen zugleich auch neben dem Begriff Gattung (oder als diesem untergeordnet) verwendet wird, wird es schon unübersichtlich.
Sehr vereinfacht kann man sagen, dass man mit Genre über die verschiedenen Kunstformen/Gattungen – bildende Kunst, darstellende Kunst, Musik, Literatur – hinweg bestimmte Richtungen beschreibt. So kann man Horror z.B. in jeder Kunstform ausdrücken.
Es gibt weder eine allgemeingültige Definition des Begriffs Genre an sich, noch eine verlässliche Unterteilung seiner Formen bzw. Unterformen (Subgenres). Die heute gebräuchlichste Unterteilung im Literaturbetrieb orientiert sich grob an den z.B. für Film im Bereich der Medienwissenschaften gebräuchlichen Schemata.
Die wohl in jeder Liste enthaltenen Genres sind dabei Liebesromane (Romance), Science Fiction/Fantasy (oft auch einzeln), Spannungsliteratur (Abenteuer, Krimi, Thriller).
Dahinter aber wird es schnell so bunt und unübersichtlich wie auf dem Hauptbahnhof zur Rush-Hour. Eine Vielzahl von Vorschlägen und Begriffen geistert da durchs Netz und dass die Sortierung auch noch höchst individuell gestaltet wird, macht es nicht besser. So kann man Vampirromane etwa als eigenes Genre antreffen, aber ohne weiteres auch unter Fantasy oder auch Horror (was bei modernen Veggie-Glitzer-Vampirchen schon irritierend ist) – oder aber unter Fantasy im Subgenre Urban Fantasy dann quasi als Subsubgenre.
Ihr seht, an einem genaueren Blick kommt man nicht vorbei, wenn man etwas mehr wissen will als
Genres sind die Schubladen, in die man Bücher steckt.
Das Genre in aller Ausführlichkeit
Wenn man wie Skoutz den Begriff Genre auf einen Oberbegriff anlegen will, muss man sich notwendig innerhalb der Kunstgattungen den jeweiligen Anforderungen anpassen. Die Genrevorstellung in der bildenden Kunst oder Musik lässt sich nicht ohne Weiteres auf Literatur oder Film übertragen und umgekehrt. Wir denken jedoch, dass jede Kunstform, die eine Geschichte erzählen will, mit einem einigermaßen einheitlichen Genrebegriff auskommt. Und von diesem sprechen wir jetzt.
Warum ist die Genrezuweisung eigentlich so kompliziert?
Das ist die große Preisfrage, die uns lange beschäftigt hat, und auf die es verschiedene Antworten gibt.
Die einfachste:
Weil Geschichten wild und fantasievoll sein wollen und es nicht leiden können, in Schubladen gesteckt zu werden.
Die kompliziertere:
Weil Genre letztlich nichts anderes als Etiketten oder Orientierungshilfen sein wollen und daher nur einen Teil dessen, was das Gesamtwerk ausmacht, hervorheben. Deshalb sind sie unwillkürlich nicht exakt.
Die ausführlichere:
Weil der Begriff Genre bereits uneinheitlich ist. Die Genre-Bezeichnungen stellen nämlich auf völlig verschiedene Aspekte einer Geschichte, ja oft nicht einmal auf die Geschichte selbst, sondern auf ihren Kontext ab.
- Kunstepoche: Expressionistischer Roman, auch Nachkriegsliteratur
(wobei das eine Einteilung ist, die wir außerhalb des Genre-Begriffs vornehmen würden, weil sie tatsächlich das Äußere, nämlich im weiteren Sinne die Entstehungszeit beschreiben. So ist z.B. Jane Austen auch keine History-Schriftstellerin, weil sie ja in ihrer (heute historischen) Zeit geschrieben hat) - Erzähltechnik: Tagebuchroman, Briefroman, neuerdings auch Blogroman, Episodenroman etc. aber im weiteren Sinne auch Fotoromane, Mangas oder Comics
- Story: Liebesroman, Kriminalroman, Abenteuerroman, Schicksalsroman, Bildungsroman
- Stimmung: Drama, Humor, Horror
- Setting: Fantasy, Western, Space Opera
- Erzählzeit: Historischer Roman, Science Fiction, Contemporary (Zeitgenössische Literatur)
- Detailtiefe: Erotik, Splatter, Grindhouse
- Zielgruppe: Kinder- und Jugendromane, Frauenroman
Das führt nun unweigerlich dazu, dass es eigentlich keinen reinen Fantasyroman geben kann, denn „Fantasy“ beschreibt ja nur, dass es sich um ein bestimmtes Setting handelt, also die Geschichte in einer Welt spielt, die es nicht (oder jedenfalls so nicht) gibt. Das wäre ungefähr so, als würde ein Koch sagen, dass er sein Gericht auf einem tiefen Teller serviert. Man weiß immer noch nicht, was er serviert. Also muss ein Fantasyroman immer auch ein Inhalts-Genre bedienen, also einen Krimi, Thriller, eine Romanze oder ein Abenteuer enthalten. Und je nachdem wie der Grundton ist, kann das Buch ohne Weiteres noch Humor oder Horror bedienen, vielleicht auch beides.
Und wie ist das mit den Subgenres?
Wer bis hierher noch einigermaßen folgen konnte, dürfte schon ahnen, dass das mit dem Sortieren innerhalb der einzelnen Schublade auch nicht einfacher wird. Der Möbelschwede unseres Vertrauens verdient gutes Geld damit, für Schubladen Ordnungssysteme anzubieten, die man optimistisch kauft und dann doch die in der Werbung beschworene Übersichtlichkeit nicht herstellen kann, weil der eigene Krempel nicht die erforderlichen Maße hat, Verstärkung mitbringt, vielfältiger als erwartet ist etc. Theorie und Praxis eben.
Theoretisch aber leuchtet es ein, dass z.B. ein so großer Begriff wie Fantasy eine genauere Unterteilung benötigt, weil man eben den Herrn der Ringe nur sehr bedingt mit Twilight oder Felidae vergleichen kann. Die Kunst einer solchen Unterteilung besteht nun genauso wie im Küchenkasten auch darin, ein System zu finden, das einerseits nicht zu kleinteilig ist, weil man sonst für jedes Stück ein eigenes Fach hat und sich das dann auch wieder sparen könnte, andererseits aber auch einen groben Überblick, also eine Grundstruktur vermitteln soll.
SKOUTZ und die Genres:
Das Skoutz-Team hat sich nach langem Hin und Her entschlossen, Genres nur anhand des Inhalts der Geschichte zu unterteilen, aber andere sinnvolle Begriffe in den Schlagworten aufzuführen. Auch die Subgenres haben wir so ausführlich wie für eine Trennung von Verschiedenem nötig, aber so sparsam wie möglich gehalten, um einen Vergleich zu erleichtern.Wie wir uns das vorgestellt haben, seht ihr hier.
Wobei wir ausdrücklich für eure Anregungen offen sind. Die Genres sollen uns allen das Auffinden interessanter Bücher erleichtern.
Häufig genannte Genres sind:
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit, abschließende und/oder abschließender Beschreibung oder jeglicher Wertung)
- Abenteuerroman
Hier erlebt der Protagonist ein Abenteuer, also eine risikoreiche Unternehmung oder auch ein Erlebnis, das sich stark vom Alltag unterscheidet.
Subgenres: Reise-, Lügen-, Schelmenroman, Robinsonade, Wildwestroman.
Beispiele: Artusroman; Alexandre Dumas „Die drei Musketiere“; Emilieó Salgari „Der schwarze Kosar“, Daniel Dafoe „Robinson Crusoe“
Mehr dazu hier - (Anti)kriegsroman
Thematisch mehr oder weniger klar für oder gegen den Krieg oder das kriegerische Treiben positioniert, häufig mit (auto)biografischen Zügen und mehr oder minder korrekter Einbeziehung konkreter, realer Ereignisse.
Beispiele: Willi Heinrich: „Das geduldige Fleisch“, Josef Martin Bauer „So weit die Füße tragen“, Erich Maria Remarque „Im Westen nichts Neues“ - Bildungs- oder Entwicklungsroman
Der Held der Geschichte durchläuft (welch Wunder) eine Entwicklung, die innerer (psychologischer) Natur sein kann oder sich an seiner äußeren Lebenssituation zeigt (weil das oft Hand in Hand geht, ist es u.E. sinnvoll, das zusammenzufassen, statt sich die Köpfe darüber zu zerschlagen, ob jetzt das Umfeld auf die Psyche wirkt oder umgekehrt). Der Bildungsroman gilt im internationalen Vergleich als typisch deutsche Errungenschaft – was immer uns das sagen will.
Subgenres: Coming-of-Age, Internatsromane, Erziehungsroman (der meist noch eine moralische Aussage enthält, die der Autor dem Leser zuteil werden lassen möchte)
Den auch verwendeten Begriff „Jugendroman“, für Geschichten jugendlicher Protas (statt dem englischen Coming-of-Age) lehnen wir in diesem Kontext ab, weil er wortidentisch auch zur Definition der Zielgruppe (Jugendliche Leser) verwendet wird, was zwar oft, aber eben nicht immer identisch ist)
Beispiele: Goethe „Willhelm Meister“, Robert Musil „Der Mann ohne Eigenschaften“, J.K. Rowling „Harry Potter“, Patrick Süßkind „Das Parfüm“, Wolfgang Herrndorf „Tschick“ - Briefroman
Die Handlung wird in Form eines Briefwechsels, oft zwischen mehreren Personen erzählt.
Eng verwandt sind der Tagebuch- oder der moderne Blogroman.
Beispiele: Friedrich Hölderlin „Hyperion“, Goethe „Die Leiden des jungen Werther“, Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos „Gefährliche Liebschaften“, Ingo Schulze „Neue Leben“ - Contemporary, zeitgenössischer oder auch Gegenwartsroman
Roman über einen Inhalt aus der unmittelbaren Gegenwart. Wobei damit in der Literaturwissenschaft wieder einmal uneinheitlich entweder Literatur nach 1945 (Nachkriegsliteratur) oder nach 1989 (Mauerfall) gemeint ist. Grundsätzlich ist damit aber Literatur einer gewissen Schöpfungshöhe gemeint, also die jeweils aktuelle Literaturproduktion meint, wie sie sich in der Literaturkritik des Feuilletons zeigt, also unter Ausschluss der Werke, die der Trivialliteratur bezichtigt werden.
Beispiele: Autoren der „Gruppe 47“ wie Günter Grass „Ein weites Feld“ oder Martin Walser „Tod eines Kritikers“, aber auch andere Autoren wie Christian Kracht, „Faserland“, Benedikt Wells „Das Ende der Einsamkeit„ - Drama
Beim Drama als Genre (in Abgrenzung zur literarischen Gattung (siehe unten)) bezieht die Handlung ihre Spannung aus psychologischen, emotionalen Aspekten, die als umgangssprachlich dramatisch empfunden werden und oft tragisch enden. Erzählt wird die Geschichte von Figuren, die eine Lebenskrise durchmachen, vor eine lebensverändernde Entscheidung gestellt sind, deren Leben sich wegen Verlust, Verfolgung, Krankheit (seltener Glück) „dramatisch“ ändert. Präziser wohl als „tragische Geschichte“. Meist schwer von anderen Genres abzugrenzen.
Subgenre: Schicksalsroman, Liebesdrama, Familiendrama, Melodram, Psychodrama, Sozialdrama
Beispiele: Jojo Moyes „Ein ganzes halbes Jahr“, Theodor Fontane „Effie Briest“, Yasmina Reza „Der Gott des Gemetzels“, Emily Bronte „Sturmhöhe“ - Dystopie
Die Handlung spielt in einer Zukunft, die sich negativ entwickelt hat (Subgenre der Science Fiction; Gegenstück zur Utopie)
Beispiele: Aldous Huxley „Schöne neue Welt“, Arno Schmidt „Die Gelehrtenrepublik“, Wiliam Golding „Herr der Fliegen“, Masamune Shirow „Ghost in the Shell“, Suzanne Collins „Die Tribute von Panem“ - Erotikroman
Die geschlechtliche Liebe spielt eine tragende Rolle, die in großer Detailtiefe thematisiert wird
Subgenre (je nach Spielart): BDSM, Gay, Erste Liebe
Beispiele: Giacomo Casanova „Memoiren“, Marquis de Sade „Justine“, Vladimir Nabokov „Lolita“, D.H. Lawrence „Lady Chatterleys Liebhaber“, Anais Nin „Das Delta der Vernus“, E.L. James „50 Shades of Gray“, Cosette „Unartig“. Wer mag, kann sich unsere Erotik-Classics anschauen. - Fantasyroman
Die Geschichte spielt in einem Setting, das mindestens Elemente enthält, die nicht der (möglichen) Realität entsprechen – z.B. Fabelwesen, Magie, paranormale Fähigkeiten.
Subgenre: High Fantasy, Urban Fantasy, Tierfantasy, Zeitreisen
Beispiele: Michael Ende „Die unendliche Geschichte“, Kerstin Gier „Edelsteintrilogie“, George R.R. Martin „Lied von Eis und Feuer“ (Game of Thrones), Tolkien „Herr der Ringe„, Akif Pirinci „Felidae“, Ellis Kaut „Pumuckl“ – wir haben die 75 größten Fantasy-Klassiker aller Zeiten in unseren Classics aufgelistet. - Gesellschaftsroman
Das gesellschaftliche Leben eines Menschen oder einer Personengruppe und dessen Wechselwirkung mit Natur sowie der Gesellschaft wird gezeigt. Meist mit Gegensätzen wie jung-alt, arm-reich, Stadt-Land …
Damit verfügt der Gesellschaftsroman unweigerlich über sehr fließende Grenzen zum Sozialdrama oder Bildungsroman
Beispiele: Charles Dickens „Oliver Twist“, Leo Tolstoi „Krieg und Frieden“, Alexander Döblin „Berlin Alexanderplatz“, Thomas Mann „Die Buddenbrocks“, Julie Zeh „Unterleuten“, - Heimatroman
In der klassischen Form ist die Handlung zumeist in einem abgeschlossenen Raum angesiedelt, oft einem Dorf (Dorfroman). Häufig dringt hier ein Fremdling ein, der den Alltag stört. Heute ist der Begriff weiter gefasst und enthält allgemeiner Geschichten, die innerhalb eines geschlossenen, meist regional abgrenzbaren Settings spielen, das direkt oder indirekt (Atmosphäre, Eigenheiten der Protas) Einfluss auf die Handlung nimmt. Lange als Prototyp für seichte Unterhaltung (Trivialliteratur) belächelt, erfreut sich der Heimatroman ungebrochener Beliebtheit.
Subgenres: Dorfroman, Urban, Bauernroman, Bergroman, Regionalkrimi
Böse Zungen könnten hier behaupten, dass jeder Heimatroman, der nicht trivial ist, damit eigentlich als Gesellschaftsroman bezeichnet werden sollte.
Beispiele: Peter Rosegger „Waldheimat“, Ludwig Ganghofer „Der Jäger von Fall“, Gerhard Fritsch „Fasching“, Rita Falk „Dampfnudelblues“, - Historischer Roman
Die Geschichte wird vom Autor in einem Setting erzählt, das einer vergangenen Epoche angehört, dabei wird diese Vergangenheit mit mehr oder minder großer Detailgenauigkeit und wissenschaftlicher Faktentreue geschildert.
Subgenres: Nach Epochen – Steinzeit, Antike, Mittelalter, etc. bis 20. Jahrhdt.
Beispiele: Iny Lorentz „Die Wanderhure“, Vera Buck „Runa„, Noah Gordon „Der Medicus“, Ottfried Preussler „Krabat“, Bertold Brecht „Mutter Courage und ihre Kinder“, Goethe „Faust„. - Horrorroman
Kennzeichen ist die hervorgehobene Schilderung von angsteinflößenden und häufig auch von übernatürlichen Ereignissen. Angst ist ein aktiv eingesetztes Gestaltungselement.
Subgenres: Paranormaler Horror (Dämonen, Geister), Psychologischer Horror (Wahnsinn, Besessenheit), Alienhorror, Splatter, Grusel- und Schauerromane
Bram Stocker „Dracula“, Mary Shelley „Frankenstein“, H.P. Lovecraft „Cthulhu-Mythos„, Edgar Allan Poe „Das verräterische Herz „, Stephen King „Friedhof der Kuscheltiere“ – wer sich traut, kann bei den Horror-Classics einen Streifzug durch die Geschichte des Genres unternehmen. - Humoristischer Roman
Der Humoristische Roman oder auch Humoreske ist eine komödiantische, bewusst lustige Erzählung, die mit Spott, Absurditäten und Wortwitz gezielt die Handlung vorantreibt, wir fassen darunter in Abgrenzung zur Komödie (als Unterart des Dramas als Literaturgattung) alle epischen Formen zusammen.
Subgenres: Charakter- oder Typenkomödie, Situationskomödie, Satire (Gesellschafts- und Realsatire), Groteske und Schwarze Komödie, Chick-Lit
Beispiele: Max Frisch „Der Besuch der alten Dame“, Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“, Tommy Jaud „Vollidiot“, Horst Evers „Für Eile fehlt mir die Zeit“, Hans Rath „Und Gott sprach: Wir müssen reden“. - Kriminalroman
Bei der ursprünglichen Form gilt es, ein Verbrechen aufzuklären, wobei der Leser dem Ermittler über die Schulter sieht. Daneben gibt es auch Varianten, bei denen der Leser die Sicht des Verbrechers erfährt. Eng verwandt mit Thriller und oft nicht sauber zu trennen.
Subgenres: Ermittler- und Detektivroman, Regionalkrimi, Whodunnit, Verbrechensanalyse (Tellmewhy)
Beispiele: Fjodor Dostojewski „Schuld und Sühne“, Agatha Christie „Mord im Orientexpress“, Arthur Conan Doyle „Sherlock Holmes“, Umberto Eco „Der Name der Rose“, Heinrich Böll „Ende einer Dienstfahrt“ - Liebesroman
Liebe als Thema in all ihren Facetten, wobei als Liebesroman überwiegend die partnerschaftliche Liebe (im Gegensatz zu einer Eltern-Kind-Beziehung oder einer Freundschaft) gesehen wird. Wird oftmals der Trivialliteratur zugerechnet, was nach unserer Auffassung aber weder dem Genre, das unstreitig mit Weltliteratur aufwarten kann, noch der Liebe selbst gerecht wird, die eben eines der faszinierendsten Themen stellt, mit dem sich die Menschheit seit jeher befasst.
Subgenres: Chick-Lit, Liebesdrama, Erste Liebe, Paranormal Romance (Mix aus Fantasy und Romance)
Beispiele: William Shakespeare „Romeo und Julia“, Flaubert „Madame Bovary“, Jane Austen „Stolz und Vorurteil“, Gabriel García Márquez „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“, Margaret Mitchell „Vom Winde verweht“, Audrey Niffenegger „Die Frau des Zeitreisenden“ - Reiseroman
Im Vordergrund steht die Darstellung von Reisen. Im Gegensatz zum Reisebericht ist diese Form allerdings sehr künstlerisch geprägt und mit fiktiven Elementen gespickt. Beispiele: Homer „Odyssee“, Jonathan Swift „Gullivers Reisen“ - Science Fiction-Roman
Roman, der in einer mehr oder minder fernen Zukunft spielt, in der sich unsere Gesellschaft mehr oder weniger stark, mehr oder weniger positiv weiterentwickelt hat
Subgenres: Space Opera, First Contact (Alien, neue Welten), Military SF, CyberSF, Hard SF (Techniklastiger Plot), Steampunk (Retro-SF), Dystopie und Utopie
Beispiele: Ray Bradbury „Fahrenheit 451“, Wiliam Gibson „Neuromancer“, Isaac Asimov „Die Foundation“, Dan Simmons „Hyperion“, Philipp K. Dick „Blade Runner“, Kurd Laßwitz „Auf zwei Planeten“, Andreas Eschbach „Der Haarteppichknüpfer“ - Tatsachenroman
Eine Erzählung, welche tatsächliche Geschehnisse, Schauplätze und Personen zur Grundlage hat. Oft auch autobiografisch. Zumeist dreht es sich hierbei um Themen der Politik, Skandale oder Kriminalfälle.
Beispiel: Truman Capote „Kaltblütig“, Dominik Forster „crystal.klar„, Jana Cramer „Das Mädchen aus der ersten Reihe„ - Thriller
Hier muss sich der Protagonist selbst einer Gefahr stellen. Die gesamte Handlung pendelt stets zwischen Anspannung und Erleichterung des Lesers. Charakteristisch sind weitläufige Spannungsbögen, Cliffhanger sowie Red Herrings (Nebelkerzen), die die Spannung in die Höhe treiben.
Subgenres: Agenten-, Gerichts-, Polit-, Wissenschafts-, Mysterythriller. Je nach Stimmung auch Horror-Thriller.
Beispiele: Dan Brown „Sakrileg“, Ian Fleming „James Bond“, Stephen King „Shining“, Sebastian Fitzek „Passagier 23“, Frank Schätzing „Der Schwarm“, Andreas Gruber „Racheherbst„ - Wildwestroman
Spielt im Wilden Westen, also vor dem Hintergrund der Geschichte der US-amerikanischen Pionierzeit und folglich im 19. Jahrhundert. Alternative Bezeichnung: Westernroman
Beispiel: Karl May „Winnetou“, F. Cooper „Der letzte Mohikaner“, Anthologie von Alex Jahnke „Reiten wir„
Bonuswissen (Klugscheißmodus): Literaturgattungen
Seriöse Literaturwissenschaftler verpönen den Begriff Genre. Wie wir gesehen haben, durchaus mit Grund. Folgerichtig sprechen sie konsequent nur von Literaturgattungen. Soweit es dabei nicht um Sachtexte geht (die lassen wir hier bewusst weg), landen wir bei drei Hauptgattungen:
- Epik (Wenn es erzählt wird)
Bei der Epik wendet sich immer ein Erzähler an sein Publikum, dem er eine (selbst oder von anderen erlebte) Geschichte beschreibt (vgl. Erzählform).
Hier aber muss man bereits wieder vorsichtig sein, denn im modernen (nicht ganz so wissenschaftlichen) Sprachgebrauch dient das Wort „episch“ gerne auch als Synonym für groß, umfangreich, bombastisch (z.B. epischer Roman, Fantasy-Epos, epischer Film …).- Innerhalb dieser Gattung ist genaugenommen auch der von uns oben beschriebene Genre-Begriff von Bedeutung, wenn es nämlich darum geht, die konkrete Art der Epik inhaltlich genauer zu beschreiben.
- Rein formal unterscheidet man zwischen Reim oder Prosa und dann nach Länge in Großformen (Roman), Kurzform (Novelle, Kurzgeschichte) oder Kürzestform (Aphorismen, Witze, Sprichwörter).
- Daneben gibt es auch noch weitere Unterscheidungen, z.B. in Bezug auf das Motiv, auch wenn wir persönlich das innerhalb dieser Kategorisierung sachfremd finden, z.B. nach der Zielsetzung als „didaktische Form“ wie etwa die Fabel.
- Dramatik (Wenn es vorgeführt wird)
Ein Drama zeichnet sich dadurch aus, dass die Geschichte über verschiedene Rollen – und zwar nach Aristoteles in Form von Dialogen – erzählt wird. Dann hört aber auch hier die klare Definition schon wieder auf.- Heute werden zu Drama oft sämtliche Theaterstücke, Operntexte bis hin zu Drehbüchern zugerechnet, andere begrenzen auf Sprechtheater oder gehobenes Niveau, dann auf Theater mit Textgrundlage im Gegensatz zum offenen Stegreif (Improvisation).
- In der Dramatik als Literaturgattung haben sich seit dem 18. Jahrhundert Unterformen herausgebildet, die zu einem relativ festen Genrebegriff führen (auch wenn sie dann auch als Theatergattung bezeichnet wird) führen. Tragödie, Komödie, Tragikomödie, Melodrama, das dann als Kennzeichen für besonders gefühlsbetonte und/oder spannende Themen als Drama bezeichnet wird und wer umgangssprachlich von dramatischen Dingen oder Drama-Queens spricht, meint auch genau diesen Kontext.
- Goethe grenzt das Drama als Theatergattung (Genre) von der Tragödie ab, in dem er zwischen „Wollen“ (Drama) und „Sollen“ (Tragödie) unterscheidet – was heißt, dass man an einem Drama selbst schuld ist. Eine Definition, die man sich auch für den gattungsübergreifenden Genre-Begriff merken kann.
- Lyrik (Wenn es sich reimt)
Die Merkhilfe mit dem Reim ist nicht ganz korrekt, denn auch Epik kann grundsätzlich in gebundener Form vorkommen. Lyrik ist es daher eigentlich nur, wenn der Reim in Versform gehalten ist. Doch niemand außerhalb der reinen Lehre sieht das heute noch so eng. Von Lyrik (in der Form lyrische Poesie) spricht man etwa seit dem 18. Jahrhundert und wird dabei immer mehr mit „Poesie“, „Gedicht“ aber auch „Dichtung“ allgemein gleich gesetzt.- Die Lyrik ist eine der früheren literarischen Formen, wenngleich die frühesten Texte aus heutiger Sicht nicht als Gedichte wahrgenommen werden würden, etwa frühe religiöse Texte oder die Merseburger Zaubersprüche.
- Lyrik im heutigen Verständnis ist von einer Definition geprägt, die Aristoteles im antiken Griechenland prägte. Dort war Lyrik ein musikalisch begleitetes Lied (von der Lyra, einer Art Harfe). Dieser Zusammenhang blieb bis heute über Theater/Drama und religiös motivierte Kunst erhalten.
- Genres werden hier nach Stil und vor allem Thema gebildet (Kinder-, Liebes-, Naturlyrik) oft auch formal (z.B. Limerick).
- Auch historisch werden Genres innerhalb der Lyrik gebildet: etwa Minnesang.