Skoutz-Classics: Das Buch der Bücher – die Bibel

Heute befassen wir uns mit dem Klassiker schlechthin. Mit dem Buch der Bücher. Mit der Bibel. Und zwar mit der Bibel als Buch, als eine Art Anthologie, in der über viele Jahrhunderte alle möglichen Texte verschiedenster Verfasser zusammengetragen wurden. Als Sammlung von allen möglichen Geschichten und Textformen. Vom Abenteuerroman bis zu düsteren Dystopien.

 

Die Bibel und ihre Geschichten 

Das Faszinierende an diesem Experiment ist, dass die Bibel auch ohne religiöses Interesse eine schier unfassbare Vielfalt an Texten schlicht jedes denkbaren Genres enthält. Unabhängig von ihrer religiösen Bedeutung für das Christentum, ist sie vermutlich das Buch mit der weltweit größten Verbreitung.

Die Bibel ist zutiefst menschlich, im Guten wie im Schlechten. Hier gibt es keine Tabus. Fehlverhalten wird geschildert, gleich, ob der Täter bereut oder nicht und erstaunlich oft auch ungeschoren davon kommt. Man findet reichlich Mord, Ehebruch, Lüge, Betrug, Intrigen, Diebstahl oder Vergewaltigung. Doch auch Gutes kommt nicht zu kurz: Mitleid, Freundschaft, etc. Viele Geschichten handeln auch von Reue und Vergebung, und zwar mit und ohne göttliche Mediation.

Wir haben uns die Geschichten, die die Bibel zu erzählen hat, einmal genauer angesehen und wir sind fasziniert …

Eine umfassende Aufstellung dieser Geschichten bietet wieder einmal Wikipedia, auf die wir gerne verweisen.

 

Wem verdanken wir die Bibel?

Die Bibel ist – vereinfachend ausgedrückt – ein Gemeinschaftsprojekt, das Menschen über Zeit und Raum hinweg verbindet, und allein dieses Bild ist wunderschön. Sie ist so vielseitig wie die Menschen und vereinigt in sich alle Formen von Geschichten, die je erzählt wurden. „Weltweite“ Beachtung erlangte die Bibel durch ihre Übersetzung durch die 70 Gelehrten („Septuaginta“) und später durch ihre Übersetzung ins Lateinische durch Hieronymus („Vulgata“). Seine Übersetzung aus dem 4. Jahrhundert wurde lange Zeit von der katholischen Kirche verwendet.

Besonders zu würdigen ist natürlich die Übersetzung des Neuen und später des Alten Testaments durch Martin Luther (1522/34), der mit seiner Arbeit nicht nur die Bibel auch der breiten Bevölkerung zugänglich machte, sondern – sozusagen nebenbei – auch noch eine einheitliche deutsche Schriftsprache schuf.

 

Die Bedeutung der Bibel

Die biblischen Geschichten sind zwischen 2.000 und 3.000 Jahre alt, teils historisch, teils historisierend, teils reine Fiktion. Sie wurden kopiert, übertragen, übersetzt und interpretiert und wurden so zu einer einzigartigen kulturellen Gemeinschaftsleistung. Seither finden Menschen in ihr, was immer sie in ihr suchen. Trost, Kraft, Stärke, Zuversicht und Regeln, die einem das Leben erleichtern sollen. Aber ebenso Zeichen für die Verkommenheit der Menschheit und der Willkür eines strafenden Gottes. Auch so ist das Buch der Bücher ein Spiegel seiner Autoren.

Religiöse Bedeutung

Für Gläubige ist die Bibel Gottes Offenbarung, die direkt durch ihn zu den Menschen kommt. Sie verrät den Menschen, wer Gott ist, was er kann und was er von ihnen erwartet. Sie bietet eine Erklärung dafür, woher wir kommen und wohin wir gehen. Und was Menschen zu Menschen macht – im Guten wie im Schlechten.

Kulturelle Bedeutung

Jesaija-Rolle, ~180 v. Chr (c) Wikipedia

Ohne ihre Kenntnis ist nicht zu begreifen, wie Europa wurde, was es ist. Auch die großen Schöpfungen der europäischen Literatur, Musik und Malerei erschließen sich kaum, wenn man nichts von der Bibel weiß…

So sagt der Religionsforscher Christian Nürnberger. Auch wenn man vollkommen unreligiös ist, handelt es sich doch um ein Werk, das drei große Weltreligionen in der einen oder anderen Form für sich beanspruchen, und das damit für die weit überwiegende Zahl der Menschheit kulturstiftend ist.

Trotzdem wissen immer weniger Menschen die Bibel und ihre Figuren noch richtig zuzuordnen. Das ging sogar so weit, dass Umberto Eco im Herbst 2005 eine Kampagne startete, die sich dafür einsetzt, dass die Bibel wieder mehr in den italienischen Schulen berücksichtigt wird. Nicht im Religionsunterricht, sondern weil man Kunst und Kultur sowie Wirtschaft und Politik, ja die nationale Identität ohne Kenntnis des dies prägendsten Werks nicht versteht.

Literarische Bedeutung

Fraglos hat kein anderes Buch auch nur annähernd eine solche Bedeutung in der Entwicklung der Literatur erlangt wie die Bibel. Sie erzählt Geschichten, die alle Emotionen widergeben, die uns auch heute noch faszinieren. Ihre Motive wurden hundertfach adaptiert und finden sich tausendfach als Motive oder in den Erzählstrukturen moderner Werke. Dazu Einzelmotive, Sprachformen und in den allgemeinen Sprachschatz aufgegangene Zitate.

Ob man nun wie Klopstock oder Thomas Mann bewusst biblische Motive bearbeitet oder wie Goethe oder Brecht versucht, kritische Distanz zur Religion zu halten – sie alle sind direkt oder indirekt von der Bibel beeinflusst. Und das gilt auch für moderne Autoren, die über richtiges und falsches Verhalten, über unser Verständnis von Liebe oder Freundschaft schreiben. Sie alle sind irgendwie und irgendwo biblisch.

 

Weiterführende Links

Natürlich bietet Wikipedia eine Fülle von Artikeln nicht nur zu Bibel, sondern auch zu ihren einzelnen Geschichten.

Lesenswert ist auch der Artikel „Bibel als Literatur“ von Georg Langenhorst.

Wer selbst mal in den Originaltexten lesen will, findet beim Bibleserver die Texte in verschiedenen Übersetzungen.

 

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