Zu Besuch bei Vanessa Mansini und Michael Meisheit

Heute bin ich in Berlin zu Besuch bei Michael Meisheit und Vanessa Mansini, die in den Kategorien Crime und Romance für den Skoutz-Award 2020 nominiert wurden. Der Grund für dieses Doppelinterview ist übrigens nicht, dass wir dank Corona mit allem viel zu spät dran sind, sondern weil das Verhältnis von Michael und Vanessa etwas speziell ist.

Ich hatte ja schon öfter und in allen möglichen Genres zwei Autoren, die als einer auftreten, Alex Thomas, Rose Snow und T.S. Orgel etwa. Aber umgekehrt, dass sich zwei Autorenseelen einen Körper teilen, das ist neu. Und entsprechend gespannt bin ich, was mich bei diesem Interview nun so erwartet …  Dr. Jeckyll und Ms. Hyde vielleicht? Wir werden sehen!

 

Zu Besuch bei Michael Meisheit, der auch Vanessa Mansini ist. Oder umgekehrt. 

Wie würdest du dich in einem Wort beschreiben?

Vielseitig.

Wer will das angesichts unserer Interview-Situation und eurer Doppelnominierung bestreiten. 

Beruf oder Berufung – was macht dir an deinem Job als Autor am meisten Spaß?

MM: Im Grunde alles. Für meine Thriller habe ich aber besonderen Spaß an
intensiven Recherchen entwickelt.

Ah, das klingt ja spannend. Inwiefern?

Für den nächsten Roman, der 2021 erscheint, war ich bei Europol in Den Haag. Ich bin die Fluchtroute meiner Protagonistin von London über Hull und dann mit der Fähre nach Holland abgereist. Das war hilfreich
und motivierend.

VM: Stimmt, Recherche ist toll.

Wie recherchierst du denn für deine Romane, das geht ja in eine ganz andere Richtung …?

Ich war für „Mein Bad Boss und ich“ in einem Swingerclub. Von dem Abend habe ich echt eine Menge mitgenommen. Zum Beispiel …
MM: Das gehört jetzt hier nicht hin.

Wann hast du dein erstes Buch veröffentlicht und wie lange hast du daran
geschrieben?

VM: Bei „Nicht von dieser Welt“ (2013) vielleicht zwei oder drei Tage. Ich musste einfach nur so eine Software benutzen, die alte Blog-Texte in die richtige Reihenfolge gebracht hat und natürlich noch mal lesen. Hat trotzdem für Platz 1 der Kindle-Charts gereicht.

Na, aber du hast ja zuvor die Blogbeiträge schreiben müssen. Das ist fairerweise doch auch Schreibarbeit.  

MM: Ja, gut, und spätere Bücher waren schon ein bisschen mehr Arbeit.

VM: Pff. Zwei oder drei Wochen.

MM: (Augen rollend) Also bei „Wir sehen dich sterben“ habe ich eher drei Monate
gebraucht. Für die erste Fassung wohlgemerkt.

Und wie ging es dann weiter? 

Es gab dann noch einige Überarbeitungen.

Das hören wir öfter. Dass „Ende“ eigentlich eher der Anfang der Arbeit ist. 🙂 

Wie läuft ein typischer Tag als Autor bei dir ab? 

MM: Ich muss morgens relativ früh anfangen, sonst komme ich nicht rein.

Und wie geht es dann weiter? 

Wenn es dann gut läuft, schreibe ich auch schon mal zehn Stunden an einem Tag. Das ist dann fast wie
ein Rausch.

VM: Wenn man mal von deinem Mittagsschlaf absieht. Und den Wegen zum Kühlschrank.
Ach, und wie heißt diese App, die du immer spielst, sobald du an einer Stelle festhängst?

MM: Und bei dir ist es besser?

Vermutlich nicht. Vanessa? Vanessa?! Wo ist sie denn jetzt hin? 

Das Jahr 2020 stellt uns alle vor neue Herausforderungen. Wie sehr beeinflusst
Corona deinen Schreiballtag? 

MM: Ich schreibe weniger.

Ach? Viele Autoren sehen die auferlegte Häuslichkeit eher als Chance für mehr Schreiben. 

Das hat zwei Gründe: Zum einen sind die Kinder mehr zu Hause und während des Home-Schoolings kann ich natürlich nicht arbeiten. Zum anderen fällt es mir aber auch schwerer.

Inwiefern?

Ich bin gedanklich viel bei den verschiedenen Themen der Krise. Ich bin müder als sonst. Auch wenn ich nicht direkt von Corona betroffen bin, hat es Auswirkungen. Das Thema kann man als Autor nicht ausblenden.

VM: Da stimme ich sogar zu. Bei mir hat das dazu geführt, dass ich an einem Roman arbeite, der in den ersten Tagen von Corona spielt …

Das finde ich spannend. Ist das dann der Versuch, die Corona-Eindrücke kreativ zu verarbeiten? Wenn Michael das schreiben würde, so als Thriller-Held, hätte ich eine Vorstellung. Aber ein locker-flockiges Mansini-Buch? Liebe in den Zeiten von Corona, hm? Das schau ich mir auf alle Fälle an. 

Bringt mich aber auch gleich zu meiner nächsten Frage, nämlich zum Schreiben selbst: 

Kreativ oder doch eher regeltreu?

VM: Ich arbeite nach einem festgelegtem Konzept, für das ich mir vorab viele Gedanken mache. Und dass ich jederzeit lustvoll über den Haufen werfe, wenn es nicht funktioniert.

MM: Was sie sagt.

Dass ihr euch mal einig seid! Regeln sind also dazu da, dass man nachdenkt, bevor man sie bricht. Wie haltet ihr es mit dem Lesen? 

Welches war dein erstes selbstgelesenes Buch? Und hast du es heute noch?

MM: Ich habe früh sehr viel gelesen und wüsste nicht mehr, was das wirklich erste Buch war. „Fünf Freunde“ wahrscheinlich oder gar was von Karl May.

Letztens habe ich aber die Ausgabe von „Herr der Ringe“ wiedergefunden, die ich vielleicht mit zehn oder so gelesen habe. Das war ein prägendes Werk in vielerlei Hinsicht.

Ja, das würde ich Tolkien für mich auch unterschreiben, wobei ich für das mehrere Anläufe gebraucht habe, bevor es mich wirklich gepackt hat. Und Vanessa, bei dir?

VM: „Bridget Jones“, das ich – noch bevor es in Deutschland bekannt war – auf einer London-Reise in die Finger bekomme habe und toll fand, war sozusagen der Startschuss für die Ausbildung meiner Persönlichkeit. Das Taschenbuch habe ich noch.

Das erklärt dann auch, wie du zu schreiben begonnen hast? Dein Blog hatte ja auch Tagebuch-Charakter. Wobei ich tatsächlich dich auch erst mit deinem ersten Buch wahrgenommen habe. Und wie stehst du heute zu Bridget? Oder anders gefragt:

Stell dir vor, du könntest eine beliebige Figur aus einem Buch zum Essen treffen. 

VM: Das mache ich doch eh regelmäßig.

Ah, mit wem? 

Mit meinen eigenen Figuren. Die wohnen hier in Kreuzberg um die Ecke, haben oft Kids im Alter von meinen eigenen, gehen in dieselben Restaurants. Wir sind alle Freunde, quatschen über die verrückte Welt, schlechten Sex oder das neue Album von Lady Gaga. Schon gehört? Für Rosa ist es ein bisschen zu sehr Madonna, aber Trixi liebt es.

Ist „wie Madonna“ denn negativ? Ich mag sehr viele Lieder von ihr sehr gern, auch wenn man sie nicht wiedererkennt, wenn ich sie nachzusingen versuche. Und wie ist das bei dir, Michael? Also das Protagonisten-Treffen, nicht das singen?

MM: Okay, mag sein, aber für uns echte Menschen ist das nicht so leicht. Ich würde gerne Figuren von John Irving kennenlernen. Garp vielleicht. Das Buch hat mich sehr geprägt und es gibt in Irvings Werken viele Figuren, die mir so nah gekommen sind wie Freunde.

Das klingt nach einem Thema, das ich gern mal vertiefen würde. Garp und wie wir ihn sehen, während er die Welt sieht. Da schwingen spannende Fragen mit. 

à propos …

Auf welche Frage hattest du in letzter Zeit keine Antwort? 

MM: Wie man Trump wählen kann.

Hahaha!. Gut! Und bist du inzwischen schlauer?

Nein, darauf habe ich keine Antwort gefunden. Zumindest keine, die ich nachfühlen kann.

VM: Was an dem Wort „Kardamon“ falsch ist, wie die Rechtschreibprüfung behauptete.
Und ja, ich habe eine Antwort gefunden: Es heißt „Kardamom“. Ich hab es mein Leben
lang falsch geschrieben und ausgesprochen.

Da bist du nicht allein. Das ist eines der Worte, bei denen die meisten Menschen beim Buchstabieren aussteigen. Da habe ich schon viele Trinkspiele gewonnen. Ähnlich gut sind Rhythmus oder Stegreif. 

Wie oft schaust du täglich auf dein Handy?

MM: Viel zu oft.

VM: Viel zu oft.

Viel zu oft … Darauf eine Stärkung! 

Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?

VM: Weißwein.

MM: Wurst. Stapelweise.

Echt? Warum das denn?

Sonst verhungert mein Sohn. Zumindest behauptet er das.

Na, das Risiko würde ich auch nicht eingehen wollen. 

Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?

MM: Es sind zwar keine Dinge, aber meine Kinder stehen bei Dankbarkeit immer ganz weit
vorne.

Nein, Kinder sind keine Dinge. 

Wenn es wirklich Gegenstände sein müssen, dann ist besagtes Handy Fluch und
Segen zu gleich. Was haben wir früher ohne gemacht? Und natürlich Computer, die mir
das Schreiben so sehr erleichtern.

Und wie sieht es bei Vanessa aus?

VM: Weißwein. Rotwein. Und es gibt diesen tollen Rosé von Angelina Jolie und Brad Pitt.

Echt jetzt? Da bin ich wohl einer Bildungslücke auf die Spur gekommen. Ich wusste nicht mal, dass es von Brangelina einen Wein gibt. 

Zeitreisen – ein spannendes Mysterium. Wie steht ihr dazu?

MM: Früher hätte ich ja gesagt, dass ich wirklich gerne die Zeit von Hitlers Machtergreifung „beobachten“ würde, um zu verstehen, wie das passieren konnte. Nach den letzten Jahren mit den absurden Erfolgen der AfD oder eben auch mit Trump muss ich aber sagen, dass ich es jetzt auch so verstehe.

Seufz. Ich habe zur Zeit auch dieses hässliche Gefühl sich wiederholender Gesetzmäßigkeiten. 

VM: Ich wäre gerne in dem Bus gewesen, in dem Rosa Parks sich geweigert hat, für einen Weißen aufzustehen. Ein scheinbar kleiner Moment des Widerstands, der so viel ausgelöst hat.

Da gibt es eine sehr, sehr spannende Dr. Who-Folge, die sich genau mit dieser Szene befasst hat. Es ist schon faszinierend, wie in einer Sekunde eine Alltagsszene, die so, so ähnlich oder auch etwas anders, den Lauf der Welt beeinflussen kann. 

Über welches Thema könntest du eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?

MM: Nach den Wochen der Quarantäne und der Einführung von Disney Plus auf jeden Fall
über das Star Wars Universum. Wir haben gefühlt alles geguckt, was es da gibt.

VM: Sextoys. Nach den Wochen der Quarantäne und der Einführung von …

MM: Das gehört jetzt hier ebenfalls nicht hin.

Vanessa, ich glaube wir unterhalten uns nochmal unter vier Augen, oder wenn wir Verstärkung der Autorenkollegen von der Erotik-Liste haben. Ich könnte so eine Präsentation jedenfalls brauchen. Bei vielen Sachen weiß ich gar nicht genau, wie … 

Aber egal, weiter hier erst einmal. 

Was würdest du rückwirkend ändern, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?

MM: Nichts.

Das ist wenig! Wie kommt das? 

Nicht, weil ich nichts bereue oder keine Fehler gemacht hätte, aber ich bin fest davon überzeugt, dass Schwächen und Fehler zu unserem Dasein gehören und sie uns letztlich auch zu besseren Menschen machen. Ich hatte aber auch Glück bisher im Leben und habe keine wirklich schlimmen Sachen erlebt – sonst würde ich vielleicht auch etwas ändern wollen.

Das ist doch eigentlich eine wunderschöne Aussage! Und wie sieht es bei dir aus, Vanessa?

VM: Ich hätte mehr von dem Rosé bestellen sollen, als er im Angebot war.

Darauf einen Toast! 

Was wünschst du dir für die Zukunft?

MM: Gesundheit. Für meine Lieben und für mich. Das ist am Ende das Einzige, was wirklich wichtig ist. Alles andere bekommt man schon irgendwie hin.

Das stimmt. Alle Wünsche werden klein, vor dem einen, gesund zu sein. Das sieht man irgendwie auch jetzt angesichts von Corona. 

Vanessa?

VM: Dass ich den Skoutz-Award jetzt aber auch gewinne!

Das ist ein wunderbares Schlusswort und ein Wunsch, dem ich mich für euch beide gerne anschließe. Ich drücke euch jedenfalls in euren Kategorien ganz fest die Daumen und bedanke mich für dieses außerordentlich kurzweilige Interview! 

 

Skoutz-Buchtipp: Im falschen Film – Humorvoller Roman von Vanessa Mansini

Ein Unfall – und plötzlich sind alle Erinnerungen an dein Leben ausgelöscht.

Dafür gibt es einen komischen Mann, angeblich deiner, der immer nur wissen will, wo du das verdammte Auto geparkt hast.

Trixi hat eine komplette Amnesie. Und das Leben, das ihres sein soll, findet sie mehr als furchtbar. Doch wenn man sich an nichts mehr erinnern kann, kann man dann nicht auch gleich einen Neuanfang wagen? Vielleicht sogar mit diesem (Traum-) Mann, dessen Frau in den Unfall verwickelt war?

Für mich ist „Im falschen Film“ insofern ganz besonders, weil es mein erstes E-Book war. Aber davon abgesehen, ist es auch eine dieser Wohlfühlgeschichten, in die man abtauchen, sich wegschmunzeln und entspannen kann, wenn die Welt da draußen mal wieder blöd ist. Weil Vanessa gut beobachten kann und den Witz im Irrsinn entdeckt, ihr Herz auf dem rechten Fleck trägt und spannend auf das Happy-End zuschreibt. Ein Buch, das ich immer wieder gerne empfehle. 

Für alle, die sich das Buch genauer ansehen oder es auch kaufen wollen, hier unser Affiliate-Link* auf Amazon.

Michael Meisheit wurde darüber hinaus für seinen Tech-Thriller „Wir sehen dich sterben“ von Elke Bergsma auf die Midlist Crime des Skoutz-Awards gewählt. Den Thriller haben wir bereits vorgestellt (weiterlesen).

Vanessa Mansini hingegen konnte Poppy J. Anderson mit „Was Männer denken“ zum Lachen bringen und ist daher auf der Midlist Romance vertreten. Mehr über dieses Buch gibt es hier (weiterlesen).

Wir freuen uns natürlich wie immer, wenn ihr die Bücher kennt und bei der Skoutz-Buchsuche mit einer Buchfieberkurve bewertet. Fünf Klicks für euch, aber ein Riesengewinn für alle, die sich für Bücher interessieren und ihre nächste Lektüre suchen. Hier entlang …

 

Mehr Infos über Michael Meisheit und Vanessa Mansini:

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert