Zu Besuch bei Sylvia Witt und Oliver Uschmann
Heute besuchen der Skoutz-Kauz und ich einem Autorenduo, das von Vorjahressiegerin Miriam Rademacher für die Midlist Humor ausgewählt wurde.
Auf Sylvia Witt und Oliver Uschmann freuen wir uns besonders, denn sie beschreiben die Ironie des Alltags und unseren täglichen Irrsinn so exakt auf den Punkt und mit soviel Lebensweisheit, dass man das nicht genug loben kann. „Lost Levels – Hartmut und ich schlagen auf“ heißt das Werk, von dem wir sprechen.
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Kay zu Besuch bei Sylvia Witt und Oliver Uschmann, die ganz philosophisch sein können
Liebe Sylvia, lieber Oliver, vielen Dank, dass Ihr euch für den Skoutz-Kauz und mich Zeit nehmt, damit wir euch mit unseren Fragen löchern dürfen. Speziell an dich. Sylvia, die uns wortwörtlich zwischenschieben musste. Und natürlich an Oliver, der sich etwas mehr Zeit für uns nehmen konnte.
Lasst uns gleich mit der ersten Frage beginnen.
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Welches ist die größte Herausforderung, der man sich als Autor stellen muss?
Sylvia: Der Buchmarkt selbst und die immer stärkeren Reibungsverluste, die er verursacht.
Reibungsverluste? Wie ist das zu verstehen?
Oliver: Lass es mich so sagen: Hier ist der Roman, eine kleine Welt, beseelt und durchdacht. Und da draußen sind all die Menschen, die es inspirieren könnte, diese Welt zu betreten, bewegen oder würdevoll amüsieren. Die Voraussetzung dafür ist, dass jemand diese Welt zu ihnen bringt, auf angemessene Weise.
Okay … Und wo liegt da jetzt die Herausforderung?
Oliver: Der Buchmarkt ist in vielen Fällen nicht mehr ein Ermöglicher dieses Vorgangs, sondern ein Verhinderer.
Inwiefern?
Oliver: Zum Beispiel dadurch, dass hervorragende Werke erst gar keine Chance bekommen, weil sie sich Kategorien verweigern und in die Zwischenräume der Schubladen setzen. Frech, dass ausgerechnet Kunst sowas wagt, oder? Das Marketing hat häufig das Sagen und die Vertreter, die allein aus Zeitgründen niemals lesen können, was sie verkaufen sollen. Ehemals rein literarische Häuser schauen bei potentiellen neuen Autoren zunächst auf deren Follower-Zahlen. Verlage stampfen Bücher ein, die seit Jahren existieren und als Schullektüre immer noch nachgefragt werden.
Und wieso?
Oliver: Weil ein Controller die Tabellen durchgeht und feststellt, dass zehn Jahre nach Erscheinen die jährlich verkauften Stückzahlen nachlassen. Niemand sieht mehr den Kontext. Erblindung durch Arbeitsteilung. Wenn Buchhalter die Bücher halten, haben die Bücher keinen Halt mehr. Die Reihe „Hartmut und ich“ hatte einst sechs Teile beim großen Verlag S. Fischer mit rund 250.000 verkauften Exemplaren, doch auch diese Welt geht dort nicht einfach fraglos weiter.
Ich verstehe. Aber ist da nicht gerade der Umbruch im Buchmarkt, mit Selfpublishing und vor allem den Möglichkeiten, die sich im Bereich Direktmarketing stellen, eine große Chance? So sehr oftmals das Selfpublishing mit all seinen unbestritten vorhandenen Schwächen auch verteufelt wird, so bietet es doch Autoren und Lesern erstmals seit dem Mittelalter wieder eine echte Möglichkeit, direkt zu interagieren und sich zu vernetzen. Ohne die neuen Techniken gäbe es vermutlich gar keine Indie-Szene, zu der ja auch kleine Verlage zählen, mehr.
Ist das nicht auch eure Lösung?
Sylvia: Wir lassen unsere Figuren, die wir lieben und die unsere innere Familie sind, jetzt auf dem eigenen Verlag Edition Hombrede agieren. Dann hat man alles in der Hand, inklusive der Außendarstellung.
Oliver: Wobei viele Medienpartner nur mich als Autor wahrnehmen und stoisch von einem Uschmann-Roman reden, obschon Sylvia und ich die gemeinsamen Eltern der Hartmut-Charaktere sind. Aber daran erkennt man gut den real existierenden Feminismus des 21. Jahrhunderts: Überall Sternchen verteilen, aber bei einem Autorenduo grundsätzlich die Frau übersehen.
Da predigst du zu sowas von katholischen Ohren. Mir wäre es viel lieber, wenn wir die Sprache in Ruhe ließen und tatsächlich tätig würden. Nicht reden, machen.
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Habt ihr Lieblingsworte in den Skripten, die vom Lektorat regelmäßig angestrichen werden?
Oliver: In der Edition Hombrede sind wir unser eigenes Lektorat, aber bei den Büchern in Publikumsverlagen kann das noch passieren.
Hm… aber auch beim eigenen Lektorat kann man ja auf solche Wortlieblinge stoßen? Das gelingt mir jedenfalls sogar beim Selbstlektorat. Ich habe da eine Liste der üblichen Verdächtigen, die ich nochmals abarbeite, bevor ich mein Geschreibsel an den Lektor zur Disziplinierung gebe.
Oliver: Aber mit der Zeit wird es immer weniger. Speziell, seit ich selbst auch als Lektor arbeite, für einzelne Klienten oder seit neuestem für die Textmanufaktur. Und wenn man, wie Sylvia und ich, so viele Bücher verfasst hat, kennt man seine eigenen Marotten. Im ersten Hartmut-Roman von 2005 fand sich noch über dreihundert Mal das Wörtchen „plötzlich“. Heute springt mich das an wie eine Neonreklame. Wobei sich dessen kleiner Bruder „nun“ immer noch gerne in die Sätze schleicht.
Sylvia: Bei mir sind es meist exotische Fremdworte, die kaum jemand versteht und die ich dann einfacher ausdrücken muss.
Musst du? Wir haben da gerade ein paar Mal mit den schweizerischen Autorenkollegen wie Sarah Malhus geplaudert, die auch immer die ihnen selbstverständlichen Schweizer-Worte austauschen. Ich finde eigentlich nicht, dass wir die Sprache auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunterbrechen müssen. Im Gegenteil, wenn man auch mal exotische Fremdworte, treffende Dialektbegriffe für die es gar keine hochdeutsche Entsprechung gibt, Archaismen oder Neologismen einbaut, dann bleibt die Sprache bunt und vielseitig. Das meiste lässt sich ja aus dem Kontext erschließen.
Aber bevor das jetzt zu technisch wird …
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Was ist eure präferierte Erzählform?
Oliver: Der Ich-Erzähler oder der personale Erzähler mit tiefem Einblick in das Innere der Akteure… im Präsens.
Mit Präsens habe ich – ganz im Gegensatz zu vielen Autoren – sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen Probleme.
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Seid ihr im Team Adjektiv oder bevorzugst du eher einen „schnörkellosen“ Stil?
Oliver: Wenn mit „Adjektiv“ wertende Adjektive gemeint sind, praktiziere und lehre ich, sie zu vermeiden. Wenn beschreibende Adjektive gemeint sind, gehören sie zum Werkzeugkasten eines möglichst detailreich geschilderten Settings.
Ich meinte mit Adjektiv tatsächlich Adjektiv. 🙂 Aber diese Differenzierung ist sehr schön und präzisiert das, was wir sonst von vielen Kollegen hören: Es kommt darauf an. Die merken wir uns. Wir laden euch auch zu unserem Adjektiv-Podiumsdiskussion ein!
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Habt ihr einen speziellen Trick, um aus Figuren echte Persönlichkeiten zu machen?
Sylvia: Mit den Figuren leben!
Präzisiert das bitte.
Sylvia: Wie einst als Kind mit imaginären Freunden. Viele unserer Figuren wohnen im Grunde bei uns, wir tauschen uns aus, hören uns zu, führen Gespräche zwischen Wohnzimmer, Garten und Feldrand. Für die Nachbarn sieht das seltsam aus, aber die kennen es nicht anders. Auch gut sind Interviews mit den Figuren oder Tagebuch schreiben aus ihrer Perspektive.
Laufen die Nachbarn da Gefahr als Modell zu dienen? Man sagt ja, im Umgang mit Autoren ist Vorsicht geboten …
Oliver: Echte Menschen dürfen gerne Inspiration sein, aber niemals als Abziehbild fungieren.
Das klingt jetzt, als würdest du das eher wissenschaftlich angehen?
Oliver: Aus der praktischen Psychologie ist die Transaktionsanalyse nach Eric Berne eine Säule unseres Lebens und Schaffens, vor allem dessen Theorien vom unbewussten Drehbuch des Lebens, dem Skript. Für die Figurengestaltung hochspannend sind auch Charaktertypen-Modelle wie das Enneagramm oder der Myers-Briggs-Typenindikator, der auf psychologische Typen nach Carl Gustav Jung zurückgeht.
Ist eine Konzeption nach Myers-Briggs zum Beispiel nun nicht zu schablonenhaft? Mich stört schon im Coaching echter Menschen da immer das Arbeiten mit Rastern an Individuen. Gehört da nicht noch mehr dazu?
Oliver: Vor allem: Zeitlose Emotionen, die man selber erfahren hat, etwa als Kind und Jugendlicher. Die Umstände und die Technik mögen sich ändern, aber die emotionalen Nöte bleiben dieselben.
Das ist wohl wahr und meines Erachtens ein wichtiger Grund, warum wir uns erfundene Geschichten erzählen. Es ist die Arbeit mit diesen Emotionen unter Laborbedingungen quasi.
Aber von dieser sehr detaillierten technischen Betrachtung nochmals zu ganz alltäglichen Schreibproblemen …
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Welchen Fehler darf man beim Schreiben keinesfalls machen?
Oliver: Sagen statt Zeigen, also die Szene in der Szene erklären, es sei denn als satirische Meta-Ebene. Die Figuren bloß als Sprachrohre für Pamphlete verwenden. Zu wenig planen. Zu viel planen. Dem inneren Zensor Macht geben.
Und – weil wir vorhin schon über die Herausforderungen gesprochen haben – was gilt es hier zu vermeiden?
Oliver: Den eigenen Antrieb zugunsten der Frage vernachlässigen, was die Frau Professorin, die Kritik, das Publikum oder gar die Twitter-Blase später denken könnten. In einem zu frühen Stadium jene Kräfte hereinreden lassen, die denken, der Literaturbetrieb heiße deswegen so, weil seine einzige Leitlinie die Betriebswissenschaft ist.
Wohl wahr, letztlich schreiben wir ja alle, um mit dem, was uns ein Anliegen ist, gelesen zu werden. Was mich zu euch als Lesern bringt …
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Welche Bücher liegen gerade auf euren Nachttischen?
Oliver: Bei mir „Die Raststätte“ von Florian Werner, eine ebenso mühelos wirkende wie literarisch brillante Liebeserklärung an den titelgebenden Ort.
Dem Titel und meiner spontanen Erwartungshaltung nach hätte ich da jetzt eher einen (Horror)-Thriller erwartet. Aber eine mikrokosmische Betrachtung ist sicherlich reizvoll. Und sonst?
Oliver: „Unter Olmen“ von Carsten Wunn, dessen humoristische Tierfabeln hier auch einen Platz verdient hätten und den ich als Freund ebenso unterstütze wie als Fan.
Oh ja! Von Wunn habe ich letztens erst eine Kurzgeschichte gelesen, die mir gut gefallen hat. Und liegt da noch mehr?
Oliver: Außerdem Stapel von Manuskripten von Klientinnen und Klienten, die professionelles Feedback bestellt haben.
Und wie sieht es bei Sylvia aus?
Sylvia: Bei mir liegt „Der Bücherdrache“ von Walter Moer.
Oh, wie schön! Das Buch liebe ich! Und sonst?
Sylvia: Das Bildwörterbuch Koreanisch und „Too Loud a Solitide“ von Bohumil Hrabal, eine unfassbar schöne Liebeserklärung an die Literatur über einen Mann von der Schreddermaschine, der so viele Bücher wie möglich vor ihrem Tod im Schlund der Makulatur rettet.
Davon hab ich zwar noch nie gehört, aber das werde ich im Anschluss an unser Gespräch definitiv ändern. Die Beschreibung spricht mich sehr an.
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Welche 3 Dinge sind euch aktuell am wichtigsten im Leben?
Oliver: Bei mir ist es, gemeinsam mit Sylvia weitere Welten zu den Menschen zu bringen.
Das ist schon mal aus Lesersicht sehr löblich! Und weiter?
An Körper und Geist gesund bleiben. Mehr Selbstsorge, als sie das Multitasking des Lebens zu erlauben scheint, wobei ich genau weiß, dass ich sie mir selbst versage.
Tja! Theorie und Praxis … (Seufz)
Und wie hält es Sylvia?
Sylvia: Leben, lieben und lernen.
Oliver: Ist das nicht ein wunderbares Lebensmotto?
Oh ja, ohne Frage! Speziell in dieser Reihenfolge. Da dürfte der Erfolg am Größten sein.
Nachdem wir jetzt schon ungewöhnlich fachorientiert geplaudert haben, bin ich sehr gespannt auf die nächste Antwort …
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Wenn ihr wählen könntet, wärt ihr lieber extrem intelligent oder gut im Umgang mit Menschen?
Oliver: So wie all die verlegerischen Schubladen, lehne ich auch diese Dichotomie entschieden ab.
Uns geht es mit der Frage auch weniger um ein generelles Ent- oder Weder, sondern mehr um die Provokation! 🙂 Also …?
Oliver: Trotzdem würde mich gerne geistreich gesellig zwischen die Stühle setzen.
Und wie hält es dann Sylvia, die doch in vielerlei Hinsicht dein Konterpart zu sein scheint?
Oliver: Sylvia schafft es mittels Quantenverschränkung, sich gleichzeitig auf beide Stühle zu setzen.
Hahaha! Das ist ein ebenso bequemer wie praktischer Ansatz, der zeigt, dass sie das mit dem Leben, Lieben, Lernen perfekt umsetzt.
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Wofür würdet ihr mitten in der Nacht aufstehen?
Oliver: Ein Spaziergang in einer lauen Hochsommernacht über die Campingplätze eines Festivals, zur blauen Stunde, wenn nur noch entferntes Trommeln und leises Lachen ertönt und der Wind durch die Wipfel des Waldrandes fächert.
Da scheinst du jetzt ein sehr spezielles Bild vor Augen zu haben. Und generell?
Oliver: Und grundsätzlich immer: Strand mit Mondlicht. Sage ich.
Und Sylvia?
Sylvia: Mitten in der Nacht aufstehen? Nur, wenn einer meiner Lieben in Not ist!
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Was ist jeweils eure größte Stärke?
Oliver: Pointiertes Erzählen auf Papier oder vor Publikum.
Vor Publikum auch? Viele Autoren sind ja eher introvertiert. Bist du eine Rampensau?
Oliver: Ich liebe Auftritte, ob im Club, auf den Wortbühnen von Festivals, in Bibliotheken oder in Schulen zu den Jugendromanen. Ich improvisiere viel und baue immer den Ort ein, an dem ich mich befinde. Egal, ob ich schon eine Nacht zuvor anreise oder am gleichen Tage extra früher komme… man wird mich dort herumschleichen und mich einfühlen sehen.
Umso gespannter bin ich dann auf unsere Diskussionsrunde, auch wenn wir die vermutlich aus logistischen Gründen online stattfinden lassen werden. Wie hast du es geschafft, das so umzusetzen?
Oliver: Ich bin einfach dankbar dafür, dieses alles zum Beruf gemacht haben zu können, seit Sylvia einst bei mir als jungem Germanisten, der eingeschüchtert von der Literaturgeschichte kaum noch schrieb, den Knoten platzen ließ und sagte: „Mache es in erster Linie für dich und in zweiter vielleicht noch für mich.“
Das ist eine starke Ansage. Und wie ging es dann weiter?
Oliver: Seither machen wir es zusammen. Ihre Stärke ist absolut freies Denken unter der Fusion von Herz und Verstand. Sage ich.
Sylvia: Das ist viel zu pathetisch!
Oliver: Aber es stimmt nun mal.
Und ich lasse es einfach mal so stehen.
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Wenn euer fünf-jähriges Selbst plötzlich euren jetzigen Körper bewohnen würde, was wäre das Erste, das ihr tun würdet?
Oliver: Entgegen des elterlichen Rates querfeldein abseits der Wege einen dieser steilen, dicht bewaldeten Berge hinaufklettern, die man an der Autobahn in romantischer Sehnsucht vorbeiziehen sieht.
Guter Plan! Bin dabei! Und Sylvia?
Sylvia: Bei mir wäre es genau dasselbe, was ich mit fünf getan hätte: Eine Runde entspannen und Lustige Taschenbücher von Disney lesen.
Obwohl die auf dem Nachttisch gefehlt haben!
Sylvia: Sie liegen oft auf meinem Nachttisch, aber da ich nicht mehr mental fünf bin, muss ich nicht als erstes nach ihnen greifen.
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Welcher fiktionale Charakter ist in Buch/Serie/Film unglaublich, wäre aber in banalen alltäglichen Situationen unerträglich?
Sylvia: Da gilt für uns beide, dass wir charakterlich Vieles ertragen, Passivrauchen jedoch bei beiden zu Migräne und herzhaftem, unaufhaltsamem Erbrechen führt.
Oliver: Daher wären hier zum Beispiel Inspektor Columbo, Sherlock Holmes und Lucky Luke zu nennen.
Aber Lucky Luke hat doch schon vor vielen Jahren mit dem Rauchen aufgehört!
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Stellt euch vor, ihr würdet einen Geheimbund gründen, wie würdet ihr ihn benennen und was wäre eure Mission?
Oliver: Der hieße dann wohl, angeführt von unserem übermütigen Romanhelden Die Hartmutesken. Das Motto: „Schwimme nicht gegen den Strom, sondern steige aus dem Fluss.“
Und was wäre die Mission?
Oliver: Die Rückeroberung des menschlichen Miteinanders auf Basis des mit Augenmaß betrachteten Individuums und die Zerschlagung der gruppenzentrierten Empörungsindustrie aller Art.
Puh! An dem griffigen Slogan müssen wir noch arbeiten. Aber wie würdet ihr das erreichen wollen?
Oliver: Erster Schritt: Das Ende von Twitter.
Zweiter Schritt: Eine Klarnamenpflicht für sämtliche Kommentare im Netz.
Womit Susanne Müller und Michael Meier klar im Vorteil wären. 🙂
Oliver: Dritter Schritt: Die Wahlen werden ersetzt durch einen 325 Fragen starken, tief durchdachten Wahl-O-Maten, dessen Ergebnis dann automatisch die abgegebene Stimme ist. Da käme mal wieder Schwung ins Parlament.
In diesen Tagen natürlich spannend. Wir haben überlegt, ob es nicht zu deutlich mehr Wahlbeteiligung führen würde, wenn man statt positiv jemanden zu wählen, jemanden verhindern dürfte. Also zusätzlich oder alternativ sagen dürfte: Den Kandidaten/Die Partei nicht, sodass dort aufgrund meines Kreuzerls eine Stimme abgezogen würde.
Aber wir schweifen ab!
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Gibt es etwas, das ihr jeweils könnt, die meisten anderen Menschen aber nicht?
Oliver: Mir sagt man nach, dass ich komplexe Zusammenhänge gut erfassen und griffig wiedergeben könne, vor allem in dem Sinne, dass ich Verbindungen zöge, die andere nicht sehen, da mich so Vieles interessiert und ich gerne allen Sichtweisen eine Chance gebe.
Das ist dieser Tage eher speziell, leider.
Oliver: Daher bin ich als Journalist zwar in ein paar feinen Nischen gut gebucht, aber wahrlich kein Quotenbringer. Denn sich nur auf die Haltung zu konzentrieren, finde ich bloß beim Sport sinnvoll, und beim Ausdruckstanz.
Und Sylvia:
Oliver: Für Sylvia antworte ich jetzt, da sie selbst ihre Spezialfähigkeit für gar nichts Besonderes hält, ich aber schon: Sie steht ihr Leben lang ohne Wecker ausgeglichen auf.
Das bewundere ich endlos. Mich könnte man vor dem ersten Kaffee für Walking Dead buchen, und zwar zur Beschaffung der Komparsen.
Das war jetzt ein sehr spannendes und mal ganz anderes Interview! Aber eine kleine Schlussaufgabe habe ich noch für euch:
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Was wolltet ihr der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!
Oliver: Da droppe ich mal je einen unserer liebsten eigenen Aphorismen. Meiner: „Wert-Schätzung ist Wertschätzung.“
Schade eigentlich, denn sollten wir die Werte nicht wissen, statt sie zu schätzen?
Und was sagt Sylvia?
Sylvia: Wenig Arbeit ist eine Illusion.
Lautes Seufzen.
Ihr Lieben, ich habe dieses Gespräch wirklich genossen, gerade, weil es mal in völlig neue Gefilde geführt hat! Liebe Sylvia, ich nehme mir fest vor, mir an deiner wunderbaren Entspanntheit ein Vorbild zu nehmen. Oliver, dich würden wir wirklich gern mal bei einer unserer Themen-Diskussionen dabei haben. Das würde sicherlich spannend werden. Auf jeden Fall müssen wir unbedingt mal weiterplaudern, vielleicht ja auch im Rahmen der Preisverleihung des Skoutz-Awards. Wir drücken euch die Daumen.
Dankeschön!
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Hier könnt ihr Sylvia Witt und Oliver Uschmann erreichen:
- Sylvia Witt und Oliver Uschmann bei Edition Hombrede (Homepage*)
- Oliver Uschmann auf Instagram* und
- mit ihren Büchern auf YouTube*
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Skoutz-Lesetipp:
Bis zum Schluss: Wie man mit dem Tod umgeht, ohne verrückt zu werden – Oliver Uschmann & Sylvia Witt
Vom Anruf, der immer zur Unzeit kommt und uns mitteilt, dass ein enger Angehöriger nicht mehr lange zu leben hat, über Krankheit, Sterben und Tod bis zum Sichten und Verwerten der Hinterlassenschaften und zur Wohnungsauflösung: Oliver Uschmann und Sylvia Witt haben ein klares und ehrliches Buch geschrieben, das allen Trost, Rat und Hilfe gibt, die in einer ähnlichen Situation sind oder die sich darauf vorbereiten möchten.
Oliver Uschmann hat innerhalb weniger Jahre das Sterben seiner Großmutter, seiner Mutter und seines Vaters begleitet. Er wurde dabei zum Kenner von Krankenhäusern und Hospizen, Therapiestrategien und Todesaugenblicken, Bestattungsverfahren und Nachlassverwaltung. Er war entsetzt und fasziniert davon, was ihm zugemutet wurde und er sich selbst zugemutet hat. Und auch davon, was er am Ende alles leisten konnte.
»Was fehlt«, sagt Oliver Uschmann, »sind die klaren Worte. Dass jemand mal sagt, wie es wirklich abläuft.« Diese klaren Worte finden Oliver Uschmann und seine Frau Sylvia Witt in diesem Buch. Und er sagt auch: »Als satirischer Schriftsteller sieht man immer und überall Pointen.« So ist dieses Buch trotz der ernsten, existenziellen Thematik stellenweise auch sehr komisch.
Jenseits von religiösen Trostbüchern, esoterischem Geschwurbel und ernster Befindlichkeitsliteratur haben Uschmann und Witt einen Ton getroffen und eine Pragmatik entwickelt, die jedem helfen, der geliebte Menschen und Angehörige beim Sterben begleitet oder mit ihrem Tod konfrontiert wird.
Skoutz meint: Ein Buch, über das man sehr viel oder sehr wenig sagen kann. Ich bin selbst Vollwaise und als Krebspatient auch von der aktiven Seite dem Tode näher gekommen als viele andere. Bis zum Schluss ist ein wundervolles Buch, das informiert ohne zu deprimieren, das mitnimmt und aufnimmt und hilft. Kurz: Ein Buch, das ich jedem nur ans Herz legen kann, denn es ist eines jener seltenen Bücher, bei denen man sich denkt, dass man sie schon früher hätte lesen sollen (kn).
Wenn ihr wie beabsichtigt, neugierig geworden seid, dann könnt ihr das Buch entweder über unseren Affiliate-Link auf Amazon*
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Info:
Mit „Lost Levels“ ist dem Autorenduo Witt & Uschmann ein ganz besonderes Buch gelungen, das dem Leben in seiner ganzen Vielfalt ein höchst amüsantes Podium bietet. So dass es völlig zu Recht einen Platz auf der Midlist Humor des Skoutz-Awards 2021 ergattert hat.
Wir haben es sehr gern gelesen und wolles es euch hier noch einmal ausführlich vorstellen (weiterlesen).
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Hinweis:
Wenn ihr die Bücher schon kennt, würdet ihr uns, dem Autor und allen lektüresuchenden Lesern einen großen Gefallen, wenn ihr das Buch in der Skoutz-Buchdatenbank mit einer Skoutz-Buchfieberkurve bewerten würdet. 5 Klicks statt 5 Sterne. Einfacher lässt sich eine Rezensionnicht schreiben, bequemer kann man sein nächstes Buch-Date nicht finden. Und so helft ihr, dass unsere Buchfindemaschine weiter wächst.