Interview Ralph Edenhofer

zu Besuch bei Ralph Edenhofer

Heute bin ich zu Besuch bei Ralph Edenhofer und sehr gespannt, was mich erwartet. Bei meiner Recherche habe ich herausgefunden, dass er Physiker ist, Pen&Paper liebt, gerne American Football schaut, leidenschaftlich Motorrad fährt, nachts Sterne beobachtet und erfolgreich Science Fiction-Romane schreibt – alles Dinge, von denen ich sehr wenig Ahnung habe 🙂 Aber vielleicht lerne ich bei unserem Gespräch noch das ein oder andere. In jedem Fall habe ich eine Menge Fragen dabei und bin gespannt, was er mir erzählen wird …

 

zu Besuch bei Ralph Edenhofer, der sich für seinen Beruf von Captain Future beraten ließ …

 

In einem Wort: Was bedeutet für dich „Schreiben“?

Geschichten erzählen. Okay, sind zwei Worte.

Hab ich gemerkt 😉

Gilt’s trotzdem?

Ausnahmsweise …

 

 

Was ist der seltsamste Ort, an dem du je geschrieben hast?

Ich fürchte, meine Schreiborte sind recht unspektakulär.

Erzähl mal, vielleicht entdecken wir dabei ja etwas außergewöhnliches …

Meistens zu Hause auf dem Sofa, den Laptop auf dem Schoß. Gern auch im Zug.

Okay, das lass ich mal durchgehen … Machen wir weiter 🙂

 

 

Wie entstehen deine Geschichten?

Es beginnt, oh Wunder, mit einer Idee, anhand derer ich ein ganz grobes Plotgerüst entwerfe. Das ist oft kaum mehr als Start- und Endpunkt der Geschichte mit nur wenigen Zwischenstationen.

Wunder war Sarkasmus, richtig?

*nickt*

Hab ich gemerkt, also weiter im Text 🙂

Als Nächstes überlege ich, mit welchen Protagonisten ich die Geschichte am besten erzählen kann, wobei ich versuche, deren Anzahl so gering wie möglich zu halten. Wenn die grob skizziert sind, geht’s ans Schreiben. Die Details ergeben sich dann unterwegs. Und ebenso wie bei vielen anderen Autoren entwickeln die Charaktere oft ein Eigenleben, so dass ich häufig selbst gespannt bin, wie die Geschichte weitergeht.

Du lässt der Geschichte Raum, um sich zu entwickeln. Wie geht es weiter, wenn du das Wort Ende getippt hast?

Wenn das Rohmanuskript fertig ist, geht es der Reihe nach an meine Testleser, die bisher immer gute Ideen hatten, wie man die Geschichte noch verbessern kann.

Das ist ziemlich clever 😉

Anschließend gibt es noch eine finale Überarbeitung inklusive Korrektorat. Und dann geht’s auch schon in die große weite Welt, worauf immer das große Bangen und Zittern folgt, wie das Buch wohl bei den Lesern ankommt, bis dann irgendwann die ersten Rezensionen und sonstigen Rückmeldungen eintrudeln.

 

 

„Es wird immer weniger gelesen“ – Wie reagierst du auf diesen Satz?

Ich schreibe ein Buch, veröffentliche es und erfreue mich an den Verkaufszahlen.

Pragmatisch … Das ist sicher der logisch denkende Physiker in dir …

 

 

Wie stehst du zu Schreibregeln, die bestimmen, was der 1. Satz auf keinen Fall enthalten darf, welche Worte man verwenden soll und welche zu vermeiden sind, wie lang ein Satz sein darf, etc.?

Ich nehme sie zur Kenntnis, überlege, ob ich sie für sinnvoll halte, und entscheide dann, ob ich sie zukünftig berücksichtige oder nicht.

Du ziehst dein eigenes Ding durch. Das gefällt mir. Kannst du eine Tendenz abgeben?

Wie groß dabei das Verhältnis von „Oh, das ist aber eine gute Idee!“ zu „Was für ein Schwachsinn!“ ist, kann ich nicht sagen. Ich schätze aber, letzteres überwiegt.

 

 

Welches Buch hat dich am meisten geprägt und warum?

„Das Lied der fernen Erde“ von Arthur C. Clarke.

Was hat dich daran fasziniert?

Bis heute die beste Vision interstellarer Kolonisation, die ich kenne.

Als interstellarer Laie kann ich dir da nicht widersprechen 🙂
Aber obwohl wir von Clarke schon einige Bücher auf der Skoutz-Classics Liste Science Fiction haben, sollten wir dann wohl überlegen, das Lied der fernen Erde noch aufzunehmen.

 

Wenn du für einen Tag in ein Buch reisen könntest, in welches würde es dich ziehen?

In meine eigenen Science Fiction-Bücher jedenfalls nicht, da ich doch eine deutliche Neigung zur Dystopie habe.

Wie? Keine Lust auf Endzeitstimmung? *Augenbraue hochzieht*

Für einen Tag mal reinschauen, wäre vielleicht okay, aber leben möchte ich in den Szenarien, die ich entwerfe, lieber nicht.

Na, du bist mir einer *lach*. Dann müssen wir mal nach geeigneten Utopien suchen. Aber da gibt es irgendwie deutlich weniger. Sollte uns das zu denken geben?

 

 Bist du ein mutiger Mensch? Wann hast du das letzte Mal was zum ersten Mal gemacht und was war das?

Vergangenen Dezember bin ich der Science Fiction untreu geworden und habe zum ersten Mal ein Fantasy-Buch veröffentlicht.

Und? Wie war es?

Bei Weitem nicht so erfolgreich wie meine SF-Werke, aber es hat Spaß gemacht, es zu schreiben. Von daher werde ich das wohl fortführen.

Oh, das freut uns. Darüber sollten wir gelegentlich nochmal sprechen. Wir Skoutze sind ja von Natur aus auf Neuveröffentlichungen jeder Art versessen.

 

 

Für welches Produkt würdest du als Testimonial Werbung machen? Warum?

Das ist jetzt nicht unbedingt ein Produkt im engeren Sinne …

Sondern? *neugierig guckt*

Für die Demokratie und eine freiheitliche Verfassung werbe ich bei jeder Gelegenheit, die sich mir bietet. Die Science Fiction bietet viele abschreckende Beispiele dafür, wie unsere Zukunft aussehen könnte, wenn diese Errungenschaften wieder verloren gehen. Das möchte ich gern verhindern.

Da hast du dir ja auch das perfekte Genre ausgesucht. Von Jules Verne bis zu den modernen Autoren befasst sich ja irgendwie jeder SF-Autor mit einem Bild der Zukunft, vor dem er entweder warnt oder das er als erstrebenswerte Anregung empfiehlt.

 

 

Was machst du, wenn du eine Nacht im Kaufhaus eingeschlossen wärst?

Ich denke, das LEGO-Regal in der Spielwarenabteilung würde schon dafür sorgen, dass keine Langeweile aufkommt.

Und am nächsten Morgen würde durch die Gänge schallen: „Der kleine Ralph möchte aus der Spielwarenabteilung abgeholt werden, und bringt Kaffee mit“ 🙂

Da passt dann gleich die nächste Frage …

 

Was ist der erste Gedanke nach dem Aufstehen? Was machst du in der ersten Stunde nach dem Aufstehen?

Zähneputzen, duschen, rasieren, frühstücken und so Dinge. Sorry, ist unspektakulär.

Ja, und wenn man jetzt monkt, wären es sogar mindestens vier Gedanken … Ja, ich hör schon auf …

 

 

Welche Superkraft hättest du gerne?

Gedankenkontrolle wäre nicht verkehrt.

Was würdest du den Menschen suggerieren????

„Kauft meine Bücher! Kauft meine Bücher!“

*seufz* Wie war das mit Werbung für Demokratie, freie Meinung usw.?

 

Welcher Irrtum kursiert über dich?

Nachdem mich auf der Leipziger Buchmesse gleich am ersten Tag mehrere befreundete Autorinnen am Stand besucht haben, kam bei einigen meiner Mitstreiter das Gerücht auf, ich sei ein Frauenheld.

Bei deinem Charme 😉

 

 

Was würdest du deinem 10 Jahre jüngeren Ich raten?

Fang an, Bücher zu schreiben und veröffentliche sie.

Das unterstützen wir ausdrücklich! Deine Leser werden es dem alten Ralph danken.

 

Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!

Entspannt euch alle miteinander und akzeptiert, dass manche Menschen eine andere Meinung haben als ihr selbst.

Weise Worte!

Vielen Dank, lieber Ralph Edenhofer, dass du dir die Zeit genommen hast, mich zu treffen und mit mir zu plaudern. Es hat mir große Freude bereitet und ich hoffe, dass wir bald mal wieder das Vergnügen haben werden. Deinem Buch wünsche ich für den weiteren Wettbewerb viel Erfolg und vielleicht sehen wir uns bereits in Frankfurt zur Verleihung des Skoutz-Awards wieder.

 

Mehr von Ralph Edenhofer und seinen Büchern erfahrt ihr auf:

seiner Homepage

seinem Facebook-Profil

oder ihr schreibt ihm eine Email an: r.edenhofer@century23.de

 

Skoutz-Lesetipp: Tazzaleth (City of Angels and Demons 1) – humorvoller Urban-Fantasyroman von Ralph Edenhofer

„Was? Ich soll was über das Buch erzählen? Ist das nicht die Aufgabe des Autors? Fauler Sack! Also gut, wenn du willst, dass etwas ordentlich erledigt wird, musst du’s halt selber machen.
Na dann! Mein Name ist Tazzaleth und in dem Buch geht’s … na ja, hauptsächlich um mich. Ich bin ein Dämon aus der Hölle, aber da unten gab’s vor einiger Zeit ein bisschen Ärger und … tja, seitdem bin ich auf der Erde unterwegs, um genau zu sein, in Los Angeles. Eigentlich habe ich es mir hier ganz gemütlich eingerichtet, aber dann bricht auf einen Schlag das totale Chaos aus. Plötzlich sind die Cops und ein Todesengel hinter mir her und dann kommen noch Gangster und Nephilim und Höllenhunde und was weiß ich nicht noch alles dazu. Und das alles nur, weil ich mir mit dieser superheißen Blondine eine schöne Nacht gemacht habe. Hätte ich das vorher gewusst … ach, was soll’s, sie war es wert. Aber bevor ich jetzt die ganze Geschichte erzähle, schaut lieber in das Buch! Da steht alles drin.
Also dann! Man sieht sich.“

Skoutz meint: Mit diesem Roman beschreitet Ralph Edenhofer neue Wege und beweist, dass er sich nicht nur in interstellaren Gefilden bestens auskennt.
Bissig und extrem frech – das ist Dämon Tazzaleth, kurz Taz genannt, der mit seiner provokanten Art auf der Erde für allerlei Chaos sorgt. Und damit die Leser so richtig in Fahrt und auf ihre Kosten kommen, heizen noch eine Menge anderer Wesen mit. Ein Fantasy-Schmöker mit viel schwarzem Humor und Suchtpotenzial, der tatsächlich mehr Aufmerksamkeit verdient hat, und zwar auch von Lesern, die nun nicht als erstes im Fantasy-Fach stöbern. Wir jedenfalls wollen definitiv mehr davon lesen.

 

Hinweis:

„Ex Vitro (C23)“ ist der erste Band der C23-Reihe, der im Januar 2018 beim Belle Epoque Verlag veröffentlicht wurde und uns in die Zukunft entführt.  In der 460 Seiten starken Weltraum-Dystopie steht nicht nur ein mögliches Endzeitszenario im Vordergrund, sondern es beschäftigt sich auch mit Themen wie Genmanipulation, Ausbeutung und der ewige Kampf um Freiheit und Selbstbestimmtheit.

Mit diesem interstellaren Spektakel konnte Ralph Edenhofer unseren Skoutz Juror Markus Cremer überzeugen. „Ex Vitro (C23)“ wurde aus über 300 Titeln der Science Fiction-Longlist erwählt. Er ergatterte einen der begehrten Midlist-Plätze und damit vielleicht die Chance auf den Skoutz Award 2019.

Mehr spannende Details findet ihr wie immer in der ausführlichen Buchvorstellung. (Weiterlesen)

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