Zu Besuch bei Julia Adrian

Auf das heutige Treffen freuen sich der Skoutz-Kauz und ich besonders, denn die ehemalige Skoutz-Award Gewinnerin und ehemalige Fantasy-Jurorin Julia Adrian hat uns eingeladen. Unser letztes Treffen ist schon eine Weile her und ich bin schon sehr gespannt, was sie uns zu erzählen hat, denn um sie war es eine lange Zeit sehr ruhig. Mit einer Menge guter Laune im Gepäck haben wir uns also auf den Weg gemacht, um die sympathische Märchenfee zu treffen.

Fantasy

 

Zu Besuch bei Julia Adrian, die gern im Wald steht …

So, liebe Julia, dann verlieren wir keine Zeit und fangen direkt an …

Fantasy-Gewinnerin Julia Adrian

Wie würdest du dich in einem Wort beschreiben?

Nachdenklich.

Damit hätte ich nicht gerechnet. Mal sehen, wie sich das in unserem Gespräch so äußert …

 

Beruf oder Berufung – was macht dir an deinem Job als Autor am meisten Spaß? 

Vor einigen Jahren hätte ich geantwortet, dass es mir im Blut liegt, mehr noch: dass das Schreiben meine Bestimmung ist. Ich konnte mir nichts anderes vorstellen. Das war mein Weg, mein Ding.

Ja, so habe ich dich kennengelernt. Was ist passiert? 

Aktuell zweifle ich daran wie nie. Das mag zum einen an dem langen und harten Schreibprozess meiner letzten Geschichte liegen …

Das war Winters zerbrechlicher Fluch, mit dem du ja jetzt auch auf der Midlist bist, oder?

Genau, entweder daran oder aber an meinen Lebens-Umständen, vielleicht auch am Veröffentlichen und dem damit einhergehenden Druck; was es auch ist, ich schreibe nicht mehr.

Das ist ein herber Schlag für deine Leser … Aber ich kann schon verstehen, dass dich der Druck zermürbt, zumal du ja auch Mehrfach-Mama bist.

Seit Januar diesen Jahres nehme ich eine ausgedehnte Pause vom Autoren-Dasein. Das tut gut und zermürbt zugleich. Ich weiß, dass harte Zeiten dazugehören, dass sie für Künstler gar ein Quell der Inspiration darstellen – aber ja …

Klingt ganz so, als wäre das Thema noch nicht ganz durch …

Wir werden sehen; ganz aufgeben lässt sich etwas, das so tief in einem steckt, sicherlich nicht. 

 

Wann hast du dein erstes Buch veröffentlicht und wie lange hast du daran geschrieben?

2015 erschien der erste Band der Feen-Trilogie.

Wie lang hast du an deinem Debüt geschrieben?

Vom ersten Wort bis zur Veröffentlichung brauchte es ein knappes halbes Jahr. 

 

Wie läuft ein typischer Tag als Autor bei dir ab? Immer gleiche Routine oder musst du immer wieder improvisieren?

Da sich mit drei kleinen Kindern jede Routine spätestens nach drei Tagen von selbst verabschiedet, gab es sowas wie geregelte Schreibzeiten noch nie.

Als Mama kann ich mir das gut vorstellen, das bedarf immer einer Menge Flexibilität. Wie hast du das gelöst?

Ich schrieb vor allem nachts; als der Schlaf jedoch nicht mehr ausreichte, reduzierte ich Stück für Stück. Heute schreibe ich nur noch alle paar Tage ein paar Worte, manchmal wochenlang gar nicht. 

 

Das Jahr 2020 stellt uns alle vor neue Herausforderungen. Wie sehr beeinflusst Corona deinen Schreiballtag? Was hat sich für dich als Autor durch die verschiedensten Maßnahmen geändert?

Ich Narr hatte geglaubt, vor Corona über kaum freie Zeit zu verfügen. Ich wurde eines Besseren belehrt. Wobei es schon ein Witz ist, dass ich meinen Beruf – das Schreiben – zuvor in meine „Freizeit“ quetschen musste. Aber der Frust darüber gehört nicht hier her.

Ach komm schon, das kann man ruhig auch mal aussprechen. Gehört doch auch dazu. Wie sieht dein Alltag denn aktuell aus?

Nun betreue ich 24/7 meine Kids und erinnere mich so oft es geht daran, wie dankbar wir sein können, dass es uns gut geht. Viele haben nicht so viel Glück. Von daher … was ist schon Freizeit? 

*lach* Das frage ich mich auch des Öfteren.

 

Kreativ oder doch eher regeltreu? Wie flexibel bist du beim Schreiben? 

Kreativ. Definitiv. Ich befürchte gar, dass ich es manchmal zu lax handhabe und mir damit selbst ein Bein stelle. 

 

Welches war dein erstes selbstgelesenes Buch? Und hast du es heute noch?

Da ich schon als Kind furchtbar gerne und viel las, kann ich das beim besten Willen nicht sagen.

Irgendetwas, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Es gibt einige Stücke, an die ich mich erinnere, welches aber das erste war, weiß ich beileibe nicht. Vielleicht die Rätselkrimis von Wolfgang Ecke?

 

Stell dir vor, du könntest eine beliebige Figur aus einem Buch zum Essen treffen. Wen würdest du treffen wollen ? 

Puh. Ich stelle mir ja oft allerlei seltsame Fragen und überlege z.B. stets, welche Wünsche klug wären, sollte ich je auf einen Dschinn treffen – aber mit wem ich aus der Bücherwelt würde plaudern wollen? Keine Ahnung.

Gäbe es niemanden? So rein gar niemanden? *kopf schräg legt und eine Augenbraue fragend hochzieht*

Kann ich da auch den Dschinn wählen?

Hmmm … Wäre das so klug? 😉

Ich verspreche auch, nur artige Wünsche auszusprechen. 

Okay, dann geht das sicher klar 🙂

 

Auf welche Frage hattest du in letzter Zeit keine Antwort und hast du sie finden können?

Warum bin ich oft am Ende meiner Kräfte?

Und? Hast du eine Antwort gefunden?

Mental Load. Für mich eine Offenbarung. Ich brauche dringend das Buch dazu, ist gerade erschienen – ich bin ganz heiß darauf!

 

Wie oft schaust du täglich auf dein Handy?

Gar nicht mehr.

Hut ab, das ist in der heutigen Zeit sicher nicht mehr gewöhnlich. Hat es einen speziellen Grund?

Seit es sich vor ein paar Wochen vom Schlüsselkasten dank Vibrationsalarm auf die Fliesen verabschiedet hat, lebe ich abstinent. Ich hatte überlegt, mir einen Ersatz zu besorgen, entschied mich aber dagegen.

Gab es da auch einen „Auslöser“?

Da ich gerade „Der Alchimist“ mit meinen Kindern lese und es dort oft um die universelle Sprache und Zeichen, die es zu erkennen gilt, geht, habe ich beschlossen, das kaputte Handy als eben solches Zeichen zu verstehen. Weniger Handy, mehr Zeit in der echten Welt. Die Auszeit tut wahrlich gut, auch wenn die ersten Tage hart waren. 

 

Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?

Ohne Margarine geht nichts. 

 

Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?

Die Antwort ist leicht: sie sind zehn, sieben und vier Jahre alt und treiben mich regelmäßig in den Wahnsinn.

Ach ja, die lieben Kinderlein …

Ohne sie will ich aber niemals sein. 

 

Zeitreisen – ein spannendes Mysterium. Bei welchem historischen Ereignis wärst du gern dabei gewesen und warum?

Kann ich auch in die Zukunft reisen?

Äh, theoretisch schon … Zeitreisen kann man prinzipiell ja in zwei Richtungen 🙂

Ich meine, ich stehe furchtbar auf Geschichte und Mythologie, aber alles, was ich darüber wissen will, kann ich nachlesen.

Aus der Perspektive gesehen, hast du recht …

Die Zukunft jedoch ist das größte Rätsel der Menschheit, nicht wahr?

Ja, absolut. Du denkst wirklich über vieles nach 🙂

 

Über welches Thema könntest du eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?

Feminismus.

Kannst du mir das ein wenig näher ausführen?

Ich konnte vieles oft nicht benennen, fühlte aber, dass etwas im Argen lag, wenn mich z.B. Handwerker nicht ernst nahmen, sondern meinen Mann sprechen wollten – oder gar über meinen Kopf hinweg entschieden. Seit ich jedoch ein Buch nach dem anderen zu dem Thema lese, erkenne ich vieles klarer. Es tut gut, Missstände nicht nur zu fühlen, sondern auch erkennen und benennen zu können. Darüber rede ich gerne und viel – 30 Minuten? Kein Problem. 

 

Was würdest du rückwirkend ändern, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?

Eva davon abhalten, in den Apfel zu beißen?

*lach* In was für einer Welt wir wohl leben würden, wenn das nicht geschehen wäre …

Na, ich nehme an, die Frage war persönlicher Natur, aber da ich heute nicht wäre, wer ich bin, wenn ich nicht all die Fehlentscheidungen in meinem Leben getroffen hätte, möchte ich nichts ändern.

Nicht mal manch negative Erfahrung?

Rückschläge gehören dazu. Wir wachsen an ihnen mehr, als wir es täten, wenn alles glatt liefe. Von daher: Beiß doch in den Apfel, Eva!

 

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Erholsame Nächte! Ich kann mich ehrlich nicht erinnern, wann ich zuletzt eine Nacht komplett durchschlafen konnte. Besiege ich erst den Schlafmangel, werde ich mich auch den übrigen Schlachten stellen. Hugh! 

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie zermürbend das sein kann, und wünsche dir für die Zukunft viele erholsame Nächte. Tausend Dank, liebe Julia Adrian, dass du dir die Zeit genommen hast, uns zu treffen und mit uns zu plaudern. Deinem Buch drücke ich für den Einzug auf die Shortlist die Daumen und hoffe, du findest die Möglichkeit, dein Privatleben und das Schreiben unter einen Hut zu bekommen. Ohne deine fantastischen Geschichten würde uns auf Dauer etwas fehlen 🙂

Wenn ihr mehr über Julia Adrian erfahren wollt, könnt ihr gern das tolle Interview lesen, das wir mit ihr vor einiger Zeit bereits führen durften. (Weiterlesen)

 

Weitere Infos zu Julia Adrians Büchern findet ihr auf:

Skoutz-Lesetipp:

Die dreizehnte Fee – fantastisches Märchen von Julia Adrian

Ich bin nicht Schneewittchen.
Ich bin die böse Königin.

Für tausend Jahre schlief die Dreizehnte Fee den Dornröschenschlaf, jetzt ist sie wach und sinnt auf Rache. Eine tödliche Jagd beginnt, die nur einer überleben kann. Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Hexenjäger erkundet sie eine Welt, die ihr fremd geworden ist. Und sie lernt, dass es mehr gibt als den Wunsch nach Vergeltung.

»Kennst du das Märchen von Hänsel und Gretel?«, frage ich flüsternd. Er braucht mir nicht zu antworten, er weiß, dass nicht alle Märchen wahr sind. Nicht ganz zumindest.

Es gibt keine Happy Ends, es gab sie nie. Für keine von uns.

Skoutz meint: Alle drei Teile in einem Sammelband vereint und als Bonus noch zwei Kurzgeschichten (davon eine bisher unveröffentlicht), die Märchen-Fans voll auf ihre Kosten kommen lassen. Erlebt die bewegte und mitreißende Geschichte von Lilith, der dreizehnten Fee, die ihrem tausendjährigen Schlaf auf Rache sinnt. Lasst euch verzaubern und begeistern, während ihr das altbekannte Märchen aus einer ganz neuen Perspektive kennenlernt.  

Falls wir euch wie geplant neugierig gemacht haben, könnt ihr über unseren Affiliate-Link auf Amazon* die Leseprobe anschauen oder das Buch kaufen.

 

Hinweis:

Bücher sind die Tore zu fremden Welten – und so war Vorjahres-Siegerin Maya Shepherd fleißig auf Weltentour, um die fantastischsten Geschichten des letzten Jahres zu suchen. Sie war im Märchenland, in geheimnisvollen fremden Welten voller Magie und gefährlicher Abenteuer ebenso wie tief in den Schatten unserer Welt, wo sich allerlei vor unseren Augen verbirgt … Aus den über 300 Titeln der Longlist Fantasy 2020 hat sie 12 Titel ausgewählt, die von der Midlist Fantasy 2020 aus ins Rennen um den Fantasy-Skoutz 2020 gehen.

Sicherlich einer der Favoriten dürfte die im Oktober 2019 im Drachenmond-Verlag erschienene Märchenadaption von Julia Adrian sein. Winters zerbrechlicher Fluch erzählt die dunkle, rücksichtslose Seite von Aschenputtel und dem richtigen Umgang mit gläsernen Schuhen.

Mehr dazu findet ihr wie immer in unserer ausführlichen Buchvorstellung. (Weiterlesen)

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