zu Besuch bei: Julia Adrian

Auf meinen heutigen Besuch habe ich mich besonders gefreut. Als bekennender Märchenfan und -Sammler darf ich mich mit der Märchen-Fee schlechthin unterhalten, mit Julia Adrian, die mit ihrer märchenhaften Fantasygeschichte der Dreizehnten Fee eine so wunderbare Liebeserklärung an das Märchen schlechthin geschrieben hat, dass ich ihr allein dafür mein Herz zu Füßen legen möchte, aber bevor ich hier zu unsachlich schwärmerisch werde … *räusper*

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Zu Besuch bei Julia Adrian, der Märchen-Fee

Julia-AdrianWas ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?

Der erste Gedanke entspringt oft aus Gesprächen, manchmal  auch aus Träumen oder den herrlich erfrischenden Fragen meiner Kinder.

Du betonst das mit dem „ersten Gedanken“ so. Wie geht es dann weiter?

Habe ich jedoch erst einmal mit dem Schreiben begonnen, so wachsen sich die Geschichten ganz von alleine. Es ist, als würden die Figuren ein Eigenleben entwickeln. Ich fühle mich dabei viel mehr als Beobachter, denn als Autor.

Das kenne ich (und viele Kollegen auch!) sehr gut. Das ist sehr vernünftig, sich dann gleich auf den vergleichsweise geruhsamen Beobachterposten zurückzuziehen, statt ernsthaft zu versuchen, mit Protagonisten zu verhandeln. Ich jedenfalls ziehe da immer den Kürzeren.

 

Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?

Im Hinblick auf die Freude und Kreativität?

Im Hinblick auf jede dir einfallende Antwort. Wenn ich schon immer dieselben Fragen stelle, bin ich in der Interpretation großzügig.   🙂

Nun, da würde ich mich anders austoben: Gärtnern, das Haus renovieren, vielleicht Zeichnen und endlich wieder Zeit zum Lesen finden. Ich gestehe aber, dass ich mir momentan nichts Schöneres vorstellen kann, als auf ewig Geschichten zu ersinnen und mit Worten zum Leben zu erwecken.

Das wird deine Leser sehr beruhigen…

 

Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?

Ganz aufhören? Noch nie. Mal eine Woche ohne kommt vor, zum Beispiel um die Geburt meines Babys herum, oder wenn Familienfeiern anstehen. Dann juckt es mich allerdings in den Fingern und eine Idee nach der anderen wächst in meinem Kopf und ich kann es kaum erwarten wieder Zeit und Ruhe zu finden, um in den Geschichten abzutauchen.

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

Während des Schreibens bin ich emotional distanziert.

Auch hier bin ich großzügig. Schreiben im weiteren Sinne gilt auch. Aber wie soll ich mir „emotional distanziertes Schreiben“ vorstellen? Geht das, wenn man doch zugleich Beobachter eines sich durch die Figuren entwickelnden Plots ist?

Ich arbeite sehr nah am Text. Wenn ich das fertige Manuskript dann erneut lese, gefallen mir manche Stellen sehr, sodass ich schon mal vor Freude durch die Wohnung hüpfe und gar nicht glauben kann, dass ich das geschrieben habe.

Dann bist du also irgendwo dein eigenes Fangirl. Sehr schön!

Zum Weinen bringen mich meine eigenen jedoch Texte nie. Insgesamt passiert mir das eher selten. Die einzigen Bücher bei denen ich wirklich Tränen vergossen habe, sind die letzten Bände von Harry Potter. Ich trauere heute noch und kann nicht fassen, wie grausam JKR zu ihren Figuren ist.

Hmhmhm…. wenn ich jetzt das alles so zusammenpuzzle, heißt das im Ergebnis, dass du einfach netter zu deinen Figuren bist. Also jedenfalls netter als Frau Rowling. (Was zugegebenermaßen Platz nach oben lässt).

 

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

Ich denke schon, dass jeder Autor ein Stück seiner Selbst niederschreibt, etwas von seiner Seele in die Texte fließen lässt, die er schafft.

Ja, das sehe ich auch so. Und was heißt das in deinem Fall konkret?

So wird auch ein Teil von mir in der Fee stecken, bewusste Elemente aus meiner Biografie nutze ich aber nicht und habe es auch in Zukunft nicht vor.

Hahaha. Myriam Müntefering hat in diesem Zusammenhang den wunderschönen Begriff der „emotional autobiografischen Geschichte“ verwendet. Der passt dann bei dir auch. Da du keine Zauberkräfte hast (Hast du doch nicht?) kannst du ja schlecht deine Fee sein.

 

Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?

Ich gestehe, dass ich schon eines erhalten habe, von dem ich bezweifle, dass es noch übertroffen werden kann. Zumindest für mein Empfinden.

Jaaaaaa???? (Dass sich Autoren, die doch naturgemäß eigentlich gerne Geschichten erzählen sollten, immer alles so aus der Nase ziehen lassen.)

Mir schrieb eine Leserin, dass sie ihrer an Krebs erkrankten Freundin regelmäßig im Krankenhaus vorlese und diese normalerweise während der ersten Seiten einschlafe. Als sie ihr jedoch aus der Fee vorlas, geschah das nicht. Im Gegenteil: nach kurzer Zeit saß die ganze Station um sie versammelt und alle zusammen versuchten die Märchenanspielungen zu erraten, die in der Geschichte versteckt sind. Die Fee konnte ein wenig Freude schenken und den Alltag für kurze Zeit in den Hintergrund drängen. Das ist für mich das schönste Kompliment und ich bin bis heute tief berührt.

Dafür schreiben wir doch, nicht wahr? Das in und durch unsere Geschichten, die Welt wenigstens temporär ein kleines bisschen besser wird. Darum lautet auch das erste Gesetz der Buchmagie:

 

Buchmagie #1

 

Wer ist für dich dein idealer Leser?

Der ideale Leser? Gibt es den?

Tja! Die meisten Kollegen wussten darauf eine Antwort. Nur zu, trau dich!

Bei meinen Testlesern erhoffe ich mir Kritik, aber auch Einfühlungsvermögen, einen Blick für die Charaktere und die Stimmung. Später – bei den Endlesern ist das einzige, was zählt, dass die Geschichte gefällt, vielleicht sogar das Herz berührt und verzaubert.

Und daraus ist das Fazit … ???

Der ideale Leser ist also ein verzauberter Leser – oder nicht?

Sehe ich genauso. Siehe oben, Buchmagie und so!

Wobei die Fee nicht allen gefallen kann und das auch nicht muss. Wenn sie es jedoch tut, dann freue ich mich sehr!

Fraglos gefällt sie sehr vielen. Das ist doch was.

 

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

Das ist wohl die Fee selber. Da ich aus ihrer Perspektive schreibe, verschwimmen manchmal unsere Ansichten über die Welt, das Leben oder die Liebe.

Was übrigens nach meinem Verständnis für einen ganz erheblichen autobiografischen Anteil in der Fee spricht.

Dabei darf ich nicht vergessen, dass ich nicht sie bin und sie nicht ich.

Naja, irgendwie schon, wenn auch in anderer Zusammensetzung, nicht wahr? Ich meine, tiefenpsychologisch gesprochen kann die Fee sichja nur dessen bedienen, was du ihr bietest. Sie ist also zu 100% Julia Adrian. Aber in anderer Zusammensetzung, ist also z.B. biestiger oder bitterer als du dir erlaubst zu sein oder auch sein musst. Sozusagen ein Stück weit das, was du in ihrer Welt wärst?

Solange ich die Unterschiede zwischen uns beachte, läuft es gut.

Klar, weil du ja in deiner Welt lebst. :)

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Fühlt es sich gut an, endlich fertig zu sein und zu wissen, dass Du das Beste gegeben hast, was Du geben konntest?

JA, verdammt!

Das würde ich sofort und mit einem kleinen Anflug von Neid unterschreiben. Leider habe ich nie das Gefühl. Tief in mir nagt auch lange nach „Ende“  immer noch der Verdacht, dass ich es vielleicht doch noch ein kleines bisschen besser gekonnt hätte, wenn …

Auf alle Fälle vielen Dank für das ganz und gar zauberhafte Interview und viel Erfolg im weiteren Verlauf des Wettbewerbs.

 

Und hier trefft ihr Julia Adrian

Julia Adrian auf Facebook

Autorenhomepage von Julia Adrian

 

Skoutz-Lesetipp: Die Dreizehnte Fee 2: Entzaubert – märchenhafte Fantasy von Julia Adrian

Adrian Cover 13. Fee 2

„Ich bin der Anfang, ich bin das Ende.“
Fünf Feen fielen unter dem Schwert des Hexenjägers. Jetzt ist es die Königin, die er jagt.
Im hohen Norden sieht die Dreizehnte Fee dem Urteil der verbliebenen Schwestern entgegen.
Und nur eine weiß das Ende, doch ihre Macht schwindet und mit ihr die einzige Chance das Rätsel um die Erweckung der gefährlichsten aller Feen zu entschlüsseln.
„Sieh hin“, flüstert die Königin. „Lerne, was es heißt, mich zu betrügen!“

Skoutz meint: Wie es bei Fortsetzungen erfolgreicher Bücher so ist, war die Erwartung sehr hoch. Der Band setzt dort an, wo der erste geendet hat und bietet neben einer glaubwürdigen Weiterentwicklung von Lilith, der 13. Fee, auch unterhaltsame Informationen zu ihren Schwestern und der Vorgeschichte (also vor Band 1). Die Geschichte wird märchenhaft weitergesponnen und zitiert munter alles, was das Genre zu bieten hat, was höchst vergnüglich den Sammlertrieb im Leser weckt. Nun sind wir gespannt auf Band 3.

 

Die Dreizehnte FeeHinweis:

Julia Adrian und ihre Märchenfantasy „Die Dreizehnte Fee 1: Erwachen “ wurden von Skoutz-Jurorin Mella Dumont auf die Midlist Fantasy des Skoutz-Award 2016 gewählt. Die Leser und die restliche Jury haben die „Fee“ in der nächsten Runde auch in die Shortlist gewuppt. Das heißt, Julias Buch tritt nun gegen zwei Mitbewerber im September an, wenn der Fantasy-Skoutz 2016 gewählt wird.

Natürlich haben wir Skoutze das Buch in diesem Zusammenhang sofort geschnappt, verschlungen und ausführlich besprochen (weiterlesen).

 

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