Zu Besuch bei Kristina Günak

Nachdem unsere liebe Kay schon zwei mal das Vergnügen hatte unsere ehemalige Humor-Jurorin Kristina Günak zu interviewen, freue ich mich nun riesig, dass ich dieses Mal die Ehre habe. Gemeinsam mit dem Skoutz-Kauz und einer Ladung Keksen habe ich mich auf den Weg gemacht, um die vielseitige Autorin zu treffen. Auf Messen haben wir uns zwar des Öfteren getroffen, aber noch nie in solch höchst offizieller Mission. Mal sehen, was ich ihr heute alles entlocken kann und wer weiß, vielleicht lüfte ich mit meinen geschickten Fragen auch das ein oder andere Geheimnis.

 

zu Besuch bei Kristina Günak, die unter 60.000 W nicht anfängt …

©Janine Graubaum

So, liebe Kristina, dann fangen wir doch direkt mit der ersten Frage an …

Wie würdest du dich in einem Wort beschreiben?

Äh. Entschuldige, ich schreibe Bücher.

Ich weiß, deswegen bin ich doch hier … *irritiert guckt*

Unter 60.000 Worten mache ich es üblicherweise nicht. Ein Wort? Das ist sicherlich ein Versehen, oder?

Nein, eher eine Herausforderung. Schwadronieren ist leichter, als Dinge auf den Punkt zu bringen. 

Das wäre ja nur: Chaotisch. Oder freundlich. Oder ein bisschen anstrengend. Was schon wieder zwei Worte wären. Sorry. Ich passe. 

Und ich nehm das einfach so hin 🙂 Wobei, mein Vorschlag wäre: einmalig 😉 

 

Beruf oder Berufung – was macht dir an deinem Job als Autor am meisten Spaß?

Ich liebe die Freiheit, die dieser Beruf mir gibt.

Freiheit ist ja relativ. Was bedeutet diese Freiheit für dich, also in deinem persönlichen Fall im Detail?

Wenn ich möchte, kann ich mit der Artemis zu den Sternen fliegen oder mir auf La Palma eine Auszeit nehmen. Ganz besonders liebe ich es aber, vorzulesen oder meine LeserInnen auf Messen oder Conventions zu treffen. Schreiben ist ja nicht nur ein klein bisschen Magie, es hat auch mit Telepathie zu tun.

Telepathie? Das musst du mir nun doch ein wenig genauer erklären.

Nicht so schwurbelmäßige Telepathie, sondern ganz echte, nur zeitverzögert! Ich nehme meine LeserInnen mit in meine Welt und wenn ich die richtigen Worte wähle, löse ich Gefühle aus. Das ist sehr aufregend und vermutlich das Schönste an dem Beruf. Wenn ich eine Lesung habe, spüre ich das ganz unmittelbar. 

 

Wann hast du dein erstes Buch veröffentlicht und wie lange hast du daran geschrieben?

Das war 2011 „Eine Hexe zum Verlieben“.

Und wie lang hast du daran geschrieben?

Ich habe keine Ahnung, wie lange ich für dieses Buch gebraucht habe. Vielleicht ein halbes Jahr?

*lach* Ich war leider nicht dabei … Klingt aber, als hätte der Entstehungsprozess nicht vordergründig dein Leben beeinflusst.

Damals war das Schreiben nur eine schöne Beschäftigung, etwas, was ich mir hart abzwacken musste von der wenigen Zeit, die als berufstätige Mutter so übrigbleibt. 

Der Spagat war sicher nicht leicht, was mich direkt zu meiner nächsten Frage bringt … zumindest im übertragenden Sinne …

 

Wie läuft ein typischer Tag als Autor bei dir ab?

Furchtbar langweilig.

Echt? Das kann ich mir bei dir wahrlich nur schwer vorstellen.

Tief in meinem Herzen bin ich offenbar sehr spießig.

Jetzt bin ich doch neugierig. Wie sieht das im Detail aus?

Ich gehe morgens in mein Büro, trinke sehr viel Kaffee und verlasse es erst, wenn ich mein Schreibpensum geschafft habe. Und so geht es mit dem Lektorat und der Druckfahne weiter. Ich mache bei allem so lange weiter, bis es fertig ist. Völlig unglamourös.

Ich würde es eher strukturiert nennen, aber gut. Kommt danach noch etwas?

Dann wird der Schreibtisch aufgeräumt und das nächste Projekt fängt an.

*lach* Du bist wirklich gut organisiert. Das meinte ich aber nicht. Lass uns noch den kreativen Aspekt ins Auge fassen.

Die Ideen zwitschern zwischendurch durch meinen Kopf, ich fange sie ein, lege sie in meine Ideenkiste und wenn es so weit ist, lass ich sie wieder frei und schaue, was passiert. 

 

Wie sehr beeinflusst Corona deinen Schreiballtag? Was hat sich für dich als Autor durch die verschiedensten Maßnahmen geändert?

Als Autorin ist mein Arbeitsalltag schon recht quarantänemäßig. Das ist mir vor Corona nicht aufgefallen, aber so richtig heftige Einschnitte gab es deswegen nicht. Ich bin ja quasi eine Homeoffice-Expertin.

Sicher ein Vorteil. 

Kontakt habe ich per Zoom oder Handy, nur dass die Schule nicht stattfindet, war erstmal sehr verwirrend für alle Beteiligte. Der Nachwuchs hat aber mittlerweile ein gutes Alter dafür, ich mag mir nicht vorstellen, wie es mit kleinen Kindern ist.

Oh, davon könnte ich dir eine Menge berichten, aber das würde den Rahmen sprengen. Dennoch war es für mich persönlich eine neue Situation. Habt ihr euch inzwischen eingerichtet?

Mittlerweile läuft das ganz gut und ich habe mich daran gewöhnt, dass überall im Haus arbeitende Menschen herumsitzen. Wie ein Co-Working Space, nur ohne Bistro. Und leider halten mich alle für die IT-Abteilung des Co-Working-Spaces. Das ist ein wenig lästig. 

Apropos, hat sich der Lockdown in irgendeiner Weise auf deine Kreativität ausgewirkt?

Am Anfang der Krise war ich ziemlich blockiert, mittlerweile hat der Stillstand meine Kreativität beflügelt und ich habe den siebten und finalen Band der Hexenserie geschrieben. 

 

Kreativ oder doch eher regeltreu? Wie flexibel bist du beim Schreiben?

Der Akt des Schreibens ist ja absolute Kreativität. Ich erschaffe aus dem Nichts Figuren und eine Geschichte.

Dem stimme ich voll und ganz zu, allerdings klingt das nach einem Aber …

Aber jede Geschichte braucht einen Rahmen, damit sie funktioniert. Sicherlich kann ich diesen Rahmen mal dehnen und schieben, aber ich halte mich an die Grundgesetzte des Erzählens. 

 

Welches war dein erstes selbstgelesenes Buch? Und hast du es heute noch?

*grübel*

Ich nehm mir noch ein einen Keks. Lass dir ruhig Zeit …

Nun habe ich sehr lange über diese zauberhafte Frage nachgedacht und finde keine Antwort.

Ist es zu lang her oder hast du einfach zu viel gelesen – oder vielleicht beides?

Als ich lesen gelernt habe, war das wie das Entdecken eines ganz neuen, riesigen Universums. Daran kann ich mich noch erinnern. Ich war total fasziniert und wollte nie wieder aufhören, Geschichten zu lesen. Mit dem Rechnen hatte ich es nicht so – das hat sich übrigens bis heute gehalten –, aber Lesen war das Allerschönste. Ist es immer noch.

So, wie du davon schwärmst, musst du doch irgendetwas besonderes damit verbinden, oder?

Meine frühste Erinnerung ans Lesen ist, dass ich glücklich war, wenn neben, auf, unter und hinter dem Bett Bücher lagen. Ausreichend Lesestoff. Das war wichtig für mich und ist es bis heute.  

 

Stell dir vor, du könntest eine beliebige Figur aus einem Buch zum Essen treffen. Wen würdest du treffen wollen (und warum) und über welche Themen würdet ihr sprechen?

Hm. *denkt lange nach und schaut dabei intensiv in Denkerpose in die Ferne*

*schnappt sich noch einen Keks und betrachtet Kristina fasziniert beim Nachdenken*

Okay. Ehrliche Antwort?

Klar 🙂

Mercy Thompson aus der Serie von Patricia Briggs. Oh, oder Peter Grant von Ben Aronovitch! Den Zauberlehrling aus London.

Das Treffen mit Peter Grant stelle ich mir extrem spannend vor, wobei auch Mercy Thompson eine grandiose Wahl ist. Worüber würdet ihr reden?

Wir würden natürlich alle drei über Magie und solches Gedöns sprechen und Mercy würde Schokoladenkekse backen. Das klingt doch nach einem guten Plan. Wann geht es los? 

Wenn ich mir so unseren schwindenden Keksvorrat anschaue, so schnell wie möglich …

 

Auf welche Frage hattest du in letzter Zeit keine Antwort und hast du sie finden können?

Was ist wirklich wichtig im Leben.

Sehr essenziell …

Diese Frage treibt mich um und sie taucht auch in fast allen meiner Bücher auf.

Und? Hast die sie schon beantworten können?

Ja, ich habe in den letzten Wochen meine ganz persönliche Antwort gefunden: Es ist Zeit! Zeit ist so unfassbar wichtig, weil alles Zeit braucht. Ich selbst brauche Zeit, jede Beziehung braucht Zeit, der Garten braucht Zeit, das Schreiben braucht Zeit. Leben braucht einfach Zeit. 

 

Wie oft schaust du täglich auf dein Handy?

Zwischen fünf und fünftausend Mal.

*lach* Das kann also immer variieren …

Ihr stellt sehr schwierige Fragen!

Das ist jetzt genauso relativ wie deine Antwort 🙂

 

Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?

Schokolade und Weißwein.

Klingt nach einem gemütlichen Abend …

Oh, und Schokoküsse, die müssen aber ins Tiefkühlfach. 

 

Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?

Mutter und Stiefmutter zu sein, die Liebe kennengelernt zu haben, das Schreiben und mein Garten.

Vier! Schon wieder zu viel!

Aber du warst wirklich nah dran und ich bin so gar nicht kleinlich 😉

 

Bei welchem historischen Ereignis wärst du gern dabei gewesen und warum?

Ich würde gerne in meine Kindheit zurückreisen, als meine Oma Piroggen gemacht hat. Damit sie mir erklärt, warum meine Piroggen jetzt immer so kleben und auseinanderfallen. Und das explosionsartig.

*versucht ihr Kopfkino auszuschalten*

Das soll so nicht sein, bei ihr war das nie so, ich muss etwas falsch machen und ich kann meine Oma nicht mehr fragen. Damals wusste ich ja noch nicht, dass ich das wissen muss, damit der Geschmack der Piroggen mich an sie erinnert

Ja, das kenne ich selbst nur zu gut. Allerdings habe ich meine nach Rezepten gefragt, da hieß es immer nur: „Ach, das ist doch so leicht. Nur hier bisschen und da …“ Und jetzt steh ich auch ohne genaue Anleitungen da *seufz* Aber lass uns weitermachen …

 

Über welches Thema könntest du eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?

Das Schreiben: „Wie schreibe ich einen Roman und falle dabei nicht dem Wahnsinn anheim. Und die Menschen, mit denen ich zusammenlebe auch nicht. Und wie halte ich das 380 Seiten lang durch?!“ 

Hört sich echt gut und überaus spannend an. Ich würde dir lauschen 🙂

Und das ökologische Gärtnern  – „Nie wieder Unkraut jäten! Gärtner ohne Stress!“ 

Wow, das wäre mit Sicherheit der Knaller.

So in diese Richtung.  

 

Was würdest du rückwirkend ändern, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?

Ich hätte ganz ordentlich eine Liste über alle Nebenfiguren in der Hexenserie angelegt. Habe ich aber nicht, zum Glück habe ich tolle LeserInnen, die ich immer fragen kann. 

Sehr praktisch … Und eine Frage hätte ich noch, bevor wir dich wieder verlassen …

 

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Viele Worte, Gesundheit für uns alle, Zeit fürs Leben und einen Wandel im Umgang mit der Erde. 

Dem ist wahrlich nicht viel hinzuzufügen. Vielen lieben Dank, Kristina Günak, dass du uns so lieb empfangen und all unsere Fragen beantwortet hast. Es war wirklich toll mit dir zu plaudern und ich hoffe, wir haben bald mal wieder die Gelegenheit. Deinem Buch wünsche ich für den weiteren Wettbewerb viel Erfolg.

Wenn ihr noch mehr über die wortgewandte Autorin erfahren wollt, könnt ihr euch die beiden anderen Interviews durchlesen. Das erste hat die liebe Kay mit ihr anlässlich ihrer Midlist-Nominierung (weiterlesen) geführt und das andere, als sie dich bereiterklärt hat, die Kategorie Humor als Jurorin zu vertreten. (Weiterlesen)

 

Mehr Informationen zu Kristina Günaks Arbeit und ihren Büchern findet ihr auf:

ihrer Homepage

Facebook

Instagram

 

Skoutz-Lesetipp: Die Liebe kommt auf Zehenspitzen – humorvoller Liebesroman von Kristina Günak

Ganz unverhofft erben Autorin Lucy, die an einem Liebesroman schreibt, und Klinikarzt Ben, der an Panikattacken leidet, einen alten Bauernhof. Nur dumm, dass sie sich eigentlich nur flüchtig kennen. Aber weil Lucy dringend eine Bleibe und Ben eine Auszeit braucht, ziehen sie in die ländliche Idylle eines kleinen Dorfs. Gemeinsam, aber nur als Freunde, versteht sich, und bloß auf Zeit. Doch das Leben hat andere Pläne mit ihnen …

Skoutz meint: Und wieder einmal trifft Kristina Günak mit ihrer Geschichte mitten ins Herz. Mit leisen Tönen, humorvollen Zwischennoten und einer großen Portion Gefühl entführt sie uns aufs Land, wo wir erleben, wie zwei Menschen ganz langsam, aber sicher zusammenwachsen. Eine berührende Romanze, die einen emotionsgeladen und seufzend zurücklässt.

Falls wir euch wie geplant neugierig gemacht haben, könnt ihr über unseren Affiliate-Link auf Amazon* die Leseprobe anschauen oder das Buch kaufen.

 

 

Hinweis:

Die lange Reise der Artemis - Kristina GünakEine totalitäre Gesellschaft, in der ein Mensch nur als Teil des Ganzen zählt, ist so ziemlich das Gegenteil unseres aktuellen Entwurfs, wo jeder verlangt, dass auf jede noch so abgefahrene Schrulle Rücksicht zu nehmen ist. Das allein macht das Buch schon spannend, aber was bietet der erste Teil der Dilogie noch mehr?

Der Chef-Ufologe der Jury, Vorjahressieger Cliff Allister, hat aus über 200 Büchern der Longlist Science Fiction jene Bücher aus seiner engeren Auswahl in die Midlist Science Fiction gewählt, die er unbedingt weiterlesen wollte. Details zu seinem Auswahlverfahren verrät er in seinem Bericht. Kristina Günak ist den Skoutzen schon lange als tolle Autorin humorvoller Liebesgeschichten bekannt. Dass sie aber auch spannende Weltraumgeschichten schreiben kann, war bis zu diesem von ihr im November 2019 selbst verlegten Buch neu für uns. Wir sind gespannt, ob Die lange Reise der Artemis Kristina bis zum Science Fiction-Skoutz bringen wird.

Mehr Informationen findet ihr wie immer in der ausführlichen Buchvorstellung. (Weiterlesen)

 

 

One Comment

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert