Zu Besuch bei Jenny Völker
Ich freue mich immer sehr, wenn ich mit dem Skoutzi Kollegen besuchen darf, die ich noch gar nicht kenne. Das hat immer was von Blind Dates, ein kalkuliertes Abenteuer, denn der Grund für den Besuch ist ja meist ein Buch, also hat man einen ersten Eindruck. In diesem Fall sogar mehrere, denn von Jenny Völker habe ich als bekennender Märchen-Fan natürlich schon mehr als nur ein Buch gelesen.
Anlass unseres Besuchs ist, dass Jenny von Fantasy-Jurorin J.K. Bloom mit ihrer Hexen-Fantasy „Weltenfalten“ für die Midlist Fantasy des diesjährigen Skoutz-Awards nominiert wurde. Mal sehen, was uns da so erwartet …
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Kay zu Besuch bei Jenny Völker, die fest an die Magie im Alltag glaubt
Hallo Jenny, dass ich dich endlich mal näher kennenlernen darf, freut mich sehr, denn ich feiere deine Märchen und die Art wie du Magie in die kleinen Dinge zauberst oder umgekehrt, aus kleinen Szenen großen Zauber wirkst.
Aber da der Kaffee schon so köstlich duftet, lass uns doch gleich mal anfangen …
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Welches ist die größte Herausforderung, der man sich als Autor stellen muss?
Durchhalten und Dranbleiben.
Ja, das sagen soooo viele Kollegen, da muss was dran sein. Lustig, denn viele Leser meinen ja wirklich, uns Autoren würde das alles nur so zufliegen und man müsse sich nur hinsetzen und lostippen.
Lass uns mal ein bisschen über den Schreiballtag sprechen …
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Hast du Lieblingsworte in deinen Skripten, die vom Lektorat regelmäßig angestrichen werden?
O ja, da gibt es einige, und bei jedem Buch ist es ein anderes.
Willkommen im Team „Gib allen Fehlern eine Chance“, das hast du zum Beispiel mit Astrid Töpfner gemein. Hast du trotzdem ein paar Favoriten?
Ja klar, „beinahe“ ist auf jeden Fall ein Spitzenkandidat ebenso wie „wie noch nie zuvor“. Ich bin immer total gespannt, welches es denn diesmal geworden ist.
Hehehe … ich versuche ja immer beim Überarbeiten meinem Lektor Arbeit abzunehmen und selbst zu jagen. Da habe ich inzwischen eine richtige Liste von Verdächtigen. „Dann“ zum Beispiel.
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Was ist deine präferierte Erzählform?
Ich schreibe am liebsten in der 3. Person Präteritum, also Vergangenheit, aber trotzdem ganz nah dran. Manche Leser sagen, ihnen fällt erst bei Kapitel 3 oder 4 auf, dass ich nicht in der Ich-Perspektive schreibe.
Darum mag ich deine Bücher so, das ist auch der mir mit Abstand liebste Stil, sowohl zum Schreiben als auch zum Lesen. Meiner Meinung nach bietet es gestalterisch die meisten Möglichkeiten, wenn man quasi dem Helden auf der Schulter sitzt.
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Bist du im Team Adjektiv oder bevorzugst du eher einen „schnörkellosen“ Stil?
Ich mag Adjektive. Sie machen alles erlebbarer, schöner, fantastischer, magischer (ihr merkt schon ;-))
Wie, was? Ich hing gerade ganz gebannt an deinen Lippen und habe mir glückliche Adjektive vorgestellt, die im weichen Licht unter einem schillernden Regenbogen auf einer morgentaufeuchten Wiese lachend herumtoben …
Genau! Aber trotzdem achte ich darauf, dass es sich die Waage hält.
Lass uns nochmal zu deinen Protas zurückkehren, weil du das vorhin erwähnt hast …
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Hast du einen speziellen Trick, um aus deinen Figuren echte Persönlichkeiten zu machen?
Wenn sie nicht als runde Personen an mich herantreten, lege ich sie sprichwörtlich auf die Couch und interviewe sie.
Wie meinst du das? Von einer Figurenbesetzungscouch habe ich noch nie gehört …
Zum Teil frage ich sie Dinge, die wichtig sind, manchmal schießen mir aber auch Fragen wie „Was ist deine Lieblingsfarbe“ oder „Was hat dich als Kind glücklich gemacht?“ durch den Kopf, die für die Story irrelevant sind.
Okay … und wie stelle ich mir das vor? Führst du dann Selbstgespräche so wie Gollum mit seinem Alter Ego?
Nicht direkt. Ich schreibe diese Dialoge so lange auf, bis ich das Gefühl habe, die Figur in all ihren Facetten fassen zu können.
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Welchen Fehler darf man beim Schreiben keinesfalls machen?
Aufhören.
Siehe oben. Da müssen wir jetzt doch nochmal etwas ausführlicher sprechen, ich merke es schon.
Autoren durchleben bei (fast) jedem Buch Momente, in denen alles wie der größte Quatsch klingt und man sich fragt, was man eigentlich in den letzten Wochen getan hat.
Du meinst diesen „Wer, zum Henker, hat denn diesen hölzernen, unlogischen langweiligen Stuss geschrieben?!“-Moment?
Ja. Trotzdem sollte man niemals aufgeben, sondern weiterschreiben, weiter daran arbeiten, denn schon am nächsten Tag kann sich alles wieder wie Musik anhören und man haut voller Freude in die Tasten.
Muss ich mal probieren. Ich gehöre eher zur Fraktion Nachtschicht, die dann erst mal Schokolade holt und dann großflächig löscht und umschreibt. Was nicht vor dem nächsten Henker-Moment am nächsten Tag schützt. 🙂
Weil du von Musik-Leseerlebnissen sprichst …
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Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?
Em Evol von Annie Stone. Ich bin noch mitten drin, aber bislang gefällt es mir sehr gut.
Annie hat auch ein unvergleichliches Gefühl für Geschichten, das ihr ja auch schon einen Skoutz-Award eingebracht hat, für Limonadentage. Sie ist einfach großartig und skoutzig noch dazu! (Fangirl Modus)
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Welche 3 Dinge sind dir aktuell am wichtigsten im Leben?
Meine Familie, das Schreiben und Zeit in der Natur.
Die Naturverbundenheit liest man auch immer wieder in deinen Geschichten heraus, das spricht mich sehr an.
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Wenn du wählen könntest, wärst du lieber extrem intelligent oder gut im Umgang mit Menschen?
Auch wenn ich gerne weniger häufig denken würde, „was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen haben“, wäre ich trotzdem lieber gut im Umgang mit Menschen.
Naja, Vergesslichkeit hat ja nichts mit Intelligenz zu tun, würde ich sagen. Sonst gäbe es ja nicht das Klischee vom zerstreuten Professor. Vielleicht macht Mutter Natur das auch ganz bewusst, weil die IQ-Monster sich sonst nicht genug bewegen würden? Spannend … aber erzähl lieber erst mal, warum du das „gut mit Menschen“ wählst?“
Das Miteinander ist mir sehr wichtig und ich genieße die Zeit mit Freunden und der Familie.
Da passt ja die nächste Frage …
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Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?
Für meine Kinder und eine wahnsinnig gute Buchidee.
Für eine Buchidee stehst du auf?
Nicht wirklich. Meist schreibe ich mir die Idee lieber auf, genieße meinen Schlaf und stürze mich direkt morgens an den Schreibtisch.
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Was ist deine größte Stärke?
Meine Fantasie – wobei das auch manchmal zur Schwäche mutiert, insbesondere dann, wenn ich Vampirfilme schaue oder entsprechende Bücher lese. Dann ist es kaum möglich, mit offenem Fenster zu schlafen.
Du bist eine Schwester im Geiste! Ich versuche das auch immer, meinen Horrorautorenfreunden zu erklären, warum ich ihre Bücher so ungern lese. Meine Fantasie schreit sofort „Challenge accepted“ und baut die Story so um, dass sie für mich maximal furchteinflößend ist. Und sie kennt mich natürlich viel besser … Oh oh …
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Wenn dein fünf-jähriges Selbst plötzlich deinen jetzigen Körper bewohnen würde, was wäre das Erste, das dein fünf-jähriges Selbst tun würde?
Gaaanz viele Süßigkeiten kaufen.
Jaaaa! Das sagen viele Kollegen. Nutella und Eis sind da weit vorn, wie ich von XXX und XX gelernt habe.
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Welcher fiktionale Charakter ist in Buch/Serie/Film unglaublich, wäre aber in banalen alltäglichen Situationen unerträglich?
Richard Castle. Ich liebe die Figur, ein Schriftsteller, der im Herzen noch ein Kind ist, aber ich denke, im Alltag würde er mich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs bringen.
Ja, den hatten wir auch noch nicht, aber es stimmt. Während ich viele der Genannten schon in ihrem Setting nervig finde, wäre Castle tatsächlich wer, der mich erst am Esstisch in den Wahnsinn treiben würde.
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Stell dir vor, du würdest einen Geheimbund gründen, wie würdest du ihn benennen und was wäre eure Mission?
Fairytale-Missions hieße er und unsere Mission wäre es, allen Menschen zu helfen, ihren Wunderglauben zu erhalten.
Wie?
Dazu würden wir Glitzer auf die Fensterbänke streuen, Disneyfilme und Märchenbücher heimlich vor die Tür legen und Kutschen den Leuten vor die Häuser stellen, damit sie ein Kutscher zu ihren Terminen fährt.
Oh jaaaa! Wo darf ich mich einschreiben?
Gibt es etwas, das du kannst, die meisten anderen Menschen aber nicht?
Der Nebensatz macht die Frage definitiv schwieriger.
Ja, wir bemühen uns immer, euch ein bisschen aus der Komfortzone zu locken.
Mhm … Mein grüner Daumen ist nicht sonderlich ausgeprägt, mein Backtalent ist gut, aber nicht herausragend, und auf meinen Fotos sind die Köpfe oft angeschnitten.
Das kann ja durchaus stilbildend sein, wenn man es nur selbstgenug verkauft. Ich versuche das so zu erklären … Und sonst? Komm, du schaffst das!
Was ich aber, denke ich, sehr gut kann und vielleicht nicht alle anderen auch, ist es, Märchenromane für Erwachsene zu schreiben.
Jaaaa – darum kam ja auch dieses Interview zustande. Du gehörst fest in meine Märchen-Bubble!
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Und bevor es jetzt zu kuschelig wird, lass uns zur letzten Aufgabe des offiziellen Teils kommen, bei dem ich die Antwort schon erahne!
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Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!
Nur weil wir groß sind und das 25. Lebensalter überschritten haben, können trotzdem noch von heute auf morgen Hexenkräfte in uns erwachen oder es könnte eine Fee vorbeikommen oder ein Zwerg, die uns auf ein spannendes Abenteuer mitnehmen. Auch wir Erwachsenen dürfen an Wunder und Magie glauben und auf ein Happyend hoffen!
Wie erwartet!
Dankeschön!
Vielen Dank, dass ich bei euch sein und die Fragen beantworten durfte.
Liebe Jenny, du gehörst – und das sage ich absolut von Herzen – du gehörst zu den Autoren, die ich wirklich gerne in meiner Timeline habe, von denen ich gerne lese und deren Liebe zu Märchen, den pursten Geschichten, ich feiere. Hoffentlich haben wir bald wieder Grund, ein Interview zu führen. Ob das jetzt ein neues Buch ist, eine skoutzige Aktion, zu der wir dich verhaften konnten, oder der Skoutz-Award, ist mir egal!
Hier könnt ihr Jenny Völker treffen:
Skoutz-Lesetipp
Die gefallene Fee – ein zauberhaftes Märchen von Jenny Völker
Kennst du schon die Geschichte von Ani und Chris?
Anna arbeitet in einem Baumarkt in der Gartenabteilung und findet nichts schöner, als sich tagtäglich um die Pflanzen zu kümmern. Eines Nachts wird sie von Piraten aus ihrer Wohnung entführt und landet in einem verborgenen Land, in dem Magie zum Leben dazugehört.
Plötzlich ist sie nicht mehr eine Entführte, sondern die einzige Hoffnung, die magische Welt zu retten. Wird ihr das gelingen? Und was hat es mit dem Käpt’n der Piraten auf sich, vor dem sie alle warnen?
Ein abenteuerlicher Märchenroman voller Magie, Liebe und Spannung, in dem es um viel mehr geht als den Glauben an sich selbst.
„Eigentlich wollte ich eine andere Story schreiben, doch Ani und Chris haben sich in mein Herz geschlichen und ich konnte an nichts anderes mehr denken.“
Skoutz meint: Man merkt beim Lesen schnell, dass dieses Buch auch für die Autorin Jenny Völker etwas besonderes ist. So spürt man autobiografische Bezüge, wenn sie von der Natur in der magischen Welt schreibt, die Liebe zu ihren Figuren, wenn sie von deren Nöten erzählt und die Begeisterung für die Geschichte auf jeder Seite. Die gefallene Fee ist so ein richtig schönes Märchen zum Abtauchen und Wegträumen. Und garantiert kommt man zurück mit ein bisschen Glitzer im Haar.
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Mehr Info
Weltenfalten – Wenn Feuer erwacht ist für die Midlist Fantasy des Skoutz-Awards nominiert und wurde in diesem Zusammenhang bereits von uns besprochen (weiterlesen).
Wir hoffen natürlich, dass auch dieses Interview von Jenny Völkers dazu bei trägt, dass die Hexen von Weltenfalten im Wettbewerb weiterkommen und drücken fest die Daumen.
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Hinweis:
Wenn ihr das Buch schon kennt, würdet ihr uns, dem Autor und allen lektüresuchenden Lesern einen großen Gefallen, wenn ihr das Buch in der Skoutz-Buchdatenbank mit einer Skoutz-Buchfieberkurve bewerten würdet. 5 Klicks statt 5 Sterne. Einfacher lässt sich eine Rezension nicht schreiben, bequemer kann man sein nächstes Buch-Date nicht finden. Und so helft ihr, dass unsere Buchfindemaschine weiter wächst.