zu Besuch bei: Dominik Forster

Banner Forster

Auf den Besuch bei meinem Nürnberger Kollegen Dominik Forster habe ich mich sehr gefreut. Denn aus meiner Zeit als Strafverteidiger hatte ich oft auch mit Drogendelikten zu tun und war von Dominiks schonungslosen Bericht über seine Abhängigkeit sehr berührt. crystal.klar ist ein Buch, das unaufgeregt über die Dynamik des Milieus aus der Innensicht berichtet. Das macht neugierig auf den Mann mit der scharfen Beobachtungsgabe …

Träne 1er

Zu Besuch bei Dominik Forster, den scharfen Beobachter

 

Was ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?

Ich schreibe weil ich muss! Ich beziehe meine Inspiration durch Erlebtes. Für crystal.klar habe ich 24 Jahre recherchiert.

So kann man das natürlich bei einer Autobiografie auch sehen. Für dich ist Schreiben an dieser Stelle ein gerüttelt Maß Therapie, nicht wahr?

Mein Leben lang habe ich nach einer Aufgabe gesucht- nun hat sie mich gefunden!

Stimmt, du bist ja „nebenbei“ sehr aktiv in verschiedene Projekte eingebunden, die sich alle mit Drogenprävention befassen. Das bewundere ich aufrichtig. Etwa als ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Suchtprävention für die mudra in Nürnberg. Dann im Mountain Activity Club, ein Verein für Prävention und Peerarbeit. Und schließlich im Projekt Spotting – selektive Prävention für junge Risikokonsumenten/innen, das vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert wird.

 

Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?

Ich würde auf Musik ausweichen. Musik ist ebenfalls eine wundervolle Art, Gefühle ausdrücken zu können.

Hm, wenn man kann. Mir gelingt das leider gar nicht. Ich bin nur passiv musikalisch – will heißen, ich höre gerne zu, aber sobald ich selbst aktiv werde, grenzt das an Körperverletzung. Deshalb schreibe ich lieber.

 

Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?

Zu keinem. Ich habe diverse Folgeprojekte geplant.

Lass doch etwas mehr hören … J

All meine Bücher werden sich mit Schicksalen auf wahrer Begebenheit befassen.

Klingt spannend, lass es uns wissen, damit wir auch darüber berichten können.

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

Ich habe geweint- so richtig geschluchzt.

Echt? Jetzt sind wir gespannt, wie kommt’s?

Ich fühle mich oft alleine – auch wenn ich unter Menschen bin – ich muss darauf achten, was ich sage.

Und wie ist das dann beim Schreiben?

Beim Schreiben gibt es nur mich und meine Gefühle.

Naja … und deine Leser, irgendwie, irgendwo, irgendwann. Aber wenn die dran sind, bist du – anders als beim gesprochenen Wort – nicht mehr da. Ist es das, was die Sicherheit bringt? Die Distanz?

 

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

100%.

Ja, wie auch schon bei Jana Crämer in deinem speziellen Fall eine blöde Frage, aber wir haben hier nicht so wahnsinnig viele rein autobiografische Bücher. Das nächste Mal frage ich, bei welchen Szenen du die Wirklichkeit „lektoriert“ hast…

 

Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?

Wenn ein Jugendlicher ein Selfie mit mir haben möchte.

Okay, das macht mich neugierig. Wieso?

Ein Selfie ist die größte Auszeichnung die ich von einem jungen Menschen bekommen kann!

 

Wer ist für dich dein idealer Leser?

Die idealen Leser sind für mich Schulkinder, die nicht bis zur nächsten Deutschstunde warten können, um weiter zu lesen.

Das ist eine schöne Definition. Die gefällt mir. Auch, weil sie mir schmeichelt. Bis auf ein Buch, das ich ganz schrecklich fand, habe ich sonst alle Schullektüren am Stück durchgelesen.

 

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

SEVEN!

Okay, das kam sehr spontan (und laut!!). Lass ich so stehen. Und die lieben Leser dürfen Ausschau halten.

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Die beste und intensivste Droge ist ein klarer Verstand?

Auch da will ich nicht widersprechen. Es freut mich, dass du auf diese Droge gekommen bist, denn sie lässt uns alle hoffen, dass wir noch mehr von dir zu lesen kriegen – und Bücher sind süchtig machend ohne negative Nebenwirkungen.

 

Hier könnt ihr Dominik Forster treffen:

Dominik Forster auf Facebook

Dominik Forster Autorenhomepage

 

Forster crystal.klarSkoutz-Lesetipp: crystal.klar – ein autobiografischer Roman von Dominik Forster

Bereits als Dominik Forster zum ersten Mal durch die Tore der Nürnberger Herschel-Schule tritt, beginnt sein Leben als Underdog. Erst Drogen und Crystal Meth machen den ängstlichen Jungen zu dem Menschen, der er immer sein möchte, und mit dem Einstieg ins Drogengeschäft beginnt der vermeintliche Aufstieg, umgeben von vermeintlichen Freunden.  Er wird schnell zum Topdog. Dieser Weg führt ihn ins Gefängnis, in eine Welt aus Brutalität, die einzig zwischen »Mann« und »Opfer« unterscheidet und in der die Zeit nur genutzt wird, um den nächsten Coup zu planen … Erst Entzug und anschließendeTherapie helfen Dominik Forster aus diesem Teufelskreis auszubrechen und das selbstbestimmte Leben zurückzugewinnen, das er heute führt. Dieses Buch markiert einen Teil seines Weges.

Hinweis:

Weil crystal.klar von Skoutz-Juror Emma S. Rose für die Midlist Drama des Skoutz-Award 2016 nominiert wurde, haben wir das Buch natürlich ausführlicher vorgestellt (weiterlesen).

Dass dieses sehr lesenswerte Buch es auch in der nächsten Runde dank der Stimmen unserer Leser und der restlichen Skoutz-Jury souverän auf die Shortlist geschafft hat, freut uns sehr. Nun wird im September abgestimmt, ob „crystal.klar“ sich gegen seine zwei Mitbewerber um den Drama-Skoutz 2016 durchsetzen kann.

 

 

One Comment

  • Ute Link

    Lese gerade ihr Buch. Sehr gut aber auch grausam, wie die Realität ist. Es nimmt einen glaub ich noch mehr mit, wenn man Kinder in dem Alter hat.
    Alles, alles Gute weiterhin.
    Vg von Ute Link

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert