Schreibstube: Wer ist eigentlich dieser Plot?

Ganz oft, wenn man von der Qualität einer Geschichte spricht, fällt der Name Plot, der dafür verantwortlich sei, ob eine Geschichte besser oder schlechter ist. Wer englisch kann, runzelt die Stirn. Denn der Begriff heißt dort nicht mehr als Handlung. Ein Plot ist also die Handlung der Geschichte, genau genommen, die Geschichte selbst. Daher ist die Erkenntnis, dass der Plot maßgeblich ist, nicht wirklich überraschend,

Wer ist dieser geheimnisvolle Plot?

Wir haben uns in der Skoutz-Schreibstube dieses Thema einmal genauer angesehen. Viel Spaß.

Der Plot in Kürze

Plot ist das englische Wort für „Handlung“ und damit das, was in einer Geschichte passiert. Nicht mehr und nicht weniger. Dabei ist der deutsche Begriff insofern besser, weil er beschreibt, um was es geht: Handlung kommt von handeln. Keine Geschichte ist interessant, bevor nicht eine Figur etwas Interessantes tut.

Im erweiterten Sinn wird Plot gelegentlich unsauber nicht nur für Handlung, sondern auch für Szenenaufbau und Erzähltypen oder -formen verwendet.

Der Plot ausführlich

Ausführlicher betrachtet, wird es gleich kompliziert, denn unter Plots werden sehr verschiedene Dinge zusammengefasst, und ebenso unter dem Tätigkeitswort „plotten“, das ja nicht nur in der Buchwelt verwendet wird. So ist dann auch ein Plotter nicht notwendig ein Autor, der sich Gedanken zur Struktur seiner Geschichte macht.

Arten von Plots

Wenn man „Plot“ mit dem „Erzähltypus“ gleichsetzt, also dem Typ von Geschichte, die erzählt wird, kommt man – gerade auch im Zusammenhang mit der Diskussion um Plagiate – zur Frage, wie viele Erzähltypen es überhaupt gibt. Darüber kann man jetzt sehr lange streiten.

  • Puristen sagen, es gäbe zwei, nämlich wenn die Lesererwartung erfüllt wird oder nicht.
  • Andere sprechen von drei: Es geht gut aus, es geht schlecht aus, das Ende ist offen.
  • Man liest von sechs Plots, wenn man die Geschichten nach dem Verlauf ihrer Spannungsbögen unterscheidet.
  • Sehr oft geht man von sieben archetypischen Erzählformen (was dann eben auch mit (Basic) Plot verdenglischt wird) aus:
    Overcoming the Monster, Aufstieg, Heldenreise, Auszug und Wiederkehr, Komödie, Tragödie, Wiedergeburt
    (hier haben wir das ausführlich untersucht)
  • Wem das nicht reicht, der ergänzt auf neun Plots um Rebellion und Rätselroman.
  • Daneben gibt es noch feinteiligere Unterscheidungen, die mit 20 (so etwa Tobias, den wir ausführlich untersucht haben), 36 (nach G. Polti, dessen dramatische Situationen wir auch angeschaut haben) oder auch 99 Varianten aufwarten.

Sicher ist: Es ist eine sehr überschaubare Zahl von Grundformen, die uns bei der Gestaltung einer Erzählung zur Verfügung stehen. Oder einfacher gesagt: Wir kochen alle nur mit Wasser und Salz. Das schauen wir uns aber gelegentlich in einem eigenen Artikel noch genauer an (Grundformen der Erzählung).

Die Rangordnung von Plots

Zusätzlich gibt es nun innerhalb einer Geschichte noch sowas wie eine Rangfolge. Einen großen und kleinen Plot, einen Szenenplot, einen Handlungsstrang-Plot etc. Das ist dem Umstand geschuldet, dass ähnlich wie in einer TV-Serie neben der Rahmenhandlung, die eine Staffel zusammenhält, auch einzelne Episoden erzählt werden, die ihrerseits wieder einen Plot haben, den man isoliert oder eben im Gesamtkontext betrachten kann. Wer sich da wem unterzuordnen hat, hängt vom Konzept ab, mit dem der Autor seine Geschichte erzählt.

Abhängig davon wie die Geschichte vom Autor beim Plotten entwickelt wird, spricht man dann auch noch Skizzenplots, einem tabellarischen Plot oder – in meinem Fall – auch von einem Notizzettel-Plot. Es gibt während der Entstehung einer Geschichte Grobplots und Detailplots und jede denkbare Ausarbeitungsform dazwischen.

Die Struktur des Plots

Die Struktur einer Handlung ergibt sich aus den einzelnen Handlungsschritten, in denen man sich von der ersten zur letzten Seite bewegt. Anders als im echten Leben wird hier vom Leser eine gewisse Stringenz gefordert. Alles, was nicht unmittelbar im Zusammenhang mit dem Erreichen des Ziels (oder dem Scheitern) steht, gehört nicht zum Plot, sondern ist allenfalls eine Nebenhandlung.

Vereinfacht ausgedrückt: Handlung 1 führt zu Ergebnis 1. Ergebnis 1 erfordert Handlung 2. Handlung 2 führt zu Ergebnis 2. Darauf muss man mit Handlung 3 reagieren und so weiter. So reihen sich die Szenen oder Schritte der Geschichte zunächst einmal wie Perlen auf eine Kette. Natürlich gibt es da Ausnahmen und Kunstgriffe wie Plottwists oder Rückschlüsse, sozusagen Knoten und Risse in der Kette. Aber das verwirrt hier nur. Diese Kette jedenfalls ist der Plot, die Handlung der Geschichte.

Eigentlich ganz simpel.

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