Denglisch

Skoutz Sprachlabor: Denglisch

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Today, dear readers and fans of our Skoutz language laboratory, we want undersearch the fascination of the English speach in the German Talk. What for the one sounds very cool and trendy, causes by others spontaneous ear bleeding. As always, Skoutz is neutral but curious and will check what is behind this excitement.

Wenn man heute von Denglisch spricht, meint man zwar meist nicht jenes Englisch, das in Anlehnung an die berühmten Filser-Briefe Ludwig Thomas wortwörtlich den deutsche Inhalt überträgt, aber manchmal klingt es ziemlich ähnlich.

Was aber ist Denglisch genau? Wo kommt es her? Wo will es hin und wollen wir mit?

Dazu dieser Beitrag in unserer Reihe Skoutz-Sprachlabor.

Denglisch in Kürze

Denglisch (oder Denglish), so meint Wikipedia, sei ein abwertender Begriff aus der deutschen Sprachpflege, um den vermehrten Gebrauch von Anglizismen und Scheinanglizismen in der deutschen Sprache zu bemängeln.

Man kann das mögen oder nicht, Englisch ist jedenfalls ziemlich deutsch geworden. Und zwischen hippen Businesstalk auf dem Handy über die neuesten Opportunitys und Sprachpurismus zugunsten der deutschen Sprache im weltweiten Netz ist genug Platz für so ziemlich jeden denkbaren Kompromiss.

Je mehr englische Worte wir hören, desto wahrscheinlicher wird es, dass wir sie auch irgendwann übernehmen. Doch hier ist Englisch nicht immer gleich Englisch. Sondern vielmehr Denglisch: Viele englische Wörter oder Redewendungen haben in der deutschen Sprache eine andere Bedeutung erhalten und erstaunlich oft versteht sie ein Engländer gar nicht!

Bildergebnis für denglischDenglisch, also jene eigenen oder eher keinen Regeln folgende Hybridsprache aus deutschen und englischen Sprachanteilen, hat damit zunächst eine handwerkliche Komponente. Wie geht man im Deutschen korrekt mit Fremdwörtern um? Aber es gibt auch eine psychologische Komponente. Warum klingt in unseren Ohren Englisch so viel schöner? Und es hat auch eine komödiantische, denn manchmal ist das Ergebnis – gewollt oder ungewollt – äußerst komisch.

Denglisch etwas ausführlicher

In Zeiten zunehmender Globalisierung ist das Bedürfnis nach vereinheitlichter Kommunikation so groß wie seit dem Turmbau von Babel nicht mehr.

Die Übernahme und Anpassung von Wörtern aus anderen Sprachen in eine gegebene Sprache gehört zur Lebendigkeit jeglicher Sprachentwicklung. Aber die oftmals unkritische und unsinnige Verdenglischung der deutschen Sprache (englische Vokabeln, die Bildung von Schein-Anglizismen, veränderte Wortbedeutungen, Interpunktion, Grammatik und Satzbau bis hin zum Stil) ist sicherlich eine (selbst)kritische Überprüfung wert.
Wir von Skoutz wollen uns nicht gegen Englisch als Weltverkehrssprache stemmen und auch nicht gegen eine sinnvolle Erweiterung des Wortschatzes. Uns ist bewusst, dass „Skoutz“, selbst ein Kunstbegriff aus dem englischen Scout und dem deutschen Kauz ist. Aber wir mögen die deutsche Sprache und wollen sie nicht einfach so unüberlegt aufgeben. Darum gibt es Grenzen, die man zumindest kennen sollte:

Den Im- und Export von Vokabeln hat es schon immer gegeben. So sind „Import/Export“ und „Vokabel“ zum Beispiel Worte, die irgendwann einmal von den Römern eingeschleppt wurden. Manchmal auch auf dem Umweg über das vom Latein stark beeinflusste Französisch wie etwa so urdeutsche Worte wie Adresse, Affäre, Ballade, Bande, Charme, Chef, Dame, Klavier und Paket (eine lange Liste dieser Gallizismen hält Wikipedia bereit).

Rechtschreibung von Fremdwörtern

Entweder lehnt man Anglizismen ab und verwendet sie nicht, oder man schreibt sie richtig. Die folgenden Ausführungen enthalten die wichtigsten Grundregeln, um Anglizismen richtig zu schreiben und zu deklinieren.

Wörter und Wortgruppen, die aus einer fremden Sprache zitiert werden, bleiben in der Schreibung meist völlig unverändert. Häufig werden solche „Zitatwörter” durch Anführungszeichen oder eine andere Schriftart markiert:
Wir waren bei einem „meet & greet” direkt am Stand des Verlags.

Das gilt für bewusst eingesetzte Fremdworte.

Sobald ein Wort jedoch von der deutschen Sprache adoptiert wurde und nicht mehr als Fremdwort empfunden und verwendet wird, unterliegt es ohne Wenn und Aber der deutschen Rechtschreibung.

  • -ED:
    Und das heißt schon einmal, dass es keine Verbform gibt, die auf „-d“ oder auch „-ed“ endet. Ihr fragt nicht, ob man das „kapiered“ hat, also haben wir mit dieser schlichten Erkenntnis schon mal in Sachen Rechtschreibung erfolgreich „upgegradet“ (und nicht upgegraded“).
  • Infinitv:
    Der Infinitv funktioniert bei den Englisch-Importen wie bei den deutschen Ureinwohnern, mit „-en“ oder „-ln“, und zwar auch, wenn das Wort im Englischen auf „-le“ endet. Darum sollten wir „googeln“ und nicht „googlen“.
  • Konjugation:
    Der Wortstamm bei englischen Verben bleibt bei der Konjugation gleich und folgt der regelmäßigen Beugung: Ich like, du googelst, er likt, wir tryen … (Ja, „er likt“, schaut eher nach dislike aus, aber so (und nur so!) ist es richtig). 
  • Trennung:
    Verben, die ein festes Präfix im Wortbestandteil haben (downloaden, upgraden), werden nicht getrennt. Es heißt also „ich downloade“ statt „ich loade down“.
  • Partizip:
    Schwierig ist das Partizip bei Anglizismen. Partizip 1 ist noch ganz einfach: „-nd“ dran und fertig: Googelnd lernt es sich leichter.
    Das Partizip 2 wird meist mit „ge“ am Wortanfang oder in der Wortmitte gebildet. Manchmal auch mit einem „t“ am Wortende.
    Die Regeln dazu:

    • ohne Präfix: „ge“ an den Anfang: mailen – gemailt
    • mit englischem Präfix (down-load, up-grade) kommt das „ge“ in die Mitte: downloaden – downgeloadet
      Tipp: Hier ist fast immer die erste Silbe betont: DOWNload.
    • mit deutschem Präfix (ver-linken) kommt ein „t“ an den Schluss: verlinken – verlinkt
  • Großschreibung:
    Englische Substantive werden im Deutschen wie deutsche Substantive und damit groß geschrieben.
  • Zusammenschreibung:
    Zusammengesetzte Worte oder Kombibegriffe schreibt man entsprechend der deutschen Rechtschreibung zusammen. Bindestriche setzt man nur zur Übersichtlichkeit oder bei Kombibegriffen, die Abkürzungen enthalten (RS-Feed), ein.
    Ausnahme: Kombibegriffe, die man im Englischen auseinanderschreibt, trennt man auch im Deutschen: Cover Design oder Digital Rights Management
  • Pluralbildung
    Die erfolgt wie im Deutschen in den meisten Fällen mit „s“.
    Eine Bar, zwei Bars; eine Mail, zwei Mails.
    Und zwar anders als im Englischen auch, wenn das Wort auf „-y“ endet. Also heißt es: ein Hobby, zwei Hobbys.
    Eine Ausnahme ist nur die Endung „-er“, die bleibt im Plural unverändert: ein Cover und zwei Cover

Eine sehr gute Übersicht mit Beispielen, Erklärungen und Übungen gibt es bei Lehrerfreund für englische Substantive und Verben.

Bewusster Einsatz von Fremdworten.

Englisch gilt eben als cool! Es ist einfach besser, ein Statement über sein Handy abzugeben, als sich mit Deutsch abzutörnen. Ob heiße Trends, Business- und Marketing-Claims oder das neueste Print-Cover: Ein englischer Name oder Begriff wird von vielen einfach als raffiniert oder hip angesehen. Peinlich wird es jedoch, wenn der Verwender den Begriff schon gar nicht aussprechen kann. Oder seine Zielgruppe ihn nicht versteht. Und zwar auch nicht, wenn es Muttersprachler, pardon: native speaker, sind.

Ein Übermaß an Fremdworten nervt einfach. Und zwar auch dann, wenn es nicht um englische Vokabeln geht. Das maximale Volumen subterraner Agrarproduktivität steht in der reziproken Relation zur intellektuellen Kapazität ihrer Produzenten. Ja. Oder die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln.

Ganz blöd wird es, wenn man nicht mehr weiß, woher ein Fremdwort kommt. Da wird dann aus „kurz und treffend“ in the heat of combat schon schnell mal ein „short and pregnant“. Was irreführend ist, wenn da nicht ein zielsicher ausgeführter Quickie gemeint war.

Denglisch für Puristen: Diese Worte versteht kein Engländer!

Es gibt viele Worte, die englisch klingen, aber deutsch sind. Diese hier:

  • Beamer:
    englisch: Kosename für BMW
    deutsch: Projektor, wie er auch im Englischen heißt.
  • Bodybag
    englisch: Leichensack
    deutsch: Umhängetasche, die auf englisch messenger oder auch shoulder bag heißt.
  • Handy:
    englisch: griffbereit, praktisch
    deutsch: Mobiltelefon; das auf englisch mobile phone (UK) oder cell phone (US) heißt.
  • light
    englisch: Licht, hell, leuchtend, leicht (Gewicht)
    deutsch: Diätprodukt oder kalorienreduziert, da spricht der Engländer fantasielos von diet oder low fat products
  • Mailbox:
    englisch: Briefkasten
    deutsch: Sprachnachrichtenspeicher, der auf englisch voice mail heißt.
  • Mobbing
    englisch: unmittelbares anpöbeln in einer Situation meist aus einer Gruppe heraus (z. B. Schubsen)
    deutsch: Tyrannisieren, was Engländer unter bullying verstehen. Zugegeben, die Unterschiede sind hier fein, aber daher oft auch wichtig.
  • Oldtimer
    englisch: alter Mensch
    deutsch: Altes Auto, das ein Engländer vintage car nennen würde
  • Public Viewing
    englisch: öffentliche Aufbahrung einer Leiche
    deutsch: Öffentliches Fernsehen, das ein Engländer als public screening bezeichnet.
  • Shooting
    englisch: Schießerei
    deutsch: Fototermin, das auf englisch photo shoot heißt
  • Shooting Star
    englisch: Sternschnuppe
    deutsch: Blitzkarriere, das auf Englisch ein overnight success oder auch ein whiz kid ist.
  • Slip
    englisch: Notizzettel, Quittung
    deutsch: Unterhose, die auf englisch panty heißt.

Wer Lust hat, kann sich auf Wikipedia eine beeindruckende Liste der Scheinanglizismen ansehen. Es ist schon ernüchternd, wie viele Wörter genau genommen überhaupt keinen Sinn ergeben.

 

Verständnis? Fehlanzeige!

Und zwar nicht nur für Engländer. Die bekannte Claim-Studie von Edmark hat 2003 gezeigt, dass die vermeintlich hippen Slogans der Marketing Manager oft gar nicht oder völlig falsch verstanden werden.

„Come in and find out“ (Douglas) wurde mit „Reinkommen und herausfinden“ übersetzt und das Sat.1-Credo „powered by emotion“ ernüchternd häufig mit „Kraft durch Freude“. Allerdings hindert Unverständnis nicht, einen Claim trotzdem gut zu finden, und Unverständnis gibt Raum für eine Übersetzung nach eigenen Wünschen.

Daran hat sich auch in der 2016er Studie noch nicht so wahnsinnig viel geändert. Doch Häme ist nicht angezeigt, denn auch bei deutschen Werbesprüchen geben erschreckend viele Menschen an, dass sie nicht genau wüssten, was der Werbetexter ihnen sagen will.

Eine andere Studie der Statistikerin Isabel Kick zeigt jedoch, dass viele Menschen auf deutsche Sprüche intensiver und unmittelbarer als auf englische reagieren. Ein Umstand, der uns zu denken geben sollte. Zumal die Ergebnisse im Wesentlichen immer wieder bestätigt werden, so in der Bachelorarbeit von Stephanie Grauenhorst-Zerling.

Und darum bleibt die einfache Erklärung für diesen übertriebenen Englisch-Fimmel jenseits von Fachbegriffen doch auch die wahrscheinlichste:

„Wer nichts zu sagen hat, sollte es mit möglichst vielen Fremdworten tun.“

Das klingt schlau und der verständnislose Zuhörer wird den Fehler eher bei sich als beim Redner suchen. 🙂

 

2 Comments

  • Aleshanee

    Ganz toller Artikel! 😀 Da hab ich einiges gar nicht gewusst bzw. war es mir noch gar nicht so bewusst, dabei ist es ja schon für alle selbstverständlich diese Wörter zu benutzen!
    Ich hab den Beitrag heute in Stöberrunde verlinkt 😉

    Liebste Grüße, Aleshanee

    • Kay

      Danke! Wir hätten auch nicht gedacht, dass wir mit dem Sprachlabor solche Wissenslücken (auch bei uns) aufdecken. Wir wollen die Reihe auf alle Fälle fortsetzen.

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