zu Besuch bei Sascha Eichelberg
Das interessiert uns natürlich und so freuen wir uns schon auf das Interview mit.
Zu Besuch bei Sascha Eichelberg, der vor allem improvisiert
Lieber Sascha, schön, dass es doch noch geklappt hat, mit unserem Gespräch. Ich würde vorschlagen, dass wir gleich mal anfangen …
Wie würdest du dich in einem Wort beschreiben?
Chaotisch 🙂
Da bist du nicht der erste, der das von sich behauptet, scheint irgendwie eine Branchenkrankheit zu sein. Aber wenn wir schon bei der Branche sind …
Beruf oder Berufung – was macht dir an deinem Job als Herausgeber am meisten Spaß?
Die Vielfalt an unterschiedlichen Interpretationen die zu einem Thema von den Autoren gezaubert werden. Keine Amazone gleicht der anderen und es ist für mich immer wieder spannend, auf was für geniale Ideen die Autoren kommen.
Ja, das ist einer der vielen Vorzüge, die ich in einer Anthologie sehe. Mit dem Thema steht und fällt die Antho. Das hat Kollegin Grit Richter schon mal sehr anschaulich ausgeführt.
Man merkt schon, dass du aus Erfahrung sprichst …
Wann hast du dein erstes Buch veröffentlicht?
Das erste Buch, dass ich als Verleger betreut habe, ist „Don Sullivan“ und erschien 2018.
Ich weiß, das hatten wir auch auf der Midlist. Ein sehr skoutziges Buch (hier der Link zur Vorstellung)
Im selben Jahr erschienen dann auch „The P-Files: Die Phönix Akten“ die ich als Herausgeber zu verantworten habe.
Zu denen kommen wir noch! Auch eine tolle Anthologie. Und wie schaut es mit eigenen Schreibprojekten aus?
An meinem ersten eigenen Roman schreibe ich seit ca 2017 und komme momentan mit der sagenhaften Geschwindigkeit von ca einem Satz pro Tag vorwärts. Wenn es in dem Tempo weitergeht, werde ich 2077 veröffentlichen 🙂
Nun, man sagt, Marilyn Monroe habe gesagt, alles was sich zu wünschen lohnt, lohnt sich auch zu warten. Das passt auch auf Bücher. Wann immer du fertig bist, ich will es lesen!
Aber wenn du so beschäftigt bist, lass uns doch mal über deinen Verleger-Alltag sprechen?
Wie läuft ein typischer Tag bei dir ab? Bist du eher der Routinemensch oder eher fürs Improvisieren?
Ich muss zugeben, seit letztem Jahr ist so viel passiert in der Verlagswelt, dass mein hauptsächliches Tagewerk aus Improvisation besteht.
Das klingt jetzt bestenfalls halbfreiwillig. Aber das liegt natürlich, wie du schon zu Recht sagst, an der Zeit.
Wie sehr beeinflusst Corona deinen Schreiballtag?
Ehrlich gesagt gar nichts. Unsere diesjährige Anthologie „The D-Files: Die Drachen Akten“ wird von Tom Finn betreut, dem ich zusätzlich mit Rat und Tat zur Seite stehe.
Tom Finn ist auch bei Skoutz ein alter Bekannter. Da hast du doch einen Routinier an deiner Seite. Was macht denn soviel Arbeit?
Wir hatten so viele Einsendungen wie noch nie zuvor und es war ein hartes Stück Arbeit, aber der Ablauf ist nahezu der selbe wie bei den vergangenen Anthologien.
Das ist gut. Und ich bin froh, dass ich es nicht geschafft habe, auch eine Geschichte einzureichen. Sonst hättet ihr noch mehr Arbeit gehabt.
Bleiben wir noch kurz bei deinem Arbeitsstil?
Wie gehst du bei der Auswahl der Geschichten vor: Kreativ oder doch eher regeltreu?
Da Schreiben immer kreativ ist und keinen festen Regeln folgt, würde ich behaupten eher flexibel zu sein.
Nun, aber du kannst die Auswahl ja bestimmten Regeln unterwerfen oder sagen, Hauptsache kreativ. Ich nehme aber an, ein paar strukturelle Vorgaben machen die Auswahl interessanter für den Leser.
Ja, ich versuche immer eine gute Mischung aus verschiedensten Genres und Ideen zusammenzustellen.
Wenn wir schon so viel über Bücher reden …
Welches war dein erstes selbstgelesenes Buch?
Das erste Buch, das ich komplett von vorne bis hinten verschlungen habe war „Cujo“ von Stephen King im zarten Alter von 6.
Ich hab zwar auch früh mit Erwachsenenliteratur begonnen, aber bei King war ich älter. Das war auch gut so. Bis heute neigt meine Fantasie dazu, bei Horrorbüchern „Challenge accepted“ zu schreien und mir zu zeigen, wie ich mich noch mehr mit diesem Stoff fürchten könnte. Klar, die nutzt den Heimvorteil.
Wie bitte kamst du zu diesem Teufelsköter?
Wir hatten damals noch keinen Fernseher aber meine Mutter hatte eine riesige Schrankwand voller Bücher. Weil mir vorlesen immer zu langsam ging (und die Gute Nacht Geschichten immer dann zu Ende waren wenn es grad spannend wurde). habe ich sehr schnell lesen gelernt.
Ja, bis hierher ähneln sich unsere Leseanfänge, aber zurück zu Cujo …
Meine Wahl ist damals auf das Buch gefallen, weil ich den Bernhardiner der auf dem Cover gedruckt war so süß fand. Nach dem Lesen hatte ich dann ein paar Wochen Alpträume, aber Stephen King hat mich seit damals nicht mehr losgelassen.
Keine Frage, der kann schon was. (Lach). Hast du das Hündchen noch?
Das Buch habe ich übrigens tatsächlich noch hier, da die Büchersammlung nach dem Tod meiner Mutter an mich übergegangen ist.
Das ist schön. Also nicht das Erbe, sondern dass die Bücher ein schönes Zuhause gefunden haben.
Stell dir vor, du könntest eine beliebige Figur aus einem Buch zum Essen treffen. Was würde passieren?
Oha, das ist eine Frage über die ich tatsächlich länger nachdenken musste.
Das freut mich. Und?
Meine Wahl fällt auf Robinson Crusoe und das Gesprächsthema wäre natürlich „Leben auf einer einsamen Insel“.
Dazu kann er sicherlich viel und aus erster Hand berichten. Bleiben wir bei spannenden Fragen …
Auf welche Frage hattest du in letzter Zeit keine Antwort und hast du sie finden können?
Tatsächlich war es die Frage „Auf welche Frage hattest du in letzter Zeit keine Antwort und hast du sie finden können?“ und nein ich habe noch keine Antwort finden können.
Diese Aussage höre ich auch nicht zum ersten Mal. Ich glaube, wir sperren euch alle mal zusammen ein und machen da eine Workshop draus!
Wie oft schaust du täglich auf dein Handy?
Ich schätze so in etwa 10 mal pro Stunde… Und ich hab auch noch zwei verschiedene für Privat und Arbeit…
Damit bist du im sehr moderaten Mittelfeld. Und wenn man das durch zwei teilt, ein Purist! Mir sind die zwei Handys für Job und Privat zuviel geworden. Ich hab das jetzt zusammengelegt. Macht es aber auch nicht besser.
Bleiben wir bei Alltagsthemen …
Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?
Strom
Da stimme ich dir zu. Hab ich auch gesagt! Wozu braucht man sonst einen Kühlschrank?
Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?
Klingt vielleicht abgedroschen, aber ich habe drei wundervolle Kinder die in keiner bestimmten Reihenfolge diese Plätze einnehmen.
Bei drei Kindern ist die Frage einfach. Aber ich hätte es auch gelten lassen, wenn du die zusammenfasst. 🙂
Bei welchem historischen Ereignis wärst du gern dabei gewesen und warum?
Die Entdeckung Amerikas. Dieser riesige, unentdeckte Kontinent voller Geheimnisse und Versprechungen. Die letzte große Entdeckung der Menschheit.
Da hätte ich jetzt gesagt, das sei das All gewesen, also nicht nur raufschauen, sondern hinfliegen. Und war Australien nicht später? Aber ja, da dabei zu sein, würde mich auch reizen. Auch, um vielleicht ein paar unschöne Sachen zu verhindern. Wenn man so in die Geschichte eingreifen darf? Hm…. schwieriges Thema.
Über welches Thema könntest du eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?
So ziemlich alles was mit Computerspielen, Leveldesign und Storytelling zu tun hat.
Das würde ich sehr gerne hören. Ich sehe schon, die Workshops müssen her! Du bist bestimmt ein toller Dozent.
Aber weil mich das mit dem Geschichte ändern nicht los lässt …
Was würdest du rückwirkend ändern, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?
Absolut gar nichts. Alles was ich in meinem Leben erlebt habe, macht mich zu dem Menschen der ich heute bin. Sowohl zum guten als auch zum schlechten. Warum sollte ich das ändern wollen?
Weil du dann vielleicht besser wärst? Aber ja. In den Zeitenlauf einzugreifen, ist im Großen wie im Kleinen hochriskant. Lass uns einfach nach vorne schauen:
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Das es nach den letzten 2 Krisenjahren langsam mal wieder bergauf geht und etwas Normalität einkehrt.
Lieber Sascha, das wünschen wir uns alle und auch für Skoutz wäre das Spitze! Ich hoffe, dass die Nominierung deiner Bücher ein Zeichen dafür ist, dass du auf einem guten, einem sehr guten Weg bist. Wenn ich mir das so anschaue, ist vielleicht der Buchmarkt mit seinen technischen, strukturellen und ideologischen Umbrüchen ein vergleichbar großes Abenteuer, das wir hoffentlich gemeinsam bestehen!
Dankeschön!
So könnt ihr Sascha Eichelberg erreichen
- Per E-Mail über die Seite des Talawah-Verlags: kontakt@talawah-verlag.de
- Oder auf Facebook*
Skoutz-Lesetipp:
The P-Files: Die Phönixakten – Fantastische Kurzgeschichtensammlung von Sascha Eichelberg (Hrsg.)
Warum nur ein Leben leben, wenn es auch tausend sein können? Das ist der Leitsatz des Phönix, der aus
der Asche wiedergeboren wird und unsterblich ist. In 31 Kurzgeschichten rund um den brennendsten
Vogel der Welt werdet ihr alles finden: Wahrheit und Wahnsinn, Evolution und Revolution, Abenteuer
und Ungeheuer, Zauber und Zorn, Hoffnung und Verzweiflung, Magie und Märchen. Die Phönix-Akten
offenbaren wie Phönixe sterben und wiedergeboren werden, wie Menschen und Vögel leben, wie sie
lustiges und grauenvolles erleben.
Skoutz meint: Die P-Files sind erneut ein wunderbares Beispiel dafür, dass Anthologien auch im deutschsprachigen Markt durchaus erfolgreich sein können, wenn das Konzept stimmt. Mit anderen Worten – es brauch einen Aufhänger, der die Sammlung der kurzen Geschichten verbindet und den Leser fasziniert. Das ist Sascha Eichelberg auch hier wieder gelungen und dass er eine sehr ansprechende Autorenriege um sicher versammelt hat, ist ein weiterer Pluspunkt. Branchenberühmtheiten neben Newcomern aus allen Subgenres – uns hat das wirklich gut gefallen!
Wenn euch das Buch anspricht, könnt ihr es über unseren Affiliate-Link auf Amazon* oder der Verlagsseite* probelesen und natürlich auch kaufen.
Hinweis:
The A-Files – Geballte Frauenpower in der Anthologie von Sascha Eichelberg (Hrsg.)
Wenn man in den diesen Tagen eine Anthologie über Amazonen verlegt, klingt das nach einem weiteren Fanal für Frauenrechte und Genderthemen. Aber keineswegs – das Autorenteam von Sascha Eichelberg lässt sich von Klischees nicht gängeln und kombiniert den uralten Mythos von den wehrhaften Damen ganz eigenständig und haben damit denReader unserer Vorjahresgewinnerin Miriam Schäfer im Sturm genommen und einen Platz auf der Midlist Anthologie 2020 ergattert. Wir sind gespannt, wie The A-Files, die im Juli 2019 beim Talawah-Verlag erschienen sind, sih im Rennen um den Anthologie-Skoutz 2020 schlagen werden.
Wir haben das Buch natürlich probegelesen und besprochen (weiterlesen).