Zu Besuch bei Pascal Wokan
Heute bin ich zu Besuch bei Pascal Wokan, der mit seinen Einherjern auf der Midlist Fantasy von Maya Shepherd gelandet ist. Ein Interview, auf das sich der Skoutz-Kauz und ich schon sehr gfreut haben, denn für mich ist es immer ein Fest, wenn ich Fantasten begegne, die meine Leidenschaft für epische Stoffe teilen und zudem das Wagnis auf sich nehmen, sie selbst zu veröffentlichen.
Also los …
Zu Besuch bei Pascal Wokan, der immer Notizbuch und Handtuch dabei hat.
Wie würdest du dich in einem Wort beschreiben?
Anpassungsfähig.
Das war zu allen Zeiten eine Stärke. 🙂
Beruf oder Berufung – was macht dir an deinem Job als Autor am meisten Spaß?
Ich kann überall und jederzeit schreiben. Ob in der Bahn, am Schreibtisch, auf einer alten Mauer über einer historischen Altstadt, oder – fragt lieber nicht – auf dem Klo. Jeder hat eben sein Lieblingsörtchen, an dem er kreativ arbeiten kann, und bei mir ist es eindeutig die Welt dort draußen.
Und ich hab schon überlegt, ob ich für dein Autorenbanner ein schönes Toilettenbildchen finde… 🙂 Und was heißt diese Flexibilität nun für dich?
Ich sehe meinem Job als Autor daher als Beruf und Berufung zugleich.
Wann hast du dein erstes Buch veröffentlicht?
Oh, da muss ich jetzt tatsächlich erst einmal nachdenken …
Nur zu, wir haben Zeit!
Mein erstes Buch ,,Arakkur – Die große Schlucht“ habe ich Anfang 2017 veröffentlicht. Kaum zu glauben, wie viel Zeit seitdem vergangen ist.
Hihihi… jaja… da kriegst du ein richtig nostalgisches Glimmen in die Augen. Und wie lang hast du dafür gebraucht?
Am ersten Buch habe ich tatsächlich ein Jahr lang geschrieben, am letzten Buch einen Monat.
Einen Monat nur? Hui! Das finde ich für einen Fantasten enorm. Dieses Tempo legen sonst eher die Erotik-Autoren an den Tag.
Man kann also durchaus behaupten, dass ich etwas produktiver geworden bin.
Wie läuft ein typischer Tag als Autor bei dir ab?
Da ich kein Gewohnheitstier bin, improvisiere ich gerne mal.
In Bezug auf die Schreibzeit?
Ja. Das kann früh morgens nach dem Aufstehen sein (der Kaffee darf natürlich nicht fehlen), oder in der Nacht, wenn der Mond am Himmel scheint und sein silbriges Licht über das Land wirft … Ja, da ist der Autor wieder mit mir durchgegangen.
Kein Problem. Ich find das sehr sympathisch. Bist du also eher der Gelegenheitsschreiber?
Ich muss nicht improvisieren, aber ich brauche auch keine Routine.
Mit einem Wort: Anpassungsfähig! 🙂
Da kommt die nächste Frage ja sehr gelegen.
Wie sehr beeinflusst Corona deinen Schreiballtag?
Zuerst einmal: Ja, das ist eine schlimme Zeit, die jeden vor Herausforderungen stellt. Manch einer muss sich in der Abgeschiedenheit seinen eigenen Dämonen stellen und das ist nicht leicht.
Wohl wahr und es ist erstaunlich wie unterschiedlich und gleich zugleich die Antworten auf diese Frage ausfallen. Wie ist das also nun bei dir?
Ich bin gerne unterwegs, erkunde Städte, die Landschaft, schreibe in Cafés oder irgendwo im Freien. Ich bin also ein Naturbursche, der gerne etwas erlebt. Das hat sich durch die Krise natürlich etwas eingeschränkt (wobei „etwas“ wohl die größte Untertreibung des Jahrhunderts ist) und ich muss mit meinem Hintern zu Hause bleiben. Am Anfang war das schwer, aber mittlerweile habe ich den Dreh raus.
Mit dem Hintern? Lass mich raten, du hast dir einen Drehstuhl gekauft? Okay, der war flach. Ich entschuldige mich. Wie also läuft dein Schreibtag ab?
Ich schreibe genauso viel wie vorher, aber ich musste mich erst an die neuen Umstände gewöhnen. Dabei hat mir nicht nur die Tatsache geholfen, dass mein Arbeitszimmer komplett in Weiß gehalten ist, um viel Platz für mein Ego zu lassen (*Hust*), sondern auch der Fakt, dass man alles schaffen kann, wenn man es nur will.
Das ist jetzt die Rache für meinen Spruch, hm? Wir brauchen ein Phrasenschweinchen.
Nein, das ist jetzt keine leere Worthülse, mit der ich bei der nächsten Mister Germany-Wahl meinen Mitkonkurrenten eins vor den Latz knallen möchte, sondern es ist eine Tatsache. Was für ein Satz.
*Nach Luft hol*
Ja?
Kurz gesagt: Es hat sich zwar vieles für mich geändert, aber es hat nicht meine Tätigkeit als Autor eingeschränkt.
Okay, dann bleiben wir nach dieser Zangengeburt mal bei deiner Tätigkeit als Autor, sprich beim Schreiben:
Kreativ oder doch eher regeltreu? Wie flexibel bist du beim Schreiben?
Definitiv kreativ! Ich kann meine Geschichten nicht zu 100% regeltreu planen und umsetzen.
Das klingt sehr überzeugt …?
Glaubt mir, ich hab’s versucht, aber bin kläglich gescheitert. Ich persönlich verfolge eher das Prinzip des Discovery-Writings, d.h. ich habe einen groben Plan und eine gewisse (chaotische) Struktur und erwecke die Geschichte erst richtig zum Leben, wenn ich bereits im Schreibprozess bin. Und ja, das funktioniert tatsächlich!
Ich glaube dir das sofort, denn mir geht es ähnlich. Ich hab so grob eine Idee, wo ich loslege und wo ich hinwill, und manchmal, speziell bei der komplexen Schwerttanz-Saga noch so ein paar Weichenpunkte – aber im Ergebnis darf ich gar nicht so genau wissen, wo es hingeht, sonst wird meine Schreibe eher formelhaft, weil ich mich selbst langweile, wenn ich schon weiß, was passiert.
Welches war dein erstes selbstgelesenes Buch?
Mein erstes Buch war ,,Der Herr der Ringe – Die Gefährten“.
Echt? Krass. Tolkien für einen Leseanfänger. Da hast du meinen Respekt. Wir haben einige Autoren, die ihn sehr verehren, Annette Oppenländer, zum Beispiel, die gleich einen Gandalf für uns buchen wollte. Bei mir war es eher Liebe auf den zweiten Blick, darum bewundere ich dich da echt, Klein-Pascal wie er sich durch den Wälzer beißt! 🙂
Und hast du deinen Buch-Gefährten noch?
Das Buch hat einen ganz besonderen und unangefochtenen Platz in meinem Regal. Da kommt keine Staubfluse dran!
So soll es sein. Die erste Liebe vergisst man nie! Bleiben wir mal gleich bei deinen Buchhelden …
Stell dir vor, du könntest eine beliebige Figur aus einem Buch zum Essen treffen.
Ich würde gerne den Nordmann Asgrim Krummfinger aus meiner Einherjer-Saga treffen, da ich von ihm, seiner Einstellung zum Leben und seiner Fähigkeit, jede noch so große Hürde zu meistern mehr als fasziniert bin.
Und was würde dann passieren?
Vermutlich wäre das Gespräch etwas wortkarg und würde zum Großteil aus Flüchen und Schimpfwörtern bestehen, aber an einem warmen Feuer sitzend mit einem kühlen Schluck Met in der Hand, während der Wind uns um die Nüsse weht und wir alte Geschichten austauschen, wäre das bestimmt eine interessante Erfahrung.
Da hätte ich gleich eine Frage für euch beide …
Auf welche Frage hattest du in letzter Zeit keine Antwort?
Wie geht man mit der aktuellen (Corona)-Krise um?
Eine häufig gehörte Frage. Hast du eine, oder wenigstens deine Antwort gefunden?
Ich denke, die Antwort muss jeder für sich selbst finden, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich während dieser Zeit ganz neue Seiten an mir entdeckt habe.
Ich an mir auch und mit ein paar muss ich mich noch anfreunden, weil sie mich wirklich überrascht haben. Welche waren deine?
Eine Erfahrung bezieht sich darauf, dass ich ganz eindeutig keine Fischstäbchen mag. Überhaupt, was ist das nur für ein ekliges Zeug?
Tiefkühlkost halt. Macht satt.
Spaß beiseite: Ich koche wieder mehr, die wenige Gesellschaft, die man bekommt, ist besonders viel wert, und der Zusammenhalt der Familie beweist, wie wichtig dieser ist.
Da hast du recht. Ich für mich habe auch gemerkt, wie wichtig mir meine Freunde sind. Nachdem wir unseren Rollenspielabend coronabedingt gecancelt haben, war es so toll, als wir darauf gekommen sind, ihn in eine Videokonferenz zu verlegen. Das war schön. Sonst habe ich ja im Lockdown nur noch mit Kollegen und dem Haushalt Kontakt gehabt.
Aber was nehmen wir daraus jetzt mit?
Wie geht man also mit der Krise um? Nicht in Panik verfallen, sich auf die Menschen besinnen, die einem wichtig sind, und natürlich ganz wichtig: Niemals das Handtuch vergessen! Man weiß nie, wann man eine ausgezeichnete Nahkampfwaffe benötigt.
Ich seh schon, wir lesen dieselben Bücher!
Wie oft schaust du täglich auf dein Handy?
Während ich kreativ tätig bin? Gar nicht.
Du disziplinierter Held! Und sonst?
Über den Tag verteilt? Wenig. Tatsächlich bin ich ganz langweilig und bleibe lieber Old-School, d.h. ich bin nur erreichbar, wenn ich es möchte, und habe immer Stift und Papier dabei. Man weiß ja nie, wann einem die Ideen ins Gesicht springen.
Ich verwende zwar mein Handy auch total dino-mäßig primär nur, um anzurufen und nicht um mich tyrannisieren zu lassen, von News, Textnachrichten, Anrufern undwasweißichnochallem, aber Stift und Papier sind erstaunlicherweise die zwei Dinge, die in meiner wohlsortierten (Hust) Handtasche fehlen. Sollte ich mal ergänzen.
Andererseits denke ich mir immer, eine Idee, die es nicht schafft, mir im Gedächtnis zu bleiben, war es nicht wert.
Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?
Ich geb’s zu, ich bin überzeugter Kaffee-Trinker. Nicht schwarz, sondern ein schöner, cremiger Cappuccino. In meinem Kühlschrank darf also niemals Milch fehlen.
Du bist wirklich mein Held. Wollen wir nicht das Gespräch in die Küche verlegen, um ein bisschen gemeinsam Kaffee zu genießen.
Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?
Meine Großfamilie.
Ach?
Ja, ich bin ein absoluter Familienmensch, denn bei uns war früher immer viel los. Ich habe vier Geschwister, hinzu kamen diverse Hunde, Katzen, Meerschweinchen, Hasen … habe ich noch etwas vergessen?
Weiß ich nicht, hast du?
Und weiter?
Meine Kreativität. Die hat mir meinen Traumberuf erst ermöglicht. Manchmal geht die zwar etwas mit mir durch, sehr zum Leidwesen meiner Freunde, aber das Opfer muss ich wohl in Kauf nehmen.
In einer unperfekten Welt ist nichts vollkommen.
Einen haben wir noch …
Meine Freunde. Ja, ich werde von allen Seiten unterstützt, motiviert und beratschlagt. Das ist Gold wert und das vergesse ich meinen Freunden, meiner Freundin und natürlich meiner Familie niemals (die ich natürlich auch zu meinen engen Freunden zähle).
Da schließt sich dann auch der Kreis! Das ist schön.
Bei welchem historischen Ereignis wärst du gern dabei gewesen und warum?
793 n.Chr.
Okay. Das trifft mich unvorbereitet. Wohin willst du da genau?
Dieser Zeitpunkt markiert die Überfahrt der Wikinger nach Britannien. Ein spannendes Ereignis, und ein noch spannenderes Thema, das einen Wendepunkt in der Geschichte darstellt.
Wohl wahr. Woran machst du das fest?
Auch wenn die Angelsachsen zu dieser Zeit nicht viel zu lachen hatten, war es ein Zeitalter, das große Veränderungen barg. Ich finde dieses historische Ereignis jedenfalls interessant und wäre gerne dabei gewesen.
Nun, ich denke, jede Veränderung ist wie eine Geburt und kommt nicht ohne Wehen aus. Wo wärst du da gewesen? Als weiser Berater bei den gebeutelten Angelsachsen?
Natürlich auf der Seite der Wikinger, etwas anderes kommt mir gar nicht in die Tüte!
Über welches Thema könntest du eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?
Fantasygeschichten aus der Vergangenheit, aus der Gegenwart und wie sie unseren Alltag beeinflussen. Das würde zwar unter subjektiven Einflüssen stattfinden, aber ich glaube, das ist ein Thema, bei dem ich auf Anhieb sehr ausschweifend fachsimpeln könnte. An der Universität in Graz gibt es Vorlesungen zum Thema ,,Herr der Ringe“. Einmal davon abgesehen, wie geil das ist, vielleicht sollte ich mich dort mal als Dozent bewerben?
Lieber Pascal, das wäre mindestens mal ein Thema, das ich total gerne als Gastbeitrag und Ergänzung zu unserer Skoutz-Classics-Liste Fantasy bringen wollen würde. Wenn du magst, sollten wir das unbedingt vertiefen. Ich kann mir das aber auch gut für unser nächstes Jahr startendes Workshop-Konzept vorstellen.
Was würdest du rückwirkend ändern, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?
Direkt nach meinem Maschinenbau-Studium anfangen zu schreiben, und nicht erst Jahre später. Ich hätte mich viel früher meinem Lebenstraum widmen sollen. Aber wie heißt es so schön? Nachher ist man immer schlauer.
Und Erfahrung ist das, was man fünf Minuten, nachdem man sie gebraucht hätte, hat. Aber ja, wenn man danach schlauer ist, ist schon viel gewonnen. Viele wiederholen ja lieber Fehler bis in alle Ewigkeit, statt zu lernen. Sieht man ja in diesen Corona-Tagen sehr schön.
Aber weil ich schon wieder bei Corona bin (sorry) …
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Weiterhin kreativ tätig sein, weiterhin meine tollen Leser begeistern und natürlich weiterhin das Leben in vollen Zügen genießen. Skål!
Skål! Lieber Pascal, wie erwartet war es echt schön, mit dir zu plaudern, ich hoffe, wir wiederholen das bald mal. Über Wikinger, Milchkaffee oder eben auch Fantasy in unserem Alltag – ich bin für alles offen. Dir auf jeden Fall weiterhin viel Erfolg im Wettbewerb und bleib allzeit fantastisch! Und skoutzig, aber das ist eh klar. 🙂
Dankeschön!
Hier könnt ihr Pascal Wokan erreichen
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Skoutz-Lesetipp:
Das Lied der Toten – Auftakt der Nekromanten-Trilogie von Pascal Wokan
Wenn der Tod keine Grenze darstellt
Nach jahrhundertelanger Herrschaft hat das Land Amdra seinen Kaiser durch ein Attentat verloren und ein Bürgerkrieg droht, alles in den Abgrund zu stürzen. Rysana, Vorsitzende des kaiserlichen Rates, obliegt die Suche nach dem einzigen Thronerben. Ihr bleiben nur dreißig Tage Zeit, um das Land vor dem Zerfall zu bewahren. Hilfe erhält sie von einem zwielichtigen Mann, einem Vagabunden und Nekromanten namens Taar Wax, der die Fähigkeit besitzt, die Grenze zwischen Leben und Tod zu überqueren. Ihre Suche führt die beiden in den Schlund, das Gefängnis ohne Wiederkehr, in dem die Insassen nach eigenen Gesetzen leben und furchterregende Kreaturen hausen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt …
Skoutz meint: Nekromantie ist ein spannendes Thema, das immer viel Potential birgt. Also waren wir gespannt, was Pascal Wokan daraus macht. Herausgekommen ist eine mit spürbarer Freude am Erzählen geschaffene Geschichte von einem Helden, der keiner sein will, in einer Welt, die logisch und mit dem richtigen Gespür für bildschaffende Details entworfen wird. Der Plot, der eine klassische Rettungsmission thematisiert, wird nie langweilig und bietet ein paar gelungene Twists, sodass der Leser mit einem Bookhangover zurückbleibt und sogleich nach den Folgebänden schielt.
Wenn ihr jetzt hoffentlich neugierig geworden seid, könnt ihr das Buch über unseren Affiliate-Link bei Amazon* anlesen oder besser noch gleich kaufen.
Hinweis:
Vorjahres-Siegerin Maya Shepherd hat aus über 300 Titeln der Longlist Fantasy 2020 12 Titel ausgewählt, die von der Midlist Fantasy 2020 aus ins Rennen um den Fantasy-Skoutz 2020 gehen.
Eines davon ist “Die Einherjer: Ragnarök“, dem nunmehr fünften Band der erfolgreichen Einherjer-Reihe.
Ganz in dieser Tradition des Herrn errn der Ringe oder des Lieds von Eis und Feuer schreibt auch Pascal Wokan seine der nordischen Mythologie entlehnte Einherjer-Reihe, die sich sehr gut auf der Midlist macht!
Wir haben uns die Bücher natürlich angesehen und den nominierten Titel ausführlich vorgestellt (weiterlesen)