Zu Besuch bei Nico von Cracau
Heute habe ich mir den Skoutz-Kauz geschnappt und wir sind unterwegs zu Nico von Cracau. Sein Titel „Nuklearer Winter“ hat Juror Ralf Kor so gut gefallen, dass er es auf die Midlist Horror gesetzt hat. Das ist für uns ein guter Grund, den Autor, den wir bisher nicht kannten, zu besuchen! Ich bin schon sehr neugierig und auch Skoutzi ist mir auch keine Hilfe, denn der zappelt bei Antrittsbesuchen immer besonders herum – und erst recht, wenn es ein Horror-Autor ist, den wir besuchen.
Zu Besuch bei Nico von Cracau der das Essen liebt, aber nicht kochen kann
Lieber Nico, wir freuen uns sehr, dass wir dich heute besuchen und mit dir ganz gemütlich plaudern dürfen.
Wenn du ein Tier wärst, wärst du ein …?
Definitiv ein Wolf!
Oh, das kam ja schnell! Warum?
Wölfe faszinieren mich schon ewig, gerade ihr Sozialverhalten, ihre Strukturen innerhalb des Rudels und natürlich auch ihre, leider oft negativ behaftete, Bedeutung für die Literatur. Pinsel, mein Border Collie, weicht beim Schreiben nicht von meiner Seite.
Ach wie schön, dann hast du einen Reservewolf als Begleitung beim Schreiben. Ich habe eher einen Lesehund.
Womit kann man dich im Alltag glücklich machen?
Da ich als Pädagoge arbeite, freue ich mich besonders darüber, wenn ich höre, dass keiner meiner Schützlinge krank ist und dass ich nach Feierabend Zeit zum Schreiben und Lesen bekomme.
Da bekommt der Wunsch nach Gesundheit gleich eine ganz neue Dimension. Aber da stecken wir leider alle nicht drin. Hast du auch leichter erfüllbare Wünsche?
Ansonsten liebe ich es zu essen, kochen kann ich hingegen gar nicht.
Reicht ja, wenn du Essen kannst 😀 Dann lade ich dich einfach mal zum Essen ein. Bleiben wir noch kurz beim Wünschen:
Wir alle haben Wünsche, für uns, für die Welt. Was sind deine und was tust du, damit deine Wünsche in Erfüllung gehen?
Frieden und Liebe für alle. Jeder darf und soll lieben dürfen, wen er möchte.
Das unterschreibe ich sofort! Wie gehst du diesen Wunsch an?
Mein Beitrag dazu ist, dass ich im Alltag jeden Menschen so akzeptiere, wie er ist und das zeige ich auch gern durch bunte Regenbögen auf meiner Kleidung.
Das ist toll, ich versuche auch mein Möglichstes, um jeden so zu akzeptieren wie er ist und es ist eigentlich total einfach. Bunt ist unsere Lieblingsfarbe. Auch wenn ich – Klischee und Vorurteil – jetzt Regenbögen bei Horrorautoren irgendwie komisch finde. 🙂 Aber das bringt mich auch wie von Geisterhand auch zum eigentlich Thema unseres Besuchs: Bücher!
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Welches Buch hat dich am meisten geprägt?
Mich haben viele Bücher geprägt, aber das Tor zum Lesen war für mich als Jugendlicher „Der letzte Wunsch“ von Andrzej Sapkowski.
Das kenne ich gar nicht, muss ich mir mal ansehen
Nach der Lektüre des Buches war ich angefixt und bin zum Bücherwurm geworden.
Sehr gut! Dann hat der Herr Sapkowski definitiv was richtig gemacht. Ein größeres Kompliment kann man einem Autoren eigentlich gar nicht machen, oder?
Bleiben wir noch kurz beim Buchregal. Welcher Klassiker liegt allen Vorsätzen zum Trotz immer noch auf deinem SuB?
Leider habe ich es in vielen Jahren nicht geschafft, Moby Dick von vorne bis hinten zu lesen. Aber ich gebe nicht auf und lege es mir immer mal wieder auf den Lesetisch und blätter wenigstens euphorisch darin herum.
Oh das ist ja ein Ding. Moby Dick liebe ich sehr und habe es mehrfach gelesen! Autorenkollegin Kathrin Schrocke hat es sogar als ihr Prägebuch bezeichnet!
Und welches Buch ist hätte deiner Meinung nach deutlich mehr Leser verdient und warum?
Ein Buch, welches definitiv mehr Menschen lesen sollten, obwohl es schon so viele gelesen haben: Die Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling. Witziger geht gar nicht.
Oh ja da gebe ich dir Recht! Das ist so witzig, dass es einem auch einen wirklich miesen Tag aufheitern kann. Kling hat wirklich ein Talent, den Witz im Banalem zu finden. Was uns gleich zu deinem Schreiben bringt…
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Themen finden ist oft einfacher als aus den vielen Ideen, die richtige Auswahl zu treffen. Wie entscheidest du, welches Projekt du als nächstes verwirklichst?
Ich entscheide sehr spontan.
Finde ich gut! Und wie?
Es geistern immer ein paar Ideen in meinem Kopf herum und irgendwann kommt der Moment, in dem sie dann einfach aus mir herauszuplatzen drohen. Dann weiß ich, ich muss mich jetzt hinsetzen und die Geschichte schreiben.
Klar, wenn du sonst platzen würdest! Das wär ja doof!
Wo stehst du beim Schreiben einer Szene? Bist du eher der aufmerksame Beobachter und Dirigent oder mittendrin in allen Höhen und Tiefen mit Blut, Schweiß und Tränen?
Meine Geschichten enthalten oftmals persönliche Erlebnisse und Erfahrungen, die ich verarbeite und meine Protagonisten durchleiden lasse. Gerade in diesen Szenen bin ich sehr nah dran und auch beim Schreiben durchfluten mich Emotionen, die ich gar nicht erwartet hatte.
Oh, dann bist du ganz tief drin denke ich, wenn du autobiografische Motive verarbeitest. Mit meiner Küchenpsychologie finde ich das aber auch zu den herausplatzenden Geschichten passend. Ist das aber nicht sehr anstrengend?
Dann weiß ich jedenfalls: Die Geschichte packt mich beim Schreiben! Dann packt sie auch die Lesenden.
Genau, das kann ich aus eigenem Erlesen bestätigen!
Welche Szenen fallen dir beim Schreiben am schwersten und wie meisterst du sie trotzdem?
Ich denke, dass mir Liebesszenen schwer fallen.
Ja das habe ich schon sehr oft gehört. Wie gehst du damit um?
Ich umgehe es. Deshalb gibt es bisher in meinen Büchern nur eine und die ist auch noch recht holprig. 😀
Wie gut, dass du Horrorbücher schreibst, da spielen kitschige Romantikszenen eine eher exotische Rolle. Lass mich anders herum fragen:
Was ist dir beim Schreiben deiner Geschichten am wichtigsten, worauf achtest du besonders?
Für mich gibt es beim Schreiben nur eine Regel: Schreib eine Geschichte, die du selbst gern lesen möchtest. Solange dies der Fall ist, bin ich sicher, dass meine Geschichten auch anderen gefallen könnten.
Die Regel gefällt mir sehr gut! Wobei wir bei unseren Coachings davon ausgehend, dann schon auch weitere Regeln daraus ableiten. Denn auf dem Weg der Geschichte aus dem Kopf heraus über das Papier in den nächsten Kopf hinein gibt es schon ein paar sinnvolle Verkehrsregel. Worauf achtest du sonst noch?
Ansonsten ist mir die Entwicklung meiner Protagonisten sehr wichtig. Die Charaktere durchleben in meinen Büchern meistens eine Wandlung, die man nicht wirklich erwartet hat.
Das finde ich immer besonders gut bei Büchern wenn man die Entwicklung der Charaktere sieht und diese auch so gar nicht erwartet hat, aber versteht. Jetzt habe ich noch eine persönliche Frage zu dir und deiner Schreiberei …
Es heißt, jeder Künstler muss auch ein bisschen wahnsinnig sein. Was ist dein Schuss „Wahnsinn“?
Ich liebe Bücher. Ich habe mehrere Hundert Bücher zu Hause, aber nicht mal die Hälfte gelesen.
Hm …. sind wir womöglich verwandt? 😀 Bücherhamster unter sich.
Ich sammle sie unfassbar gern. Und wenn sich die Menschen in meiner Umgebung manchmal über eine meiner Handlungen wundern, dann quittieren sie das manchmal achselzuckend mit dem Satz „Naja, er ist halt ein Künstler.“ Das mag ich. 😀
Ich auch!
Beschreibe dein aktuelles Buch in 3 Sätzen
Das Buch, an dem ich gerade arbeite, handelt von der tiefen Freundschaft zweier Jungs, die sich einer unheimlichen und übernatürlichen Bedrohung stellen müssen. Sie geraten ungewollt beim Fußballspielen in einen Strudel aus Horror und Leid, woran sie zunächst zu zerbrechen drohen, ehe sie sich dem Wesen doch stellen und es herausfordern. Es wird dunkel, nass und unheimlich.
Ich grusel mich gelegentlich sehr gerne und das klingt – ich meine das sehr positiv – so ein bisschen wie ES von Stephen King. Ein Buch, dass Autorenkollegin Simone Trojahn sehr berechtigt als oft verkannten Entwicklungsroman bezeichnet hat. Den Aspekt scheinst du auch aufzugreifen, wenn deine Jungs wachsen müssen, um zu bestehen.
Lass uns noch ein bisschen über dich und deine Entwicklung sprechen!
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Was würdest du noch gerne lernen und wozu?
Ich bin gerade dabei, das Gitarre spielen zu festigen, damit ich das Instrument während meiner Arbeit als Pädagoge nutzen kann. Bisher läuft es aber eher schleppend. Und, kein Witz, ich würde gern Tanzen können. Das würde ich aber natürlich niemals zugeben!
Nein niemals! Tanzen mag ich auch gerne, aber eher Free Style, ich hab früher immer die Tanzfilme geschaut und wollte unbedingt so tanzen können 😀 Und für unsere Skoutz-Band bist du vorgemerkt.
Welcher Moment im Leben hat dich besonders geprägt?
Ich hatte vor wenigen Jahren einen schweren Verkehrsunfall, bei dem ich mir den Schädel brach und seit dem ich mehrere Platten im Schädel habe. Seit diesem Tag versuche ich mehr im hier und jetzt zu leben, anstatt auf das Schöne im Leben zu warten. Ich lebe den Moment mehr, als davor.
Oh ja das ist verständlich! Aber wenn du aus diesem Erlebnis so eine Lehre ziehst, dann hatte es am Ende etwas definitiv Gutes. Ich bin überzeugt, die Welt wäre besser, wenn wir aufhören würden, das Alltäglich als Selbstverständlichkeit zu nehmen. Das ist es nicht, jeder Moment ist ein Geschenk und wenn wir das beherzigen, geht es uns persönlich und auch als Gesellschaft besser.
Ach, Nico! Jetzt sind wir schon in der Schlussrunde angekommen, wie konnte denn das so schnell passieren?
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Was sollen deine letzten Worte sein?
Für den Club 27 bin ich zu alt, also freue ich mich auf den Club der toten Dichter.
😀
Und mit welchen Worten soll dieses Interview enden?
Ich bin unfassbar dankbar und freue mich riesig darüber, dass so viele Leute meine Geschichten lesen und lieben. Vielen Dank an Ralf und das Skoutz Team für diese unglaubliche Ehrung! Ich wünsche meinen Kollegen, die mit mir auf der Midlist stehen, viel Erfolg und bin sehr stolz, mein Buch neben so tollen Autoren stehen zu sehen.
Lieber Nico, das rührt mich jetzt aber! Für diese Informationen ziehen wir den Skoutz-Award durch! Hab ganz vielen lieben Dank, dass du für uns Zeit hattest und uns so bereitwillig unsere Fragen beantwortet hast. Es war ein tolles Gespräch, wir haben es sehr genossen! Lass uns in Kontakt bleiben und über deine kommenden Buchprojekte sprechen – die Fußballjungs zum Beispiel!
Mehr über Nico von Cracau erfahrt ihr hier:
Skoutz – Lesetipp:
DU WIRST BRENNEN – Packender Horrorthriller von Nico von Cracau
Die Bewohner dieses Turmes sind hungrig.
Unheimliche Geschichten ranken sich um den alten Wasserturm am Fluss.
Unaussprechliches soll in seinem Inneren geschehen sein.
Drei Jungs spielten als Kinder im Schatten des Gebäudes und eine schreckliche Tat, als Unfall getarnt, geschah.
Dies sollte sie immer wieder dorthin zurücktreiben.
Doch die Bewohner in den Eingeweiden des alten Gemäuers wollen sie kosten.
Und ihre Beute wird ihnen munden.
Skoutz meint: Der Titel ist Programm, denn du wirst brennen, und zwar für diese Buch! Die Geschichte begleitet die Kinder in mehreren Abschnitten durch ihr Leben bis ins Erwachsenenalter und zeigt, das jede Handlung Konsequenzen hat. Ein Horrorthriller, der mitreißt, einen eigenen Sog entfaltet und zum Weiterlesen zwingt. Spannend geschrieben, plausibel erzählt und mit einem Schluss, der mich mit einem ehrlichen „Wow!“ erschöpft und lesebeglückt zurückließ. Konsequent, logisch, überraschend und auch noch mit einer Aussage, die nachwirkt. Besser geht es nicht, finde ich (jf)
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Hinweis
Auch in diesem Jahr haben wieder viele Horror-Fans abgestimmt und vorgeschlagen und so für eine mit knapp 200 Titeln prall gefüllte Longlist Horror 2022 gesorgt. Damit waren für Skoutz-Juror Ralf Kor schlaflose Nächte Programm, denn wie sonst sollte er aus all den Schrecken und perfiden Gemeinheiten, zwischen Monstern, Aliens und Dämonen die Titel heraussuchen, die das Horror-Lesejahr 2021 repräsentieren? Irgendwie ist es geglückt und Ralfs Midlist Horror 2022 kann sich wahrlich sehen lassen. Eines der Bücher ist Nuklearer Winter, ein postapokalyptischer Horror-Roman von Nico von Cracau. Nukleare Bedrohungen sind angesichts der politischen Entwicklung plötzlich aus dem SF-Genre gefährlich nahe an Contemporary gerückt und haben damit allerbeste Chancen auch bei Horror zu punkten. Nico von Cracau beschreibt in Nuklearer Winter ein beklemmendes Szenario, indem der Protagonist stellvertretend für uns alle immer wieder entscheiden muss, was ihm seine Werte wert sind. Ein tolles Buch, das wir bereits ausführlich besprochen und vorgestellt haben (weiterlesen).
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