Zu Besuch bei Kathrin Schrocke

Heute sind der Skoutz-Kauz und Ela zu Besuch bei der Autorin Kathrin Schrocke, um sie und ihre Werke etwas näher kennenzulernen. Es ist immer spannend, wenn wir ein erstes Date haben und so freuen wir uns schon auf das Treffen.

Grund unseres Besuchs ist, dass eines ihrer Bücher den Sprung in Jenny Bünnings Midlist Contemporary 2022 geschafft hat und wir nun wissen wollen, wer der Mensch hinter Bunte Fische überall ist.

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Zu Besuch bei Kathrin Schrocke – die gern ein Zugvogel wäre und Preise liebt.

Hallo liebe Kathrin, vielen Dank, dass wir dich besuchen dürfen und du uns die eine und auch andere Frage beantwortest. Hoffen wir jedenfalls *lach*.

Dann lass uns doch am Besten sofort anfangen.

 

Wenn du ein Tier wärst, wärst du ein …?

Kathrin Schrocke Autorin

… ein Zugvogel.

Ich habe schon an den unterschiedlichsten Orten gelebt, kehre aber auch immer wieder gerne in bekannte Gefilde zurück.

Das klingt ziemlich zugvogelig. Heimatverbundenes Fernweh!

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Womit kann man dich im Alltag glücklich machen?

Mit einer Schullesung, die nicht direkt um 8 Uhr morgens beginnt.

Also bist du auch nicht unbedingt ein Frühaufsteher *schmunzel*. Das verstehen wir gut! Der Skoutz-Kauz ist auch ein Nachtvogel. 

Lass uns doch zu anderen Dingen kommen.

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Wir alle haben Wünsche, für uns, für die Welt. Was sind deine und was tust du, damit deine Wünsche in Erfüllung gehen?

Ich wünsche mir mehr Verständnis für Lebensentwürfe, die nicht unseren eigenen Vorstellungen von Normalität entsprechen. Mit meinen Jugendbüchern versuche ich, imaginären Zutritt zu solchen Erfahrungs-Räumen zu schaffen.

Ja, für Toleranz kann man in diesen Tagen gar nicht genug werben. Ich finde es toll, wenn Autoren ihre Möglichkeiten nutzen, das zu vermitteln. Wenn ein Leser unmittelbar mit seiner Figur etwas erlebt, kann das wirklich nachhaltig verändern. 

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Welches Buch hat dich am meisten geprägt?

Moby Dick – über das Verfolgen eines Ziels wahnsinnig zu werden und diesen Vorgang in das Bild eines weißen Wals zu verpacken, finde ich genial!

Oh ja! Und irgendwie zeitlos in diesem Kampf Mensch gegen Natur, in dem beide untergehen. 

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Bleiben wir noch kurz beim Buchregal. Welcher Klassiker liegt allen Vorsätzen zum Trotz immer noch auf deinem SuB?

Als Germanistin ist es peinlich zuzugeben, aber ich habe z.B. noch nie ein Buch von Günther Grass gelesen.

Nun, das ist ungewöhnlich. Aber von der Blechtrommel gibt es doch einen guten Film. 🙂  Und was liest die Germanistin stattdessen?

Das Gesamtwerk von Michael Ende 😉

Damit gewinnst du mein Herz! 

Kommen wir damit doch mal direkt zum Schreiben. Also zu deiner Schreiberei …

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Themen finden ist oft einfacher als aus den vielen Ideen, die richtige Auswahl zu treffen. Wie entscheidest du, welches Projekt du als nächstes verwirklichst?

Ich schreibe immer über Stoffe, die in meinem direkten Umfeld passieren und mich persönlich sehr berühren. Das Leben sorgt also dafür, dass mir die Themen nicht ausgehen.

Also schaust du gar nicht so weit weg, klasse. Und da du deine Emotion verarbeitest bist du auch automatisch an den Szenen. Wie dicht wagst du dich heran?

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Wo stehst du beim Schreiben einer Szene? Bist du eher der aufmerksame Beobachter und Dirigent oder mittendrin in allen Höhen und Tiefen mit Blut, Schweiß und Tränen?

Ich bin eher Bob der Baumeister in weiblich: es gibt beim Schreiben klare Handlungsstränge, Versatzstücke, einen Plan.

Das klingt sehr technisch. Baumeisterlich eben. Gar keine Emotionen?

Wenn ich das fertige Buch dann lese, kann ich erstaunlich emotional auf meinen eigenen Text reagieren. Dann wundere ich mich: Das soll ICH geschrieben haben … wie und wann flossen all die Gefühle hinein? Ein sonderbares Phänomen, das ich selbst noch nicht ganz ergründet habe.

*lach* jo, das klingt für mich auch seltsam. 

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Welche Szenen fallen dir beim Schreiben am schwersten und wie meisterst du sie trotzdem?

Am schwierigsten finde ich beschreibende Szenen, die lediglich als Füllmaterial dienen. Es passiert also keine wirklich entscheiden Entwicklung der Geschichte, aber die Leserschaft braucht Stoff, um sich alles genau vorstellen zu können.

Danke, dass du sie trotzdem schreibst! Ich hatte letztens ein Buch in der Hand, das sich ersichtlich um diese Szenen gedrückt hat und da kam ich dann auch beim Lesen nicht in die Geschichte rein, weil mir die „Welt“ so fern blieb. Das war enttäuschend. Also Hintergrund ist wirklich wichtig!

Und was noch? 

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Was ist dir beim Schreiben deiner Geschichten am wichtigsten, worauf achtest du besonders?

Für mich ist Humor am wichtigsten.

Warum? Das ist eine ungewöhnliche Antwort, die ich so bisher nur einmal bekommen habe. 

Fast immer schreibe ich über belastende Themen: Tod, Trauer, Behinderung, Ausgrenzung, Mobbing … Ich will aber keine Betroffenheitsliteratur verfassen und Mitleid erzeugen, sondern Empathie wecken, die über Sympathie mit meinen meist tragisch komischen Figuren entsteht.

Unseren Respekt hast du, denn du machst es dir wirklich nicht einfach durch deine gewählten Themen. 

Es heißt, jeder Künstler muss auch ein bisschen wahnsinnig sein. Was ist dein Schuss „Wahnsinn“?

Siehe Frage „Welches Buch hat dich am meisten geprägt?“

*schmunzel* Stimmt! Aber das wussten wir noch nicht, als wir uns die Fragen überlegt haben. 

Gewährst du uns nun einen Blick in dein Buch?

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Beschreibe bitte dein aktuelles Buch in 3 Sätzen

Die 13-jährige Barnie beteiligt sich mit ihrer Klasse an einem schulischen Aufklärungsprojekt, bei dem die Teenager computergesteuerte Plastikbabys zur Abschreckung mit nach Hause bekommen. Unter den Mitschülerinnen und Mitschülern entstehen unterschiedliche, oft skurrile Elternkonstellationen, bald schon sind einige der Jugendlichen alleinerziehend. Barnie kommt selbst aus einer ungewöhnlichen Familie, denn sie lebt mit zwei Vätern zusammen.

Okay, das klingt lustig! Und wichtig. Stimmt, du kannst das kombinieren. 

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Was würdest du noch gerne lernen und wozu?

Arabisch, Thailändisch und Französisch – um mich endlich mit mir vertrauten Menschen fließend in ihrer Muttersprache unterhalten zu können.

Na, da hast du dir was vorgenommen. Keine dieser Sprachen gilt als leicht erlernbar, oder?

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Welcher Moment im Leben hat dich besonders geprägt?

Einmal wortwörtlich alles verloren zu haben und einige Jahre später doch wieder glücklich zu sein.

Oh, das hört sich zum einen traurig an und zum anderen wundervoll. Es geht immer weiter. Darin liegt so viel Kraft.

Ach nö, schon wieder ist so ein tolles Gespräch fast vorbei, doch ein paar kleine Fragen hätten wir da noch an dich.

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Was sollen deine letzten Worte sein?

Wie? Was? Verramschung? Jetzt schon?!

*lach* 

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Und mit welchen Worten soll dieses Interview enden?

Ich liebe Auszeichnungen für meine Bücher – ihr habt mich sehr glücklich gemacht!

Liebe Kathrin, du uns mit dieser schönen Geschichte auch! Und dieses Interview hat zumindest bei mir Lust auf viele weitere Schrocke-Bücher geweckt. Ich hoffe, wir begegnen uns bald wieder. Zum Beispiel, wenn Barnie erscheint und wir sie vorstellen dürfen. 

 

Hier gibt es mehr von Kathrin Schrocke

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Skoutz-Lesetipp

Immer kommt mir das Leben dazwischen – Jugendbuch von Kathrin Schrocke

Cover

Seit dem 13 jährigen Karl im Traum sein toter Opa erschienen ist, hat er nur einen Plan: Er möchte YouTube-Star werden. Schade nur, dass ihm und seiner Karriere immer was dazwischenkommt. Erst sind es die Umzugspläne seiner Oma in das Mehrgenerationenhaus, dann die Trennung seiner Eltern – von Karls eigenen Annäherungsversuchen an Irina mal ganz zu schweigen. Mensch, ist das Leben kompliziert!

Gratis Schulmaterial wird zur Verfügung gestellt unter www.mixtvision.de/lehrer*

Skoutz meint: Wer sich erinnern kann, wie es war, 13 Jahre alt zu sein, wird dieses Buch lieben. Wer es vergessen hat, wird sich erinnern. Und wer gerade selbst so ungefähr 13 Jahre alt ist, erkennt, dass es wirklich das Leben im Allgemeinen ist, das die Sachen so kompliziert macht. Das Miteinander, das Gegeneinander oder aneinander vorbei. Mit viel Situationskomik und Warmherzigkeit beschreibt Kathrin Schrockes Karls Alltag und zeigt dabei ganz unaufgeregt, dass es immer irgendwie weitergeht. Und das macht Mut!  (jf)

Hier könnt ihr das Buch genauer anschauen oder über unseren Affiliate-Link bei Amazon* kaufen

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Hinweis:

Jenny Bünning hat die Neuauflage von Kathrin Schrockes Jugendbuch, Bunte Fische überall, auf die Midlist Contemporary des Skoutz-Awards gewählt. Kein Wunder, denn moderne Familienentwürfe mit aufbrechenden Geschlechterrollen werden aktuell überall diskutiert. Aber wie fühlt sich das an? Kathrin Schrockes Heldin berichtet, wie es sein könnte … und das ausgesprochen unterhaltsam und einfühlsam, ohne die Moralkeule zu schwingen.

Wir haben das Buch gelesen, waren begeistert und haben es hier vorgestellt.

 

Wer die Bücher schon kennt, kann (und soll!) sie auf Skoutz.net bewerten, damit unsere Buchsuche besser werden kann (weiter).

Mit der Skoutz-Buchfieberkurve bewertet ihr mit fünf einfachen Klicks ein Buch anhand von fünf Kriterien statt fünf Sternen. Auf einen Blick seht ihr dann, wie das Buch wirklich ist. So schön kann Bücher suchen sein. So einfach entsteht eine aussagefähige Buchbewertung.

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