zu Besuch bei: Fred Ink

 

Obwohl ich eine an sich furchtlose Person bin, nähere ich mich Horror-Autoren nur mit einer gewissen, für alle, die mich kennen, ungewöhnlichen Scheu. Das mag daran liegen, dass mein Kopfkino sehr auf Horror steht und jeden noch so geringen Anreiz sofort zum Anlass nimmt, seinen eigenen Plot zu spinnen. Vielleicht sollte ich auch mal Horror schreiben? Wenn, dann würde ich auf alle Fälle bei Fred Ink in die Lehre gehen, denn auch wenn ich mich bei den meisten seiner Titel nicht traue, sie zu lesen, so bringt er meine Vorbehalte schon mit seinen Klappentexten massiv ins Wanken.

Ich habe ihn daher in seinem Horror-Heim in der Nähe von Helsinki heimgesucht und sitze nun etwas hibbelig einem beim ersten Hinsehen ganz harmlos wirkenden Herrn gegenüber (bitte beachtet den wunderbaren Stabreim) .

Icon Horror

Zu Besuch bei Fred Ink, dem Hüter von Horror und krankem Scheiß (sagt er!)

Ink- FotoWas ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?

Hier muss ich zunächst die „üblichen Verdächtigen“ aufzählen: Bücher, Comics, Filme und Serien, Spiele (analog und digital) …

Du hast ja auch in deiner Autorenvorstellung auf Amazon eine beeindruckende Liste der dich prägenden Werke. Dean Koontz habe ich auch gern gelesen, aber das ist dann eher Thriller. Was macht dich zum Horror-Hüter?

Gerne greife ich auf mein umfangreiches Biologie-Wissen zurück

Das treibst du beruflich, gell? Ja, Bio kann fies sein. Ich erinnere mich an ein paar traumatische Schulerlebnisse…

Außerdem finden dann und wann Ereignisse aus dem echten Leben den Weg in meine Bücher …

Ja?

Als ich „Schmerzfresser“ geschrieben habe, litt ich beispielsweise selbst unter Zahnproblemen. Wie genau sich aus all den Einflüssen eine Idee formt, kann ich meist nicht sagen – sie ist irgendwann einfach da.

 

Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?

Kommt auf den Grund dafür an.

Das klingt jetzt sehr juristisch. :)
Den Trick kenne ich daher schon. Sag mir einfach, worauf es ankommt…

Falls ich geistig und körperlich weiterhin zum Schreiben in der Lage wäre, irgendwelche sonstigen Lebensumstände mich aber davon abhalten würden, wäre ich mit Sicherheit nicht glücklich; dementsprechend würde ich darauf hinarbeiten, das Schreiben schnell wieder möglich zu machen.
Wenn es aber einfach nicht mehr geht, weil irgendwas in mir streikt oder die Umstände sich nicht ändern lassen … da hilft nur, die Sache zu akzeptieren.

Ich habe zahlreiche Hobbies, mit denen ich die Lücke hoffentlich füllen könnte. Wie auch immer, eines ist sicher: Es würde mir fehlen.

Deinen Lesern auch.

 

Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?

Wenn ich über illegale Downloadportale stolpere, auf denen meine Bücher umsonst (manchmal auch für eine kleine Gebühr, die jedoch allein der Seitenbetreiber einstreicht) angeboten und tausendfach „gezogen“ werden, komme ich schon manchmal ins Grübeln. Man steckt hunderte von Arbeitsstunden in ein Projekt, das dem Leser mehrere Stunden Vergnügen bereitet – und diesem ist das nicht einmal den Preis eines Bechers Kaffee wert? Wenn man sich dann noch ansieht, wie sich die Zahl meiner (legalen) Verkäufe, verglichen mit der Zahl meiner Veröffentlichungen und meiner steigenden Popularität, entwickelt, macht es manchmal keinen Spaß mehr. Dann denke ich übers Aufhören nach.

Ja, das kennen alle Kollegen. Bei meinem letzten Buch war das Ranking in den Piratenportalen schneller da als bei Amazon und bei meinem aktuellen bekam ich am Releasetag einen Google Alert, wo auf einem solchen Portal irgendwelche Leute „dringend“ nach dem Vampire Master Guide verlangten, wann der „endlich“ käme. Das Buch kostete zu dem Zeitpunkt legal 99 Cent. Aber dass das kein Einzelschicksal ist, wird dich nicht trösten. Schlimm ist, dass das Verhalten dem Buchmarkt seine Grundlage entzieht, wenn der Produzent (Autor) davon nicht mehr leben kann.

Die nächste Frage finde ich bei einem Horror-Autor besonders spannend…

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

Das „Umnieten“ einiger Charaktere, die mir über mehrere Romane hinweg ans Herz gewachsen waren. Normalerweise fällt es mir nicht schwer, mich von Figuren zu trennen, aber in diesem speziellen Fall habe ich mich dabei ertappt, wie ich nach Gründen suchte, sie noch das eine oder andere Kapitel erleben zu lassen. Zum Glück hat sich am Ende die Story durchgesetzt. Ich trauere zwar um meine „Helden“, aber ich weiß, dass es so am besten war.

Ich sehe, Horror-Autoren sind auch nur Menschen.

Grund genug, an dieser Stelle noch einmal auf ein schon angesprochenes Thema zurückzukommen…

 

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

Als ich mit dem Schreiben anfing, tat ich es unter anderem, um mir einige Dinge von der Seele zu schreiben. Dementsprechend viele autobiografische Einflüsse finden sich in meinen älteren Büchern.

Ich sehe schon den Anstieg der Verkaufszahlen deiner älteren Werke unter dem Motto „Inside Fred Ink“.

Inzwischen beschränken sich derlei Dinge aber auf einzelne Ideen (wie die Sache mit den Zahnschmerzen bei „Schmerzfresser“). Ich muss nichts mehr „loswerden“ – ich schreibe, weil es mir Spaß macht. Natürlich steckt trotzdem in jeder Figur ein Teil von mir, aber das lässt sich kaum vermeiden.

Das sehe ich genauso. Allein dadurch, dass man versucht, seine Figuren plausibel zu gestalten, offenbart man unendlich viel von der eigenen Person.

 

Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?

Da braucht es nicht viel.

Fein! Das macht es einfacher.

Ich lege keinen Wert darauf, in einem Atemzug mit irgendwelchen Genregrößen genannt zu werden oder das Leben von Menschen zu verändern. Wenn mir jemand sagt, dass er meine Bücher super findet und nicht bereut, Geld dafür ausgegeben zu haben, bin ich happy.

Obwohl ich bekennend dentaphob bin, habe ich mich an Schmerzfresser herangewagt und bereue nicht, Geld dafür ausgegeben zu haben. Das Buch bestätigt mich in all meinen Vorbehalten gegenüber Zahnarztstühlen.

 

Wer ist für dich dein idealer Leser?

Ganz ehrlich: Keine Ahnung.

Reicht nicht. Streng dich an!

Ich habe begeistertes Feedback von Männern und Frauen jeglichen Alters bekommen; von Fantasy-, Thriller- und Horror-Fans; von Leuten, die auf Pop stehen, aber auch von Metalheads; oder von Akademikern und Handwerkern; von Autoren, aber auch von Menschen, die sonst laut eigener Auskunft nichts als Bedienungsanleitungen und Speisekarten lesen. Und ich würde keinen von ihnen einem anderen vorziehen.

Mit Skoutz-Jurorin Demetria Cornfield hast du jetzt auch noch eine Hexe im Portfolio.

Wenn man sich an eines meiner Bücher wagt, sollte man kein Problem damit haben, abseits der ausgetretenen Pfade zu wandeln. Ein stabiler Magen wäre ebenfalls hilfreich, genau wie ein gewisses „Geektum“. Die Erfahrung lehrt mich aber, dass nichts davon zwingend nötig ist, um eine meiner Geschichten zu mögen.

Qualität setzt sich halt durch. Wobei man mit schwachem Magen zu Vomex greifen sollte.

 

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

Da ich die Angewohnheit habe, Charaktere, die ich nicht (mehr) mag oder die mir nichts mehr geben können, sterben zu lassen, existiert so jemand nicht.

Hehe!

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Kannst du vom Schreiben leben?

(wohlgemerkt sind das, was ich möchte und das, was ist, zwei Paar Stiefel …)

Noch!

Vielen Dank für dieses Interview. Speziell deine Antwort auf meine Frage nach schwierigen Protagonisten werde ich meinen mal vorlesen. Dir noch viel Glück im weiteren Wettbewerb.

Hier könnt ihr Fred Ink treffen:

Fred Ink auf Facebook

Fred Ink Autorenhomepage

 

Skoutz-Lesetipp: Das Grauen in den Bergen – klassische Horrornovelle von Fred Ink

Ink - Grauen in den BergenEin Mann wird aus der Nervenheilanstalt entlassen und erfährt von einem mysteriösen Erbe. Die Suche nach seinen Wurzeln führt ihn tief in die Berge Neuenglands, wo zahlreiche seiner Vorfahren auf grausige Weise ums Leben kamen. Was erwartet ihn auf dem nebelverhangenen Gipfel? Welche Macht zieht unwiderstehlich an ihm und hat seine Familie ins Verderben gestürzt? Eine klassisch angehauchte Horrornovelle für Freunde der „alten Meister“ wie Poe oder Lovecraft!

 

Skoutz meint: Das Grauen in den Bergen ist Edgar und Howard gewidmet und damit setzt Fred Ink ein klares Zeichen, wohin die Reise geht. Es handelt sich um eine Geschichte, die anhand von Berichten und Dokumenten fast wie ein Briefroman erzählt wird, und in der das Grauen, über das ermittelt wird, langsam und leise im besten Poe-Stil immer weiter um sich greift, bis der Leser sich irgendwann wie bei Lovecraft fragt, wem man da eigentlich über die Schulter schaut. Besonders schön ist der Stil, der passend altmodisch in Sprache und Aufbau, aber niemals „alt“ und durchweg eigenständig und angenehm ist. Unbedingt lesen!

Infos und Leseproben gibt es auch auf der Autorenhomepage.

 

Ink - SchmerzfresserHinweis:

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