Skoutz-Interview Fenna Williams

Zu Besuch bei Fenna Williams

Heute sind der Skoutz-Kauz und ich unterwegs zu Fenna Williams. Sie steht mit der von ihr herausgegebenen Krimi-Sammlung  „In 18 Morden um die Welt“ auf der Midlist Anthologie des Skoutz-Awards und wir freuen uns schon sehr sie kennen zu lernen. Skoutzi flattert gut gelaunt neben mir her und freut sich fast so sehr wie ich.

Zu Besuch bei Fenna Williams, die gerne gute Gespräche führt und sich vorstellen könnte ein Waschbär zu sein

Hallo liebe Fenna, wir freuen uns sehr, dass wir heute bei dir sein dürfen und wir sind schon sehr gespannt auf deine Antworten auf unsere Fragen! Also, lass uns einfach anfangen, OK? 

 

Copyright: Fenna Williams

Wenn du ein Tier wärst, wärst du ein …?

Waschbär!

Ach ja, die mag ich auch. Aber warum? 

Weil die Tiere sich jeder neuen Umgebung anpassen, auch Rückschläge in Kaufe nehmen, ohne aufzugeben, und obendrein niedlich aussehen (wünschen wir uns das nicht auch von uns selbst?).

Ja, das ist schon richtig perfekt!

Ich hatte bereits viele wunderbare Begegnungen mit Waschbären und habe einige davon in meinem Romanen und Kurzgeschichten verarbeitet. Einer der Waschbären, die ich immer wieder besuche, gehört einem Nachbarn unseres Wochenendgrundstücks und heißt Konrad – vom ihm kann man entspannen und liegen lernen …

Oh wie schön, das könnte ich mir richtig gut vorstellen <3  Und abgesehen von Konrad-Besuchen …

Womit kann man dich im Alltag glücklich machen?

Mit guten Gesprächen, die von Wohlwollen und Toleranz geprägt sind – auch wenn man mal nicht gleicher Ansicht ist.

Das ist unglaublich schön, wenn das gelingt! Ich hoffe, dass wir hier ein sehr gutes Gespräch zu bieten haben! Bleiben wir noch beim Wünschen …

Wir alle haben Wünsche, für uns, für die Welt. Was sind deine und was tust du, damit deine Wünsche in Erfüllung gehen?

So lange ich denken kann, wünsche ich mir eine intakte Natur mit sauberem Wasser – nicht nur hier bei uns in Deutschland, sondern überall auf der Welt.

Ja das ist für mich auch ein ganz wichtiges Thema! Hast du Tipps, was wir Kleinen dafür tun können?

Ich setze mich zum Beispiel schon seit mehr als 30 Jahren bei Greenpeace und anderen NGOs ein und unterstütze ein Dorf in Paraguay, bis die Wasserleitung endlich auch sie erreicht. Auch hier bei uns wünsche ich mir, dass wir mit der Natur sorgsamer umgehen.

Ja, es sind leider sehr viele Menschen unterwegs, die mit mehr Anspruch als Demut in der Natur unterwegs sind, Ich versuche, mich draußen zu benehmen und im Haushalt im Kleinen mitzudenken. 

Auch mich selbst versuche ich wieder daran zu erinnern, dass auch der stete Tropfen den Stein höhlt und alles, wirklich alles eine Auswirkung hat. Ich wünsche mir, dass viele ihre Bequemlichkeit auch einmal aufgeben, um dafür unser Klima zu retten. Ohne die Luft zum Atmen und das reine Wasser zum Trinken sind alle anderen Wünsche obsolet.

Das stimmt! Würde jeder sich selbst kritisch hinterfragen, dann wäre schon sehr viel erledigt. Aber, auch wenn es spannend wäre, sind wir nicht wegen Umweltschutztipps hier, sondern wegen Büchern … 

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Welches Buch hat dich am meisten geprägt?

Ich LIEBE Shakespeare.

Ui, das ist toll! Erzähl! 

Und zwar alle Stücke. Ich lese sie wieder und wieder und sehe sie wieder und wieder auf der Bühne, seit ich 15 Jahre alt bin. Da durfte ich meinen ersten »Hamlet« erleben – mit einem gefährlich gut aussehenden jungen Ian McKellen in der Titelrolle. Von dem Zeitpunkt an, war es um mich geschehen. Deshalb ist auch der Nachname meines Pseudonyms William. WILL-Power forever.

Yeah! Und wir wissen nun auch direkt, warum dein Pseudonym so ist wie es ist. Insiderwissen finden wir natürlich immer besonders schön. 

 Bleiben wir noch kurz beim Buchregal. Welcher Klassiker liegt allen Vorsätzen zum Trotz immer noch auf deinem SuB? Und welches Buch ist hätte deiner Meinung nach deutlich mehr Leser verdient und warum?

Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Ich habe die ersten beiden Bände verschlungen, aber irgendwie komme ich nicht weiter. Es war aber gut, von Dir, Skoutz, wieder erinnert zu werden.

Gerne doch! Wir sind auch für’s erinnern immer gut 😀  

Ich geh das dann jetzt mal an – aber beginne wieder von vorn … 13 Bände später melde ich mich dann noch mal;-)

Alles klar 😀 wir würden uns sehr über einen Gastbeitrag  dazu in den Skoutz-Classics freuen. Gern auch über Shakespeare, wenn ich mir das so überlege.

Aber lass uns jetzt ein wenig übers Schreiben reden…

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Themen finden ist oft einfacher als aus den vielen Ideen, die richtige Auswahl zu treffen. Wie entscheidest du, welches Projekt du als nächstes verwirklichst?

Ich stelle meinen Verlagen oft 3-6 Ideen vor und die schauen, was bisher noch nie oder selten bei ihnen verarbeitet wurde – darauf einigen wir uns dann. Dann bin ich sicher, nicht eine Thematik zu wählen, die in dem Jahr schon 10x vorkommt und lege zufrieden los.

Wunderbar! So gefällt mir das mit der Themenauswahl mit den Verlagen besser. Bei manchen Kollegen klingt das nach deutlich mehr eher unkreativer „Auftragsarbeit“. 

Wo stehst du beim Schreiben einer Szene? Bist du eher der aufmerksame Beobachter und Dirigent oder mittendrin in allen Höhen und Tiefen mit Blut, Schweiß und Tränen?

Ich schreibe eine Liste, was ich alles in einem Kapitel haben möchte, dann schreibe ich alles mit der Hand vor – dabei sehe ich alles wie einen inneren Film ablaufen, den ich nur noch runterschreiben muss.

Das finde ich spannend, toll! Mit der Hand schreiben ist heute ja auch eher ein exklusives Vergnügen. Und wie geht es weiter?

Danach kommen dann die zig Überarbeitungen, bis ich zufrieden bin. Tatsächlich tauche ich manchmal aus dem Schreibfluss wieder auf und brauche einen Moment, mich wieder zurecht zu finden. Am lustigsten war das, als ich im Juli mal einen Krimi schrieb, der im Winter spielte. Als ich mit dem Kapitel fertig war, war mein erster Gedanke: O, es hat aufgehört zu schneien …

😀 

Welche Szenen fallen dir beim Schreiben am schwersten und wie meisterst du sie trotzdem?

Wenn der Roman eine bestimmte Szene fordert, schreibe ich sie gerne. Leicht fällt mir dabei gar nichts, ich kniffele immer sehr lange am einzelnen Wort herum, sobald ich den Rohbau einmal runtergeschrieben habe.

Dieser Perfektionismus klingt jetzt nicht gerade schnell.

Aber gerade das macht mir Spaß. Die Verbindung zwischen Hirn und Hand ist eine sehr kreative – da kann es schon mal sein, dass ich mir selbst 2 – 3 verschiedene Lösungen anbiete – ich nehme dann die, die im weiteren Verlauf die meisten Überraschungen verspricht.

Perfektes Vorgehen!

Was ist dir beim Schreiben deiner Geschichten am wichtigsten, worauf achtest du besonders?

In allererster Linie muss mir der Text selbst gefallen, wenn er das tut, bekommt es mein Testlese-Team  und wenn das mir sein Feedback gibt, nehme ich das sehr ernst. Auf jeden Fall ist mir wichtig, keine Gräueltaten zu beschreiben, sondern die Auswirkungen von Gewalt.

Oh, das finde ich einen spannenden Ansatz. Im Mainstream so ziemlich aller Genres setzt man ja zunehmend gerade auf detailverliebte Visualisierungen, ob das jetzt ein Thriller oder ein Liebesroman ist. Ist dir das zu krass?

In meinen Krimis werden die Menschen auch nicht totgestreichelt – aber ich lasse sowohl dem Opfer als auch den Hinterbliebenen die Würde. Tatsächlich versuche ich das bei allem Themen und allen Beschreibungen so zu halten, besonders auch bei meinen Reisebeschreibungen, die ja das wirkliche Leben bzw. echte Ereignisse abbilden, wie in »Der Inselsammlerin«

Finde ich sehr gut, das Vorgehen. Gerade dieser Hinweis auf die Würde. Wenn man sich beim Lesen peinlich betroffen fühlt, ist das nämlich auch blöd. Ich will „meine“ Figuren auch nicht bloßgestellt haben.

Die nächste Frage betrifft dein persönliches Schreiben … 

Es heißt, jeder Künstler muss auch ein bisschen wahnsinnig sein. Was ist dein Schuss „Wahnsinn“?

Meine drei Leidenschaften sind Reisen (auch gerne Reiseleitungen) in alle Welt, Shakespeare und Single Malt Whisky (über den ich auch Kurse und Tastings gebe).

Oh das ist ja spannend! Würde ich gerne mal mitmachen, so einen Kurs. Machst du die nicht auch auf Buchmessen?

Diese drei Dinge schreibend immer wieder zusammen zu bringen, dazu gehört schon mehr als nur ein Finger breit Wahnsinn im Glas …

Prost! Das bringt mich zur nächste Frage:

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Beschreibe dein aktuelles Buch in 3 Sätzen

Wilde Hatz auf das Erbe eines Mannes aus Venedig – der leider noch lebt …

Ich bin mir sicher, das wirst du gut lösen! Wir freuen uns schon auf die Lektüre!

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Was würdest du noch gerne lernen und wozu?

Ich wollte immer noch gerne Narratives Non-fiktionales Schreiben studieren, nach dem ich fiktionales in Seattle gemacht hatte – am liebsten in Cambridge. Während der Pandemie habe ich das endlich wahr gemacht und bereits die erste Stufe erklommen.

Super, herzlichen Glückwunsch! Und wie geht es nach der ersten Stufe weiter? 

Nächstes Jahr geht es ans Diploma. Und dann werde ich noch mehr Nicht-fiktionales schreiben als bisher: Life writing, nature writing, travel writing – und alles was mir da sonst noch unbändigen Spaß macht. Außerdem werde ich alles auch für Anfängerinnen und Anfänger coachen, so wie ich das bereits mit fiktiven Stoffen mache. Lebenslanges Lernen ist genau mein Ding!

Ja, es hält beweglich, interessiert …. und es macht Spaß!

Welcher Moment im Leben hat dich besonders geprägt?

Der Tag, als ich mich vor 25 Jahren in Seattle zum Creative Writing Course angemeldet habe und sicher war: Das ist Dein Ding!

Perfekt! Dann passt das ja auch perfekt. Ach, ist das schön, wenn jemand weiß, was er mag und es auch anpackt. 

Wir kommen in die Schlussrunde …

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Was sollen deine letzten Worte sein?

Genauso wieder!

 

Und mit welchen Worten soll dieses Interview enden?

Wie schön, dass ich es geben durfte! DANKE!

Liebe Fenna, wir möchten uns im Gegenteil sehr bei dir bedanken. Wir hatten sehr viel Spaß hier haben das Gespräch genossen. Es war toll. Viel Erfolg für euer Buch im Wettbewerb, lass uns unbedingt wissen, wie es mit deinen Kursen und Büchern weitergeht – das interessiert unsere Skoutze gewiss. 

 

Mehr über Fenna Williams erfahrt ihr hier:

 

Skoutz – Lesetipp:

Viele Erben verderben das Sterben: Ein neuer Fall für Pippa Bolle von Auerbach & Auerbach – Schwarzkumoriger Krimi von Fenna Williams

Sterben ist silber, Erben ist gold!

Hobbydetektivin Pippa Bolle freut sich auf einige schöne Tage in Venedig. Dort soll sie auf Mara, die blinde Tochter ihrer Schwägerin, aufpassen. Doch dann kommt alles anders und plötzlich steckt Pippa mitten in einem handfesten Erbstreit, ausgelöst von Benito Pazzoli, Venedigs größtem Frauenheld seit Casanova. Als hätte sie damit nicht schon genug um die Ohren, taucht auch noch ein Toter im Kanal auf. Die Hobbydetektivin ist ganz in ihrem Element und stürzt sich Hals über Kopf in die Ermittlungen.

Skoutz meint: Lustig, wirklich lustig, wie hier die typischen von gar nicht so edlen Motiven geprägten Erbfall-Phänomene vorgeführt werden. Pippa ist eine sehr sympathische Ermittlerin, der man gerne durch den Fall folgt und mit ihr kniffelt, knobelt und vor allem schmunzelt. Ein wunderbarer Feierabend-Krimi, den ich gern empfehle. (ckn)

 

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Hinweis:

In 18 Morden um die Welt? 

Was für eine abgefahrene Idee für eine Anthologie ist das denn? 20 Autorinnen haben zusammen mit dem Leinpfad Verlag die Reise angetreten und für uns Tatorte auf der ganzen Welt besucht.

Damit haben sie auch Anthologie-Juror Thiago Ruiz abgeholt, der ihnen im Gegenzug ein Ticket für die  Midlist Anthologie des Skoutz-Awards 2022 gelöst hat damit der Reisegruppe die Abschluss-Gala als Anthologie-Skoutz in Aussicht stellt.

Aus diesem Anlass haben wir das Buch schon mal gelesen und euch vorgestellt (weiterlesen)

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Wer die Bücher schon kennt, kann (und soll!) sie auf Skoutz.net bewerten, damit unsere Buchsuche besser werden kann (weiter). Mit der Skoutz-Buchfieberkurve bewertet ihr mit fünf einfachen Klicks ein Buch anhand von fünf Kriterien statt fünf Sternen. Auf einen Blick seht ihr dann, wie das Buch wirklich ist. So schön kann Bücher suchen sein. So einfach entsteht eine aussagefähige Buchbewertung.

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