zu Besuch bei Beate Maly
Heute darf ich eine Autorin besuchen, die ich mir quasi selbst ausgesucht habe, denn ihr Tod im Auwald mit seiner atmosphärischen Schilderung der 20er Jahre hat mir so gut gefallen, dass ich es aus den über 250 Vorschlägen der Longlist auf die Midlist History gepackt habe.
Und nun lernen der Skoutz-Kauz und ich also die Autorin hinter diesem bezaubernden Buch kennen: Beate Maly, die ich bislang eben noch nie getroffen habe. Dass uns dieser Besuch nach Wien führt, ist natürlich ein Bonus, über den wir uns besonders freuen.
Kay zu Besuch bei Beate Maly, die ihren Figuren auch Alltag gönnt
Liebe Beate, schön, dass es geklappt hat. Ich bin immer ganz glücklich, wenn ich nach Wien reisen darf und in diesen verrückten Tagen beginnt man es als Freiheit zu feiern, wenn man nur mal wieder in einem Kaffeehaus sitzen darf. Lass un doch gleich anfangen:
Welches ist die größte Herausforderung, der man sich als Autor stellen muss?
Man muss enorm kritikfähig sein.
Stimmt, da hast du recht! Umso mehr erstaunt mich, dass das noch keiner unserer Interviewvorgänger gesagt hat. Vor allem, weil das in den Workshops bei uns regelmäßig Thema ist, wie man zum Beispiel mit … wenig sensibel formulierten Rezensionen umgehen soll.
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Hast du Lieblingsworte in deinen Skripten, die vom Lektorat regelmäßig angestrichen werden?
Ja, die habe ich.
Das habe ich erwartet. Und welche sind das?
Schwierig zu sagen. Das Spannende ist, dass es bei jedem Buch andere Worte sind.
Ah, dann gehörst du wie Kollegin Claudia Meimberg und ich auch zu der Sorte derer, die allen Fehlern eine Chance geben wollen und immer neue suchen … (lach)
Was ist deine präferierte Erzählform?
Die 3. Person.
Du sagst das zögerlich?
Ja, bis jetzt habe ich mich noch nie über an die „Ich-Perspektive“ gewagt. Aber was noch nicht ist, kann ja noch kommen …mal sehen was die zukünftigen Projekte bringen.
Wir sind gespannt. Ich finde persönlich ja, obwohl ich 3. Person definitiv lieber mag, dass es stark auf die Geschichte ankommt. Günther Kienle hat gesagt, die Erzählform hänge davon ab, was man verbergen oder zeigen will.
Bleiben wir mal noch bei Präferenzen …
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Bist du im Team Adjektiv oder bevorzugst du eher einen „schnörkellosen“ Stil?
Beim Stil finde ich jetzt, dass er vom Thema abhängig ist.
Erklär mir das bitte genauer.
Für meine Romanbiographie über Nannerl Mozart habe ich eine blumigere Sprache gewählt, als bei meinen Krimis, die in den zwanziger Jahren spielen.
Womit du die Genre-Erwartungen natürlich perfekt bedienst. Wobei die Golden 20ies schon auch zu blumigen Schilderungen verleiten, denke ich mal, ich fand den Tod im Auwald jedenfalls sehr, sehr stimmig. Aber weil du grad Nannerl erwähnst, die mir auch sehr gut gefallen hat …
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Hast du einen speziellen Trick, um aus deinen Figuren echte Persönlichkeiten zu machen?
Die Arbeit an den Figuren ist mir sehr wichtig. Eine gute Geschichte lebt von überzeugenden Charakteren.
Absolut, da predigst du getauften Ohren. Und wie machst du das?
Szenisch. Beim Schreiben lege ich großen Wert darauf, dass meine Protagonisten „Menschen“ sind, die auch einen Alltag zu bewältigen haben.
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Welchen Fehler darf man beim Schreiben keinesfalls machen?
Ui, wenn ich das wüsste, wäre jedes Buch ein Bestseller.
Vielleicht, wobei ich denke, bloß weil man nichts falsch gemacht hat, hat man noch lange nicht genug richtig gemacht. Es ist schwierig, mit dem Erfolg. Aber ich wünsch ihn dir von Herzen.
Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?
„Die Verlorenen“ von Stacey Halls, „Die Monogramm Morde“ von Sophie Hannah und „Das Buch der vergessenen Artisten“ von Vera Buck.
Von Vera Buck gibt es was Neues? Das ist mir entgangen! Dabei ist eine Autorin, die ich sehr schätze. Sie hat ja den History-Skoutz auch schon gewonnen, mit Runa, und war dann sogar Jurorin.
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Welche 3 Dinge sind dir aktuell am wichtigsten im Leben?
Meine Familie, meine Freunde, unser aller Gesundheit.
Wahre Worte, gerade in diesen Tagen und einer heranrollenden vierten Welle.
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Wenn du wählen könntest, wärst du lieber extrem intelligent oder gut im Umgang mit Menschen?
Ich denke, dass beides sehr hilfreich sein kann.
Keine Frage.
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Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?
Wer mich mitten in der Nacht aus dem Bett holt, wird einen triftigen Grund dafür haben. Deshalb würde ich dafür dann auch aufstehen.
Nun, wir hatten hier durchaus schon Kollegen, die das aus eigenem Antrieb in Erwägung gezogen haben. So wie du da den „triftigen Grund“ betonst, nehme ich an, dass du sehr gerne schläfst. 🙂
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Was ist deine größte Stärke?
Es fällt mir immer leichter über meine Schwächen zu sprechen.
Ja, das ist bei vielen so. Aber wir wollen ja knifflige Fragen stellen.
Eine meiner Stärken ist meine Ausdauer.
Das ist für einen Autor jedenfalls eine sehr, sehr wichtige Eigenschaft, das habe ich letztens erst mit Lisa Skydla und Astrid Töpfner besprochen.
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Wenn dein fünf-jähriges Selbst plötzlich deinen jetzigen Körper bewohnen würde, was wäre das Erste, das dein fünf-jähriges Selbst tun würde?
Um Himmels willen, das will ich mir nicht vorstellen!Der Geist einer fünf-Jährigen im Körper einer einundfünfzig-Jährigen. Das arme, arme Kind …
Lustig, es ist tatsächlich so, dass die etwas älteren Autoren an dieser Stelle eher in Schrecken verfallen als die jüngeren Kollegen. Was sagt uns das jetzt psychologisch? Aber da das sicher zu weit führen würde, habe ich gleich noch eine andere Frage …
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Welcher fiktionale Charakter ist in Buch/Serie/Film unglaublich, wäre aber in banalen alltäglichen Situationen unerträglich?
Ich mag Maximus, das Pferd in „Rapunzel frisch verföhnt“. Im echten Leben wäre es mir als Haustier dann doch zu groß.
Naja, der gute Maximus (ich liebe dieses Ross!) wohnt im Film ja auch im Stall. Aber dass du an ihn denkst, finde ich sehr sympathisch.
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Stell dir vor, du würdest einen Geheimbund gründen, wie würdest du ihn benennen und was wäre eure Mission?
Ich will weder einen Geheimbund gründen, noch will ich einem angehören.
Warum nicht?
Ich hoffe, dass Österreich auch in Zukunft eine Demokratie bleibt, in der die Meinungsfreiheit hochgehalten wird. Sie ist einer unserer wichtigsten Werte.
Okay, in der Konnotation hat jetzt noch niemand die Frage aufgefasst. So gesehen hast du natürlich recht. Und dann ist es in der Tat wichtig, dafür offen und öffentlich einzutreten. Mir scheint, dass das in diesen Tagen immer dringender erforderlich wird. Wir drohen so vieles zu verlieren, dass uns so selbstverständlich schien.
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Gibt es etwas, das du kannst, die meisten anderen Menschen aber nicht?
Da fällt mir nichts ein. Ich bin ein durchschnittlicher Mensch mit durchschnittlichen Fähig- und Fertigkeiten.
Das finde ich jetzt nicht, denn deine Art, wie du Geschichten erzählst, empfinde ich durchaus als überdurchschnittlich.
Aber eine Bitte habe ich noch …
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Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!
Das letzte Jahr hat uns gezeigt, wie wichtig Freunde, Familie und soziale Kontakte in unserem Leben sind. Hoffentlich vergessen wir es nicht, sobald die Krise wieder vorüber ist.
Dem schließe ich mich gerne an.
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Liebe Beate, vielen Dank, dass ich dich besuchen durfte! Das Gespräch hat mir viel Freude gemacht, gerade, weil es doch in einigen Punkte ganz anders war. Ich hoffe sehr, wir setzen das bald einmal fort. Bis dahin erst einmal viel Erfolg beim weiteren Verlauf des Skoutz-Awards!
Dankeschön!
Hier könnt ihr Beate Maly erreichen:
Skoutz-Lesetipp
Fräulein Mozart und der Klang der Liebe – Historische Romanze aus dem 16. Jahrhundert von Beate Maly
Pianistin – Komponistin – Liebende: Eine Frau, die dem Klang ihres Herzens folgt
Salzburg 1766: Die junge Maria Anna, liebevoll Nannerl genannt, kann sich vor Verehrern kaum retten und hat doch nur die Musik im Sinn. Gemeinsam mit ihrem Bruder Wolfgang Amadeus spielt sie an den vornehmsten Höfen Europas Klavier, bis sie die Bühne für ihren kleinen Bruder räumen muss. Enttäuscht versucht sie sich mit eigenen Kompositionen und zahlreichen Bällen abzulenken.
Eines Abends lernt sie den charmanten Franz Armand d’Ippold kennen und fühlt sich dem klugen Mann gleich verbunden. Nur ist Franz mitnichten eine gute Partie und die Schulden der Familie lassen keine Liebesheirat zu. Doch Nannerl Mozart lässt sich nicht beirren und wird weder ihre Musik noch ihre große Liebe aufgeben.
Skoutz meint: Beate Maly, die ich über ihre historischen Krimis kennenlernte, kann auch romantisch sein. Es ist erfrischend und überfällig, wie sie die oft verkannte Anna Mozart aus dem Schatten des übermächtigen Bruders holt und gefühlvoll und mit Gespür für die Zeit und ihre damaligen Regeln die Geschichte dieser bemerkenswerten Frau erzählt. Es war höchste Zeit, denn mit einem weniger bekannten Bruder, würde man sie heute ganz anders wahrnehmen! (kn)
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Mehr Info
Beate Maly lässt uns mit Mord im Auwald auf so lebendige (und das in einem Krimi) und bildhafte Weise die Golden Twenties erleben, dass sie damit auf der Midlist History des Skoutz-Awards gelandet ist. Daher haben wir uns das Buch angeschaut und natürlich auch besprochen (weiterlesen).
Wir hoffen, dass auch dieses Interview von Beate Maly dazu beiträgt, dass dieses Buch im Wettbewerb weiterkommt und drücken fest die Daumen.
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Hinweis:
Wenn ihr die Bücher schon kennt, würdet ihr uns, dem Autor und allen lektüresuchenden Lesern einen großen Gefallen, wenn ihr das Buch in der Skoutz-Buchdatenbank mit einer Skoutz-Buchfieberkurve bewerten würdet. 5 Klicks statt 5 Sterne. Einfacher lässt sich eine Rezension nicht schreiben, bequemer kann man sein nächstes Buch-Date nicht finden. Und so helft ihr, dass unsere Buchfindemaschine weiter wächst.