zu Besuch bei: Vera Buck

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Heute bin ich zu Besuch in Zürich bei meiner Autorenkollegin Vera Buck, die mit ihrem Debüt, dem historischen Wissenschaftsthriller „Runa“ nicht nur B.C. Bolt so begeistert hat, dass sie für die Midlist des Skoutz-Award nominiert wurde, sondern neben dem Lovelybooks Leserpreis auch für den Friedrich-Glauser-Preis als aussichtsreiche Kandidatin gehandelt wird.

Um so erfreulicher ist, dass Vera eine sehr sympathische Kollegin ist, der all dieser Erfolg keineswegs zu Kopf gestiegen ist. Vielleicht, weil er hart erarbeitet ist, denn meiner Meinung nach ist Runa einfach unfassbar gründlich recherchiert.

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Zu Besuch bei der pathologischen Schreiberin Vera Buck

Buch PortraitWas ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?

Ich lese viel – und zwar alles, was mir unterkommt.

Ha, das haben wir gemeinsam. Ich spreche in diesem Zusammenhang immer vom Club der bekennenden Gern-, Schnell-, Viel- und Allesleser.

Wenn man neugierig durchs Leben geht, dann finden die Themen und Ideen einen ganz von alleine.

 

Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?

Es wieder erlernen ☺

Stimmt eigentlich. Dass bei gut 100 geführten Interviews noch keiner auf diese simple Antwort gekommen ist.

 

Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?

Nach dem Abitur hatte ich versucht, mich von der Idee zu verabschieden, Schriftstellerin zu werden. Ich wollte stattdessen irgendetwas „realistischeres“ machen.

Na, du schreibst ja keine Fantasy. Da ist doch genug Realismus in der Tätigkeit enthalten.

Offensichtlich hat das nicht sehr gut funktioniert ☺.

Zum Glück für deine Leser.  Warum eigentlich?

Ich schreibe, solange ich mich erinnern kann, und könnte mir nicht vorstellen, damit aufzuhören. Selbst wenn ich nebenbei andere Jobs machen muss, um Geld zu verdienen.

Also bist du auch eine von denen, die zwanghaft zu Griffel oder Tastatur greifen. Schreiben als Sucht und Therapeutikum in einem.

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

In Runa gibt es eine Szene, in der Jori Pauline in der Zürcher Burghölzli-Klinik besucht. Pauline ist wegen ihrer angeblichen Verrücktheit dort eingewiesen und leidet so sehr an den Folgen der Behandlung, dass sie gar nichts richtig um sich wahrnehmen kann. Es ist eine fürchterliche Situation für Jori. Er hat gerade seine Mutter verloren. Die Frau, die er liebt, sitzt in der Anstalt vor ihm und sieht durch ihn hindurch. Jori muss weinen, und obwohl Pauline ja körperlich anwesend ist, kann sie nicht bei ihm sein, um ihn zu trösten. Ich habe beim Schreiben so mit Jori gefühlt, habe mit beiden gefühlt, weil ich ja auch weiß, dass Pauline gerne anders wollte, wenn sie könnte, dass es mir danach ganz schlecht ging.

Das ist jetzt eine der Gelegenheiten, bei denen ich ein Videointerview schöner fände, denn dann könnten die Skoutz-Leser dich bei dieser Schilderung sehen. Auch eine dreifach gefilterte (Kopf, Buch, Nacherzählung) an sich erfundene Emotion ist noch sehr intensiv.

Es passiert mir häufiger, dass ich mich in dieselbe Emotion hineinschreibe, die meine Figuren gerade erleben.

Das gehört zu den Risiken und Nebenwirkungen intensiven (Be)Schreibens. Es wirft Echos, hinterlässt Spuren auch auf der Autorenseele.

 

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

Keine. Wenn die Geschichten etwas über mich verraten, dann ist es,  dass ich mich für Menschen interessiere – für das, was sie bewegt, und für die Frage, warum sie sich und anderen diese Dinge antun, die sie sich eben antun.

Das halte ich persönlich sowohl aus meinem eigenen Erleben beim Schreiben als auch aus den vielen Gesprächen mit Kollegen für eine kleine Schutzbehauptung. Allein der Blickwinkel aus dem heraus man etwas beobachtet, verrät ja schon viel über den Beobachter. Aber da du einen historischen Roman geschrieben hast, wäre ich zugegebenermaßen sehr irritiert, wenn du unmittelbar autobiografisch schreiben würdest. Oder sehr neidisch, wie gut du dich gehalten hast.  

 

Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?

Eine Sache, über die ich mich sehr gefreut habe war, dass mein Buch mehrmals mit Patrick Süßkinds „Das Parfum“ und auch mit Zafons „Der Schatten des Windes“ verglichen wurde.

Wen würde das nicht freuen…  🙂

Außerdem haben mir Leser gesagt, dass Runa ihr Lese-Highlight seit vielen Jahren war. Ich könnte mir im Moment nicht vorstellen, welches Kompliment schöner sein könnte. Aber natürlich bin ich offen ☺

Hehehe. Dann schauen wir mal, was da noch kommt.

 

Wer ist für dich dein idealer Leser?

Ein Leser, der mein Buch nicht einfach nur lesen, sondern in es eintauchen will. Der Lust hat, mit den Figuren mitzugehen und sich auf die Reise einlässt, die ich beim Schreiben für ihn geplant habe.

 

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

Zu Beginn mit Allen. Ich wähle absichtlich Figuren, die Ecken und Kanten haben. Die mir vielleicht am Anfang nicht ganz sympathisch sind. Aber während des Scheibens wachsen sie mir ans Herz, und dann weiß ich, dass ich ihnen gerecht geworden bin. In Runa gibt es keinen klassischen Helden. Es gibt Menschen, die gerne Helden wären, und die nach Anerkennung streben. Manche von ihnen haben vielleicht ihre heldenhaften Momente. Andere strampeln vergeblich. Wenn ich aber bis zum Ende eine „schwierige“ Beziehung zu einem Protagonisten hätte, dann müsste das bedeuten, dass ich seine Motive nicht richtig verstehe, und das wäre ein Problem. Als Autorin muss ich mit jedem meiner Figuren mitfühlen können.

Verstehe ich. Doch nur weil ich weiß, warum ein Charakter etwas macht, heißt das ja noch nicht, dass ich das – jenseits der Plotlogik und Dynamik – auch persönlich gut finde. Und schwierig ist dabei dann doch gerade dieser „Weg“, den man für eine Annäherung zu gehen hat.

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Hast du schon Ideen für ein neues Buch? Ja! Viele!

Ja, wir haben schon gesehen, dass Anfang nächsten Jahres eine Fortsetzung von Runa kommt. Und wir sind auch schon sehr gespannt, was dir sonst noch alles Tolles einfällt.

 

Hier könnt ihr Vera Buck treffen:

Vera Buck auf Facebook

Vera Buck Autorenhomepage

Verlagsseite von Vera Buck

 

Skoutz Lesetipp: Runa – ein historischer Wissenschaftsthriller von Vera Buck

RunaParis 1884. In der neurologischen Abteilung der Salpêtrière-Klinik führt Dr. Charcot Experimente mit hysterischen Patientinnen durch. Seine Hypnosevorführungen locken Besucher aus ganz Europa an; wie ein Magier lässt der Nervenarzt die Frauen vor seinem Publikum tanzen. Dann aber wird Runa in die Anstalt eingeliefert, ein kleines Mädchen, das all seinen Behandlungsmethoden trotzt. Jori Hell, ein Schweizer Medizinstudent, wittert seine Chance, an den ersehnten Doktortitel zu gelangen, und schlägt das bis dahin Undenkbare vor. Als erster Mediziner will er den Wahnsinn aus dem Gehirn einer Patientin fortschneiden. Was er nicht ahnt: Runa hat mysteriöse Botschaften in der ganzen Stadt hinterlassen, auf die auch andere längst aufmerksam geworden sind. Und sie kennt Joris dunkelstes Geheimnis …

 

Runa wurde von Skoutz-Jurorin B.C. Bolt für die Midlist History des Skoutz-Awards 2016 vorgeschlagen und von den Lesern und der restlichen Jury in die Shortlist gewählt. Deshalb wird Runa nun gegen zwei Konkurrenten in der Endrunge um den History-Skoutz 2016 antreten.

Das haben wir zum Anlass genommen, den historischen Wissenschaftsthriller genauer vorzustellen. (weiterlesen).

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann das Buch hier erwerben.

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