Lesesouveränität (Skoutz-Wiki)

Skoutz-Wiki: Lesesouveränität (Lesestil)

Lesesouveränität in Kürze

Souverän ist ein aus dem Lateinischen stammendes Wort (von superanus ‚über allem stehend‘), das zunächst einmal in der Politik verwendet wird und mit Machtkontrolle bzw. Unabhängigkeit gleichgesetzt wird. Im Alltag handelt souverän, wer selbstbewusst und selbstbestimmt die Kontrolle über seine Handlungen hat.

Lesesouverän handelt also der, der sein Leseverhalten unter Kontrolle hat und jeglichen zwanghaften Ausprägungen standhaft widersteht. Und ja, gerade weil Lesen so wunderbar ist, hat es durchaus Suchtpotential. 🙂

Ein souveräner Leser bestimmt also aus sich heraus und ohne Beeinflussung von außen,

  • was er liest
  • wann er liest
  • wie er liest
 

Lesesouveränität etwas ausführlicher

Das klingt zunächst nicht so wahnsinnig toll, dass sich ein ganzer Artikel lohnen würde. Aber bei genauerer Betrachtung könnte man sogar zwei daraus machen. Oder drei. Gerade in unserer immer mehr an Wettbewerben und Rekorden ausgerichteten, nach Aufmerksamkeit gierenden Zeit, ändert sich auch das Leseverhalten.

Das Problem

Mehr, mehr, mehr … schneller, schneller, schneller … Wir hetzen längst auch in unserer Freizeit immer neuen Höchstleistungen hinterher.

  • Um mitreden zu können, lesen wir Bücher, die uns überhaupt nicht interessieren.
  • Wir fühlen uns schlecht, weil andere so viel mehr und schneller als wir lesen.
  • Wir protzen mit unseren SuBs und bemerken gar nicht, dass wir darunter manchmes mal unsere Leselust begraben.
  • Immer wieder quälen wir uns durch Bücher, die eindeutig nicht für uns geschrieben wurden, weil man ein Buch nicht abbricht.
  • Wir lesen prinzipiell bestimmte Genres nicht (oder umgekehrt ausschließlich diese oder jene).
  • Wir „batteln“ uns in „Challenges“, weil wir uns allein noch nicht genug Druck machen …

Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Bitte versteht das nicht falsch. Wir finden Challenges grundsätzlich sehr lustig, schließlich bieten wir auch die Skoutz-Challenges an. Man denkt mal um die Ecke und stößt durch solche Leseaufgaben auf Buchschätze, die man sonst wahrscheinlich übersehen hätte. Wir finden es gut, wenn man auch mal zu einem Klassiker greift, weil man das Gefühl hat, von diesem Goethe sollte ein Buchfreund schon mal gehört oder vielmehr gelesen haben. Aber das sollte immer alles schön locker bleiben. Unverkrampft. Lesen ist Entspannung. Lesen ist Entschleunigung. Es macht Spaß! Es sollte nicht Selbstzweck sein, sondern uns oder unseren Zielen (Wissen, Spaß, Inspiration) dienen.

Was aber kann man tun, um souverän zu lesen?

 

Tipps für souveränes Lesen

#1 Gelegenheiten schaffen

Wer viel lesen möchte, sollte als erstes die Voraussetzungen schaffen, es auch zu tun. Nehmt ein Buch mit. Lest das, wenn ihr Leerlauf habt. Das ist allemal befriedigender als der mäßig spannende News-Feed von Facebook oder die Betrachtung der tristen, vom Nieselregen verwaschenen Landschaft.

 #2 Zum Lesen muss man lesen

Krass, werdet ihr denken. Das ist ja mal ein Premium-Tipp. Aber das ist er tatsächlich.

Zum Lesen braucht es nur ein Buch und euch. Mehr nicht. Wie viele potentielle Lesestunden habt ihr schon mit dem Arrangieren eines supermegacoolen Buchcover-Fotos verdaddelt? Und wie viel mehr beim Betrachten von fremden Fotos? Das ist so ein bisschen der Buchwelt-Zeitgeist. Dass Lesen immer öffentlicher wird. Man postet Lesefortschritte auf seinem Blog. Filmt sich beim Unboxing der aktuellen Bücherlieferung. Schaut anderen beim Auspacken ihrer Bücher zu, um zu sehen, wieviel geiler die das filmen. Flippt stundenlang durch Instagram, um neue Bücher zu entdecken oder zu liken … Das ist alles völlig okay. Aber es hat nichts mit Lesen zu tun. Und da Zeit endlich ist, solltet ihr euch bewusst für das entscheiden, was ihr tun wollt. Und wenn ihr lesen wollt, lest.

#3 (Er)Kenne dein Lesemuster

Wenn Google frägt, wie man richtig liest, erhält man erstaunlich viele Treffer. Dabei geht es natürlich meistens um den effektiven Umgang mit Fachtexten in Schule, Studium und Beruf. Da ist es auch tatsächlich hilfreich, sich ein paar grundlegende Techniken bewusst zu machen. Beim Vergnügungsleser ist das naturgemäß anders, da wollen wir ja gerade vom Leistungsdruck weg zu einem selbstbestimmten Leseverhalten.

EinBuch, Seiten, Buch Seite, Herz, Papier, Lesen, Offenen Trick allerdings haben wir im Selbsttest auch für den Umgang mit der Freizeitlektüre entdeckt:

Überlegt euch vorher, was ihr vom Lesen oder auch von eurem aktuellen Buch erwartet. Soll es spannend sein oder entspannend? Habt ihr Lust auf Blut oder regt euch das gerade nur auf? Seid ihr in Stimmung für Erotik?  Wenn ihr euch das bewusst macht, bevor ihr loslest, merkt ihr viel schneller, ob das Buch eure Erwartungen trifft. Und könnt damit entsprechend umgehen.

Die Skoutz-Buchfieberkurve ist da ein guter Anhaltspunkt, aber natürlich könnt ihr das auch individuell anders gestalten. In der Skoutz-Buchsuche könnt ihr nach diesen Erwartungen Bücher quer durch alle Genres suchen und auch euer persönliches Buch-Beuteschema anhand eurer Lesefieberkurve erfassen.

#4 Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher

Wenn euch ein Buch nicht gefällt, dann legt es weg. Es gibt auf dieser Welt viel mehr Bücher als Lesezeit. Haltet euch nicht mit Büchern auf, die euch nicht interessieren, die euch nicht packen und mitreißen. Ihr beraubt so Bücher ihrer Gelegenheit, euer Herz zu erreichen, die es vielleicht besser schaffen würden. Das ist wie mit einem Schuh. Wenn er euch nicht passt, ist er deshalb weder schlecht noch hässlich. Er passt eben nicht. Punkt. Und vielleicht klappt es zu einer anderen Zeit, in einer anderen Lebenssituation mal besser. Da tun sich Bücher leichter als Schuhe.

Das bringt uns auch zum nächsten Punkt:

#5 –  Mehrgleisig lesen

Man hört so oft, dass man immer ein Buch nach dem anderen lesen müsse. Aber wenn man zum Beispiel abends zum Runterkommen etwas anderes lesen will als untertags zum Mitgrübeln, dann ist es nur vernünftig, auf den Nachttisch ein Buch als in die Handtasche zu legen.

Bücher begleiten uns emotional, daher hängt es oft auch von der Stimmung ab, welches Buch gerade passt. So wie es Gelegnheiten für High Heels und solche für Gummistiefel gibt.

#6 – Gönnt euch Leserituale

Zeit hat man nicht, die nimmt man sich. Wenn ihr lesen wollt, dann lest. Plant das ein. Es ist eure Zeit, eure Entspannung, eure Leidenschaft. Ob das jetzt ein paar Seiten vor dem Schlafen sind oder morgends beim Frühstück, eine Stunde am Wochenende mit einem schönen Tee … Bewahrt euch Lesen als etwas Positives, das ihr für euch und nicht für Instagram oder Goodreads macht.

 

Bonuswissen: Lesesouveränität (Klugscheißmodus)

Lesen unter handwerklichen Aspekten ist das kritische lesen. Das sollte auch bei Autoren und (echten) Rezensenten (im Gegensatz zu den viel allgemeineren Buchvorstellungen) nicht das freie Lesevergnügen ersetzen.

Aber auf dem Weg zu einer lesenswerten Lesermeinung oder einem besseren eigenen Text ganz allgemein kann das sehr hilfreich sein. Dabei achtet man am Einfachsten darauf, wie man auf die Lektüre reagiert und prüft dann nach, warum das so ist.

  • Gefällt euch der Text? Warum? Oder vielmehr was? Oder eben umgekehrt: Was stört?
  • Welche Textstellen stören euch? Warum? Was hättet ihr anders erwartet? Was würdet ihr besser finden?
  • Wie schreibt der Autor? Einfache oder anspruchsvolle Sprache? Blumig oder eher sachlich? Ironisch mit Wortspielen? … Was macht der Autor anders als ihr? Hat er typische Sprüche, Stilmittel etc?
  • Passt die Aufmachung des Buchs (Titel, Cover, Klappentext) zur Geschichte oder hättet ihr etwas anderes erwartet? Was?
  • Ist die Geschichte logisch aufgebaut und nachvollziehbar oder sind Brüche enthalten? Gewollt (Cliffhanger oder Spannungssteigerung durch Rätselraten) oder ungewollt?
  • Was ist das zentrale Thema?
  • Was ist euch am Schluss des Buches in Erinnerung geblieben? Welche Szene fällt euch spontan ein? Warum? Weil sie so gut, so spannend, so berührend, so doof war?

 

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