zu Besuch bei Asuka Lionera
Asuka Lionera ist eine Bestseller-Autorin, die mit ihren Fantasy-Romanen ein großes Publikum begeistert. Erstaunlich also, dass wir sie noch nie bei Skoutz zu Besuch hatten. Umso mehr freut mich, dass ich das heute nachholen kann und mit dem Skoutz-Kauz bei Asuka in einem beschaulichen hessischen Dorf aufschlagen darf, um mich mit ihr zu unterhalten.
Anlass meines Besuchs ist, dass Oberfantastin J.K. Bloom, Asukas‘ Buch „Frozen Crown“ für die Midlist Fantasy nominiert hat, wo es trotz einer wirklich sagenhaft starken Konkurrenz gute Chancen auf den Fantasy-Skoutz 2021 hat.
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Kay zu Besuch bei Asuka Lionera, die für ein gutes Eis nachts gerne aufsteht!
Liebe Asuka, schön, dass es geklappt hat. Ihr habt es ja hier wirklich sehr idyllisch auf dem Land. Sicher eine gute Umgebung für den oft anspruchsvollen Autorenjob. Das bringt mich gleich zur ersten Frage (Sorry, wenn ich so mit der Tür ins Haus falle):
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Welches ist die größte Herausforderung, der man sich als Autor stellen muss?
Meine größte Herausforderung ist es jedes Mal aufs Neue, meine Geschichte gut genug für die Veröffentlichung zu finden.
Ist dieses Streben nach Perfektion nicht manchmal auch hinderlich? Man sagt ja durchaus berechtigt, dass es im Wald ziemlich öde wäre, wenn nur der beste Vogel sänge. Du musst ja auch nicht allen gefallen.
Ich weiß, dass es kein Buch, keinen Film und kein Spiel da draußen gibt, das ausnahmslos jedem gefällt – und das ist okay! Wichtig ist, dass ich damit zufrieden bin. Am Ende bin ich das (bisher) immer, aber zwischendurch führen meine Manuskripte und ich eine Hassliebe.
Da geht es mir genauso, ich vergleiche das immer mit einer Geburt. So sehr man sein Baby danach liebt, ich habe noch keine Frau getroffen, die den Geburtsvorgang selbst gut fand.
Und – was vielleicht nur mir so geht – ich kann kein Buch mehr als Leser genießen. Es ist wie ein Fluch. Ständig denke ich „Das hätte ich anders geschrieben“ oder „Das hätte mein Lektorat angestrichen“. Ich schaffe es nicht mehr, mich völlig auf eine Geschichte einzulassen, was mich sehr frustriert.
Der innere Lektor ist tatsächlich etwas, was ich als Berufskrankheit bezeichnen würde. Das höre ich öfter und mir geht es auch so, dass der Lesespaß sich eintrübt. Was mir tatsächlich sehr hilft, ist in einer anderen Sprache zu lesen. Auf Englisch ist mein Lektor z.B. nicht so selbstbewusst und hält eher die Klappe.
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Hast du Lieblingsworte in deinen Skripten, die vom Lektorat regelmäßig angestrichen werden?
Lieblingswort nicht direkt, aber was ich immer falsch schreibe: potenziell (ich schreibe stets die „amerikanische Variante“ – potentiell). Selbiges gilt für Potenzial.
Da empfehle ich Autokorrektur. Ich habe das für mich bei Prinzession eingestellt, das habe ich so oft falsch geschrieben, jedes Mal wieder, dass es mir irgendwann zu dumm wurde. Speziell, wenn man ein Märchen schreibt und das Wort ständig braucht.
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Was ist deine präferierte Erzählform?
Ich-Erzähler im Präsens, sowohl wenn ich schreibe, als auch wenn ich lese. Ich-Erzähler im Präteritum ist auch noch okay. Bei allwissendem Erzähler bin ich meistens raus, weil ich mich dann nur schwer in die Charaktere hineinversetzen kann.
Faszinierend. Bei mir ist es genau andersherum. Mit Ich-Erzählern habe ich kein Problem, aber im Präsens denke ich mir stets: Lüg doch nicht. Du stürzt jetzt nicht die Treppe hinunter, sondern erzählst mir, dass du es getan hast! So ein Buch schreibt sich ja nicht von allein. Das ist so ein „innerer Lektor-Auswuchs“, wahrscheinlich.
Bleiben wir noch kurz beim Schreiben …
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Bist du im Team Adjektiv oder bevorzugst du eher einen „schnörkellosen“ Stil?
Ich bin im Team „Kommt drauf an“ 😊
Sehr schön und so diplomatisch. Unsere Kollegin Roxane Bicker freut sich über Verstärkung. Woran machst du das fest?
In Kampfszenen verzichte ich weitestgehend auf Adjektive, um die Schnelligkeit und Härte der Szene zu verdeutlichen. In Liebes- oder allgemein romantischen Szenen setze ich sehr gern Adjektive ein.
Das klingt logisch. So versuche ich das auch. Scheint auch aufzugehen, denn sehr actionlastige Autoren wie Andreas Gruber und Fred Ink etwa reagieren eher allergisch auf Adjektive.
Eine Schreibtipp-Frage habe ich aber noch:
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Hast du einen speziellen Trick, um aus deinen Figuren echte Persönlichkeiten zu machen?
Alle besitzen Charakterzüge von mir.
Ah, dann gehörst du zu den autobiografisch motivierten Autoren. Wobei ich glaube, dass wir das alle sind. Mal mehr und mal weniger bewusst, halt.
Genau. Wir Autoren schreiben durch Empathie. Mir fällt es leichter, mich in Charaktere hineinzuversetzen, die zumindest einen Hauch von mir haben. Das können Kleinigkeiten sein wie Ungeduld, nervöse Ticks
Was sind deine Ticks, wenn ich so neugierig sein darf?
Ich spiele zum Beispiel immer mit meinem Zopf, wenn ich nervös bin.
Dann freut es mich, dass du jetzt augenscheinlich entspannt bist. Was nimmst du sonst noch her?
Vorlieben, was Aussehen und dergleichen angeht. Irgendetwas von mir fließt jedes Mal ein. Und ausgehend von diesem Etwas forme ich dann eine eigenständige Persönlichkeit drumherum.
Das ist dann das Individuelle am Protagonisten, wenn ich das richtig verstehe.
Ja. So bin ich alles andere als impulsiv wie Evelyn aus meiner „Nemesis“-Reihe, aber zu ihrer Ausgangslage passt es, denn sie muss sich ihren Platz in einer Männerdomäne hart erkämpfen. Beim Formen der Persönlichkeit dürfen also niemals die äußerlichen Faktoren außer Acht gelassen werden, auf die der Charakter nur selten Einfluss hat.
Das ist wohl wahr. Darum empfehlen ja auch viele Schreibratgeber durchaus berechtigt, dass man eine Figuren-Vita anlegt, um sich selbst zu kontrollieren. Es kann schon sein, dass ein betagter Philosophieprofessor Jugendsprache verwendet, aber das muss man dem Leser aus der Geschichte heraus begründen, wenn die Figur glaubwürdig sein soll.
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Welchen Fehler darf man beim Schreiben keinesfalls machen?
Aufgeben.
Das hat Lisa Skydla auch geantwortet. Das ist bestimmt richtig, denn tatsächlich unterschätzen viele, wieviel Ausdauer beim Schreiben und Veröffentlichen erforderlich ist. Wobei das wohl für viele Dinge im Leben gilt. Und weiter?
Ich werde oft nach Schreibtipps gefragt und die Fragenden sind stets enttäuscht, wenn ich keine liefern kann.
Hast du doch schon oben. Ich hab offenbar geschickter gefragt.
Ich glaube, dass jeder selbst herausfinden muss, was für ihn funktioniert. Ich kenne Kollegen, die schwören auf die Pomodoro-Methode. Für mich ist sie der blanke Horror.
Bei der Methode geht es ja weniger um das Schreiben an sich als um die Zeiteinteilung. Man nimmt sich nur kleine Zeiteinheiten vor, für 15-30 Minuten, macht dann Pause und danach weiter. Bei mir ist das situativ. Wenn ich mich so gar nicht konzentrieren oder aufraffen kann, wenn Facebook gar so verlockend ist, dann hilft mir das schon zu sagen, mach wenigstens mal 15 Minuten. Aber meist reißt mich der Wecker raus, der die 15 Minuten markiert. Das hängt wohl mit der Art zusammen, wie man sich fokussiert. Da gibt es kein Richtig oder Falsch.
Mehr noch: Ich glaube, dass es überhaupt kein Richtig oder Falsch gibt – weder beim Schreiben noch in anderen künstlerischen Berufen. Das Einzige, was man nie tun sollte, ist aufzugeben, wenn man wirklich mit Herzblut an einer Sache hängt.
Wer will da widersprechen? Bleiben wir mal beim Herzblut. Dazu gehört, du hast es vorhin angesprochen, ja auch das Lesen.
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Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?
„A Court of Silver Flames“ von Sarah J. Maaß in der englischen Version.
Da bin ich dann gespannt, ob bei dir der Korrektur-Zwang bei einer englischen Version auch nachlässt.
Und jenseits der Bücher, was bringt da dein Herzblut in Bewegung? Mit anderen Worten …
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Welche 3 Dinge sind dir aktuell am wichtigsten im Leben?
Meine Familie (zu der natürlich auch unsere Hündin Hera gehört), Gesundheit in einer Zeit, in der das nicht mehr selbstverständlich ist, und die Freiheit, das tun zu können, was mir Spaß macht.
Das ist ja auch was, das in diesen Lockdown-Zeiten voller Verbote an Wertschätzung gewinnt, weil es halt nicht selbstverständlich ist, und auch nie war. Aber du sagst das mit so einem entschlossenen Unterton, warum?
Ich habe Wirtschaftsinformatik studiert und eine abgeschlossene Lehre zur Bankkauffrau. Berufe, in die ich niemals wieder zurückwill.
Klar! Da ist jetzt weder Kreativität noch Freiheit ganz vorn in der Stellenbeschreibung.
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Wenn du wählen könntest, wärst du lieber extrem intelligent oder gut im Umgang mit Menschen?
Extrem intelligent. Dass ich nicht gut im Umgang mit Menschen bin, weiß ich selbst und ich arrangiere mich bereits mein ganzes Leben damit. Ich sehe keinen Grund, das ändern zu wollen.
Und wenn du extrem intelligent bist, fällt das auch umso leichter. Stimmt. 🙂
Nächste Frage:
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Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?
Für Cookie Dough-Eis von Ben&Jerry’s.
Das ist endlich mal ein guter Grund.
Oder für eine neue Idee – schon öfters geschehen.
Das ist sehr beruhigend. Also, dass die Ideen nicht ausgehen.
Und wenn mein Hund raus muss. Es gibt viele Dinge, für die ich aufstehen würde.
🙂 Von deiner Bereitwilligkeit, den Schlaf zu unterbrechen, abgesehen …
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Was ist deine größte Stärke?
Meine Konzentration. Ich kann völlig in einer Sache aufgehen, stundenlang, und nehme dann nichts um mich herum wahr. Oft vergesse ich zu essen und merke es erst, wenn meine Finger anfangen zu zittern.
Was absolut plausibel erklärt, warum die Pomodoro-Technik nun wahrlich nichts für dich ist.
Oder doch, wenn du die 5-Minuten-Pausen für einen kleinen Snack nutzt. Für ein Schälchen Ben&Jerry’s vielleicht?
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Wenn dein fünf-jähriges Selbst plötzlich deinen jetzigen Körper bewohnen würde, was wäre das Erste, es tun würde?
Wahrscheinlich an der PlayStation oder Switch zocken.
Mit Fünf? Okay.
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Welcher fiktionale Charakter ist in Buch/Serie/Film unglaublich, wäre aber in banalen alltäglichen Situationen unerträglich?
Kein Buch/Serie/Film, aber zuerst kam mir Midna aus „The Legend of Zelda: Twilight Princess“ in den Sinn.
Ich sehe schon, du bist echt ein Zocker. Warum gerade Midna?
Im Spiel habe ich sie echt gefeiert, im wirklichen Leben würde sie mir sicher auf die Nerven gehen. Aber sie war eine enorme Verbesserung zu Navi. („Hey, listen!“)
Da müsstest du mich jetzt aufklären, weil ich Zelda nie gespielt habe, scheinbar dumm von mir, so wie du gerade grinst. Lass uns mal noch ein bisschen weiterspinnen:
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Stell dir vor, du würdest einen Geheimbund gründen, wie würdest du ihn benennen und was wäre eure Mission?
Interessante Frage, auf die ich leider keine Antwort weiß. Meine Kenntnisse über Geheimbünde beschränken sich auf Dan Brown’s „Illuminati“.
Das ist schade. Aber dann machen wir mal weiter und werden etwas persönlicher …
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Gibt es etwas, das du kannst, die meisten anderen Menschen aber nicht?
Ich stamme aus einer Zeit, in der es kein Internet gab.
Das klingt jetzt irgendwie steinalt und prähistorisch. Wobei das gar nicht so lang her ist, wenn man es genau bedenkt. Und weil, du dich gut gehalten ist. Und welche spezielle Fähigkeit leitest du daraus ab?
Deshalb habe ich noch gelernt, dass ich nicht ungefragt überall meinen Senf dazugeben muss 😉.
Oh ja …
Eine Fähigkeit, die leider heute mehr und mehr in Vergessenheit gerät.
Wäre das nicht was für einen Geheimbund? Die „Senfkörner“ (Arbeitstitel), die versuchen, der Welt unermüdlich ein wenig Zurückhaltung zurückzugeben oder so?
Darüber müssen wir echt nochmal plaudern. Schade, dass wir heute schon am Ende meiner Fragen sind. Aber eine kleine Schlussaufgabe habe ich noch:
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Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!
Höre nicht auf die Meinung von anderen. Wichtig ist nur deine eigene.
Oh ja, das sind wahre Worte!
Liebe Asuka, wie erwartet war das ein wunderbarer Nachmittag. Vielen Dank für das Gespräch, das ich hoffe senffrei bald mal wieder fortzusetzen. Gerne über ein neues Buchprojekt von dir oder auch, als Siegerin im Skoutz-Award. Meine Daumen sind gedrückt.
Dankeschön!
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Hier könnt ihr Asuka Lionera erreichen:
- Homepage* von Asuka Lionera
- Asuka Lionera auf Facebook*
- und Instagram*
- Asuka Lionera auf Etsy*
- und Patreon*
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Skoutz-Lesetipp:
Nemesis 2: Die Erde erwacht – Göttliche Fantasy von Asuka Lionera
***Gefangen in der Welt der Götter**
Eigentlich wollte Eve nur ein aufregendes Abenteuer erleben. Doch jetzt ist sie gefangen in einer fremden Welt und muss sich Feinden stellen, die wie sie selbst eine göttliche Aufgabe zu erfüllen haben. Erst wenn sie den Wettstreit der Götter gewinnt, kann sie diesen gefährlichen Ort endlich verlassen.
Weg von den Kriegern der Luft und des Wassers. Weg von Lucian, ihrem Wächter, der sich mit seinen sturmgrauen Augen in ihr Herz gestohlen hat, nur um es zu brechen. Aber Lucian kann Eve nicht loslassen. Immer wieder sucht er ihre Nähe und plötzlich weiß sie nicht mehr, wofür sie kämpfen soll.
Dafür, zu bleiben oder dafür, in ihre Welt zurückzukehren …
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Skoutz meint: Als Sagenfresser lese ich so ziemlich alles, was mir an mythologischen Stoffen in die Finger kommt. Oder auch mythologie-inspirierten. Von daher hatte ich natürlich die Nemesis-Reihe sofort auf meinem SuB und kann die Serie wirklich empfehlen. Asuka Lionera entwirft Charaktere, die nicht Everybody’s Darling sind und sich dem Leser nicht anbiedern, sondern ihr Ding machen. Was sie für mich sehr authentisch und echt wirken lässt. Die Story selbst ist stimmig aufgezogen und mit unterhaltsamen Twists und Wendungen durchkomponiert. Dabei trifft man Mythologie in vertrautem Rahmen ebenso wie coole neue Ideen, die überzeugen. Ich freue mich auf den nächsten Band im Herbst. (kn).
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Mehr Info
“Frozen Crowns – Ein Kuss aus Eis und Schnee“, ist ein magischer Liebesroman über eine verbotene Liebe, und einen Kuss, der selbst Eis zum Schmelzen bringt. Damit hat Asuka Lionera auch die Jury verzaubert und so ist das Buch für die Midlist Fantasy des Skoutz-Awards nominiert und wurde in diesem Zusammenhang bereits von uns besprochen (weiterlesen).
Wir hoffen natürlich, dass auch dieses Interview von Erin Lenaris dazu bei trägt, dass die Ring-Chroniken im Wettbewerb weiterkommen und drücken fest die Daumen.
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In unserer Buchsuche erfahrt ihr zudem, ob das Buch zu euch passt.
Mit der Skoutz-Buchfieberkurve bewertet ihr mit fünf einfachen Klicks ein Buch anhand von fünf Kriterien statt fünf Sternen. So seht ihr auf einen Blick, wie das Buch wirklich ist. So schön kann Bücher suchen sein.
Natürlich gibt es dort auch noch andere Bücher, Rezensionen und vieles mehr.
Wer das Buch schon kennt, kann (und soll!) es bei uns natürlich auch bewerten, damit unsere Buchsuche weiter wächst.