zu Besuch bei: Grit Richter

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Heute bin ich zu Besuch bei einer meiner liebsten Leipzig-Bekanntschaften, der großartigen Pokémonverliebten, so wunderbar herrlich durchgeknallten Grit Richter.  Anlass meines Besuchs ist die Nominierung der von ihr herausgegebenen Anthologie rund um die grüne Fee, Absinth, für die Midlist Anthologie. Ein Thema, das es mit Salih Jamal ja auch auf die Midlist Contemporary geschafft hat. Blöd nur, dass ich wirklich gaaaaar keinen Alkohol vertrage. Aber gut, wir werden sehen …

 

Zu Besuch bei Grit Richter, die einer ganz speziellen Farbenlehre folgt

 

Was bewegt dich, Anthologien herauszugeben?

Ich wollte schon immer eine Anthologie zum Thema „Absinth“ machen! Das Bild einer frechen kleinen Fee in Grün, die auf einem Totenschädel tanzt, schwirrt schon ewig in meinem Kopf herum und nun endlich bin ich dazu gekommen, eine Ausschreibung zu machen und schließlich auch die Anthologie auf den Markt zu bringen. Es zeigte sich, dass Absinth, die Grüne Fee und Phantastik eine hervorragende Mischung bilden.

Das wird niemand bestreiten, dass jedem, der mit Absinth die Grüne Fee beschwört, phantastische Eindrücke zuteil werden. Aber lass uns allgemeiner über Anthologien sprechen, ein Thema, dem sich ja viele unserer skoutzigen Autoren verschrieben haben, Jana Oltersdorff, André Skora und Stefan Holzhauer zum Beispiel, um mal die Award-Sieger und Juroren zu benennen.

 

Was macht für dich eine gute Anthologie, ein gutes Anthologie-Thema aus?

Alles steht und fällt mit dem Ausschreibungstext, den man sich vorher gut überlegen sollte. Wo will man hin, welche Geschichten sucht man, wie soll das Endergebnis aussehen. Wie ich bei einem aktuellen Anthologie-Projekt merke, kann ein nicht gut ausgereifter Ausschreibungstext zu vielen Fragen und Unsicherheiten seitens der Autoren führen und so schlussendlich auch zu unpassenden Kurzgeschichten.

Das klingt, als sei so ein Projekt gar nicht so sehr, Sache des Autors …?

Eine gute Anthologie startet und endet immer beim Herausgeber. Es beginnt beim Ausschreibungstext, geht dann über zu den Autoren, die Geschichten liefern und endet wieder beim Herausgeber, der aus den eingesendeten Geschichten eine Auswahl der besten und kreativsten Geschichten zusammenstellt.

Das klingt jetzt sehr nach notwendigen Abläufen und dann eben einem guten Händchen bei der Auswahl der Geschichten, die es ins Buch schaffen. Was sind da deine Kriterien?

Im Idealfall ist eine Anthologie, eine Sammlung von Geschichten, die das Ausschreibungsthema auf unterschiedliche Weise einfängt und dem Leser so einen Blick aus vielen Richtungen ermöglicht.

 

Anthologien sind in Deutschland – anders als in vielen anderen Ländern – relativ schwer an den Leser zu bekommen. Woran liegt das?

Ich denke, dass Anthologien da ein ähnliches Problem haben wie Novellen, beide sind „Randerscheinungen“. Große Publikumsverlage konzentrieren ihr Programm stark auf die verschiedensten Arten von Romanen, die am Ende auch in Buchhandlungen zu finden sind.

Du meinst, es liegt an der Einstellung der Großen, die unsere kleine Branche prägen?

Ja. Da kaum ein Großverlag eine Anthologie herausgibt, entsteht beim Leser der Eindruck, diese Buchgattung existiere gar nicht. Aber genau darin liegt auch das große Glück der Anthologien! Denn so müssen wir uns nicht gegen Großverlagstitel behaupten.

Stimmt auch wieder. Kein Schaden ohne Nutzen. Ich persönlich bin ja erst spät auf den Geschmack gekommen, empfehle aber jetzt Anthos speziell Wenig-Lesern, die von der Länge der Geschichten nicht überfordert werden, durch die bunte Auswahl auch erst einmal ihren Lesegeschmack austesten können und so auch in kleinen Häppchen viel Inspiration bekommen.

Da ist noch ein Punkt. Des Weiteren mache ich Anthologien in erster Linie, weil es für mich eine gute Möglichkeit ist, neue Autoren kennen zu lernen und Nachwuchsförderung zu betreiben. Mit Kurzgeschichten können Autoren sich ausprobieren, viele Genres kennenlernen und Bekanntheit aufbauen, noch bevor sie ihren ersten Roman auf den Markt bringen. Es ist immer wieder spannend, dabei zuzusehen, wie Debütautoren ihren Weg in der Literaturwelt gehen.

🙂  Das macht mir bei der Award-Arbeit auch Spaß. Gerade, wenn man sieht, wo und unter welchen Umständen und Genres man sich wieder trifft. Die Buchmarktentwicklung ist ja immer auch eine Entwicklung von Menschen und ihren Geschichten, erlebten und erdachten.

Nach welchen Kriterien wählst du die Geschichten aus?

Bei mir werden zuerst alle Kurzgeschichten in eine Tabelle eingetragen. Dort steht der Titel, Name des Autors, Adresse, Länge der KG und schlussendlich Felder wie „Passt in die Anthologie – Ja – Nein – Vielleicht“ und ein Info-Feld. Wenn alle KGs eingetragen sind, werden die Spalten mit den Namen verborgen und in den Text-Dateien alle Anhaltspunkten auf den Autor gelöscht. So entsteht eine vollkommen anonyme Auswertung.

Krasser Scheiß! So eine hochwissenschaftliche Herangehensweise hätte ich jetzt nicht erwartet. Also, ein Doppelblindtest für Kurzgeschichten sozusagen. Holla die Waldfee, die ist ja sehr wahrscheinlich auch grün. Und wie gehst du dann weiter vor?

Persönlicher Geschmack ist natürlich immer ausschlaggebend. Aber auch Rechtschreibung oder ob das Thema getroffen wurde. Also wie bei einem Schulaufsatz. In der Tabelle werden dann alle gelesenen KGs farblich markiert. Rot = Nicht in der Anthologie, Orange = Vielleicht dabei, Grün = Fix dabei und mit Lila sind Geschichten markiert, die zwar nicht in die Anthologie passen, aber sich toll als Novelle oder Roman eignen würden.

Grits Farbenlehre. Hehehe!

Auch Vielfalt spielt eine Rolle! Hab ich eine 5 Geschichten mit einem Vampir dann muss ich mich für eine entscheiden, damit die Anthologie nicht voller Vampir-Figuren ist, aber Werwölfe und Dämonen kommen nur einmal vor. Weiterhin sollten auch die Protagonisten der Geschichten schön gemischt sein: Mann/Frau, jung/alt, schüchtern/extrovertiert usw.

Memo an Kay, wenn ich mich mal bei Grit für eine Anthologie bewerbe, möglichst ausgefallenen Ansatz des Themas wählen!

Genau! Bringt man all das zusammen hat man am Ende (im Idealfall) eine schöne bunte Mischung an Geschichten, bei der für jeden was dabei ist.

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis als Herausgeber?

Als ich 2015 den Deutschen Phantastik-Preis für „Steampunk Akte Deutschland“ bekommen habe. Dieser Preis zeigte mir, dass Anthologien und Steampunk durchaus eine größere Nische sind, als ich bisher angenommen hatte. Es ist einfach schön, für seine Arbeit so anerkannt zu werden.

Na, dann hat Thorsten Küper, unser diesjähriger Chef-Anthologe ja alles richtig gemacht und die für den Skoutz-Award nominiert.

 

Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Herausgeber machen kann?

Jede gekaufte Anthologie ist ein Kompliment! Wenn sie dem Leser dann auch noch gefällt und er irgendwo eine Rezension hinterlässt, bin ich vollauf zufrieden.

Wenn das so einfach geht … *räusper*  ich wede nachher noch auf unsere Buchbesprechung der Grünen Fee aufmerksam machen. Und wenn du uns Bescheid sagst, sind wir auch auf jede neue Art Skript Phantastik-Anthologie gespannt. Man übersieht halt auch so schnell die Perlen im Wust der Neuveröffentlichungen, die uns jede Woche auf die Redaktionstische flattern.

Aber abgesehen von Kauf und Rezension …

 

Wer ist für dich der ideale Leser?

Der ideale Leser wäre für mich jemand, der sich traut, abseits vom Mainstream zu lesen und sich auf neue Abenteuer einzulassen. Jemand, der unbekannten Büchern eine Chance gibt und die Vielfalt der deutschsprachigen Buchwelt (und besonders der Phantastik-Szene) erkennt.

Hach! Amen! Und davon bitte reichlich!

Was macht für dich ein gutes Anthologie-Cover aus? Gibt es da andere Regeln als für einen Roman?

Nein, jedes Cover hat die Aufgabe den Inhalt des Buches wiederzugeben. Ein Cover visualisiert die Geschichte und zeigt dem Betrachter, worum es in dem vorliegenden Werkt geht. Bei Anthologien sollte das Cover das grundlegende Element der Ausschreibung wiederspiegeln und dabei so toll verpackt sein, dass man das Buch einfach kaufen will.

Das ist mal auf alle Fälle wahr. Das Cover ist der berühmt-berüchtigte erste Eindruck.

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Buchinterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Bist du zufrieden mit der deutschsprachigen Phantastik-Szene und wie sie allgemein wahrgenommen wird? ^^

 Daran arbeiten wir beide! Versprochen!

Liebe Grit, es war mir ein Vergnügen, dich mal wieder zu treffen. Ich hoffe wir sehen uns in Frankfurt und auf der Bucon. Oder in Leipzig oder wo auch immer!

 

Hier könnt ihr Grit Richter treffen

  • Grit Richter & Art Skript Phantastik Verlag auf Facebook
  • Website von Grit Richter & Art Skript Phantastik Verlag

 

Skoutz-Lesetipp: 

Die Damen der Geschichte – Dark Fantasy Anthologie

Männer glauben die Welt zu regieren, doch im Verlauf der Geschichte veränderten Frauen das eingefahrene Weltbild ihrer Zeit.
Getrieben von Ehrgeiz und Passion bestritten sie Kriege, schufen Wunderwerke der Technik oder begeisterten mit ihren besonderen Talenten. Doch wer im Licht steht, wirft oft auch einen dunklen Schatten, in dem die düsteren Wesen der Nacht lauern. Vergessen Sie den Geschichtsunterricht. In diesem Buch erfahren Sie die Wahrheit über die Damen der Geschichte.

Skoutz meint: Wer Dark Fantasy mag, gelegentlich über böse Scherze lacht, sich für alternative Geschichte begeistert oder einfach nur mal Lust auf eine ungewöhnliche Geschichte hat, muss hier zugreifen. Mary Shelley, Elisabeth (Sissi) von Österreich, Lucrezia Borgia und viele mehr geben sich höchst amüsant die Ehre.

Wer mag, kann sich dieses lesenswerte Buch beim Verlag, überall im Buchhandel oder über unseren Affiliate-Link bei Amazon besorgen.

Wer das Buch schon kennt, sollte es hingegen unbedingt bei der Skoutz-Buchsuche bewerten. 5 Klicks für euch, aber ein großer Gefallen für alle anderen Leser und die Autoren.

Weitere Anthologien, herausgegeben von Grit Richter

Und weil wir die Begeisterung für Anthologien wirklich von Herzen teilen und Grit Richter zudem so nett war, uns sämtliches Material zur Verfügung zu stellen, haben wir hier noch eine hübsche Zusammenfassung ihrer lesenswerten Bücher für euch:

Vampire Cocktail (Verlagslink)

Vielfältig und aufregend präsentiert sich die Welt der Cocktails, von Cosmopolitan bis Bloody Mary ist für jeden Geschmack etwas dabei. Um einige dieser Mix-Getränke ranken sich Legenden und Erzählungen, andere haben es sogar schon auf die große Leinwand geschafft. Ein Cocktail kann zu Begegnungen führen und der Beginn eines Gespräches sein. Nur was passiert, wenn der Gesprächspartner ein Vampir ist?

Masken (Verlagslink)

Masken verhüllen alles und öffnen die Tore zu einer fremden Welt. Sie sind verziert mit Perlen, Goldstaub und Spitze, überzogen mit Seide und Brokat oder aus schlichtem Holz. Doch in den Wirren der Farben und im Rascheln der Kleider tummeln sich die maskierten Wesen der Unterwelt, die ihre Opfer suchen, locken und in die Nacht entführen. Sie begegnen uns während des farbenfrohen Maskenballs in Venedig, in den Steppen der Mongolei oder bei einem alten Ritual in Afrika. Verhüllt von den Masken wandeln die Wesen der Nacht unter den Menschen und warten auf ihren Moment.

Steampunk 1851 (Verlagslink)

1851 – ein Jahr voller Veränderungen. In London findet die erste Weltausstellung statt und in Australien bricht der Goldrausch aus. Dazwischen werden Firmen gegründet, Kriege bestritten, Politik gemacht, Bücher herausgegeben, Opern uraufgeführt … kurz: Geschichte geschrieben. Doch welchen Einfluss haben die dunklen Wesen der Unterwelt auf die Zahnräder, die das Uhrwerk der Geschichte antreiben?
Lassen Sie sich überraschen und sehen Sie die Vergangenheit in einem vollkommen neuen Licht.

Die dunkelbunten Farben des Steampunk (Verlagslink)

Sie sich entführen zu den dunkelbunten Seiten der Steampunk-Welten! Zwischen Zeppelinen und Dampfmaschinen schlängeln sich mannigfaltig schattierte Farben durch die Geschichten und wispern den Zahnrädern Geheimnisse zu. Mal äußerst prägnant, mal zurückhaltend dezent erzählen sie von einer retro-futuristischen Welt, die es nie gab, von vergessenen Nuancierungen und verlorenen Träumen. Jede Geschichte erzählt von ihrer eigenen Farbe, die sich selbst in den Buchstaben widerspiegelt und gemeinsam ergeben sie eine Anthologie, die ihres Gleichen sucht.

Fantasy Noir (Verlagslink)

Versteckt vor aller Augen tummeln sich die Wesen der Nacht unter uns. Selbst die geschulten Adleraugen der besten Ermittler erkennen die Gefahr nicht sofort. Die Hüter von Recht und Ordnung kratzen an der Oberfläche der Realität und legen das wahre Gesicht der Welt frei. Doch was sehen sie, wenn sie ins Auge der Dunkelheit blicken?
Die Anthologie »Fantasy Noir« wartet mit zwölf übernatürlichen Mordfällen auf mutige Leser, die bereit sind, ihren Geist einer Welt voll düsterer Phantasmen zu öffnen.

Hinweis:

Mit „Absinth – Geschichten im Rausch der Grünen Fee“ aus dem Art Skript Phantastik-Verlag ist Grit Richter mit ihren Autoren für den Anthologie-Skoutz 2018 nominiert. Natürlich sind wir alle sehr gespannt, ob sich die Fee auch in den nächsten beiden Runden so gut schlagen kann und im Höhenflug dann auch die Award-Night in Frankfurt rockt.

Wir haben uns das in vielerlei Hinsicht hochgeistige Buch natürlich längst geschnappt (in Leipzig) und genauer angesehen (weiterlesen).

 

 

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