10 kleine Fingerlein – viel besser schreiben
Ist euch schon mal aufgefallen, dass zwar sehr viel darüber gesprochen wird, wie man schreiben soll, aber so gut wie nie wie man schreibt. Mit anderen Worten, Schreibratgeber erklären uns genau, wie man Geschichten aufbaut, Charaktere und ganze Welten entwirft, den Spannungsbogen für den Leser spannt und mit pointierten Dialogen die Pfeile auflegt, die beim Lesen ins Herz treffen sollen. Aber wie man schreibt … technisch … Fehlanzeige!
Dabei ist es außerordentlich hilfreich, wenn man richtig schreiben kann, also mit 10 Fingern auf der Tastatur. Man kann sehen, was man tippt, man vermeidet Sehnenschäden und nimmt automatisch eine bessere Sitzhaltung ein, weil man nach vorn sieht (wortwörtlich) und nicht nach unten.
Also Schluss mit dem Adler-Such-System, bei dem man wie ein Partisane jeden Tag einen Anschlag hat. Für alle, die das 10 Fingersystem nie gelernt haben, ist dieser Beitrag.
10 Finger Schreiben schnell erklärt
Durch eine sinnvolle Grundhaltung der Finger über der Tastatur beginnt man sehr schnell blind zu schreiben, was sich höchst positiv auf Sitzhaltung, Fehlerquote und Schreibgeschwindigkeit ausübt. Auch der kreative Flow wird besser, weil man sich viel intensiver auf die Geschichte einlassen kann, wenn man nicht ständig suchen muss, wo jetzt wieder das „p“ auf der Tastatur ist.
Lasst den Adler fliegen
Ich bin erstaunt, wie viele meiner Kollegen immer noch mit dem Adler-Such-System schreiben, bei dem der Zeigefinger über der Tastatur kreist, bis man den gesuchten Buchstaben entdeckt hat, um dann zuzustoßen. Auch hier macht Übung den Meister und ich bin sehr beeindruckt, wie schnell der Zeigefinger zustoßen kann und welche Anschlagsdichte so mit zwei bis vier Fingern im Dauereinsatz erreicht werden kann. Aber ohne eine klare Zuweisung, welcher Finger für welche Tasten zuständig ist, wird das meist mit dem Blind schreiben nichts und auch dem Tempo sind Grenzen gesetzt, die wir jetzt einreißen wollen.
Tastaturbelegung mal anders
Wenn wir sonst von Tastaturbelegung sprechen, meinen wir meist die Sonderzeichen, die sich hinter bestimmten Kombinationen verstecken. Heute geht es uns wortwörtlich darum, auf welche Tasten wir unsere Finger legen.
Beim 10 Finger-System liegen die Hände so auf der Tastatur, dass alle Tasten gut erreicht werden können. Die Buchstabenkombination der Normtastaturen verstärkt den Effekt, weil die seltener gebrauchten Zeichen weiter außen liegen.
Auf den Tasten F und J sollen die Zeigefinger liegen. Damit das auch blind leichter fällt, haben diese Tasten eine kleine Erhebung, die man erfühlen kann. Und dann liegen die anderen Finger locker daneben:
Also die Finger der linken Hand liegen auf den Tasten A, S, D und F. Die rechten Finger auf J, K, L und Ö. Die Daumen parken auf der Leertaste.
Nachbarschaftshilfe
Jeder Finger ist nun auch noch für die angrenzenden Buchstaben zuständig. Zunächst mal die Tasten darüber und darunter. Bei der Leertaste nimmt man meist den Daumen, der gerade „Zeit hat“.
Hier gibt es verschiedene Varianten, die man auch mal ausprobieren kann. Aber tatsächlich beginnt man fast automatisch seine 10 Finger einzusetzen, wenn man nur die Grundhaltung (Zeigefinger auf F und J) einnimmt und die Finger auch wieder in die Grundhaltung zurücknimmt.
Sehr schnell übernimmt das Unterbewusstsein die Koordination, die das Schreiben letztlich ausmacht und das Bewusstsein wird frei, sich damit zu befassen, was man eigentlich schreiben will. Profi-Adler werden vermutlich erst einmal etwas langsamer mit diesem System schreiben, aber der Aufwand lohnt, denn durch die ergonomisch bessere Körperhaltung ist Schreiben so viel weniger anstrengend und schonender für Sehen und Gelenke.
Vorteile des Schreibens mit 10 Fingern
Geschwindigkeit
Teamwork geht eigentlich immer schneller und das gilt auch beim Tippen. Wenn man mit 10 Fingern schreibt, werden die Wege zwischen den Tasten kürzer und allein deshalb immer irgendwann schneller. Wer ganze Bücher schreiben will, spart hier enorm Zeit, einfach weil sich die Sekunden aufaddieren.
Kreativität
Wer sich nicht mehr auf den Schreibvorgang und die Tasten konzentrieren muss, kann alle Energie in den Kreativprozess legen. Man kann sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Geschichte fallen lassen und sie unbewusst durch die Hand in den Text fließen lassen. Auch die Konzentrationsfähigkeit nimmt damit Studien zufolge deutlich zu.
Ergonomie
Wer wie ein Adler schreibt, nimmt unwillkürlich die Hände aus dem Blickfeld, damit die Tasten gesehen werden. Das fördert eine verkrampfte Handhaltung, die gerne mal in eine überanstrengte Sehne mündet, was sehr schmerzhaft ist. Auch der vorgeneigte, nach unten auf die Tastatur gerichtete Blick ist schlecht für Rücken und Schultern. Die Wahrscheinlichkeit, dass man beim Einsatz aller 10 Finger eine gesunde, aufrechte Sitzhaltung einnimmt ist viel größer als bei allen anderen Techniken.
10 Finger individuell?
Ideal ist der Einsatz der 10 Finger, wie wir es oben beschrieben haben. So sind auch die handelsüblichen Tastaturen angelegt. Aber natürlich kann man hier auch variieren, je nach Größe der Hände und Länge der Finger wird man das oft automatisch tun.
Es gibt viele Ratgeber, die hiervon ausdrücklich abraten, aber ich persönlich glaube, dass man sich und seinem Unterbewusstsein vertrauen darf. Es ist schon viel gewonnen, wenn man die Grundhaltung (Zeigefinger auf F/J) einnimmt und sich den Rest von dort aus erschließt. Man tippt ab dann binnen kurzer Zeit viel schneller, sicherer und entspannter.
Ausschlaggebend für effizientes Schreiben ist letztlich nur, dass ihr die Positionen der Tasten und die notwendigen Umgreifbewegungen beherrscht und diese, ohne lange nachzudenken „blind“ anwenden könnt.
Lohnt sich der Einsatz aller 10 Finger?
Unabhängig von Buch- oder Blogprojekten schreiben die allermeisten von uns täglich am Computer, im Job, privat in den sozialen Netzwerken … Versuchen wir mal eine einfache Rechnung:
Wer nur eine Stunde täglich schreibt, tut das im Jahr 365 Stunden lang. Wer es schafft, mit der richtigen Technik sein Tempo zu verdoppeln, spart sich 182 Stunden im Jahr, das ist – bezogen auf eine normale Arbeitswoche ein Monat Freiraum jährlich, den man anders nutzen kann.
Der Initialaufwand, den eine Umstellung bedeutet, wird sich also sehr schnell lohnen, auch wenn man gesundheitliche Aspekte und erhöhten Schreibspaß beiseite lässt.
Wer jetzt also loslegen will … .
Eine gute Übersicht über kostenlose Programme, mit denen man üben kann, bietet Chip unter diesem LINK*