10 Tipps für Mehrleser um mehr zu lesen

10 Tipps für Mehrleser

So viele Bücher, so wenig Zeit! Spätestens nachdem wir in der Skoutz-Redaktion die Longlists gesichtet haben, ist unser SuB in einem adipösen Zustand. Und wir sind verzweifelt, denn wie sollen wir je diesen wunderbaren Geschichten die ihnen gebührende Aufmerksamkeit schenken?

Das Problem wird wohl unlösbar bleiben, aber ein bisschen Linderung kann man sich mit geeigneten Lesetechniken und -gewohnheiten verschaffen. Tricks, mit denen man mehr lesen kann. Aber dazu braucht man Zeit, sie zu finden und auszuprobieren. Ein Teufelskreis.

Aber weil wir wissen, dass wir nicht allein mit diesem Problem sind, helfen wir euch gern. Hier sind die, die wir zusammengetragen haben!

Schneller, höher, besser?

Wer ebenfalls bereits Bergsteigerausrüstung benötigt, um seinen SuB zu erklimmen, weiß wovon wir sprechen und viele haben uns auch Tipps gesagt, die wir hier von Profis für Profis zusammengestellt haben, damit auch ihr vielleicht nicht alle, aber doch mehr Bücher lesen könnt:

  1. So viele Bücher, so wenig ZeitFrust vermeiden und realistisch planen
  2. Lesezeiten planen
  3. Gelegenheiten nutzen
  4. Ablenkung vermeiden
  5. Lesen mit dem Herzen
  6. Mut zum Abbruch
  7. Gemeinsam lesen
  8. Formate wechseln
  9. Lesetechnik verbessern
  10. Aus Spaß an der Freud

Mit anderen Worten …

Mehrleser müssen mehr lesen

Klingt schlau? Ist es auch. Und wenn ihr diese Tipps beherzigt, klappt das auch mit dem Mehrleser werden:

1. Frust vermeiden

Ziele helfen. Darum führen viele Skoutze eine Leseliste, in der sie sich auch Ziele setzen, wieviele Bücher sie in welcher Zeit gelesen haben wollen.

Das können 100 Bücher im Jahr oder 1 in der Woche sein. Es ist aber vielleicht auch spannend zu sagen, dass man 2 Klassiker und ein neues Genre lesen möchte.

Ziele sind so verschieden wie die Menschen, die sie sich setzen. Gerade bei den Mengenzielen kommt es auch darauf an, ob man meinetwegen Krieg und Frieden im russischen Original oder doch eher leichte und schmalrückige Chick-Lits oder Perry Rhodans liest.

2. Lesezeitfenster

Free Coffee Cake photo and pictureRegelmäßigkeit hilft enorm, denn auch wenn man nur täglich 15 Minuten konzentriert und in Ruhe lesen kann, kommt über das Jahr einiges zusammen. Es lohnt sich also, sich wirklich bewusst Lesezeit zu nahmen. Eine halbe Stunde vor dem Zubettgehen oder am Samstag nachmittag, wenn die Familie am Bolzplatz ist.

Damit das dann auch wirklich funktioniert: Sagt eurem Umfeld, dass diese Lesezeit nicht Ausdruck der Ratlosigkeit ist, was man „Sinnvolles machen“ könnte, sondern eine bewusste und zu respektierende Entscheidung. Die Antwort auf das berühmte: Hast du mal 5 Minuten? lautet also: Nicht jetzt!

Wer in letzter Zeit nur wenig gelesen hat, oder womöglich noch nie wirklich viel, sollte sich nicht übernehmen! Lesen ist eine für das Gehirn und auch die Augen anspruchsvolle Tätigkeit, die trainiert werden will. Da ist weniger am Anfang mehr. Und das Steigern ist für sich ja schon ein Erfolg!

Fangt also zum Beispiel mit 30 Minuten täglich an. Nicht notwendig am Stück. 10 Minuten im Bus, 10 Minuten auf dem Heimweg und 10 Minuten vor dem Schlafen gilt genauso. Und wie man beim Schreiben auch trickst, geht das beim Schreiben: Wer montags mehr Zeit halt als am Donnerstag, kann ja schon ein Polster lesen.

3. Gelegenheiten nutzen

Mit diesen Tricks kommen wir auch schon zum nächsten Tipp – nutzt die Gelegenheiten, wie sie kommen. Dank moderner Handy-Apps haben wir inzwischen unsere Lektüre immer dabei. Also kann man die Gelegenheit, wenn es beim Arzt mal wieder länger dauert, hervorragend nutzen.

Nur beim Kochen hat sich das nicht bewährt. Da passiert es mir jedenfalls regelmäßig, dass ich Nudeln zu Brei und Würstel zu Briketts verwandle, weil mein Buch zu spannend war.

4. Vermeide Ablenkung

Ablenkung funktioniert in beide Richtungen. So gut man in Büchern versinken kann, so schnell wird man auch herausgerissen. Speziell wenn man am Handy liest und ständig Pling, Plang, Plong darauf hinweisen, was nicht alles potentiell Spannendes auf Insta, Twitter oder Twitch passiert, kommt man selbst dann, wenn man nicht nachschaut, trotzdem nicht so richtig in den Flow.

Instaprofis empfehlen da ganz klar, die Benachrichtigungen auszuschalten und nur zu definierten Zeiten nachzuschauen, was los ist. Beginnt den Tag nicht mit Social Media sondern mit der Lese-App! Wer Angst hat, im Entzug zu versagen, kann mit speziellen Mute-Apps tatsächlich den eigenen Zugriff auf Zeit beschränken. Denn es geht ja nicht um die Nachricht an sich. Sondern darum, dass aus einem kurzen Blick schnell eine halbe Stunde wird, die fehlt! Darum zurück zu Tipp 2 – Wenn Lesezeit ist, hängt ein mentales „Ja nicht stören!“-Schild auf und lest!

5. Lesen mit dem Herzen

Natürlich wollen Mehrleser viele Bücher lesen. Doch welche?

Es gibt so viele Bücher, die man lesen will, weil man sie gelesen haben sollte. Ob das jetzt die Klassiker sind, die man halt kennen muss, weil es peinlich ist, wenn man mit Schiller nur die Locken verbindet, und bei Hesse an einen Bewohner Frankfurts denkt. Oder auch die Hypes, die gerade jeder kennt und zu denen jeder eine Meinung hat. Oder die vielen Sachbücher und Dokumentationen, die uns versuchen, die Welt zu erklären.

Wer also nicht Germanistik oder Literaturwissenschaft studiert, Buchhändler von Beruf ist oder im Job eben wissen sollte, wie das mit dem Wasserstoffantrieb genau funktioniert, liest zu seinem Privatvergnügen. Und da hat das Herz und nicht das Hirn das sagen, jedenfalls, wenn sie sich nicht einig sind. Pflichtbewusstes Lesen ist immer viel langsamer als freudiges freiwilliges Lesen. Ich persönlich liebe viele der Klassiker, bekenne mich auch heute noch zu Harry Potter und kann – ja so bin ich! – in Ökothemen regelrecht abtauchend, weil ich es spannend finde. Aber ich lese auch gerne historische Krimis oder epische Fantasy.

Sucht euch also vorrangig in der Freizeit und zum Entspannen die Bücher, nach denen euer Herz verlangt, mit denen ihr gern eure Freizeit verbringt. Lest, wobei ihr euch wohlfühlt, dann lest ihr automatisch mehr und schneller!

6. Mut zum Abbruch

Kennt ihr den Fupp-Effekt? Das ist der Moment, an dem ich ein Printbuch mit einem lauten Fupp zuklappe und erst einmal beiseite lege. Das Leben ist zu kurz für schlechte Bücher hört man oft, und sofort wird widersprochen, dass man das nicht wissen kann, bevor man es ausgelesen hat! Blödsinn! Ich kann schnell sagen, ob mich ein Buch einfängt oder nicht. Und so wenig wie eine Maus der Katze hinterläuft, um gefangen zu werden, so wenig mache ich das mit Büchern.

Einigen wir uns auf: Das Leben ist zu kurz für das falsche Buch. Oft ist es einfach nicht der rechte Moment, weil die Story zu weit weg oder zu dicht dran am eigenen Leben ist. Weil die Sprache zu komplex für Feierabend-Gehirnentspannung ist, weil … egal! Wenn es nicht passt, passt es nicht und dann hört auf und vertagt. Ich habe einige Bücher erst beim zweiten Anlauf gemocht. Jahre später. Es eilt ja nicht.

Ihr werdet, das ist trauriger Fakt, unmöglich auch nur ansatzweise all die Bücher lesen können, die ihr gut finden würdet. Also belastet euch nicht mit jenen, die euch nicht packen, sondern fuppt sie weg!

7. Gemeinsam lesen

Fast so schön wie Bücher lesen, ist über Bücher reden. Mir sind wildfremde Menschen in der U-Bahn spontan sympathisch, wenn sie lächelnd ein Buch lesen, das ich auch mochte. Und es ist ja auch ein Riesenspaß, wenn man über Hypes diskutiert, mit Buchzitaten protzen oder sich gemeinsam über Buchfiguren aufregen kann.

In den Social Media findet ihr ohne Probleme in Buchgruppen Anschluss und Zuspruch. Aber auch live haben sich viele Leseratten und Büchereulen zu Buchklubs zusammengeschlossen und lesen gemeinsam. Auch Leserunden oder Lesechallenges erhöhen den Lesespaß und damit die Motivation.  Für Mehrleser, Normalleser, Genreleser und Gelegenheitsleser.

Aber unterschätzt dabei nicht, dass weniger oft mehr ist. Mit einem Buchbuddy kann man sich viel leichter und kurzfristiger treffen, mal in der Mittagspause philosophieren und sich gegenseitig viel persönlicher Lektüre empfehlen. Und wer sich durch Wettbewerbe schnell gestresst fühlt, ist bei einem gemütlichen Buddyabend auch besser aufgehoben.

8. Eine Frage des Formats

Am Ende zählt, das sagt Skoutz schon immer, nur die Geschichte. Das gilt nicht nur bei der Frage zwischen Verlag und SP, sondern auch bezüglich der Formate. Ob Audio, E-Book, Taschenbuch oder Hardcover, mit und ohne Farbschnitt und Lesebändchen – es ist die Geschichte, die euch berührt. Ich habe festgestellt, dass mir der Wechsel zwischen Print und E-Book gut tut, weil es ein anderes Lesen ist und die Abwechslung meine Lust ebenso wie mein Lesetempo erhöht. Auch das macht mich zum Mehrleser.

Gerade in Corona-Zeiten haben viele auch das Hörbuch für sich entdeckt, das uns getreulich bei eher monotonen Tätigkeiten unterhält, beim Bügeln, Kartoffeln schälen oder stundenlangen Autobahnfahrten. Hören ist ganz anders als Lesen und einige in meinem Bekanntenkreis sind so ohne zu Lesen wieder mit Begeisterung zu Büchern gekommen, sozusagen Mehrleser durch die Hintertür. Wie schön!

9. Verbesserte Lesetechnik

Mehrleser müssen schneller lesen. Klingt logisch. Es gibt verschiedene Speed-Reading-Techniken, die man sich in Ruhe anschauen kann, wenn man meint, dass es nicht am Zeiteinsatz sondern an der Lesegeschwindigkeit hapert.

Ich bin da skeptisch, weil ich denke, dass wir hier nicht Tempo aufbauen sollten, sondern Entschlossenheit. Andererseits kenne ich auch ein paar Menschen, die wirklich sehr langsam lesen, und daher von solchen Techniken wirklich profitieren könnten. Auch ist die Textadaption speziell bei Leuten, die wenig oder jahrelang gar nicht gelesen haben, nicht mehr so gut und das zwingt zu wiederholtem Lesen. Auch das lässt sich übend verbessern.

Versucht es aus, im Netz wird man schnell fündig etwa hier bei CHIP*, die eine Übersicht geeigneter Apps vorstellen.

Auch wir werden bei Skoutz noch ein paar geeignete Methoden vorstellen, sobald wir uns selbst einen Überblick verschafft haben.

10. Aus Spaß an der Freud!

Das wichtigste kommt zum Schluss: Ihr lest, weil ihr wollt. Aus Spaß, aus Freude an der Geschichte. Auch wenn ihr wochenlang vor lauter Leben gar nicht zum Lesen kommt, bleibt ihr im Herzen skoutzig. Die besten Geschichten schreibt ohnehin das Leben und die mit denen in den Büchern zu vergleichen, ist doch auch wunderbar. Also lest ohne Druck! Dann lest ihr automatisch mehr!

In diesem Sinne, liebe Mehrleser: Bleibt skoutzig!

4 Comments

  • Aleshanee

    Huhu!

    Da sind einige schöne Tipps dabei 🙂
    Ich lese an sich auch immer und überall wenn ich Zeit habe – allerdings nie auf dem Handy, das mag ich prinzipiell nicht, aber ein Buch ist immer dabei! 😀

    Abbrechen tu ich auch rigoros. Manchmal merke ich schon auf den ersten Seiten, wenn ich mit der Geschichte nicht warm werde. Manchmal gebe ich auch eine Chance und hab mir dafür selber das Ziel „100 Seiten“ gesetzt. Wenn es mich bis dahin nicht irgendwie packt, hör ich auf.
    Viele sagen, dass sie weiterlesen weil es könnte ja doch noch besser werden… aber meine Lesezeit ist mir dann doch zu schade, dass ich mich durch ein Buch quälen muss 😀

    Das „schnell“ oder schneller lesen mag ich dagegen gar nicht. Warum? Ich kann nicht wirklich (also ich) in eine Geschichte eintauchen wenn ich so durchhetze und vielleicht die Seiten nur noch überfliege. Das machen manche, hab ich schon gesehen, aber das wäre nichts für mich. Ich lese unterschiedlich schnell, je nach Handlung, Schreibstil etc. Bei manchen Büchern fliege ich auch durch die Seiten, lese aber alles schon genau, aber es geht einfach schneller *lach*
    Andere wiederum bremsen mich regelrecht. Da mag ich es mehr genießen – oder ich muss mich auch mehr konzentrieren. Das ist sehr verschieden.
    Aber extra schneller lesen um mehr Bücher zu lesen würde ich nicht.

    Liebste Grüße, Aleshanee

    • Kay

      Liebe Aleshanee, wir sind in der Redaktion auch zwiegespalten, was diese Schnelllesetechniken anbetrifft. Ich persönlich würde lieber oft langsamer lesen – gerade zum Ende hin – weil sonst das Buch so schnell zum Ende kommt und es Abschied nehmen heißt. Aber ich lese auch generell schnell.

      • Aleshanee

        Dass ich zu schnell zum Ende komme, das hab ich oft gar nicht so im Blick. Ich denke mir das zwar grundsätzlich manchmal, aber es beeinflusst jetzt nicht mein Lesetempo.
        Letztens haben wir ja den dicken Wälzer von Rebecca Gable, also den ersten Waringham Band in einer kleinen Leserunde gelesen. Für mich war es ein re-read und ich hatte mich sehr darauf gefreut – und ich bin eigentlich viel zu schnell durch das Buch geflogen 😀 Ich hab es nicht drauf angelegt, aber es war einfach so geschrieben, dass man nur so durch die Seiten sprintet *lach*

        An sich lese ich aber, glaub ich, eher langsam. Das liegt auch oft an den Geschichten, zumindest bei mir, da ich sonst die Atmosphäre nicht so einfangen kann und manchmal ist der Schreibstil auch „komplizierter“ oder alles komplexer, da mag ich mir Zeit lassen. Das ist also sehr unterschiedlich.
        Extra schneller zu lesen um mehr Bücher zu lesen könnte ich mir aber gar nicht vorstellen. Ich hab auch schon gehört, dass manche Bücher quer lesen, eben aus dem Grund um „mehr“ zu lesen. Das ginge bei mir gar nicht, weil ich dann komplett die Stimmung verpasse und sicher einiges an Details und Charaktere nicht so richtig wahrnehmen könnte…

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