Zu Besuch bei Ryan Rockwell
Heute habe ich mir den Skoutz-Kauz geschnappt und wir sind auf dem Weg zu Autor Ryan Rockwell.
Er steht mit seinem Titel „Kallistos Erbe “ auf der Midlist Science Fiction von Janna Ruth und ist damit schon mal aus dem Pulk von über 300 Titeln der Longlist eine Runde weiter auf dem Weg zum Skoutz-Award.
Das ist für uns natürlich ein guter Grund ihn heute zu besuchen, zumal wir ihn bisher noch nicht persönlich kennengelernt haben. Er hat uns eine Weg Beschreibung mitgeschickt und der Skoutz ist schon einmal vor geflogen, um die richtige Adresse zu finden – und da hat er sie schon gefunden.
Zu Besuch bei Ryan Rockwell, der keinen Kuchen hat
Hallo lieber Ryan, wir freuen uns, dass du heute für uns Zeit hast und wir dich besuchen dürfen. Wir sind schon ganz gespannt, was du zu unseren Fragen sagst und auf deine Antworten natürlich auch. Unser Skoutzi ist schon wieder ein wenig vorwitzig und schaut sich erst mal kurz bei dir um …
Wo sitzen wir denn, also wo willst du uns empfangen?
Wir sitzen in meinem Garten unter dem großen Apfelbaum.
Toll, hier fühle ich mich auf Anhieb wohl und der Skoutz wohl auch, er sitzt schon im Baum.
Auf dem Tisch steht Kaffee, schwarz, und wenn du magst, vegane Milch. Kuchen habe ich leider keinen, dafür eine halbe Pizza mit Grillgemüse vom Vortag.
Für Kaffee bin ich immer zu haben, ich mag ihn schwarz und ich liebe Pizza mit Grillgemüse, woher weißt du das? Ich werde immer so toll verköstigt wenn ich zu den Interviews fahre.
Nach welchem Motto lebst du? Und wirkt sich das auch auf dein Schreiben aus?
Ich bin nicht so der große Fan von Mottos, aber am ehesten folge ich dem Motto ›leben und leben lassen‹.
Das ist doch was. Ich handhabe das auch so. Ist meiner Meinung nach in diesen Tagen auch nicht das Schlechteste. Lebst du das auch als Autor aus?
In Bezug auf das Schreiben wirkt sich das so aus, dass ich versuche, allzu stereotype Charaktere zu vermeiden. Jede Figur in meinen Büchern hat ihre Gründe, warum sie so handelt, wie sie handelt. Und was gut oder schlecht ist, beurteilt meist die Perspektive, aus der erzählt wird.
Oder der Leser, der sich seinen Teil denkt. Mir geht es zumindest immer wieder so, dass ich auch Figuren, die eigentlich positiv besetzt sind, nicht mag. Oder umgekehrt Sympathien für den Schurken der Geschichte entwickle.
Was ist dein erster Gedanke, wenn ich dich frage, was du GAR NICHT magst?
Ich denke an Essen 🙂
An das Essen an sich oder an was bestimmtes? Ich hätte jetzt natürlich gerne gewusst, was genau du nicht magst, vielleicht bekomme ich das ja noch heraus.
Als Klischee wird man nicht geboren, sondern muss sich den Titel erarbeiten. Klischees sind so praktisch wie lästig. Wie gehst du persönlich mit ihnen um? Beim Schreiben wie im Leben?
Ich mag keine Klischees, denn sie fördern das Schubladendenken. Manche Menschen brauchen das, um mit der Welt und dem Leben zurechtzukommen.
Hm, natürlich passiert mir das auch gelegentlich, dieses Schubladendenken. Aber ich mag es schon gerne in Büchern, wenn da mit Klischees gespielt wird und vielleicht sogar am Ende aufgebrochen wird.
Beim Schreiben nutze ich Klischees allerdings für die ein oder andere Nebenfigur, denn durch ihr allzu klischeehaftes Verhalten ergeben sich manche amüsante Momente.
Auf jeden Fall!
In welchen Genres schreibst du? Hast du dich bewusst dafür entschieden oder hast du nachher überlegt, wie du deine Geschichte einordnest?
Ich schreibe hauptsächlich Science-Fiction, auch wenn ich einige Ideen für andere Genres habe. Für die Science-Fiction habe ich mich bewusst entschieden, weil es das Genre ist, in dem ich mich am wohlsten fühle. Es ist, als hätte meine Kreativität hier Narrenfreiheit.
Das ist toll. Wobei ich denke, auch in der Science Fiction ist man nicht völlig frei. Die Physik dürfte bei der Raumfahrt stärker im Fokus stehen und sie wird ja in ein paar hundert Jahren auch nicht anders sein. Und beim Erzählen unterliegt man ja auch logischen Zwängen. Aber im Vergleich zu anderen Genres hast du natürlich in einer fernen Zukunft und auf anderen Welten ganz andere Freiheiten, das ist wohl wahr. War das dann für dich auch der Anlass, das Genre zu wählen?
»Kallistos Erbe« war von Anfang an als Science-Fiction-Geschichte konzipiert. Was den Roman für mich allerdings spannend gemacht hat, war der Umstand, dass es der erste war, in dem keine Aliens vorkommen. Ich hatte mich insgeheim gefragt, ob ich das überhaupt kann oder ob ich mich beim Schreiben langweilen würde. Allerdings war das Gegenteil der Fall und der Roman ist sogar länger geworden als geplant.
„Kallistos Erbe“ hat aber auch uns Fans begeistert. Umso schöner, dass du auch beim Schreiben so einen Spaß gehabt hast.
Von wem kommt deine strengste Kritik? Und wie gehst du mit ihr um?
Die strengste Kritik kommt immer von enttäuschten Lesenden. Das kommt vor, aber ich weiß selbst, dass diese Leute nicht einfach nur haten wollen, sondern sich mehr von dem versprochen haben, in das sie ihre wertvolle Zeit investiert haben.
Na gut aber du kannst ja auch nicht alle Leser erreichen bzw. deine Geschichten können ja nicht jedem gefallen. Oft war es auch einfach die falsche Zeit für ein an sich richtiges Buch. Ich gebe jedenfalls oft vermeintlichen Fehlkäufen einfach später nochmal eine Chance und oft gefällt es mir dann. Aber zurück zur Kritik. Wenn dir die Beschwerden helfen, dann kannst du ja noch etwas herausziehen. Wie läuft das?
Die Kritik nehme ich sehr ernst, denn sie ist häufig ehrlich und begründet. Das führt dann dazu, dass ich bei neuen Romanen versuche, die Dinge besser zu machen, oder bei akuten Dingen sogar eine sofortige Anpassung des jeweiligen Buchs vornehme.
Ein Sprichwort sagt „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“ – Wie findest Du diesen Satz?
Ich würde eher sagen: Ein Buch ist wie ein psychologischer Ratgeber.
Ach? Das musst du mir erklären.
Es hilft dir beim Wachsen und im Umgang mit der meist wenig erbaulichen Realität. Aber ein Buch ist auch ein Urlaub, das dich aus dem Alltag an einen schönen (oder düsteren) Ort mitnimmt.
Ein Buch ist für mich auch immer ein Rückzugsort, um den Alltag zu vergessen.
Mit welchem Buch wurde deine Liebe zu Büchern geweckt?
Ha! Ich wusste, dass diese Frage kommt.
Ja, natürlich. Wir als bekennende Buchliebhaber müssen doch genau diese Frage stellen. 😀
Das kann ich gar nicht so auf ein einziges Buch festnageln. Die Liebe zu Büchern ist über die Jahre gewachsen, vor allem durch phantastische Klassiker von H. G. Wells, Aldous Huxley, Jules Verne, Michael Crichton, Edgar Rice Burroughs, die Strugaztki-Brüder, etc.
Ich gebe dir da total Recht, da sind ganz viele tolle Geschichten dabei. Aber mit dieser Antwort sind wir zufrieden. Faszinierend, dass da so viele Klassiker dabei sind. Bei so vielen Büchern liegt die nächste Frage auf der Hand …
Wie sortierst du dein Buch-Regal?
Mein Bücherregal sortiere ich nach Themen (Sachbücher, Romane, Kochbücher, Obskures). Meist muss ich dafür sorgen, dass meine Kinder keine Legosteine dazulegen.
😀 Legosteine gehörten früher bei mir auch überall dazu, die lagen sogar im Badezimmer ….
Die gesellschaftliche Diskussion über das, was man in der Kunst tun und lassen darf, ist zur Zeit sehr hitzig. Wie stehst du dem gegenüber und wie beeinflusst das deine eigene Arbeit?
Ich persönlich lasse mich von dieser hitzigen Debatte nicht beunruhigen.
Ist vermutlich auch das beste, was du tun kannst.
Kunst soll ziemlich viel dürfen, denn auch Themen, die bestimmte Gruppen möglicherweise verletzen, sind es wert, angesprochen zu werden. Unterschiedliche Sichtweisen und ein gesellschaftlicher Diskurs darüber muss man einfach aushalten.
Genau meine Rede. Aber gibt es da für dich nicht doch irgendwo Grenzen?
Ich denke, es kommt immer auf die Art und Weise an, wie man heikle Themen anfasst. Wenn man etwas mit dem Holzhammer bearbeitet, braucht man sich nicht über einen Shitstorm zu beschweren.
Genau, der Ton macht die Musik. Du sprachst davon, dass man den Diskurs aushalten muss. Wäre da nicht vielleicht eine Warnung angebracht? Beim Holzhammer hängt man ja auch ein Schild dran: „Vorsicht! Hart!“
Von Triggerwarnungen halte ich persönlich nichts, denn es ist nicht die Aufgabe von Kunst, dass sich Menschen nicht angegriffen fühlen.
Chat GPT und andere KI-Apps sind gerade in aller Munde. Was hältst du davon, dass KI Geschichten, ja ganze Bücher alleine verfassen kann? Sind das für dich überhaupt richtige Werke?
Kurze Antwort: Ja.
OK und wir würden natürlich auch gerne deine lange Antwort wissen.
Lange Antwort: Ja, aber … Es sind definitiv Bücher, die entstehen. Ich selbst setze mich intensiv mit den Möglichkeiten von KI auseinander, sowohl als Schriftsteller als auch als Designer. Die Angst davor, plötzlich arbeitslos zu werden, sehe ich aktuell nicht, da es viel Kenntnis und Arbeit bedarf, um ein Buch verfassen zu lassen, das es mit einem professionell geschriebenem Roman aufnehmen kann.
Ja, das denke ich auch. Mehr noch – ich halte es für eher ausgeschlossen, dass – jedenfalls heute – ein KI Roman es mit einem professionellen Menschenroman aufnehmen kann.
Meist sind die Formulierung zu schwammig, die Charaktere dürftig. Man müsste vermutlich ein ausgeklügeltes System aus iterativ angewandten Prompts erstellen, um ein brauchbares Ergebnis zu erreichen. Und das ginge vermutlich nur mit ausreichender Recherche und Vorarbeit. Der Traum vom hochwertigen Buch auf Knopfdruck ist aktuell nicht mehr als ein Schreckgespenst.
Das hast du gut auf den Punkt gebracht, sehe ich auch so. Wie siehst du das als Designer?
Im Hinblick auf das Design (ich erstelle ja alle meine Cover selbst und arbeite nebenbei auch als Coverdesigner) ersetzt KI für mich eine Bildagentur. Das ist deshalb praktisch, weil ich die entsprechenden Grafik-Komponenten nach meinen Bedürfnissen erstellen kann, ohne stundenlang durch die Suchergebnisse von Bildagenturen scrollen zu müssen. Die gewonnene Zeit kann ich dann zum Schreiben nutzen 😉
Das stimmt allerdings. Wobei ja da auch aus Bildern etwas genommen wird, wo ein Copyright drauf liegt. Da befinden wir uns meiner Meinung nach noch in einer Art Grauzone. Aber das ist ein Thema, das länger dauern würde, vor allem, wenn man sich um Kompromisse bemühen will, die KI in einen rechtsverträglicheren Rahmen setzen. Das heißt – welch ein Jammer! – dass wir dich nochmal besuchen müssen. 🙂
Danke, dass du da warst. Vielleicht gibt es beim nächsten Mal Kuchen.
Sehr gerne, das hat mich auch total gefreut und Kuchen mag ich auch sehr gerne 😀 Das klingt doch nach einem Plan! Und darum meine letzte Frage:
Welche Frage sollen wir dir nächstes Jahr im Interview stellen?
Du darfst mich gern fragen, ob ich es geschafft habe, eines meiner Bücher in einer Übersetzung zu veröffentlichen.
OK, das habe ich mir notiert und darüber würden wir uns auch sehr freuen. Wäre das nicht auch ein Einsatz von KI?
Lieber Ryan, leider sind wir schon am Ende unseres Interviews und wir möchten uns ganz herzlich bei dir bedanken. Wir haben uns gefreut, dass du dir für uns Zeit genommen hast und wir haben uns hier bei dir sehr wohl gefühlt. Für den weiteren Wettbewerb wünschen wir dir viel Erfolg.
Hier gibt es mehr über Ryan Rockwell:
- Homepage (inkl. Illustrator)
- Flying Cheese (Ryan Rockwell)
Skoutz Lesetipp:
Auriga ist nicht der Planet, nach dem wir gesucht haben.
2054 öffnet sich in der Nähe der Erde wie aus dem Nichts ein Wurmloch. Was Forscher auf der anderen Seite entdecken, übertrifft ihre kühnsten Erwartungen.
Das Wurmloch entpuppt sich als Tor zu einem bisher unbekannten Exoplaneten im Sternbild Auriga. Dass der 730 Lichtjahre entfernte, erdnahe Himmelskörper in der habitablen Zone eines roten Zwergs liegt, kommt einem Wunder gleich.
2083: Unter der Leitung der ESA wird die größte Forschungsmission in der Geschichte der Menschheit zusammengestellt, um durch das Wurmloch zu dem fernen Exoplaneten aufzubrechen. Auch der Kolonieplaner Viktor Ford gehört zu der 450 Mann starken Mannschaft des Forschungsschiffs SIRIO.
Doch schon kurz nach der Ankunft im fremden System mehren sich die Hinweise, dass auf dem Planeten nichts so ist, wie es die Aufklärungssatelliten zuvor ermittelt haben. Es kommt noch schlimmer: Beim ersten Erkundungsflug muss Viktor Fords Shuttle auf der Oberfläche notlanden. Auf sich allein gestellt, kämpft sich Viktor durch die fremde Welt und macht dabei eine unglaubliche Entdeckung. Etwas, das die Geschichte der Menschheit für immer verändern wird.
Skoutz meint: Klassische Science Fiction, mit allem, was man an dem Genre liebt! Faszinierende Technik, geheimnisvolle Aliens und bizarre Welten. Dazu eine ebenso spannende wie wendungsreiche Geschichte, die Ryan Rockwell flott und mit viel Liebe zum Detail erzählt. Wer Lust auf ein bisschen Weltenreise hat, sollte auf der SIRIO einchecken! (kn)
Dimension (Erstkontakt Trilogie):
Band 1: Aufbruch nach Auriga
Band 2: Schatten im Habitat
Band 3: Die dritte Erde (Herbst 2023)
Wenn ihr jetzt neugierig geworden seid, schaut euch das Buch doch genauer an. Hier über unseren Amazon-Affiliate-Link*
Hinweis:
Ryan Rockwell steht mit seinem Titel „Kallistos Erbe“ auf der Midlist Science Fiction von Janna Ruth.
Mit seinem frischen Mix aus Hard SF und Spionagethriller hat er allerbeste Chancen auf den Award im Bereich Science Fiction. Wir drücken ihm jedenfalls die Daumen!
Wir haben das Buch gelesen und euch hier auch schon vorgestellt.
Und wenn ihr uns, dem Autor und dem Verlag sowie vielen anderen Lesern einen Gefallen tun wollt, rezensiert die Bücher doch anschließend bei unserer Skoutz-Buchsuche. Mit 5 Klicks statt 5 Sternen entsteht eine Buchbeschreibung, die anderen hilft, das für sie richtige Buch zu finden. Also sei dabei!