Philipp Nathanael Stubbs

zu Besuch bei Philipp Nathanael Stubbs

Heute bin ich mit dem Skoutz-Kauz im schönen Leipzig und besuche Philipp Nathanael Stubbs, der sich zum Ziel gesetzt hat, als erster Steam-Punk-Autor den Literaturnobelpreis zu erhalten, nur um ihm wegen seiner Schüchternheit dann wieder abzulehnen.

Dieser ambitionierte Plan macht neugierig und so habe ich noch ein wenig recherchiert. Dabei habe ich herausgefunden, dass er tagsüber Computerprogramme und nachts Bücher schreibt. Außerdem liebt er den typisch britischen Humor … Mal sehen, was ich ihm in unserem Gespräch noch alles entlocken kann. Ich bin mir sicher, es wird definitiv nicht langweilig 🙂

zu Besuch bei Philipp Nathanel Stubbs, der alles für ein Lächeln tut …

Wie würdest du dich in einem Wort beschreiben?

Nett.

 

Beruf oder Berufung – was macht dir an deinem Job als Autor am meisten Spaß? 

Schriftsteller sein ist großartig: Man lebt viele Leben — muss aber nur für eins Steuern bezahlen!

Schön formuliert. Ist dir das spontan eingefallen?

Na ja, so habe ich es für die Biographie auf meiner Website zusammengefasst. In der Schule hieß es mal: „Geboren werden, aufwachsen, Nachkommen in die Welt setzen, sterben. Das ist mehr oder weniger der Kreis des Lebens.“ Und ich dachte nur: „Spinnen die?“

Und was würdest du sagen?

Während also das normale Leben geradeaus weiterläuft – Richtung Nachkommen in die Welt setzen und dann aufs Sterben warten –, nehme ich die „Was wäre wenn“-Ausfahrt, spinne daraus Geschichten und habe meinen Spaß dabei.

Den Bonus mit den Steuern kannte ich damals noch nicht, der ist mit der ersten Gehaltsabrechnung dazu gekommen.

 

Wann hast du dein erstes Buch veröffentlicht und wie lange hast du daran geschrieben?

Mein erstes Buch habe ich 2010 veröffentlicht. Nein, das ist falsch …

Wie? Hast du oder hast du nicht? Huch, das ist ja fast so dramatisch wie bei Hamlet 🙂

Mein erstes Buch habe ich gar nicht veröffentlicht. Auch das zweite und dritte nicht. Erst das vierte, natürlich unter Pseudonym. Wenn ich heute meine Erstlingswerke lese oder überfliege – es bereitet nahezu körperliche Schmerzen – weiß ich, mir können tausende Leser danken, dass ich ihnen diese Werke erspart habe.

*lach* Du hättest anstatt nett auch humorvoll nehmen können. Aber zurück zur Frage. Nehmen wir als Beispiel „Imperium der Puppen“, damit bist du ja auf unserer diesjährigen Midlist gelandet. Wie lange hast du dafür gebraucht – und der wie vielte Roman war das?

Imperium der Puppen ist mein 22. Buch, aber mein erster Steampunk-Roman. Für den habe ich mit Überarbeitung ungefähr anderthalb Jahre gebraucht. Beim Schreiben breche ich keine Geschwindigkeitsrekorde.

 

Wie läuft ein typischer Tag als Autor bei dir ab? Routine oder Improvisation?

Die Sache mit der Improvisation hat ein Problem.

Jetzt bin ich neugierig …

Sie ist so improvisiert. Ich brauche Routine – die ist zuverlässiger. Und das heißt, jeden Tag um 12:45 Uhr (Früher gingen die Kollegen um diese Zeit in die Kantine und ich war ungestört im Büro) hole ich meinen Laptop raus und schreibe mindestens 500 Wörter.

Und wenn du dieses Ziel erreicht hast?

Dann widme ich mich anderen Dingen – Job, Familie und so was. Abends, wenn Frau und Kind im Bett sind, schreibe ich weiter. Und das jeden Tag.

 

Das Jahr 2020 stellt uns alle vor neue Herausforderungen.

Durch Corona kenne ich endlich den Fachbegriff für meinen Lebensstil: Social Distancing!

Nichts Neues also … 🙂

Da ist vielleicht etwas Übertreibung dabei, aber ich bin äußerst introvertiert. Ich erfülle jedes Klischee, das man einem Computernerd zuschreibt. Ich habe Informatik studiert, weil ich später einen Job haben wollte, bei dem man möglichst wenig mit Menschen zu tun hat.

Okay, das schein ja geklappt zu haben. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass der Lockdown auch für dich irgendwelche Änderungen verlangte, oder?

Die größte Herausforderung, die Corona mit sich gebracht hat, war das Homeschooling. Besonders für meinen Sohn, der so zum exklusiven Ziel meiner Mathebegeisterung wurde.

Der Arme, aber das mit dem Homeschooling kann ich so gut nachvollziehen. Es war wirklich … Lass uns das Thema wechseln, es nimmt mich noch zu sehr mit … 

 

Wie flexibel bist du beim Schreiben?

Ich bin total flexibel, solange ich einen Plan B in der Schublade habe.

Wieso überrascht mich das jetzt nicht? *lach* Aber im Ernst, was heißt das genau?

Bevor ich anfange ein neues Buch zu schreiben, arbeite ich einen Plot für die ganze Geschichte aus. Früher habe ich einfach so drauflos geschrieben. Aber ein Manuskript nach 150 Seiten abzubrechen, weil ich mich in einer Sackgasse verrannt habe, ist eine deprimierende Erfahrung, die ich nicht wiederholen möchte.

Okay, aber das klingt doch gut … So kann weniger schiefgehen …

Leider halten sich meine Protagonisten nur in seltenen Fällen an den Plan. Bei Imperium der Puppen war besonders Miranda sehr halsstarrig. Sie ist gar nicht so geworden, wie ich mir das vorgestellt hatte. Aber zuweilen überrascht mich die Genialität meiner Protagonisten – was im Grunde genommen meine eigene Genialität ist und damit gut für mein schwaches Selbstbewusstsein.

 

Welches war dein erstes selbstgelesenes Buch? Und hast du es heute noch?

Das Buch heißt „Der gelbe Nebel“ von Alexander Wolkow.

Kannst du mir genauer ausführen, warum dich gerade das Buch so begeistert hat?

In der DDR war die Serie sehr bekannt, dabei hat sie mit einem Plagiat begonnen: „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ war eine Kopie von Frank L. Baums „The Wizard of Oz“. Ich glaube, Wolkow hat nur die Namen der Personen und Orte ausgetauscht, der Rest ist geblieben. Aber Wolkow hat die Geschichte weitergesponnen und sechs oder sieben Fortsetzungen geschrieben. Diese Bücher stehen heute noch bei mir im Bücherregal.

 

Stell dir vor, du könntest eine beliebige Figur aus einem Buch zum Essen treffen. Wen würdest du treffen wollen (und warum) und über welche Themen würdet ihr sprechen? 

Kapitän Nemo aus Jules Vernes „Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer“.

Die Antwort kam schnell. Wieso ausgerechnet er?

Mit diesem Buch hat meine Begeisterung für Science Fiction angefangen und daher hat es wohl auch so einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen.

Mehr noch aber als die Figur, würde mich der Autor interessieren. Wer war der Mensch, der sich so viele Dinge ausgedacht hat, die später Wirklichkeit wurden?

 

Auf welche Frage hattest du in letzter Zeit keine Antwort und hast du sie finden können?

Warum hören die Menschen lieber auf laute Deppen als auf die leise Stimme der Vernunft?

Und? Hast du das Rätsel lösen können?

Leider habe ich noch keine Antwort gefunden. Sonst sähe die Welt anders aus.

 

Wie oft schaust du täglich auf dein Handy?

Viel zu oft. Und dabei geht jedes Mal wertvolle Lebenszeit verloren, denn es bleibt meist nicht nur beim drauf schauen; da ist dieser interessante Link, den man mal kurz öffnet, diese Nachricht, die man schnell mal beantwortet und dieses wirklich lustige Video, das man sich ja schnell mal ansehen …

Dagegen hilft nur ein strikter Zeitplan: Mails, Nachrichten und News werden früh, mittags und abends gecheckt, zwischendurch bleibt das WLAN aus.

Du bist aber organisiert und diszipliniert … Meine Achilles-Ferse sind die sozialen Netzwerke *seufz*

Von Social Media habe ich mich weitestgehend abgemeldet, weil es zu viel Zeit killt. Und jede Minute, die dadurch stirbt, ist eine Minute, in der ich an meinem nächsten Buch schreiben könnte.

Da hast du absolut recht. Aber ist nicht so ganz ohne auch bisschen „einsam“?

Ich liebe es dagegen, per eMail Kontakt zu halten. Das ist zwar für beide Seiten anstrengender, als zum Beispiel einen kurzen Satz bei Twitter zu posten, hat aber mehr Tiefe.

 

Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?

Naturjoghurt.

Da bin ich auf die Erklärung gespannt …

Ich halte ihn zwar nicht für die Krone der kulinarischen Errungenschaften der Menschheit, aber ich darf ihn mit einem kleineren schlechten Gewissen essen als die Sachen, die ich mir früher als Mitternachtssnack genehmigt habe.

 

Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?

Für meine Frau, meinen Sohn – und die Gabe der Phantasie. Die mit Ph.

Gut, dass du es dazusagst. Das hatte ich jetzt im ersten Moment nicht rausgehört. Worin liegt der Unterschied – also mal abgesehen von der Position im Alphabet und dem Extra-Buchstaben?

Das ist noch die alte, ursprüngliche Phantasie. Durch die Jonathan Swift seinen Gulliver durch die Welt der Riesen und der Liliputaner schicken konnte, die Michael Ende Phantásien hat erschaffen und Momo gegen die Grauen Herren kämpfen lassen.

Ich verstehe …

Phantasie ist eigentlich das, was den Menschen vom Tier unterscheidet. Ist einem wirklich bewusst, was für eine mächtige Gabe das ist?

*Das ist sicher nur eine rhetorische Frage, daher sage ich nichts und höre weiter zu*

Sie ist die Quelle, die Menschen antreibt, sich Geschichten auszudenken, Bilder zu malen, Musik zu komponieren. Oder nach Wegen zu suchen, durch die Luft zu fliegen oder in die tiefsten Meeresgräben zu tauchen. Phantasie ist die Quelle aller Schöpferkraft. Diese Quelle in mir zu haben und ihre Kraft nutzen zu können, egal was das Leben da draußen so an Steinen in meinen Weg wirft, ist das größte in meinem Leben.

Du überraschst mich immer wieder mit deinen fast poetischen und sehr tiefgründigen Aussagen. Aber du hast absolut recht.

 

Zeitreisen – ein spannendes Mysterium. Bei welchem historischen Ereignis wärst du gern dabei gewesen und warum?

T minus 1.

Bitte?

Wobei T der Anfang des Universums ist.  Stellt sich da wirklich die Frage nach dem Warum?

Ähh …

Die bessere Frage lautet: Gibt es überhaupt jemanden, der nicht die Antwort auf die größten Fragen der Physik haben will?

 

Über welches Thema könntest du eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?

Irgendwas mit Mathe.

Nach deiner vorherigen Antwort habe ich irgendwie schon so etwas erwartet. Ich bin ein absoluter Mathe-Lusches und würde wohl nur Bahnhof verstehen. Woher rührt deine Faszination für Zahlen?

In meinem Brotjob bin ich Mathematiker mit Leidenschaft. Zu Hause bin ich der Mensch, der Leiden schafft. Besonders bei meinem Sohn, dem ich gerade via Homeschooling versuche, etwas von meiner Begeisterung für Mathe zu vermitteln. 

Aber ehrlich: Wer kann schon einer Wissenschaft widerstehen, die klare und eindeutige Antworten gibt? Leider nur auf Fragen, die niemand stellt. Aber gewisse Dinge muss man einfach um ihrer selbst willen lieben.

 

Was würdest du rückwirkend ändern, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?

Weniger auf Menschen hören, die sagen: Das schaffst du nicht.  Denn wenn man einmal den Mut fasst, etwas Neues auszuprobieren, merkt man, wie unglaublich viel man schaffen kann.

Da stimme ich dir absolut zu.

Und ich wünschte mir, ich hätte diesen Mut schon ein paar Jahre eher gefunden.

 

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Ehrlich gesagt bin ich wunschlos glücklich. Anders ausgedrückt: Ich bin mit dem zufrieden, was ich habe. Glück ist nichts magisches, was man irgendwo findet, sondern die Einstellung zum Leben. Wer nicht mit wenigem zufrieden ist, der ist mit gar nichts zufrieden.

Aber genügend Leser, um vom Schreiben leben zu können, das wäre schon was.

Vielen Dank, lieber Philipp Nathanael Stubbs, dass du dir die Zeit genommen hast, mich zu empfangen und mir all meine Fragen zu beantworten. Es war ein wirklich tolles Gespräch und ich hoffe, wir können es irgendwann noch einmal wiederholen. Deinem Buch wünsche ich für den weiteren Wettbewerb viel Erfolg.

Weitere Infos zu Philipp Nathanael Stubbs

Mehr über Philipp Nathanael Stubbs findet ihr auf seiner Homepage und wer mag, kann ihm gern unter hallo@PhilippNathanaelStubbs.de eine eMail schicken, die er liebend gern beantworten wird.

 

Skoutz-Lesetipp: Die mechanische Braut – eine vollkommen unromantische Steampunk-Geschichte von Philipp Nathanael Stubbs

Miranda van Storms Begeisterung für Kakerlaken ist zu viel für Mrs. Tingles: Die junge Frau muss unter die Haube, und das so schnell wie möglich! Die Aufmerksamkeit des jungen Lord Hastings und die Einladung zum legendären Sommerball der mächtigsten Familie des Empires kommen da gerade recht.
Dass Miranda nicht das geringste Interesse an einem Ehemann hat und Hastings mehr an den mechanischen Kakerlaken der jungen Frau  als an derjenigen selbst interessiert ist, kommt Mrs. Tingles gar nicht in den Sinn. Fest entschlossen setzt sie alles daran, für ein Happy End zu sorgen. Koste es, was es wolle.

Skoutz meint: Holt es euch. Die Story ist toll und man möchte sie nicht aus der Hand legen. Ein wahrer Lesegenuß für Steampunk-Fans und solche, die es werden wollen!

 

Neugierig geworden?
Das eBook gibt es nicht im Handel, sondern kostenlos und exklusiv für jeden, der eine nette Mail an hallo@PhilippNathanaelStubbs.de schreibt. Wenn möglich gebt auch direkt an, ob ihr mobi, epub oder pdf haben möchtet.

 

Hinweis:

Das Imperium der PuppenSteampunk trifft auf Zeitreise. Das klingt spannend – und das ist es auch.
Das Imperium der Puppen ist eine Geschichte aus der (fiktiven) Frühzeit der künstlichen Intelligenz und insofern eine absolute Bereicherung für das ohnehin traditionell sehr kreative Genre. Damit ist das Buch ein Geheimtipp für alle, die originelle Geschichten abseits des Mainstreams mit erfrischend neuen Ideen, Action und Humor zu schätzen wissen.

Der Chef-Ufologe der Jury, Vorjahressieger Cliff Allister, hat aus über 200 Büchern der Longlist Science Fiction jene Bücher aus seiner engeren Auswahl in die Midlist Science Fiction gewählt, die er unbedingt weiterlesen wollte. Details zu seinem Auswahlverfahren verrät er in seinem Bericht.  Das Imperium der Puppen ist ein weiteres Debüt, dass gleich die erste Hürde genommen hat. Der clevere Steampunk-Roman von Philipp N. Stubs, der im Juli 2019 vom Autor selbst herausgegeben wurde, macht Lust zum Lesen und das ist der beste Ausgangspunkt für eine Chance auf den Science Fiction-Skoutz.

Mehr Informationen bekommt ihr wie immer in der ausführlichen Buchvorstellung. (Weiterlesen)

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