Midlist Science Fiction 2020 Cliff Allister

Cliff Allister über seine Auswahl der Midlist SF 2020

Für die Midlist Science Fiction 2020 hat freundlicherweise Vorjahressieger Cliff Allister die schwierige Aufgabe des Jurors übernommen.

Hier schreibt er über seine Erlebnisse und seine Auswahlkriterien:

Cliff Allister und die Midlist SF 2020

Es war nicht einfach, meine 12 Kandidaten aus über 150 Einsendungen auszuwählen, die von den Lesern für das beste Science-Fiction-Buch 2020 vorgeschlagen worden waren. Es ist auch klar, dass eine solche Auswahl letztlich zwangsläufig subjektiv sein muss!

Ich habe lange drüber nachgedacht, nach welchen Kriterien ich die Kandidaten für die Midlist auswählen sollte. Schließlich habe ich mich dazu entschlossen, im ersten Durchgang nur handwerkliche Aspekte zu berücksichtigen.

Ein auszeichnungswürdiges Buch muss meiner Meinung nach über den Inhalt hinaus auch ein paar grundlegende Bedingungen erfüllen. Das Cover sollte professionellen Ansprüchen genügen, es sollte möglichst ein Lektorat durchlaufen haben und unbedingt zumindest ein Korrektorat. Wenn mir bereits im Klappentext oder auf den ersten Seiten Rechtschreibfehler zuhauf auffallen würden, käme es für eine Auszeichnung nicht in Betracht.

Selbst nach Anlegen dieser Kriterien blieben viel zu viele potenzielle Kandidaten übrig! Dies zeigt, dass auch im Selfpublisher-Bereich eine hohe Professionalität inzwischen zur Regel geworden ist. Es war mir natürlich unmöglich, alle verbliebenen Bücher vollständig zu lesen – dann wäre ich so gegen Weihnachten fertig geworden – also blieb mir nur die bei Amazon einsehbare Leseprobe, um den Inhalt zu beurteilen. Allerdings ist diese mit 10% des Umfangs durchaus aussagekräftig!

Im nächsten Schritt beurteilte ich die Kandidaten nach Originalität, Stil, Sprache und schlicht danach, ob mich der Einstieg in die Handlung fesselte, neugierig machte.

Selbst dann blieben immer noch zu viele Romane übrig, um sie allesamt in die Midlist aufnehmen zu können.

Um zu dem Dutzend Romanen zu kommen, die ich mir als Maximalzahl für die Midlist vorgegeben hatte, blieb mir zum Schluss nur noch eine einzige Möglichkeit, die allerdings vielleicht sogar das entscheidende Kriterium für die Qualität eines Romans ist: Bei welchem Buch war ich traurig als die Leseprobe zu Ende war und hätte gerne weitergelesen?

Fazit?

Wie bereits gesagt: natürlich muss eine solche Auswahl subjektiv bleiben und ein anderer Juror hätte mit Sicherheit völlig andere Romane ausgewählt.

Es ist auch völlig klar, dass noch weitere Romane den Sprung in die Midlist verdient gehabt hätten. Aber ich hatte mir von Anfang an vorgenommen, diese auf zwölf zu begrenzen. Ich bitte deshalb all diejenigen Autorinnen und Autoren um Nachsicht, die knapp nicht zum Zug gekommen sind.

One Comment

  • Doris

    Ein guter Einblick in die Arbeit eines Jurors, danke dafür!
    Nachdem ich wahrscheinlich zu den wenigen „Wahnsinnigen“ zähle, die alle Bücher der Midlist und einen Großteil der Longlist gelesen haben, kann ich sowohl die Auswahl als auch die Begründungen nachvollziehen.
    Mit zwei Ausnahmen: Bei Joshua Trees „Vernichtung“ und Ivan Ertlovs „Mutation“ hätte ich meine Rente auf einen Platz in der Midlist verwettet. Zumindest im SP Bereich waren das für mich DIE Gassenhauer im SF Jahr 2019 schlechthin.
    War vielleicht ersteres zu düster und letzteres zu humorvoll?
    Besonderes Lob hingegen für die Berücksichtigung von „Die Nebel von London“, das war (ist) ein absoluter Geheimtipp.

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