Zu Besuch bei: Cliff Allister

Nach meinem Besuch bei Brandon Q. Morris bin ich gleich weitergereist, um auch seinen Kollegen Cliff Allister zu treffen, der auf Zypern nach den Sternen taucht. Ich freue mich sehr, dass ich beim Losen in der Redaktion Glück hatte. Nicht nur, weil da Urlaubsfeeling aufkommt, sondern auch, weil ich den Autor seiner Bücher wegen schätze und mich sehr auf ein paar Details aus dem Backstagebereich freue. Oder sollte man hier dann eher von Werkstatt sprechen?

Egal …

 

Zu Besuch bei Cliff Allister, der zu den Sternen taucht 

 

In einem Wort: Was bedeutet für dich „Schreiben“?

 

Welten bauen!

Das sind zwar zwei Worte, aber ich bin großzügig. Schon, weil ich dir so von Herzen zustimme! 

 

 

Was ist der seltsamste Ort, an dem du je geschrieben hast? 

Auf meinem Notebook in Mexiko zwischen zwei Tauchgängen im Dschungel

Oh wow! Das ist beneidenswert seltsam. Da packt mich gleich das Fernweh …

 

Wie entstehen deine Geschichten?

Abendstunden sind Schreibstunden!

Da gibt es ja sehr viele Witze über die Nachtaktivität von Autoren. Aber bei SF finde ich das auch ganz naheliegend. Da kann man die Sterne sehen. Das ist sicher inspirierend.
Und wie schreibst du? 

Ich habe zu Beginn einen groben Plot mit Anfang, Ende und Wendepunkten der Geschichte – ein Skelett, ein Gerüst, das ich beim Schreiben auffülle. 

    Und das funktioniert? 

Naja. Meist entwickelt die Geschichte während des Schreibens allerdings ein „Eigenleben“ und es gibt ungeplante „Verzweigungen“ und „Irrwege“. Aus dem Skelett wird dann schon mal ein Labyrinth, aus dem ich den Ausgang zum geplanten Ende (an dem ich mich festklammere) finden muss.

Ich habe da gerade so ein Mangrovendickicht vor Augen (vielleicht weil Mexiko nachwirkt), das am Anfang noch ganz hübsch aussieht, aber sich ganz schnell zu einem Gewirr verdichtet. 

Und wie kriegst du dann die Science in die Fiction? 

Ich bemühe mich, mein „Technobabbel“ auf heute diskutierten physikalischen Theorien aufzubauen, wie z.B. der String- und Branentheorie. Ich setze sie einfach als bewiesen voraus und entwickele auf dieser Grundlage dann die Technologien meiner SF-Romane. Hierzu muss ich schon mal heftig recherchieren (und lernen!), da ich kein theoretischer Physiker bin…

Das ist toll. Ich lese sowas eigentlich ganz gern, gerade von Autoren, denen ich vertraue, weil ich dann das Gefühl habe, beim Lesen zu lernen. Früher mit Tick, Trick und Track und heute eben mit solchen Büchern, die Wissenschaft mit spannenden Geschichten verknüpfen. 

Wie stehst du zu deinen Figuren? Mittel zum Zweck oder beste Freunde?

Manche meiner Figuren wachsen mir so sehr ans Herz, dass ich es bedauere, wenn deren Geschichte „auserzählt“ ist, denn dann heißt es „Abschied nehmen“.

Verstehe ich gut.
Ich habe da auch schon Liebeskummer gehabt. Als Autor wie als Leser. Wobei es als Leser schlimmer ist. Als Autor kann ich eine Fortsetzung oder ein Spin-off oder sowas schreiben, wenn es ganz arg wird.

 

Wie hältst du es dann mit dem Überarbeiten? 

Ich überarbeite während des Schreibprozesses immer wieder, da ich nichts stehen lassen kann, mit dem ich (in diesem Moment) nicht vollkommen zufrieden bin. Am nächsten Tag finde ich doch wieder Stellen, mit denen ich nicht zufrieden bin und überarbeite den Text vom Vortag erneut. Schließlich geht das Manuskript irgendwann ins Lektorat und meine Lektorin weist mir nach, wo ich zu Unrecht zufrieden mit mir gewesen bin… 😉

 

 

„Es wird immer weniger gelesen“. Wie reagierst du auf diesen Satz?

Mit ungläubigem Kopfschütteln! 

Warum? 

Ich denke, dass die Aussage nicht stimmt, da bei allen Verkaufsstatistiken die Tausenden von Selfpublishern (die Millionen von Büchern verkaufen) nicht enthalten sind.

 

Wie stehst du zu Schreibregeln, die bestimmen, was der 1. Satz auf keinen Fall enthalten darf, welche Worte man verwenden soll und welche zu vermeiden sind, wie lang ein Satz sein darf, etc.? 

 

Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden! 😉 Ein Roman muss in erster Linie unterhalten – dazu ist jedes Mittel recht!

 Genau! Rebellen unter sich! 

 

Welches Buch hat dich am meisten geprägt und warum?

Ich denke nicht, dass es ein einzelnes Buch war. Aber es gibt Autoren, die mich beeindruckt und sicher auch geprägt haben. Hier will ich in erster Linie Iian Banks (wegen seines unvergleichlichen Umgangs mit Sprache) und Peter F. Hamilton (wegen seines unfassbaren Talents, Welten zu erschaffen) nennen.

Banks habe ich noch nicht gelesen. Da muss ich passen und mir eine Notiz für meinen SuB machen, aber bei Hamilton gebe ich dir recht. 

 

Wenn du für einen Tag in ein Buch reisen könntest, in welches würde es dich ziehen? 

Ich würde gerne in der von Iian Banks beschriebenen „Kultur“ leben. Jedes seiner dort spielenden Bücher wäre mir recht.

Dann nimm uns einfach mit, ich lass mich als Unbelesene überraschen und der Skoutz-Kauz freut sich immer, wenn er in Buchwelten abtauchen darf. 

 

Bist du ein mutiger Mensch? Wann hast du das letzte Mal was zum ersten Mal gemacht und was war das?

Mutig? Ja, ich denke schon. 

Warum? Also nicht, dass es mich bei einem mexikanischen Dschungeltaucher überrascht … 

Ich habe mir gerade mit 61 Jahren nach fast 20 Jahren Pause wieder ein Motorrad gekauft – das ist, glaube ich, Beweis genug…

Oh ja! Das finde ich toll, wenn man solche Sachen macht. Aber lass uns nachher gleich noch eine Tour machen. Ich liebe mein Motorrad.

 

Für welches Produkt würdest du als Testimonial Werbung machen? Warum?

Für Virgin Galactic – wenn man mich dafür mitfliegen lässt!

Wie selbstlos! Hahaha. 

 

Was machst du, wenn du eine Nacht im Kaufhaus eingeschlossen wärst?

Die Delikatessen-Abteilung wäre in großer Gefahr!

    Sehr sympathisch. Ich muss gerade an die Szene von Ratatouille denken, wo die Ratten die Speisekammer plündern … 

 

Was ist der erste Gedanke nach dem Aufstehen?

Erster Gedanke beim Aufwachen: Nochmal Umdrehen oder Aufstehen?

Dann: Aufstehen, Tee trinken und dabei Nachrichten am PC lesen. Danach Überarbeitung der Arbeit vom Vortag.

 Ah ja, da erwähntest du was … 

 

Welche Superkraft hättest du gerne?

Teleportation! Dann müsste ich nicht so lange an Flughäfen rumhängen und könnte mehr von der Welt sehen (und leichter andere Planeten besuchen).   

Ja, das wäre auch bei mir in der engeren Auswahl. Die Idee, gedankenschnell reisen zu können, ist unfassbar faszinierend. Allein, wie schnell und bequem man sich dann frische Gewürze fürs Kochen holen könnte … Ups. Seit der Delikatessen-Abteilung habe ich Hunger. 

 

Welcher Irrtum kursiert über dich?

Manchmal denken meine Leser aufgrund meines Pseudonyms ich sei Amerikaner und meine Bücher wären aus dem Englischen übersetzt. Nein, ich bin ein waschechter Hesse aus der Nähe von Frankfurt – auch wenn ich seit 35 Jahren nicht mehr in Deutschland lebe.

Interessant, das scheint ein SF-Thema zu sein. Dein Schreibbuddy Brandon Q Morris hat mir dasselbe erzählt.
Bei Romance, wo viele Autorinnen auch mit anglikanisierten Pseudonymen unterwegs sind, scheint das keine Verwirrungen zu geben. 

 

Was würdest du deinem 10 Jahre jüngeren Ich raten?

Fang früher mit dem Schreiben an, nicht erst in 5 Jahren!   

Genau! Das unterstützt der Skoutz-Kauz im Namen all deiner Leser gern!

 

Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!

    Don’t Panic!

   Oh ja. Das kann unsere krankhaft aufgeregte Welt nicht oft genug hören. Noch dazu aus dem Munde eines weitgereisten Weltraumkatastrophenbeschreibers 

 

Lieber Cliff, vielen Dank für dieses wundervoll unterhaltsame Interview. Ich wünsch dir allzeit Rückenwind bei den Motorradtouren und viel Erfolg im weiteren Verlauf des Wettbewerbs. Es wäre toll, wenn wir uns auf der Gala in Frankfurt sähen. Das wäre doch ein Anlass, die alte Heimat zu besuchen. 

 

Hier könnt ihr Cliff Allister treffen:

 

Skoutz-Lesetipp: Der Rekrut (Multiversum-Zyklus 1) – Science Fiction von Cliff Allister

Die Galaxis kämpft ums Überleben. Mysteriöse Schiffe aus den Tiefen des Alls schüren Kriege und Auseinandersetzungen zwischen den Zivilisationen. Benachbarte Galaxien haben sie bereits unter ihre Kontrolle gebracht und fallen nun in die Milchstraße ein. Michael Cordwainer Grand, Major der Terranischen Raumverbände, gerät ins Zentrum des Konflikts und muss erkennen, dass hinter den Kulissen noch andere Fraktionen mit im Spiel sind. Und schon bald hegt er einen unglaublichen Verdacht: kann es sein, dass die Ursache der Bedrohung nicht in unserem Universum liegt?

Skoutz meint: Oft hört man von SF-Skeptikern, es sei zu techniklastig und dadurch langatmig.
Dann lest Cliff Allister. Da kommt zwar Technik vor, aber in einem auch für mich Technik-Blondine erträglichen und nachvollziehbaren Maß. Daneben erhält man aber ein  spannendes und flüssig erzähltes Abenteuer, das einen tollen Erzähl-Rhythmus entwickelt, der einen zwischendrin gerade lang genug zu Atem kommen lässt, um fit für die nächste Pageturner-Passage zu sein.
Die Reihe, die mit diesem Band beginnt, kann man als absolut eigenständige Hommage an alte Perry Rhodans verstehen, die ich als Kind mit meinem Papa gelesen habe, Auch das hat mich sehr gefreut und mein nostalgisches Herz positiv berührt. Nach dem ersten Band habe ich mich mit den Figuren so gut befreundet, dass ich mich auf das Wiedersehen schon freue. 

Wer neugierig geworden ist, kann das Buch hier über unseren Affiliate-Link bei Amazon beziehen und danach bitte bei Skoutz bewerten. 5 Klicks sagen soviel mehr als 5 Sterne.

 

Hinweis:

Zusammen mit seinem Kollegen Brandon Q. Morris ist Cliff Allister auf der Skoutz Midlist Science Fiction 2019 vertreten.
Wir hoffen, dass dieses Interview Euch Lust auf mehr von diesem tollen Autor gemacht hat.

Ein gewaltiger Auftakt zu einem großen Weltraum-Abenteuer, das Skoutz Zukunftsforscher Markus Cremer überzeugt hat. “Helium 3” konnte sich gegen starke Konkurrenz in der Longlist Science-Fiction durchsetzen und ergatterte einen der begehrten Midlist-Plätze und damit die Chance auf den Skoutz Award 2019.

Mehr Informationen zu diesem spannenden Roman findet ihr wie immer in der ausführlichen Buchvorstellung. (Weiterlesen)

 

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