Interview Nele Betra

zu Besuch bei Nele Betra

Heute sind der Skoutz-Kauz und ich mal wieder bei einer Autorin, die wir noch nicht persönlich kannten. Was sehr schade ist, weil das Buch, dessentwegen wir hergekommen sind, sehr spannend zu lesen ist. Die Rede ist von „Liebe bittet nicht um Erlaubnis„, einer zuckersüßen Gay-Romance von Nele Betra. Mit dieser schlichten, aber lebensweisen Erkenntnis konnte Nele auch das Herz unseres Erotik-Jurors Amanda Frost gewinnen und so steht das Buch auf der  Midlist Erotik des Skoutz-Award 2021.

Und wir lernen die Autorin jetzt kennen!

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Zu Besuch bei Nele Betra, die ein Herz für Fehler hat

Liebe Nele, vielen Dank, dass wir dich besuchen dürfen. Auf dieses Gespräch haben der Skoutzi und ich uns schon sehr gefreut, weil uns dein Buch aus dem Wettbewerb so gut gefallen hat und wir jetzt natürlich den Menschen hinter dem Buch kennenlernen wollen. Lass uns doch gleich mal anfangen …

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Welches ist die größte Herausforderung, der man sich als Autor stellen muss?

Das verallgemeinert zu beantworten steht mir nicht zu.

Wir nehmen das nicht so genau, aber dann lass uns die Frage doch persönlich auslegen.

Welche also meine größte Herausforderung als Autor war und immer wieder ist?

Ja.

Da fällt mir aus dem Stegreif nur eine Sache ein.

Welche?

Durchhaltevermögen. Ohne würde ich jedes verdammte Skript bei spätestens 50 % in die Tonne kloppen, da mich an diesem Punkt stets Gefühle von »Das Ding nimmt kein Ende« / »Das schaffst du nie« / »Den Mist will eh keiner Lesen« beschleichen.

Allerdings höre ich da ein Aaaaaber?

Aber das ist Quatsch. Ich besinne mich dann immer auf mein Tagesziel, verteile den schier gigantischen Mount Everest auf kleine, überschaubare Ben Nevise (mit 1345 Metern der höchste Berg Schottlands).

Hihi. Da hab ich gleich was gelernt. Danke. Und ich kann dich beruhigen. Die persönliche Auslegung der Frage ist durchaus mainstreamtauglich.

Jedenfalls befindest du als beim „Durchhalten Herausgeforderte in guter Gesellschaft mit vielen, vielen Kollegen.

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Hast du Lieblingsworte in deinen Skripten, die vom Lektorat regelmäßig angestrichen werden?

*grins* Wer hat die nicht?

Erstaunlicherweise Lilly Weinberg. Ich war auch baff.

Von EIGENTLICH über WIRKLICH bis hin zu ABER und WÄHREND ist da alles Mögliche vertreten.

Ich gebe noch DANN und DOCH dazu. 🙂  Da gibt es eindeutig eine Liste der üblichen Verdächtigen.

Oh ja! Witzig ist allerdings, dass sich in jedem Projekt ein oder zwei neue einschleichen, die gefühlt nur in dieser Story ihr Dasein fristen wollen. Letztens schrieb mich eine Leserin an und meinte, sie hätte jetzt ein Lieblingswort. Ich fragte ganz verdattert, wie sie das meine. Daraufhin erklärte sie mir, sie hätte »Der Mann im Baum gelesen« und seitdem schwirrt ihr DERWEIL im Kopf herum. Ich war total in Panik und habe derweil 😉 das Skript geöffnet und die Wortsuche bemüht. Was soll ich sagen? Es war bei 68.000 Wörtern 15 Mal vertreten. Man sieht, so viel war es nicht. Aber es gibt eben Begrifflichkeiten, die prägen sich beim Leser ein, egal wie oft der Autor sie verwendet.

Wobei ich DERWEIL auch sehr gerne mag. Wie viele etwas betagtere Worte. Das ist auch schön an unserem Job, dass wir solchen Worten auch ein Podium bieten können. Bei deiner Leserin hat es ja geklappt.  

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Was ist deine präferierte Erzählform?

Ich habe zu Beginn meiner Schreibkarriere schnell festgestellt, dass ich es liebe, aus der Sicht des jeweiligen Protagonisten zu erzählen. Es liegt mir einfach.

Was reizt dich dabei so?

Ich mag, wie stark ich dadurch den Leser ins Geschehen einbeziehen kann. Es existiert sofort eine gewisse Nähe, da man »live und in Farbe« die Gedanken und Gefühle miterlebt.

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Bist du im Team Adjektiv oder bevorzugst du eher einen „schnörkellosen“ Stil?

Oh, das kommt darauf an, was ich ausdrücken möchte.

Ah, also ein Wechselwähler. Da haben wir einige, mich eingeschlossen. Und woran machst du das fest, was du verwendest?

Intensive Szenen zum Beispiel leben meiner Meinung nach von gut platzierten Adjektiven. Und schnörkellos kann es gern werden, wenn es nicht zu gefühlvoll sein soll. Ich denke, eine gesunde Ausgewogenheit zwischen Distanz und Nähe bringt einer Geschichte das gewisse Etwas.

Ja, man kann sagen, Adjektive sind im Text, was das Salz in der Suppe ist. Die Dosis machts.

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Hast du einen speziellen Trick, um aus deinen Figuren echte Persönlichkeiten zu machen?

Wenn es ein Trick ist, wende ich ihn unbewusst an.

Lass uns überlegen. Wie gehst du denn mit deinen Figuren um?

Meine Figuren entwickeln sich im Laufe des Schreibprozesses. Besonderheiten kristallisieren sich oft erst spät heraus und ich denke dann immer: Ach nee! Jetzt kommst du mir damit? Bei jeder Überarbeitung ergänze ich diese Eigenschaften an den passenden Stellen des Textes.

Das ist lustig. Ich persönlich mache das genauso und lerne quasi meine Figuren erst beim Schreiben näher kennen, wie normale Menschen halt auch, die ja auch keinen Charakterfragebogen übergeben, wenn man einander vorgestellt wird. Aber es gibt viele Autoren, die sich das vor dem eigentlichen Schreiben sehr genau überlegen. Ich finde unsere Technik aber trotz – oder wegen? – dieser „Ach nee!-Momente viel spannender.

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Welchen Fehler darf man beim Schreiben keinesfalls machen?

Das klingt so kompromisslos.

Wir wollen ja ein bisschen provozieren. Aber erklär mir, was dich stört.

Ich bin der Meinung, man darf jeden Fehler machen. Wie sonst sollen wir lernen?

Keine Ahnung?

Ich habe in meiner Laufbahn sicher Hunderte gemacht, schließlich habe ich das Schreiben nicht von der Pike auf gelernt wie andere meiner Kollegen. Es hieß und heißt für mich immer noch: Learning by Doing.

Ich denke, das trifft auf die meisten zu. Bei genauerer Betrachtung sogar auf alle. Denn welchen komplexen Job lernt man denn anders? Es ist doch bei jedem Studienberuf so, dass man erst im Feld merkt, worauf es wirklich ankommt. Von daher: Hoch lebe Lehrer Fehler!

Dumm ist allerdings, wenn sich dieselben Fehler ein zweites oder drittes Mal einschleichen. Dann war’s mit dem Daraus-Lernen nicht so weit her.

Das ist auch sehr respektlos all der arbeitslos auf ihre Chance wartenden Fehler da draußen, die auch mal drankommen wollen. Ich bemühe mich auch sehr, immer wieder neue Fehler zu finden.

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Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?

Oh, ein ganz tolles. »Greenlights« von Matthew McConaughey.

Von dem Schauspieler? Ich wusste gar nicht, dass der schreibt.

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Welche 3 Dinge sind dir aktuell am wichtigsten im Leben?

Meine Familie, mein Job und  …

Ja?

Hm, Nummer drei fehlt noch.

Genau.

Gilt, wenn ich »Der Rest« sage? 😉

Aber natürlich. Das ist doch wundervoll, weil es so unendlich viele Möglichkeiten lässt.

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Wenn du wählen könntest, wärst du lieber extrem intelligent oder gut im Umgang mit Menschen?

Intelligenz schließt Sozialkompetenz nicht grundsätzlich aus, oder?

Nein. Aber das ist auch nicht gefragt. Auch, wenn sich bei extremen Verstandesmenschen meist eine gewisse Distanz zu doch eher unlogischen Wesen wie Menschen bemerkbar macht, während man Empathen umgekehrt gerne eine gewisse, nicht immer schmeichelhaft gemeinte Naivität nachsagt.

Klar gibt es das ein oder andere Genie, das seine Mitmenschen einfach nur rätselhaft findet, weil es deren Reaktionen nicht in irgendwelche Gleichungen umwandeln kann, um sie zu verstehen. Aber es gibt ebenso empathische Mitmenschen, die äußerst klug sind. Also entscheide ich mich nicht für hü oder hott. Wie wäre es mit ein bisschen von beidem? Das würde mir gefallen.

Der Mittelweg ist meist ein schöner! 🙂

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Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?

Für meine volle Blase. *lach*

Ja, das ist ein sehr hygienischer Ansatz

Schon klar, das war nicht die Frage. Lass mich nachdenken.

Ich schenke derweil (hahaha) noch Kaffee nach.

Wofür würde ich aufstehen? Natürlich würde ich für familiäre Notfälle meinen Nachtschlaf unterbrechen. Wer würde das nicht? Ansonsten – für den Geistesblitz, aus dem ein Bestseller wird. Dumm nur, dass ich nie wissen werde, ob eine Idee genau dieses Potenzial mit sich bringt.

Das ist die Crux mit dem alternativen Kausalverlauf. Man weiß es nie im Voraus. Ist so ein bisschen wie mit Schrödingers Katze. Was machen wir jetzt?

Also ich schnappe mir lieber mein Handy und notiere mir ein paar Stichpunkte. Was verschlafen und ohne Brille zu morgendlichen Lachern führt. Manchmal kann ich mein Kauderwelsch nur schlecht entziffern.

Bei mir käme dann noch mein höchst selbständig kreatives T9 hinzu. Chiffrierte Plotideen, ha!

Abgesehen von deiner Fähigkeit, eine wirklich wunderbare Gesprächspartnerin zu sein

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Was ist deine größte Stärke?

Über sich selbst zu reden ist seltsam.

Was, wenn man es sich genau besinnt, höchst seltsam ist, findest du nicht? Ich meine, wer kennt einen besser als man selbst? Und trotzdem darf man über sich nicht reden, von „ich Esel mal abgesehen. Und bei Bewerbungsgespräche, was dann immer auch besonders unangenehm, weil ungewohnt und ungeübt ist.

Ich bilde mir auf jeden Fall ein, ein positiver Mensch zu sein, der nach vorn sieht und die Gabe besitzt, hin und wieder andere zum Lachen zu bringen.

Das kann ich aus mehrfachem Erleben – virtuell beim Lesen wie hier im Gespräch – bestätigen!

Aber sprechen wir noch einen Augenblick länger von dir

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Wenn dein fünf-jähriges Selbst plötzlich deinen jetzigen Körper bewohnen würde, was wäre das Erste, das dein fünf-jähriges Selbst tun würde?

Mein fünfjähriges Ich würde wahrscheinlich sämtliche Technik inspizieren, auseinandernehmen und sich anschließend verdünnisieren, weil nichts mehr funktioniert.

Das könnte meinem deutlich älteren aktuellem Ich auch passieren.

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Welcher fiktionale Charakter ist in Buch/Serie/Film unglaublich, wäre aber in banalen alltäglichen Situationen unerträglich?

Mir kommt da sofort die ständige Diskussion über die/der beste/r Freund/in in den Sinn.

Ja? Das trifft mich unvorbereitet, denn das hatten wir noch nicht. Erzähl mal, bitte!

Ich mag diese Figuren. Vorausgesetzt sie werden nicht zu übergriffig und sind so flatterhaft überdreht, dass einem schon beim Zuhören/Lesen schwindlig wird. Ganz ehrlich?

Ja, ich verstehe. Das ist aber eher szenisch, oder? Nicht so sehr konzeptionell, sondern mehr der jeweiligen Situation geschuldet?

Und es gibt nicht nur nervige Randfiguren. Manche Hauptcharaktere bewirken bei mir ebenfalls den Drang, mit dem Kopf voran gegen die nächste Wand zu laufen. Aber wie bei allem gilt: Über Geschmack lässt sich nicht streiten.

Oh doch! Trefflich. Schau mal einen Nachmittag auf Facebook vorbei, wenn eine Serie oder Film diskutiert wird. Hahaha!

Der eine mag’s, der andere nicht. Und hin und wieder brauchen wir doch alle sogar im realen Leben einen Freund oder Verwandten, der uns einen eindringlichen Rempler in die richtige Richtung verpasst.

Das ist auch wieder wahr. Bei diesen weltverbessernden Ansätzen kommt die nächste Frage sehr gelegen.

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Stell dir vor, du würdest einen Geheimbund gründen, wie würdest du ihn benennen und was wäre eure Mission?

Du lieber Himmel! Was für eine Frage?

Ich hoffe, eine unerwartete und daher gute!

Also gut, hier kommt meine Antwort. Name: »Avangers 2.0« 😉 Mission: Betreiber von Piratenplattformen für illegale E-Book-Downloads und deren Nutzer ausfindig machen und kielholen lassen.

Ja! Das ist eine sehr hübsche Idee.

Mary Sardarjan ist auch so für Rachekonzepte, die wäre bestimmt auch dabei.

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Gibt es etwas, das du kannst, die meisten anderen Menschen aber nicht?

Das kann ich echt nicht beantworten.

Hätte ja sein können! Wir haben schon Stimmenerkenner, Nasenverschließer, Handgelenkaushänger und noch ein paar Kuriositäten gehabt, von deren Existenz ich bis dahin nichts wusste. .

Aber eine Frage, oder einen Appell, hätte ich zum Schluss trotzdem noch:

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Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!

»Leben und leben lassen« sollte nicht nur ein Slogan sein, den man anbringt, sobald man glaubt, er würde einem einen wie auch immer gearteten Vorteil verschaffen. Es wäre wünschenswert, ihn stattdessen zu praktizieren.

Wahre Worte! Das unterschreibe ich gern!

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Liebe Nele, es war ein wunderbares Gespräch, in dem ich viele Gemeinsamkeiten feststellen konnte und zudem ein paar wunderschöne Denkanstöße bekommen habe. Ich wünsche dir viel, viel Erfolg im weiteren Wettbewerb und lade dich im Namen der gesamten Skoutz-Community ganz herzlich zu uns ein. Wir machen viele Aktionen mit Autoren aller Arten und da würdest du bestimmt als ein Exemplar, das andere zum Lachen bringen will, wunderbar dazupassen.

 

Dankeschön!

Hier könnt ihr Nele Betra erreichen

 

Skoutz-Lesetipp:

Feel it (Artists in Love) – Gay-Romance aus dem Künstlermilieu von Nele Betra

»Wir sind wie Schiffe, die auf offener See in einen heftigen Sturm geraten. Ohne einen Funken Hoffnung und Liebe, die uns den Weg aus dem Verderben weisen, würden wir untergehen.«
Einen geliebten Menschen zu verlieren ist hart. Einen geliebten Menschen zu verlieren und die Schuld daran zu tragen ist um ein Vielfaches härter.

Mein Name ist Gordon Bagshaw und ich bin seit einem halben Jahr stolzer Besitzer einer Galerie, die ich längst eröffnet hätte, würde ich die Gemälde, die ich ausstellen möchte, auspacken und aufhängen können.

Ich bin Elijah Morgan. Die Malerei ist meine Leidenschaft. Meine Devise: Sei frei wie ein Vogel. Existierten da nur nicht diese ärgerlichen Umstände, ein Dach über dem Kopf und Essen auf dem Tisch haben zu müssen. Zwei von drei Problemen, die sich mit Nebenjobs beheben lassen. Das andere sind meine Ängste, die sich weiterhin verheimlichen und ignorieren ließen – Geheimnisse hat schließlich jeder –, hätte ich bloß nie Gordon Bagshaw kennengelernt

Kann trotz verborgener Ängste und Schuldgefühle eine Freundschaft erwachsen? Vielleicht sogar mehr?

Skoutz meint: Nele Betra entführt uns in die Welt der Künstler und Galeristen und deine Dreiecksbeziehung der besonderen Art, wenn die Kunst zur Rivalin wird. Spritzig leicht, wo es passt, und doch mit Tiefgang, wo man hinter die Kulissen schauen darf. Die Figuren sind so echt und in so hübschen Details beschrieben, dass man meint, mittendrin zu sein. Man fiebert mit, ärgert sich über sie, freut sich mit ihnen und überhaupt … ist das Buch viel zu schnell vorbei. 

 

 

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Mehr Info

Liebe bittet nicht um Erlaubnis“. Das ist eine gut ausgetüftelte Gay-Romance bei der weder Erotik noch Spannung zu kurz geraten.
Auch eine kleine Lady hat ihre Finger im Spiel, lasst euch einwickeln. So wie wir, denn dieses Buch steht völlig zu Recht auf der Midlist Erotik des Skoutz-Award 2021.

Wir waren natürlich neugierig und haben uns Neles Jungs und dieses süße Mädchen genauer angesehen und auch ausführlich besprochen (weiterlesen).

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Hinweis:

Wenn ihr die Bücher schon kennt, würdet ihr uns, dem Autor und allen lektüresuchenden Lesern einen großen Gefallen tun, wenn ihr das Buch in der Skoutz-Buchdatenbank mit einer  Skoutz-Buchfieberkurve bewerten würdet. 5 Klicks statt 5 Sterne. Einfacher lässt sich eine Rezension nicht schreiben, bequemer kann man sein nächstes Buch-Date nicht finden. Und so helft ihr, dass unsere Buchfindemaschine weiter wächst.

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