Zu Besuch bei Marvin Herbst
Heute habe ich mir den Skoutz-Kauz geschnappt und bin unterwegs zu Marvin Herbst. Er steht mit seinem Kurzgeschichtenband „Herbstgeschichten: Von Dämonen und Goblins “ auf Jenny Völkers Midlist Fantasy. Wie immer, wenn wir einen Autor zum ersten Mal besuchen, ist der Skoutz besonders aufgeregt und so, wie er wild neben flattert werde ich allmählich auch nervös. *seufz*
Zu Besuch bei Marvin Herbst, der gerne Brettspiele spielt
Hallo lieber Marvin, wir freuen uns sehr, heute hier bei dir zu sein. Vielen Dank, dass du uns die Möglichkeit gibst, dich ein wenig näher kennenzulernen. Weil der Skoutz wieder so unruhig ist, würde ich vorschlagen, wir fangen direkt an, OK?
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Wenn du ein Tier wärst, wärst du ein …?
Wolf!
Ich mag Wölfe auch sehr gerne, aber warum würdest du gerne einer sein?
Viele denken vielleicht an das einsame, mystische Raubtier, was auch sehr cool ist, aber der Wolf steht für mich vor allem für Familie.
Das Bild drängt sich tatsächlich nicht sofort auf, das stimmt. Der Wolf als Familientyp!
Doch! Wenige Tiere haben ein so ausgeprägtes Sozialverhalten wie Wölfe. Ich liebe diese Tiere und schließlich tue auch ich selbst alles für mein Rudel.
Das wird deine Familie sehr glücklich machen. Und umgekehrt?
Womit kann man dich im Alltag glücklich machen?
Eine Runde (Nerd-) Brettspiele spielen.
Ah, ich seh schon, wir würden uns verstehen. Ich bin der totale Spielteufel. Darüber sollten wir uns mal gesondert austauschen! Das wird bestimmt lustig!
Wir alle haben Wünsche, für uns, für die Welt. Was sind deine?
Ich will einen Bestseller schreiben, ich möchte sehen, wie sich mein „Rudel“ entwickelt und allem voran stehen Glück und Frieden.
Das sind schon mal sehr gute Pläne, die ich so auch alle unterstützen würde. Was machst du dafür?
Ich glaube, wenn jeder an seinem persönlichen Glück arbeitet, können wir die Welt ein Stück friedlicher machen. Denn Kriege, egal ob die großen in der Welt oder die kleinen mit dem Nachbarn, führen nur zu Menschen, die unglücklich und unzufrieden sind.
Ja, da stimme ich dir absolut zu. Das nimmt auch so viel Lebensenergie. Ein Lächeln kann soviel zum Guten wenden. Und wie pflegst du deine persönlichen Wünsche?
Daran glauben und jeden Tag ein bisschen Zeit in jene Träume investieren.
Das ist der beste Weg – oder vielmehr der Anfang. Weil du Bestseller erwähnt hast, lass uns doch jetzt über Bücher reden.
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Welches Buch hat dich am meisten geprägt?
Es war kein Roman, aber immer noch ein Buch. Und zwar „Das Schwarze Auge – Abenteuer Basis-Spiel“ von 1992. Es handelt sich dabei um ein Pen & Paper Rollenspielbuch, was mich mit seinen Regeln, Quelltexten und Hintergrundgeschichten tief in die Welt der Fantasy gezogen und seitjeher nicht mehr losgelassen hat.
Wie geil! Dann musst du unbedingt mal mit Tom Finn sprechen, der für DSA geschrieben hat. Oder mit André Skora, der unser RPG-Papst bei Skoutz ist. Oder mit unserer Kay Noa, deren Schwerttanz-Saga auch vor grauer Urzeit mit ebenjener DSA-Box ihren Anfang genommen hat, auch wenn die Entwicklung seither natürlich weit weit weit geführt hat.
Bleiben wir noch kurz beim Buchregal. Welcher Klassiker liegt allen Vorsätzen zum Trotz immer noch auf deinem SuB?
Der Drachenbeinthron von Tad Williams liegt noch auf meinem SuB.
Oh? Warum? Wir haben mit Tad schon mal anlässlich der Fortsetzung der Tetralogie ein Interview geführt. Was hindert dich?
Irgendwo liebe ich die magische Stimmung in diesem Buch, die (sicher nicht ganz zufällig) an Herr der Ringe erinnert.
Tut das nicht irgendwie jede High Fantasy-Geschichte? Entweder, weil sie erinnert, oder eben bewusst versucht, das zu vermeiden? 🙂 Aber jetzt kommt gewiss das Aber …
Aber ich schaffe es nicht das Buch zu Ende zu lesen! Es ist mir zu viel Beschreibung, zu viel Text für zu wenig relevante Handlung. Immer wieder packt es mich, zieht mich in eine schöne Welt und dann ödet es mich auch schon wieder schnell an. Das Buch liegt bestimmt noch auf meinem SuB, bis ich in Rente gehe (Es gilt aber noch nicht als abgebrochen!!).
Na, vielleicht ist es einfach noch nicht der richtige Moment. Solche Bücher brauchen Muse, dass man sich auf ihren eigenen Rhythmus einlassen kann. Ich drücke euch die Daumen.
Und welches Buch ist hätte deiner Meinung nach deutlich mehr Leser verdient und warum?
Ach es gibt sooo viele tolle Selfpublisher, die sich enorm viel Mühe geben und echte Kracher auf den Markt bringen. Hier kann man sich mal durch die Leseproben wühlen und wird sicher schnell fündig.
Ich stehe da auch ganz bei dir. Es gibt so viele tolle Geschichten. Dafür steht Skoutz auch, dass wir eben allen Geschichten eine Chance geben wollen, ganz egal, wie sie uns erreichen. Aber jetzt genug von fremden Büchern, lass uns mal über deine Geschichten sprechen.
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Themen finden ist oft einfacher als aus den vielen Ideen, die richtige Auswahl zu treffen. Wie entscheidest du, welches Projekt du als nächstes verwirklichst?
Das ist für mich gar nicht so schwer.
OK, jetzt bin ich neugierig.
Ich verbiete mir, mehr als eine Kurznotiz von 1-2 Zeilen zu neuen Ideen aufzuschreiben. So bleiben meine Projekt-Ideen überschaubar. Wenn ich meine Ideen Luke öffnen würde, käme ich zu gar nichts mehr.
Hahaha! Das klingt sehr plausibel! Und wenn die Wahl getroffen ist …
Wo stehst du beim Schreiben einer Szene? Bist du eher der aufmerksame Beobachter und Dirigent oder mittendrin in allen Höhen und Tiefen mit Blut, Schweiß und Tränen?
Mittendrin!
Wie fühlt sich das an?
Ich habe z.B. selbst Herzklopfen beim Schreiben spannender Szenen und musste bei Halbschatten deswegen schonmal eine Schreibpause machen, weil mein Körper so viel Adrenalin ausgeschüttet hatte, als wäre ich selbst auf der Flucht gewesen.
WOW, das finde ich total spannend! Dann weißt du wenigstens, was du deinen Figuren zumutest! Ich habe hier auch Autorinnen, die sich genüsslich zurücklehnen und voll Schadenfreude beobachten, was ihre Protas da durchleben müssen. Anja Hansen etwa. 🙂
Welche Szenen fallen dir beim Schreiben am schwersten und wie meisterst du sie trotzdem?
Eigentlich gibt es keine Szenen, die mir besonders schwer fallen.
Oh, das ist schön, aber selten.
Ich liebe Action und Romantik, große Schlachten oder kleine Diskussionen.
Wirklich nichts, was dich zum Stocken bringt?
Das Einzige was mich manchmal aufhält, sind Beschreibungen gewöhnlicher Dinge und das Sortieren der Szene (also links ist die Bar, rechts der Eingang usw.). Da muss man dann einfach durch.
Was gleich zur nächsten Frage führt …
Was ist dir beim Schreiben deiner Geschichten am wichtigsten, worauf achtest du besonders?
Ich traue den Fantasyfans zu, eine eigene, tolle Fantasie zu haben und will niemanden meine Bilder aufzwängen.
Das finde ich jetzt sehr schön und würde das auch für andere Genres unterschreiben. Ich lese ja gerade auf der Jagd nach eigenen Bildern, sonst könnte ich auch einen Film anschauen. Wie machst du das?
Solang es nicht einer meiner komplett neu erfundenen Wesen ist, versuche ich immer wenig vorzugeben, was ein wenig an die vorherige Antwort anknüpft – ich halte mich nicht mit Beschreibungen auf. Dadurch werden meine Geschichten temporeich und erzählen viel auf wenig Seiten.
Wunderbar, darum stehst du ja auch mit einem Kurzgeschichtenband auf der Midlist. Das klingt toll! Darf ich ein wenig persönlicher werden?
Es heißt, jeder Künstler muss auch ein bisschen wahnsinnig sein. Was ist dein Schuss „Wahnsinn“?
Hmh… was sollte man hier preisgeben?
Wir verraten nichts 😀
Ich sag mal so – auch wenn ich nach außen hin gern ein auf seriös und cool mache (zumindest auf Bildern), wird mir regelmäßig unterstellt, vom Typ her eher „verrückter Professor“ zu sein.
Klingt doch irgendwie nett, finde ich. Erzähl mal weiter!
In einem Moment bin ich furchtbar durcheinander, vergesslich und verwirrt (ich musste als Kind meinen Haustürschlüssel um den Hals tragen), um dann im nächsten Moment völlig unerwartet einen kühlen Kopf oder eine geniale Idee zu haben, mit der ich eine schwierige Situation löse.
Finde ich gut, soll ich dir mal was verraten? In meiner Kindheit gab es diese kleinen Geräte, die sich gemeldet haben, wenn man pfeift. Davon hatte ich mindestens 3 als Vorrat (mein Schlüssel war immer irgendwo, wo ich ihn nicht gefunden habe)
Beschreibe dein aktuelles Buch in 3 Sätzen
Oh je, der Elevator Pitch!
Wenn du so willst. Also, der Knopf ist gedrückt. Leg los!
Wer mir auf Instagram folgt, weiß wie gut ich das kann … Nicht. (Jetzt brauche ich nur noch zwei Sätze, he he) – Herbstgeschichten sind fünf düstere Fantasygeschichten, mit fiesen kleinen Goblins, mächtigen Dämonen und dieser Bestie, die im dunklen Wald ihr Unwesen treibt. Jede Geschichte bekam von mir ein intensives Worldbuilding, was diese kürzeren Geschichten genauso lebendig werden ließ, wie seitenstarke Romane, perfekt für verregnete Abende!
Wundervoll und sehr erfolgreich. Jenny Völker hast du ja überzeugt und Kay, die das Buch für den Award gelesen hat, hat auch geschwärmt, dass die richtig „knackig“ waren.
Lass uns noch mal über dich sprechen!
Was würdest du noch gerne lernen und wozu?
Zeichnen. Dann könnte ich meine eigenen super coolen Artworks machen.
Ja, klasse! Ich bin da leider auch überhaupt nicht begabt. Aber Julia Dippel zum Beispiel malt für ihre Bücher, das finde ich total stark und Alexander Kopainski hat daraus am Ende einen Beruf gemacht.
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Welcher Moment im Leben hat dich besonders geprägt?
Da gab es doch schon einige wirklich prägende Ereignisse in meinem Leben. Ich beziehe mich hier aber mal auf die Dinge, die im direkten Zusammenhang mit dem Schreiben stehen
Wenn es die Auswahl erleichtert, gern!
Der Moment, in dem ich meinen ersten üblen Verriss bekam. Oder vielmehr der Moment danach, als endlich mein Herz aufhörte zu bluten, die Tränen getrocknet waren und ich entschied, trotzdem weiterzumachen und das Handwerk „Schreiben“ zu erlernen.
Schlechte Rezensionen sind nie schön, aber ich finde dazu zwei Überlegungen sehr tröstlich, soweit ich das als Leser beurteilen kann: Einmal ist auch eine schlechte Rezension der Beweis, dass man das Buch ernst nimmt. Ernst genug, um sich hinzusetzen und es zu kritisieren. Es hat als Gefühle berührt. Vielleicht nicht die besten, aber definitiv ist das besser als keine. Denn – und das ist Nummer 2 – wenn man nicht eine absolut beliebige Geschichte schreiben will – und wer will das schon? – muss sie förmlich auch missfallen, das geht anders gar nicht.
Wir kommen leider schon zur Schlussrunde!
Was sollen deine letzten Worte sein?
So habe ich mir das vorgestellt.
Oh, wie schön!
Und mit welchen Worten soll dieses Interview enden?
Danke für die Chance! Danke für die Mühen, die ihr alle auf euch nehmt, um es unabhängig vom Bekanntheitsgrad auch Schreibenden wie mir zu ermöglichen, ein wenig Award-Luft zu schnuppern. Echt, mega von euch!
Lieber Marvin, das machen wir sehr, sehr gern! Und wir finden es jedes Jahr aufs Neue wundervoll, wie gleichwertig sich die Kleinen nd Neuen neben die Großen und Erfahrenen reihen. Wie Geschichten und berühren und verzaubern und ihre Buchmagie entfalten.
Die Zeit ist so schnell vergangen hier bei dir. Wir haben das Gespräch mit dir sehr genossen und haben uns total wohl gefühlt. Herzlichen Dank dafür und bitte gib Bescheid, wenn du was Literarisches zu vermelden hast.
Mehr von Marvin Herbst erfahrt ihr hier:
Skoutz Lesetipp:
Halbschatten – Actionreiche Fantasy von Marvin Herbst
Eine Assassine an der Spitze der Macht und ein ausgedienter Söldner, der alles verloren hat, dazu bestimmt, das Schicksal der Welt zu lenken.
Beinahe wäre das Geheimnis der alten Könige in Vergessenheit geraten, doch dann taucht ein Vertreter der Schatten im Reich der Menschen auf und verlangt die Erfüllung eines dämonischen Vertrages: Ein Heer für die Schlacht gegen die Mächte des Lichts. Die Menschen weigern sich und lehnen ab. Doch es gibt einen unter ihnen, der sie alle verrät und dafür sorgt, dass der Krieg zwischen Schatten und Licht nicht mehr aufzuhalten ist.
Skoutz meint: Der Klappentext ist ungewöhnlich und verspricht eine Geschichte, die sich nicht ganz am Mainstream entlang arbeitet. Es sind kantige Figuren und schier unlösbare Aufgaben, die sich hier entfalten und ja – ich wollte wissen, wie es ausgeht, weil ich es echt nicht vorhersagen konnte! Das Ende ist schlüssig und kann so auch gut stehen bleiben. Aber – und auch dieser Spagat ist geglückt – es bleibt genug, um zu hoffen, dass es doch noch weitergeht. Wenn dem so wäre, wäre ich dabei! (kn)
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Hinweis:
Herbstgeschichten, eine kleine, feine Anthologie, die Autor Marvin Herbst im Dezember 2021 selbst herausgegeben hat, steht mit ihren Dämonen und Goblins auf der Midlist Fantasy und wir haben uns das Buch natürlich schon angesehen und ausführlich besprochen.
Unseren Beitrag findet ihr hier.