Zu Besuch bei Kathrin Wandres
Heute besuche ich meine liebe Kollegin Kathrin Wandres, die ich anlässlich ihrer Nominierung für den Fantasy-Skoutz 2020 mit dem Skoutz-Kauz interviewen darf! Kathrin ist ein sehr sympathischer Beweis dafür, dass es manchmal am besten ist, einfach mal zu machen. So hielt sie es nämlich beim Carlsen Schreibwettbewerb, sandte mutig ihr Manuskript ein, gewann den zweiten Preis und ist eben seither … Autorin!
Zu Besuch bei Kathrin Wandres, die keine typischen Tage kennt
Liebe Kathrin, vielen Dank, dass du dir Zeit für den kleinen Skoutz und mich genommen hast. Wir freuen uns wirklich sehr, uns mal ausgiebig mit dir unterhalten zu dürfen. Am besten fangen wir gleich mal mit einer gaaaanz einfachen Frage an:
Wie würdest du dich in einem Wort beschreiben?
Unbeschreiblich.
Soso …
Oder wie meine beste Freundin sagt: Ein Wort ist nicht genug für dich!
Soso … 🙂 Darum machen wir ja auch ein ganzes Interview.
Beruf oder Berufung – was macht dir an deinem Job als Autor am meisten Spaß?
Dass ich so viele Leben lebe und so viele Abenteuer bestehe – an vorderster Front.
Das klingt recht kämpferisch. Wie meinst du das?
Wenn ich schreibe, steht mir alles offen. Ich kann Welten entdecken, die es noch gar nicht gibt, und ich kann mich immer wieder von Neuem erfinden.
Du schreibst ja keine Autobiografien… (Lach). Aber ich weiß schon, was du meinst, es ist die erzählerische Freiheit
Ja! Mit meinen Worten male ich Bilder, transportiere Weisheiten und erschaffe Charaktere, die ich vermisse, sobald ich das Buch beendet habe.
Das kenne ich auch. Meine Protas sind meine liebsten Freunde, auch (oder gerade), weil sie so eigenwillig sind. Ich bin dann regelrecht unausstehlich. Aber das kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen!
Wann hast du dein erstes Buch veröffentlicht?
Mein erstes Buch wurde im Juli 2017 veröffentlicht, nachdem ich es 2016 beim Schreibwettbewerb von Carlsen Impress und tolino media eingereicht und den 2. Platz gewonnen hatte.
Ja, damit hast du dann auch viele, viele Nachwuchsautoren inspiriert. Wie lange hast du dafür gebraucht?
Vom ersten Wort bis es fertig geschrieben war, habe ich um die 2,5 Jahre gebraucht – was an den Pausen lag, die das Real Life mir auferlegt hat (z.B. eine Schwangerschaft und die darauffolgende anstrengende Babyphase …).
Dass das ablenkt, kann ich mir vorstellen. Da fallen Brutto- und Nettoschreibzeit gewiss dramatisch auseinander.
Wie läuft ein typischer Tag als Autor bei dir ab?
„Ein typischer Tag als Autor“ – *hust* – wenn es das mal gäbe!!
Kathrin, ob du es glaubst oder nicht, es gibt hier Autorenkollegen, die behaupten, das gäbe es! Aber ich kann mir das auch nicht vorstellen. Was hindert dich?
In erster Linie gibt es einen typischen Tag als Mutter mit 3 Kindern, in dem man Putzfrau, Köchin, Mama-Taxi, Lernbetreuerin, Seelenstreichlerin, Spielgefährtin und noch vieles mehr sein muss.
Das ist schade, dass Martina nicht das Interview gemacht hat, denn der geht es ähnlich. Ich bin ja nur Tierpark-Wärter, da wird man auch gefordert, aber kein Vergleich! Aber was hat das jetzt genau mit deinem Autorendasein zu tun?
Übersetzt heißt das: Ich nutze jede kinderfreie Minute für meine Bücher! An manchen Tagen klappt das gut und dann gibt es solche, an denen man nur gedanklich mit seiner Geschichte beschäftigt ist, der Laptop aber zugeklappt bleibt.
Das kann ich mir gut vorstellen, und im Augenblick dürfte das sicher noch dramatischer sein, oder?
Wie sehr beeinflusst Corona deinen Schreiballtag?
Ja, 2020, das unvergessliche Jahr.
Oh ja! Da ist das Einkommen einer ganzen Generation von Psychotherapeuten gesichert, ich bin inzwischen nur noch froh, wenn dieses auch sonst schwierige Jahr rum ist. Komm, erzähl! Wie sieht dein Corona-Tag aus?
Meinen Schreiballtag hat es leider sehr negativ beeinflusst. 3 Kinder rund um die Uhr zuhause, davon 2 mal Homeschooling – das lässt wenig Zeit für das Schreiben.
Ich bewundere aufrichtig, wenn da überhaupt noch Zeit bleibt! Wie machst du das?
Aber ich handhabe es nach dem gleichen Prinzip wie zuvor: jede freie Minute wird genutzt. Es sind zwar weniger als früher, aber die nutze ich mit der gleichen Leidenschaft.
Das glaube ich dir sofort! Und wenn du schreibst …
Kreativ oder doch eher regeltreu? Wie flexibel bist du beim Schreiben?
Man sollte die Regeln sehr genau kennen – damit man sie brechen kann!
Ah! Noch ein Picasso-Jünger! Sehr schön! Ich sehe das genauso. Und wie mutig bist du?
Das tue ich sehr oft! 😉 Was das Schreiben angeht, bin ich ein Abenteurer.
Erzähl mir mehr, bitte! Wie sehen deine Abenteuer aus?
Ich erlebe mit den Figuren die Geschichte, bin selbst überrascht, wo mich die Wege hinführen. Ich bin da also sehr flexibel. Natürlich gibt es gewisse Regeln, innerhalb derer man sich bewegt und ohne die kein Buch funktioniert. Aber ich bin niemand, der sich hinsetzt und das Buch von vorne bis hinten durchplant, bevor ich anfange zu schreiben. Ich kenne meine Welt, meine Anfangsszene und das ungefähre Ziel, wo ich hinmöchte. Der Rest ergibt sich beim Schreiben. Und das führt dann nicht selten zu überraschenden Wendungen, mit denen selbst ich nie gerechnet hätte.
Da arbeiten wir sehr ähnlich. Ich freue mich auch immer, wenn mich meine Geschichte selbst überrascht.
Welches war dein erstes selbstgelesenes Buch? Und hast du es heute noch?
Seltsamerweise habe ich sehr spät meine Leidenschaft für Bücher entdeckt.
Das ist eine exklusive Minderheit, aber du bist nicht völlig allein. Kollege Jean Rises ist auch erst mit Stephen King zum Lesen gekommen, und da war er gewiss auch kein ABC-Schütze mehr. Aber erzähl mal, wie es dann doch noch zum Happy-End kam?
In meiner Jugend habe ich es immer mal wieder versucht (mal dort ein Krimi, mal da ein Liebesroman), aber nichts konnte mich so richtig packen. Es war ein ganz besonderes Buch, das bei mir das Feuer entfacht hat und es hat noch heute einen ganz besonderen Platz sowohl im Regal als auch in meinem Herzen.
Du musst hier nicht mit Cliffhangern arbeiten, Kathrin! Spann uns doch nicht so auf die Folter. Welches Buch hat den Autor in dir wachgeküsst?
Das war „Die Tribute von Panem“. Dadurch entdeckte ich meine Leidenschaft zu Fantasy – und kann seitdem nicht mehr aufhören zu lesen und zu schreiben.
Wenn wir hier schon beim Schwärmen sind …
Stell dir vor, du könntest eine beliebige Figur aus einem Buch zum Essen treffen. Was würde passieren?
Ich würde Mark Watney, den „Marsianer“, treffen wollen. Es gibt kein Buch, das ich lieber gelesen habe als dieses.
Ich habe da mit Kollegin Anna Winter schon Abende lang überlegt, wie wir Mark (oder wenigstens seinen geistigen Vater Andy Weir) stalken können! Du bist im Fangirl-Club herzlich willkommen. Woher kommt deine Begeisterung?
Die Mischung aus Dramatik und Witz ist einfach unglaublich.
Und was würdest du von Mark wissen wollen?
Ich würde ihn fragen, wie es so ist, als einziger Mensch auf einem Planeten, und wie man trotz Aussichtslosigkeit einen derartigen Kampfgeist entwickeln kann.
Wenn wir schon bei Fragen sind …
Auf welche Frage hattest du in letzter Zeit keine Antwort und hast du sie finden können?
Auf die Frage, was ich auf diese Frage antworten soll, nämlich das hier (siehe die letzten 13 Worte).
Soso … damit hast du geschickt einen Zirkelschluss konstruiert und dich um die Antwort auf die Frage, ob du eine Antwort gefunden hast, drücken konntest. Bevor wir uns hier schwindlig reden, lass uns zu Banalem wechseln.
Wie oft schaust du täglich auf dein Handy?
Passe. Nächste Frage bitte …
Hehehe… wir sind ja diskret. Aber nicht sehr diskret , nächste Frage also!
Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?
Milch, Quark, Heidelbeeren. Und Schokolade (ja, die gehört in den Kühlschrank, dann schmeckt sie viel besser!!!).
Das ist so ein Autoren-Geheimtipp. Schokolade wird bei der Kühlschrankfrage jedenfalls auffallend häufig genannt. Wir werden das bei unserer Stand-Bestückung berücksichtigen. Also, wenn wir mal wieder normale Events haben.
Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?
Für meine drei gesunden Kinder!
Klar, das ist keine Frage, die man Triple-Mamis stellen muss.
Zeitreisen – ein spannendes Mysterium. Bei welchem historischen Ereignis wärst du gern dabei gewesen?
Das Auslaufen der Titanic wäre ganz cool oder auch die Mondlandung (dass ich den Mond faszinierend finde, merkt man irgendwie oder?).
Über welches Thema könntest du eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?
Natürlich übers Bücherschreiben! Ich gehöre zu den Freaks, die vorher alles in der Theorie studiert haben!
Das ist sehr skoutzig und dann bist du herzlich bei unseren Workshops willkommen! Und sonst?
Außerdem natürlich über Serien, Actionfilme und Musik.
Natürlich … lach!
Gerne auch über Mathematik und meine Liebe zu Zahlen – das will nur meistens niemand hören.
Hören würde ich es schon wollen. Ich bin nur nicht sicher, ob ich es verstehe. Heute hätte ich Dyskalkulie und würde furchtbar bemitleidet, aber zu meiner harten, ungerechten, herzlosen Zeit war ich halt einfach nur schlecht in Mathe. Aber vielleicht schaffst du es ja, mir das Prinzip zu vermitteln.
Lass uns nochmals in die Vergangenheit reisen.
Was würdest du rückwirkend ändern, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?
Ich hatte schon immer den Traum, ein Buch zu schreiben. Wenn ich etwas rückwirkend ändern könnte, dann, dass ich erst so spät begonnen habe, diesen Traum in die Tat umzusetzen. 10-15 Jahre früher wäre auch toll gewesen. 😉
Kathrin, es tut mir leid, aber da bist du schon wieder Mainstream. Das haben Sascha Dinse und Jean Rises zum Beispiel genauso gesagt. Wir Autoren sind offenbar eine spätreifende Spezies.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Wahrscheinlich das, was sich jeder wünscht: Gesundheit und Zufriedenheit für sich und seine Lieben. Und wenn ich dann noch einen Haufen Bücher schreiben könnte, die die Menschen begeistern, dann wäre es perfekt!
Das wäre auch für uns und deine Leser perfekt.
Liebe Kathrin, es war sehr kurzweilig mit dir zu plaudern, und ich hoffe sehr, dass man im Interview deine absolute Hingabe an die Schreiberei und deine Geschichten so herauslesen kann, wie ich es empfinden durfte. Hoffentlich sprechen wir uns bald mal wieder. Erst mal viel Erfolg im weiteren Verlauf des Wettbewerbs!
Dankeschön!
Hier könnt ihr Kathrin Wandres erreichen
Skoutz-Lesetipp:
Milou: Suche nach dem Ende der Welt – von Kathrin Wandres
»Wenn du Mut hast, dann folge mir.
Auf der Suche nach dem Ende der Welt.«
Nur diese Worte und eine blaue Rose hinterlässt die kleine Milou ihrem Bruder Jake, bevor sie spurlos verschwindet. Und das lediglich wenige Monate, nachdem die Eltern der beiden bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen sind. Jake bricht zu einer sonderbaren Reise auf – durch alte Brunnenschächte in fremde Welten, dem Weg der blauen Rose folgend, im unbedingten Willen seine Schwester wiederzufinden. Dabei merkt er bald, dass es nicht Milous Suche ist, sondern seine eigene.
Skoutz meint: Milou ist eines jener Bücher, die sich aus der Masse der Neuerscheinungen abheben, weil sie eine etwas andere Geschichte erzählen, weil sie etwas anders erzählen, weil sie besonders sind. Eine Geschichte wie die Brüder Löwenherz (auch wenn sie ganz anders ist), aber so erzählt, wie sie vielleicht Jostein Gaadener erzählen würde. Kathrin Wandres erzählt da ruhige Geschichte, aber eine, die beweist, dass auch leise Töne ins Herz treffen.
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Hinweis:
Aus den über 300 Titeln der Longlist Fantasy 2020 hat unsere Jurorin Maya Shepherd 12 Titel ausgewählt, die von der Midlist Fantasy 2020 aus ins Rennen um den Fantasy-Skoutz 2020 gehen.
Mit Mondfluch, das Kathrin Wandres im November 2019 selbst verlegt hat, geht eine sehr vielversprechende romantische Fantasy-Reihe um Gestaltwandler ins Rennen. Der Auftrakt, der mit frischen Konzepten und fantasievollen Einfällen besticht, lässt Großes hoffen. Kathrin Wandres ist mit diesen Halbwesen tatsächlich ein eigener Eintrag im Skoutz-Bestiarium sicher und allein darum haben wir dieses Buch sehr gerne ausführlich besprochen (weiterlesen).