zu Besuch bei: J.R. Hellway

Obwohl ich mich vor Horror-Romanen fürchte, stehe ich ohne Ende auf Zombies – und zwar lange vor The Walking Dead und dem Hype, den die Serie ausgelöst hat. Klingt komisch, ist aber so. Entsprechend zwiespältig war auch meine Erwartung an meinen heutigen Besuch bei J.R. Hellway, der sich für seine Zombie-Geschichten ausgerechnet das sonst eher beschauliche Stuttgart ausgesucht hat. Unweigerlich fragt man sich, wie der Zombiet-Schlachtenruf „Braaaaaain“ auf Schwäbisch klingt – und wer auf so eine Idee kommt.

Doch lest selbst.

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Zu Besuch bei J.R Hellway, der Heimathorror schreibt

Portrait J.R. HellwayWas ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?

Ich hatte schon immer eine blühende Fantasie.

Okay. Wobei ich persönlich „blühend“ für eine Fantasie, der dystopische Seuchenszenarien mit Zombieinvasionen entspringen irgendwie alles andere als passend finde…

Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?

Vermutlich überfällige Sachen am Haus reparieren.

Ah, ein Heimwerker. Das haben mehrere Kollegen schon angegeben. Es verstärkt sich der Verdacht, dass Schreiben zu undichten Dächern und verwilderten Gärten führt.

Abgesehen von der Möglichkeit, dass es ins Schlafzimmer tropft …

Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?

Da gab es bisher keine, denn ich habe ja erst angefangen!

Auch wieder wahr. Das ist die Krux mit diesen Standardfragen. 🙂

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

Als ich den Hauptcharakter meines Buchs sterben ließ.
Er ist mir beim Schreiben selbst ans Herz gewachsen. Aber im Leben geht es eben manchmal ungerecht zu und das bekommen auch meine Protagonisten zu spüren.

Tja, auch in Zombieromanen gilt: Das Leben ist kein Ponyhof.

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

Hoffentlich keine – es sind Zombieromane! 😉

Im wortwörtlichen Sinne wäre es dann auch Wahrsagerei und dann solltest du erst einmal ein bisschen Lotto spielen. Aber ich persönlich glaube schon, dass z.B. in Ausgangsszenarien immer auch etwas über den Autor selbst verraten wird. Warum z.B. spielen deine Bücher ausgerechnet in Stuttgart?
Ich schreibe meist über München – und zwar weil ich da wohne, mich bestens auskenne und mir Recherche spare. Dadurch verrät natürlich allein schon die Ortswahl innerhalb des Settings ziemlich viel über mich.

Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?

Deine Romane sind so gut, dass wir sie gern verfilmen möchten.

Hahaha. Ich sollte echt ein Filmschweinchen aufstellen. Speziell von männlichen Autoren höre ich das sehr oft. 🙂
Allerdings kann ich mir deine Bücher wirklich gut als Film vorstellen. Du schreibst sehr visuell.

Das bringt mich gleich zur nächsten Frage…

Wer ist für dich dein idealer Leser?

Ein Leser der nicht jedes Detail hinterfragt und sich fallen lassen kann. Logische Zusammenhänge sind sehr wichtig – ist man aber zu kritisch, bekommt man fast jede Geschichte kaputt.

Ja, ich persönlich finde, der Leser sollte in den Prämissen (Es gibt Zombies, Drachen sind magisch, Milliardäre sind immer Single) großzügig sein. Aber der Aufbau muss dann logisch und nachvollziehbar sein.

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

Eigentlich gibt es da keinen. Ich lege meine Charaktere so an, dass sie nachvollziehbar handeln. Egal aus welchem Antrieb, man muss zu jeder Zeit verstehen können, aus welchen Gründen ein Charakter handelt. Egal ob er wahnsinnig ist, schlau oder ängstlich.

Absolut. Das meinte ich mit innerer Logik gerade. Aber auch jemand, den ich verstehe, kann ich schwierig finden. Weil er einfach umständlich ist, wo ich es gerne einfach hätte, und das zu akzeptieren ist, weil sonst die Figur nicht mehr stringent wäre…

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Sie verdienen endlich Geld mit Ihren Büchern. Möchten Sie Ihren bestehenden Job kündigen?

Du sagst ja selbst, dass du erst am Anfang deiner Autorenlaufbahn stehst. Von daher bin ich zuversichtlich. Der große Michael Ende meinte mal, literarischer Erfolg sei in hohem Maße eine Frage des Portos. Das ist heute technisch überholt, aber an der Kernaussage hat sich nichts geändert. Literarischer Erfolg ist zum größten Teil Geduld und Frusttoleranz.

Für den weiteren Wettbewerb wünsche ich dir jedenfalls ebenso viel Erfolg wie für deine weiteren Bücher. Wir lesen uns ganz bestimmt.

Hier könnt ihr J.R. Hellway treffen:

Autorenhomepage von J.R. Hellway

Skoutz-Lesetipp: Ebola-Z: Stuttgart am Abgrund – Zombie-Thriller von J.R. Hellway

Hellway-EbolaZMartin ist ein ganz normaler Kerl. Er wohnt im beschaulichen Süden Stuttgarts und geht seinem Job als Projektleiter in einer Werbeagentur nach. Nach vielen Monaten der Berichterstattung bricht Ebola überraschend in Europa aus und verändert alles. Aber dabei wird es nicht bleiben, denn das Virus mutiert in Windeseile und macht aus Ebola-Patienten rasende, sich vor Fleischeslust verzehrende Bestien, die die ganze Stadt einnehmen. Er muss verschwinden, bevor er in seiner Wohnung verhungert und fasst einen tollkühnen Plan. Mit seinem besten Kumpel Stefan will er aus der Stadt flüchten und gelangt auf seiner Reise in allerhand Schwierigkeiten, denn der Tod ist allgegenwärtig. Aus Deutschland ist ein feindliches Stück Erde geworden, das von den beiden jeglichen Überlebenswillen fordert.

Skoutz meint: Allein mit der Idee, seine Zombies durchs Schwabenländle zu hetzen, hat J.R. Hellway schon das Interesse unserer in Award-Zeiten eher leseübersättigten Redaktion gewonnen. Was er aus der Grundidee macht, ist auch allerfeinste Genre-Unterhaltung. Rasante Action in einem dystopischen Setting, das mit der Verknüpfung zu realen Seuchen unserer Zeit, wie eben Ebola, eine zusätzliche Gruselstufe erreicht, weil man unweigerlich beginnt, selbst Zombie-Notfallpläne zu entwickeln. Doch am besten hat uns der Umgang mit der spannenden Frage interessiert, wie sich unsere vertraute Welt denn ändern würde, wenn tatsächlich die Zombie-Apokalypse ausbräche. Und dieses Gedankenspielt fühlt sich im Schwarzwald einfach anders an, als in Montana.

 

Hinweis:

Die letzten Tage des AnfangsAuch die Fortsetzungs unseres Lesetipps, „Ebola-Z: Die letzten Tage des Anfangs“ hat unsere Skoutz-Jurorin Demetria Cornfield so begeistert, dass sie ihn aus über 100 vorgeschlagenen Titeln (Longlist) in die Midlist Horror des Skoutz-Awards 2016 gewählt hat.

Wer mehr auch über dieses Buch erfahren möchte, sollte seinen Mundschutz aufsetzen und uns auf den Spuren von Walking Dead folgen, denn wir haben uns getraut und uns Ebola-Z 2 genauer angesehen und ausführlich vorgestellt (weiterlesen).

 

 

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