zu Besuch bei: Helen Baxter
Heute bin ich zu Besuch bei Helen Baxter, einer sehr netten Autorenkollegin, die ihr Pseudonym geschlossen hält und die ich bislang noch nicht persönlich kannte, die kennenzulernen mich aber sehr gefreut hat, denn es ist ein ausgesprochen unterhaltsames Interview herausgekommen.
Doch lest selbst…
Zu Besuch bei der geheimnisvollen Helen Baxter
Was ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?
Aus dem Alltag, gemischt mit meiner Fantasie.
Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?
Schreiben bedeutet mir sehr viel.
Das ist schön, aber keine Antwort auf unsere Frage… 🙂
Das wäre hart, aber Langeweile kenne ich nicht. Mein Mann, Pferdesport, für Augenschmaus und Hexenküche Gaumensex produzieren, der Garten, das Haus als ‚Hobby‘. Da kommt bei mir eher das ‚Füße Hoch Feierabend‘ zu kurz.
Ja, das klingt so. Wobei Gaumensex mich schon reizen könnte… ich bin ebenso verfressen wie verwöhnt. 🙂
Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?
Immer dann, wenn man aufs Dashboard starrt und sich einfach nichts tut. Aber das sind nur Momente der Ungeduld. Kleiner Fehler von mir.
Aber kein Einzelschicksal. Was die Schlange für das Kaninchen ist das Dashboard für den Autor.
Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?
Die kann ich kaum zählen. Ich heule und lache hemmungslos mit meinen Protagonisten.
Darum fragen wir auch nach dem absoluten Superlativ. Notfalls auch nach einem, das dir spontan einfällt…
Das Emotionalste war bisher Scharfer Sand, weil ich da viel von meiner persönlichen Geschichte verarbeitet habe.
Echt? Du warst eine Geheimagentin?
Nicht wegen der Geheimagentin, das war ich natürlich nie. Das hat aber sicher mehr mit mir zu tun, als mit dem Roman. Ein Leser fühlt vielleicht an anderen Stellen mehr mit.
Davon bin ich überzeugt. (SPRUCHKARTE! Nie zwei Leserdasselbe Buch))
Bei Samt, meinem Erstling, hatte ich die größten Probleme, mich von meinen Protagonisten zu trennen. Myrine, Hank und Rick werde ich wohl für immer lieben. Das geht sicher vielen Autoren so.
Für viele sind die Figuren wie Kinder, für mich zum Beispiel mehr wie gute Freunde. Aber so oder so hängt man an ihnen. Das sagen wirklich fast alle.
Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?
Oh. Siehe oben. In Scharfer Sand sehr viel, aber natürlich verrate ich nicht, an welchen Stellen.
Mist, damit kommst du meiner schon vorbereiteten Zwischenfrage geschickt zuvor.
In jedem meiner Akteure steckt etwas von mir. Wobei ich mich wehre, wenn mich jemand fragt, ob ich das alles selber schon erlebt habe. Ein Krimiautor killt auch nicht probeweise jemanden, um zu gucken, wie das Blut so spritzt …
Das hoffe ich! Und bei diesen ganzen Badboy-Büchern eigentlich auch.
Ich betreibe kein Method-Acting-In-Writing.
Guter Begriff. Ist der feststehend oder von dir erfunden. Den kannte ich noch gar nicht (Notiz fürs Skoutz-Wiki).
Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?
Komplimente sind ja so ’ne Sache.
Wieso?
Sicher, man hört sie gerne, aber je mehr ich bekomme, desto mehr zweifle ich an deren Wahrhaftigkeit.
Wieso? Lass das doch zu. Nichts gegen Zweifel, aber gerade in unserer Gesellschaft wird doch viel lieber gemault als gelobt. Wie kann man dich dann glücklich machen?
Wenn ein Leser eins meiner Bücher gelesen hat und sagt: ‚Ich habe die ganze Nacht durchgelesen‘ oder ‚gibt es eine Fortsetzung?‘ Dann habe ich das Gefühl, alles richtig gemacht zu haben.
Wer ist für dich dein idealer Leser?
Der ganz einer Geschichte verfällt, so wie ich es beim Schreiben kann. Mitten drin in der Geschichte zu sein, wie ein Akteur. Der alles vor den Augen sieht, was ich beschreibe. Egal ob Liebesszene oder Umgebung.
Also ein Lesejunkie, der sich voll und ganz hingibt!
Und wenn er dann gelesen hat, Kontakt mit mir aufnimmt und sagt was er fühlt, denkt, mochte oder auch nicht mochte. Häufig fehlt mir das Feedback. Nicht jeder schreibt eine Rezi. Leider.
Das passt jetzt aber nicht so ganz zu deiner Skepsis gegenüber Lob. Aber ja… Rezis sind für den Autor das, was der Applaus auf der Bühne ist. Wir brauchen ihn als Motivation ebenso wie als Anhaltspunkt dafür, was an unserer Arbeit gut ist und wo man noch was verbessern kann.
Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?
Hm, eigenartig, das gefragt zu werden.
Danke! Wir bemühen uns, Fragen zu stellen, die den Autor ein bisschen ans Nähkästchen gehen lassen.
Tatsächlich habe ich mit Rasul, dem Protagonisten aus meinem neuesten Projekt, ein Problem.
Inwiefern?
Er ist ein liebenswerter Killer.
Ups.
Jedenfalls hoffe ich, dass ich ihn so hinbekomme. Aber kann ein Killer liebenswert sein? Damit hadere ich im Moment. Mit den bisherigen Hauptdarstellern meiner Geschichten hatte ich nie so ein Problem und wundere mich, wenn die Leser mit dem einen oder anderen hadern. Andererseits freut mich das wieder, weil ich den Charakter so vielschichtig gestaltet habe, dass man sich mit ihm auseinandersetzen muss.
Absolut. Für mich ist das auch immer ein großes Kompliment, wenn Leser streiten, ob eine Figur jetzt nett oder doof ist. Dann ist sie “echt”. Denn genau so ist es auch mit echten Menschen im wirklichen Leben.
Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?
Bist du gern Autorin?
Das freut mich und das liest man auch!.
Liebe Helen, vielen Dank für dieses wirklich tolle Gespräch. Ich hoffe, dass du uns im Wettbewerb noch lange erhalten bleibst und auf jeden Fall in Frankfurt mit uns auf der Skoutz-Leserparty feierst. Natürlich auch ganz diskret inkognito. 🙂
Hier könnt ihr Helen Baxter treffen:
Helen Baxter auf Facebook
Autorenseite von Helen Baxter auf Amazon
(dort gibt es auch einen Trailer zu “Passwort Liebe”)
Lesetipp: Samt I – erotisches Debüt von Helen Baxter
Myrine soll ihr Volk anführen und in eine neue Zukunft führen. Dafür muss sie ihm eine Tochter schenken. Die Suche nach dem geeigneten Vater beginnt in New York. Dort trifft sie auf die Freunde Hank, den Börsenmakler, und Rick, den Biologen. Beide Männer verbindet nicht nur langjährige Freundschaft, sondern auch ihre sexuelle Passion: Sie teilen sich ihre Frauen.
Myrines unkonventionelle Art lässt sie mit beiden Männern eine Beziehung eingehen. Unbekümmert genießt sie deren erotischen Einfallsreichtum. Doch bald steht die Männerfreundschaft auf dem Spiel. Ihr Ziel verliert Myrine jedoch nie aus den Augen. Sie hat mehr zu bieten, als einen schönen Körper.
Skoutz meint: Eine Dreiecksbeziehung der anderen Art, die locker und inspiriert mit typischen Kulturcrash-Problemen spielt. Schön auch, dass Helen Baxter sich die Zeit nimmt, die Charaktere der Figuren auszuarbeiten und auch Nebenspieler nicht nur beliebig austauschbare Platzhalter sind.
Hinweis:
Helen Baxters Roman Passwort: Liebe hat unserer Jurorin Allie Kinsley aus über 200 vorgeschlagenen Titeln (Longlist) in die Midlist Romance des Skoutz-Awards 2017 gewählt.
Natürlich haben wir uns diesen Romantik Thriller über Vertrauen, Liebe und Mord genauer angesehen und ausführlich besprochen (weiterlesen).
One Comment
Helen Baxter
Vielen Dank, dass ich dabei sein darf.
Ich hab das Interview soeben mit Freude gelesen und musste hier und da doch schmunzeln, wie geschickt ihr das macht.
Eure Helen