zu Besuch bei Helen Baxter
Heute habe ich mich ins schöne Norddeutschland aufgemacht, um Romance-Autorin Helen Baxter zu treffen. Ich hatte zwar schon auf der letzten Messe das Vergnügen, sie kennenlernen zu dürfen, doch ich denke mit Heimvorteil ist es noch einmal etwas anderes. Zudem bin ich schon wahnsinnig gespannt auf die süße Lulu, die die liebe Helen scheinbar ziemlich auf Trab hält und wie ein Wirbelwind nie Langeweile aufkommen lässt 🙂 Der Bestechungskorb ist prall gefüllt – mal sehen, was ich davon brauchen werde, um ihr ein paar Geheimnisse zu entlocken.
zu Besuch bei Helen Baxter, die gerne ungewöhnliche Geschichten schreibt…
Beschreibe dich in einem Wort!
*süß, ihr fehlen die Worte* Einigen wir uns auf unbeschreiblich 😉
Was ist dein Schreib-Erfolgs-Konzept?
Hauptsächlich eine grobe Idee in meinem Kopf, dann hier und da Notizen … hier und da ist wörtlich gemeint. Niemand sucht so viel wie ich!
So lange du es wiederfindest 🙂 Aber ich kenn das zu gut. Wie sieht es bei dir mit der Recherche aus? Schreibst du drauf los oder strukturierst du dich?
Recherche macht bei mir das halbe Projekt aus. Wobei meist nur 1-2 % der Recherche ins Buch einfließen, damit ich den Leser nicht mit Infodumps zuschütte. Das vermeide ich tunlichst, aber stets in der Hoffnung, dass es im Text trotzdem so klingt, als wäre ich die Expertin schlechthin. *Hüstel*
Dann hast du ja alles richtig gemacht 🙂
Plotten mache ich so im Groben, wobei ich viel Arbeit in die Entwicklung meiner Charaktere stecke. Da muss das mit der Tiefe stimmen, sonst passt es für mich nicht, und wenn ich es dann während des Schreibens bemerke, vergeht mir die Lust am Schreiben. Und Nachbearbeitung ist viel mehr Arbeit, als die Schreiberei. Da muss ich unbedingt noch lernen, nach drei Durchgängen, das an andere abzugeben. Aber da bin ich schrecklich perfektionistisch und versuche schon, so viel wie möglich selber auszumerzen, damit das Lektorat nicht denkt, wie kommt die dazu, zu schreiben? Auf meiner Mission zum fehlerfreien Buch lasse ich mich nicht aufhalten *weiterträum*
Man muss doch Ziele haben 🙂 Und wie schreibst du am liebsten? Allein oder in der Gruppe?
Einzelkämpfer mit Schreibbuddies. Manchmal braucht man den Druck.
Welche Taste ist die am meisten abgenutzte auf deinem PC?
Das E. Wurde schon mal die ganze Tastatur getauscht, weil ich in das E ein Loch getippt hatte und von den anderen Buchstaben die Farbe runter. Nach 6 Monaten, muss ich dazu sagen, das Notebook hatte ich erst frisch angeschafft. Die neue Tastatur ist deutlich besser.
Also vollkommen normal 🙂 Das E ist statistisch gesehen der am häufigsten verwendete Buchstabe im Deutschen … Guck, ich kann es auch so aussehen lassen, als hätte ich voll die Ahnung *lach*
Wenn eine Fee dir einen perfekten Autorentag anböte, wie sähe der aus?
Gescheites Radioprogramm ohne Zwischenquatschen oder eine gute Playlist
Da bräuchte man ja prinzipiell keine Fee für 🙂
Leider hab ich nie Zeit, mir eine anzulegen …
Okay, das ist natürlich doof. Was noch?
Kein Telefon, kein FB und Essen und Trinken an den Schreibtisch serviert, sonst vergesse ich das gern. Zwischendurch: Schulter- und Nackenmassage, aber bitte ohne Small-Talk. Ich weiß, ich bin schrecklich anspruchsvoll.
Finde ich jetzt nicht, mir als bekennend größenwahnsinnig, würden da noch einige Sachen einfallen 🙂
Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?
Hier und da immer mal ein wenig.
Jetzt wird es spannend …
Schließlich ist man die Summe seiner eigenen Erfahrungen. Natürlich fließt das in die Bücher ein. Mit Ausnahme von Scharfer Sand.
Was ist da anders?
Da ist ganz viel von mir drin und von der Geschichte meiner Familie. Natürlich bin ich nicht Gila, aber wer wäre nicht gern so eine scharfe Agentin?
Was ist dein Geheimrezept, um die Muse anzulocken und Schreibblockaden (große und kleine) zu überwinden?
Schreiben, schreiben, schreiben.
Lass mich raten: schreiben?
Und zum Ablenken auch mal lesen, was ich allerdings während einer Schreibphase vermeide, weil es mich beeinflusst.
Welchen Anteil hat das reine Schreiben im Autorenjob und was gehört noch dazu?
Schreiben 25%, 25%Recherche, 50% Nachbearbeitung.
Was genau verstehst du unter Nachbearbeitung?
Dazu gehört Werbung, Messen, Bildersuche für Cover und Postings, ohne geht es leider nicht, obwohl ich inzwischen sehr nette Adminas habe, die mich da wunderbar unterstützen. Schreiben gebe ich nicht aus der Hand, das mache ich selber.
Die wollen ja schließlich auch Helen Baxter haben und lesen 🙂
Genau wie Werbung, Goodies, Aktionen, ganz viel Vorarbeit am Text, bevor es ins Lektorat geht. Klar, manchmal wünschte ich, das müsste ich nicht selber tun, sondern könnte es jemandem überlassen, aber dann muss der Skoutz Award her, damit die Verkäufe durch die Decke gehen und ich mir das auch leisten kann. *Ironie off*
Die Daumen sind fest gedrückt!
Ich schreibe viel zu gern, um es zu lassen. Und an meinen Covern, da hadere ich immer. Zu „Samt“ hat der Verlag das erste gemacht, nicht gut, aber scharfes Bild. Die beiden anderen habe ich von Coverdesignern bei FB machen lassen, nach meinen Ideen. Bei „Passwort Liebe“ war es meine Idee, das Passwort in den Titel einfließen zu lassen, und umgesetzt hat es die geniale Saskia Kalden, genau wie das für „Scharfer Sand“ und auch für mein neues, „Ocean Princess“. Wobei für „Ocean Princess“ haben wir richtig lange überlegt, was passen könnte und es auf den letzten Drücker erst entschieden. Bildersuche ist auch immer so ein Ding. Nächtelang sag ich euch.
Was macht für dich ein gutes Buch aus?
Ein Buch muss mich berühren. Sowohl von der gut gemachten, zu Ende gedachten Geschichte, als auch von den Protagonisten her. Wenn der Autor es schafft, mich komplett in der Geschichte abtauchen zu lassen, dann bin ich als Leser glücklich und lese die Nacht durch, bis zur letzten Seite.
Aber schafft man das auch ohne den kleinen Lektor auf der Schulter?
Natürlich liest man als Autor anders. Man denkt, ach guck, geschickt, am Ende des Kapitels einen Cliffhanger eingebaut, oder das ist ein interessantes Wort, kann ich auch mal verwenden. Genauso findet man das negative und denkt, gut, dass ich sowas nicht mache. Wobei man nie weiß, ob der Perfektionismus überhaupt Not tut. Aber da bin ich eigen, ich will immer mein Bestes geben. Wie gesagt, das fehlerfreie Buch z.B. wäre toll. Komischerweise finde ich bei fremden Texten immer Fehler, bei meinen eigenen habe ich Augenkrebs. Von daher habe ich viel Verständnis für Fehler bei anderen.
Betriebsblindheit 🙂
Welche Gefahren lauern im Alltag auf deine Manuskripte, was kann dich von deiner Geschichte trennen?
Wenn ich schreibe, dann will ich schreiben.
Klingt jetzt nicht gerade nach Gefahr …
Ich hab eher Schreibstau, als dass ich es aufschieben will.
Das schon eher …
Aber, es gibt Zeiten, da fällt mir nichts ein. Dann sitze ich vor dem Computer und starre auf den Bildschirm. Den ganzen Tag! Wochenlang. Das ist schlimm. Dann muss man sich losreißen und was anderes tun, sonst wird man wahnsinnig.
Verständlich *nein, du machst keinen blöden Witz zu wochenlang am Computer sitzen. Beiß dir auf die Zunge und lächel* 🙂
Prokastination kenne ich eher bei allem anderen.
Hast du Beispiele?
Steuern, Haushalt, Garten. Am liebsten vergesse ich Geburtstage. Aus Versehen natürlich, aber eben wegen der Schreiberei. Ich entschuldige mich an dieser Stelle bei allen, deren Geburtstage ich in schöner Regelmäßigkeit vergesse.
Und wenn du mal den Kopf freibekommen willst, womit beschäftigst du dich dann am Liebsten?
Im Garten, mit dem Hund oder wenn sich die Gelegenheit ergibt, beim Kutsche fahren.
Ja, Lulu ist schon ein süßes Schnuckelchen 🙂
Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?
Schwierigkeiten kenne ich mit denen nicht.
Ach komm, mir kannst du es doch sagen … Ich verrate es auch nicht …
Es sei denn, die schicken mich in eine Richtung, in die ich gar nicht wollte. Aber ich liebe alle. Manchmal habe ich sogar Sympathien für die Antagonisten. Ich finde meine Frauen toll, weil sie alle irgendwie fest im Leben stehen, auch wenn sie Zweifel und Ängste durchaus kennen. Und meine Jungs, tja, was soll ich sagen. Ich geh gedanklich mit ihnen ins Bett und steh mit ihnen wieder auf. So ist das in Autorenköpfen, also jedenfalls in meinem. Natürlich führe ich in Gedanken die Geschichte fort, die ich dann am nächsten Tag aufschreibe, nicht was ihr wieder denkt.
*Huch* hat man mir das jetzt angesehen? *schäm*
Wie groß ist dein SUM (Stapel ungeschriebener Manuskripte) und wie gehst du mit ihm um?
Etwa ein Jahr. Ich kann keine vier Bücher im Jahr raushauen. Von daher habe ich auch keinen SUM
Also lässt du dich nach jedem Buch aufs Neue inspirieren. In dem Fall also eines nach dem anderen?
Genau. Eins nach dem anderen.
Und auf wie viele Veröffentlichungen kommst du etwa im Jahr? Nur so im Durchschnitt …
Ein bis zwei, meist wird es nur eines.
Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?
Das war tatsächlich bei meinem Erstling „Samt“. Der ist zugegebener Maßen nicht sonderlich gut vom Schreibhandwerk her. Aber ich wurde von Band zu Band besser. Es gibt derer drei. Und im letzten Band habe ich wirklich lange überlegt, wie ich die Geschichte zu einem guten Ende bringe. Und ich finde, das ist mir hervorragend gelungen.
Jetzt bin ich neugierig 🙂
Es geht ja in Samt um eine Frau aus dem Dschungel, die in der modernen Welt versucht, eine Zukunft für ihr Volk zu finden. Hochaktuelles und brisantes Umweltthema eingeschlossen, wie eigentlich in allen meinen Romanen, die in der Hintergrundstory immer was mit Umwelt zu tun haben.
Also Tiefgang inklusive …
Aber das soll jetzt niemanden abschrecken, es bleiben immer Liebesromane und auch der Sex kommt nicht zu kurz. Z. Zt. überarbeite ich „Samt I“. Die Rechte habe ich vom Verlag zurückerhalten, ich kann also mein Baby noch mal herausbringen. Irgendwann …
Wie definierst du Erfolg?
Da steht man unter Druck, ob man will oder nicht. Klar sind Rankings wichtig. Sobald man veröffentlicht, wird die Schreiberei ein Business, das lässt sich nicht verhindern. Leider. Vor allem aber durch den Druck von außen, der immer nur deinen Erfolg daran misst, wie viel Geld du damit verdienst und nicht daran, ob du dabei glücklich bist. Der Zeitaufwand wird einem immer vorgeworfen, aber sobald die Summen größer werden, werden es auch die Augen.
Wie sieht es mit Preisen und Auszeichnungen aus?
Preise sind das Sahnehäubchen auf der Torte.
Und was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?
Eine fundierte, konstruktive Kritik in einer Rezension. Davon kann ich nicht genug bekommen. Natürlich lese ich 5 Sterne Rezis gern, aber auch die andern, wenn sie nicht nur geschrieben werden, um runterzuziehen, lese ich und nehme die Kritik dann an.
Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?
Wirst du dein Leben lang schreiben?
Das freut uns. Vielen Dank, liebe Helen Baxter, dass du mich empfangen und mir so geduldig all meine Fragen beantwortet hast. Es war wirklich schön bei dir und ich hoffe, dass wir bald mal wieder die Chance bekommen und zusammen ein wenig plaudern können. Deinem Buch wünsche ich für den weiteren Wettbewerb von Herzen alles Gute und vielleicht sehen wir uns ja bereits in Frankfurt.
Hier erfahrt ihr mehr über Helen Baxter und ihre Romane:
Skoutz-Lesetipp:
Ocean Princess – erotischer Liebesroman von Helen Baxter
Alexandra Lund träumt schon seit Kindertagen davon, den Goldschatz der Ocean Princess zu finden.
Da kommt ihr der Job auf dem High-Tech Schiff des Wracktauchers Rasul wie gerufen.
Bereits beim ersten Treffen gerät sie mit ihm aneinander.
Er duldet keine Frauen in der Crew.
Aber Alex hat einen Trumpf in der Hand, den sie geschickt ausspielt.
Die einzige existierende Schatzkarte zur legendären Ocean Princess.
Rasul muss seine Prinzipien über Bord werfen, wenn er den Schatz bergen will.
Doch Alex gegenüber bleibt er distanziert.
Was verbirgt er vor ihr?
Skoutz meint: Helen Baxter hat das Talent, ihre Leser mit ihren intensiven Bildern und Szenen zu begeistern. Egal ob eine Landschaft, Figuren oder heiße Szenen – sie versteht sich darauf, das Kopfkino anzukurbeln. Besonders beeindruckend ist, dass sie auch schwierige Themen wie Kindersoldaten, Sklaverei oder Piraterie authentisch in die Handlung einbaut und ihr damit Tiefe verleiht. Eine spannende Mischung, die man nicht mehr aus der Hand legen will. Unterhaltung pur, allerdings erst ab 16 Jahren. 😉
Wer nun Lust auf Ocean Princess von Helen Baxter bekommen hat, kann dieses Buch über unseren Affiliate-Link bei Amazon kaufen.
Wer das Buch schon kennt, kann (und soll!) es auf Skoutz bewerten, damit unsere Buchsuche besser werden kann (weiter).
Mit der Skoutz-Buchfieberkurve bewertet ihr mit fünf einfachen Klicks ein Buch anhand von fünf Kriterien statt fünf Sternen und seht so auf einen Blick, wie das Buch wirklich ist. So schön kann Bücher suchen sein.
Hinweis:
In J.M. Cornermans Midlist für den Skoutz-Award 2018 in der Kategorie Erotik findet sich auch “Scharfer Sand” von Helen Baxter. Der ca. 470 Seiten starke Agententhriller mit reichlich detaillierten Einblicke in die sinnliche Welt der Harems wurde von der Autorin im Juni 2017 selbst veröffentlicht.
Die in der Kombination aus Orient und Agententhriller ungewöhnliche Geschichte gehört allerdings eindeutig in das Genre Erotik und zeigt hier eindrucksvoll, wie vielseitig auch dieses oft als eintönig verrufene Genre sein kann. Und so verwundert es nicht, dass dieses Buch aus über 200 Bewerbern der Longlist Erotik 2018 in die Midlist Erotik 2018 geholt wurde.
Die ausführliche Buchvorstellung findet ihr hier.