zu Besuch bei E.F. von Hainwald
Heute bin ich im schönen Dresden zu Gast bei Fantasy-Autor E.F. von Hainwald. Ich hatte schon ein paar Mal das Vergnügen, den durch und durch kreativen Autor zu treffen und freue mich, dass wir jetzt endlich die Chance haben, in ruhiger Atmosphäre zu plaudern. Bei meiner Recherche habe ich herausgefunden, dass ein Teil seines Herzens für die Mathematik und Naturwissenschaften schlägt, aber letztlich doch keine Chance gegen die kreative Laufbahn hatte. Ich bin mir sicher, dass es noch eine Menge mehr Spannendes zu entdecken gibt, weshalb ich dem Grafiker und begeisterten Fotografen mal ordentlich auf den Zahn fühlen werde …
zu Besuch bei E.F. von Hainwald, der mit Kaffee und Musik die Muse herauskitzelt …
In einem Wort: Was bedeutet für dich „Schreiben“?
Berührung
Sehr interessant …
Was ist der seltsamste Ort, an dem du je geschrieben hast?
Kommt darauf an, wie man „seltsam“ definiert.
Das würde ich dir überlassen …
„Besonders“ wäre gewesen, als ich im Shinkansen von Tokyo nach Kyoto gefahren bin. Dieser Schnellzug hat 500km/h drauf. Wenn man seine Geschichte tippt und der Fuji blinzelt einem entgegen, sobald man aus dem Fenster schaut, dann ist das schon ein unglaubliches Gefühl … für einen Europäer.
Sicher auch für andere 🙂
Wie entstehen deine Geschichten?
Ich arbeite immer an einer Geschichte, sobald ich zwischen all meiner Arbeit ein Zeitfenster finden kann.
Also nicht Multitasking, sondern fokussiert. Wie läuft das genau ab?
Grundlage bietet mir eine Emotion und eine bestimmte Schlüsselszene. Um diesen Punkt baue ich dann Charaktere, welche so etwas erleben würden – was es benötigt, damit sie so etwas tun … wie die Welt sein muss, damit so etwas geschieht. Dann plotte ich knallhart: Ich lege eine Tabelle an, tüftle die Logik der Welt und der Geschehnisse aus.
Klingt nach einer Menge Spaß …
Das ist die Hölle! Total trocken, eine Quälerei … zumindest für mich.
Aber wenn du darunter so leidest, warum tust du es dann?
Weil ich dann einfach durchschreiben kann! Ich lasse mich total in die Handlung fallen, meine Charaktere sprechen irgendwann zu mir, schlüpfen in mich und tippen ihre eigene Geschichte. Dadurch entstehen tiefere Gefühle und eine bessere Greifbarkeit für den Leser , zumindest meiner Meinung nach. Abgesehen davon liebe ich dadurch meine Protagonisten gleich noch mehr! Damit kann ich ohne viel Nachzudenken schreiben.
Also voll im Flow …
Daher muss ich dann auch fast nichts mehr überarbeiten, außer natürlich Wortwiederholungen und Satzbau, sowie Rechtschreibung.
„Es wird immer weniger gelesen“ – Wie reagierst du auf diesen Satz?
Herzlich lachend und die neuen Besucherrekorde der wachsenden Buchmessen aufzeigend.
Okay, du scheinst das nicht ernst nehmen zu können. 🙂
Die letzte LBM war, kaum zu glauben, noch voller als jemals zuvor.
Könnte es dennoch sein, dass ein Fünkchen Wahrheit in der Aussage zu finden ist?
Es werden vermutlich weniger bedeutungsschwangere Bücher gelesen, man unterhält sich einfach damit. Viele genießen die Stille beim Lesen und wollen nicht ständig Unterhaltung durch Filme, Serien oder Games. Es ist einfach eine andere Art des Zeitvertreibs. Ich bin optimistisch, dass sich diese Vielfalt weiterhin ergänzen kann.
Wie stehst du zu Schreibregeln, die bestimmen, was der 1. Satz auf keinen Fall enthalten darf, welche Worte man verwenden soll und welche zu vermeiden sind, wie lang ein Satz sein darf, etc.?
Viele dieser Argumente lassen sich nicht von der Hand weisen.
Das klingt nach einem Aber 🙂
Allerdings würde ich nicht krampfhaft daran festhalten. Jede Geschichte und jeder Mensch ist anders – warum also nicht auch der Beginn eines Romans? Abgesehen davon hat man nach einer Weile auch irgendwie im Gefühl, was funktioniert und was nicht. Für einen Anfänger sind diese Regeln aber erstmal eine gute Ausgangsbasis.
Welches Buch hat dich am meisten geprägt und warum?
Als Teenager habe ich vom Grabbeltisch ein Buch für zwei Mark gekauft. *nostalgisch seufzend*
*seufzt nostalgisch mit*
Es war der dritte Band einer Fantasytrilogie: „Wraeththu“ von Storm Constantine. Mittlerweile gibt es das nur noch als Antiquität auf Englisch.
Schade … Was daran hat dich so fasziniert?
Der Schreibstil, das Setting, die völlig neue Art der Charakter-, Magie-, Werteschaffung hat mich umgehauen. Ich hatte das erste Mal das Gefühl, dass ich so etwas wirklich gern selbst erleben würde. Ich habe jedoch Jahrzehnte lang selber nicht geschrieben, sondern händeringend nach Romanen gesucht, welche dieses Gefühl hätte erneut in mir entfachen können.
Wenn du für einen Tag in ein Buch reisen könntest, in welches würde es dich ziehen?
Schwer zu sagen.
Das überrascht mich nach der Schwärmerei von eben doch sehr 🙂
Viele Romane sind großartig, aber selbst erleben, ist eine ganz andere Sache. Tatsächlich wäre es wohl noch immer das eben erwähnte.
🙂
Die Faszination eine Welt/Menschheit, welche sich genau jetzt grundlegend und stark sichtbar ändert und in der man seines eigenen Schicksals Schmied derart ausgeprägt sein kann, hält mich einfach fest.
Bist du ein mutiger Mensch? Wann hast du das letzte Mal was zum ersten Mal gemacht und was war das?
Wenn Mut bedeutet, etwas Neues zu probieren, dann bin ich das vermutlich. Das mache ich oft.
Finde ich gut. Hast du dafür Beispiele?
Erst diese Woche wieder, bleibt jedoch geheim, weil es was mit meinen Büchern zu tun hat, jedoch recht … unkonventionell für den Bereich ist. *hehe*
Du verstehst es, einen neugierig zu machen. Wie fies … *lacht*
Für welches Produkt würdest du als Testimonial Werbung machen? Warum?
Außer für meine eigenen Sachen? *grins*
Na ja, das versteht sich doch wohl von selbst, oder? 😉
Ich müsste zu 100% dahinterstehen und der Meinung sein: Das braucht man.
Ja, genau. So etwas schwebte mir vor.
Da fällt mir aber nichts ein, denn außer Grundbedürfnisse wie z.B. Nahrung & Wohnung „braucht“ man an sich ja nichts. Aber was rede ich da eigentlich …
Du philosophierst … glaube ich 🙂
Ich bin jahrelang im Verkauf tätig gewesen. Ich kann es halt beruflich immer machen, wenn ich muss. Vermutlich ist daher meine Antwort so schwammig. *lach*
Würde auch zu Politiker passen *grins* Aber bevor wir uns um Kopf und Kragen reden und doch noch Fakten schaffen, sollten wir vielleicht mit der nächsten Frage durchstarten …
Was machst du, wenn du eine Nacht im Kaufhaus eingeschlossen wärst?
Vermutlich rumfressen?
Wenn du es nicht weißt …
Hoffentlich rumfressen! Es muss ein Kaufhaus mit Essen sein!
*Und im Kaufhaus fraß er sich durch: ein Stück Schokoladenkuchen, eine Eiswaffel …*
Essen …
Wieso habe ich gerade die kleine Raupe Nimmersatt im Kopf ? *schallend lacht*
Was ist der erste Gedanke nach dem Aufstehen? Was machst du in der ersten Stunde nach dem Aufstehen?
Ich will weiterschlafen? *kopfkratzt*
Versteh ich zu gut …
Ich liebe es zu schlafen, gleich nach dem Essen.
Nach deiner Nacht im Kaufhaus hätte ich fast damit gerechnet 🙂 Stell dir mal vor, du quälst dich doch aus den Federn … ja, sei stark, das sind nur Bilder in deinem Kopf … wie würde es weitergehen?
Ich versuche wach zu werden, koche mir einen Kaffee, checke Emails, mache laute Musik an, dusche – ich starte immer gemächlich. Sofortiger Stress ruiniert einfach den Tag.
Welche Superkraft hättest du gerne?
Telekinese – das ist verdammt vielseitig und ersetzt eine Menge andere Superkräfte.
Ich wollte dir ja gar nicht widersprechen 🙂
Außerdem ist es quasi die Faulheit 2.0. *zwinker*
Welcher Irrtum kursiert über dich?
Keine Ahnung, frag die anderen?
Okay, sobald ich die anderen treffe 🙂 Warum denkst du, wissen die Bescheid?
Die wissen doch meist mehr über einen Menschen, als er über sich selbst. *grins* Mir wird aber manchmal zugetragen, dass man Angst vor mir hätte – also mich anzusprechen.
Ohh, so gefährlich wirkst du jetzt gar nicht auf mich …
Ich bin oft in Gedanken, ich bemerke manchmal Leute einfach nicht. Man sollte dann fähnchenschwenkend vor mir herumspringen – das müssen sogar enge Freunde von mir – ich bin einfach verpeilt! *schulterzuck* Oder ich befinde mich gerade in einem angeregten Gespräch mit jemanden und man will nicht reinplatzen. Wenn da jedoch keiner ist, der mich anspricht …
… oder mit Fähnchen wild wedelt *Memo an mich, Fähnchen in die Messe-Ausstattung aufnehmen*
… dann widme ich mich ganz dem Gegenüber – und quatsche verdammt viel. Also: traut euch! Ich beiße … na ja meistens … nicht!
Kleiner Tipp: zur Not mit einem Keks oder ähnlichem besänftigen und dann langsam nähern 🙂
Was würdest du deinem 10 Jahre jüngeren Ich raten?
Trau dich viel mehr!
Das klingt kryptisch …
Verschenke keine Erlebnisse, nur weil du zu viel darüber nachdenkst. Wenn du etwas intuitiv willst, dann tu es verdammt nochmal!
Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!
Wenn die Leute sich mal um ihren eigenen Kram kümmern würden, statt ihre Augen nur als Vergrößerungsglas für die Fehler anderer zu nutzen, wäre die Welt ein verdammt cooler Ort. Ernsthaft!
In dir schlummert ein wahrer Philosoph. Lieber E.F. von Hainwald, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mich zu treffen. Es war wirklich toll und das nächste Mal bringe ich bestimmt auch Kuchen mit. Deinem Buch wünsche ich für den weiteren Wettbewerb viel Erfolg und vielleicht sehen wir uns bereits in Frankfurt zur Verleihung des Skoutz-Awards wieder.
Mehr über E.F. von Hainwald und seine Bücher findet ihr auf:
oder Instagram
Skoutz-Lesetipp: Geborene des Lichts – spannender Fantasyauftakt der Lichgeborenen-Reihe von E.F. von Hainwald
Zwischen den flüchtigen Kerzen der Nacht gibt es wenige Auserwählte, die einem Leuchtfeuer gleichen.
Zeemiras Zukunft sieht Großes für sie vor – als Lichtgeborene trägt sie die Gabe der Heilung in sich. Doch ihre ständige Unachtsamkeit droht ihr bisheriges Leben zu gefährden, denn in der Kathedraleduldet man keine unnützen Lasten. Sie flüchtet sich in das Leben der einfachen Soldaten – Zukunftsängste sind ihnen unbekannt, da jeder Tag der letzte sein könnte. In Gesellschaft des Kriegers Jaleel und seiner Kameraden scheinen ihre Sorgen weit entfernt. Sie ahnt jedoch nicht, dass ihre Gefühle zu ihm und seine düstere Vergangenheit, ihr Schicksal auf unvorhergesehene Weise verändern werden.
Skoutz meint:Ein unglaublich fantasievoller Roman, mit charmanten, frechen und lebendigen Protagonisten, die man einfach ins Herz schließen muss. Neben den liebenswürdigen, wenn auch manchmal ungewöhnlichen Charakteren ist es vor allem die außergewöhnliche Welt voller exotischer Schauplätze, ungewöhnlichen Wesen und Magiekundigen die einen in seinen Bann zieht. Ein kleines Rätsel stellt hingegen die Zeiteinordnung dar, denn irgendwie wirkt die Szenerie, nein, die gesamte Welt zeitentrückt. Die Handlung könnte ebenso vor Hunderten von Jahren spielen wie in der Zukunft. Es bleibt dem Leser und dessen Phantasie überlassen, dies für sich persönlich abzuwägen – was den Roman wiederum sehr „interaktiv“ gestaltet. Ihr solltet die Legenden der Lichtgeborenen am besten selbst entdecken.
Hinweis:
Markus Cremer, der Ufologe unserer Jury, hat mit Cyberempathy ein ungewöhnliches Buch über Leben und Lieben in einer vielleicht gar nicht so fernen Zukunft auf seine Midlist geholt.
Das 2019 im GedankenReich Verlag erschienene Buch zeigt jedenfalls, wie variantenreich Science Fiction als Genre doch ist, und so wurde es verdient aus der Longlist Science Fiction 2019 direkt auf die Midlist Science Fiction 2019 gewählt.
Mehr Informationen zum Buch findet ihr natürlich in der ausführlichen Buchvorstellung. (Weiterlesen)