Simple Tipps, um richtig großes Kopfkino zu schreiben

Das Schönste am Lesen ist, in fremde Welten abzutauchen. Wenn der Leser in den Text gezogen wird, will er dort zwischen den Zeilen bleiben. Mittendrin im Geschehen. Das passiert, wenn ein Text so bildhaft geschrieben ist, dass das berühmte Kopfkino startet. Da wollen wir hin, denn wir alle wünschen uns Leser, die das Buch erst weglegen, wenn es ausgelesen ist, und dann etwas desorientiert seufzen, weil sie an einem schweren Buch-Hangover leiden.

Und damit das auch gelingt, haben wir uns für euch mal umgesehen und ein ein paar einfache Tricks zusammengetragen, mit denen das Monumental-Kopfkino gelingt.

Einfache Wege zu einer mitreißenden Bildsprache

Ein guter Anfang für diese Aufgabe ist es, wenn ihr überlegt, was euch inspiriert. Was euren inneren Film-Projektor antreibt. Es gibt Worte, bei denen sofort ein Bild in unserem Kopf aufleuchtet, und Texte, die informativ sind, uns aber nicht in den Bann schlagen. Woran liegt das?

„Ich ritt über das Kopfsteinpflaster an den Bauern vorbei, die mich anstarrten.“

„Ich ritt die Straße entlang an, den Leuten vorbei, die mich beobachteten.“

Seht ihr den Unterschied? Vereinfacht kann man sagen, je sachlicher ein Text gehalten ist, je abstrakter die Wortwahl, desto schwerer ist es, sich ein Bild zu machen. Leute oder Bauern? Kopfsteinpflaster oder Straße? Tja. Wir haben in einem anderen Artikel schon einmal untersucht, wie man den Thesaurus bändigt.

Andererseits darf man das auch nicht übertreiben. Wie so oft ist zuviel des Guten eher peinlich als lässig. Wie so oft, müssen wir also den richtigen Mittelweg finden. Doch das ist gar nicht so schwierig, es sind eigentlich, nicht anders als in der Mode, nur ein paar einfache Accessoires, mit denen ein paar Basics gleich ganz anders aussehen.

Lasst uns wetten, die folgenden Tipps funktionieren auch bei euch:

Vermeide Stilbrüche

Wie in der Mode sollte man nicht zu viele Stile miteinander kombinieren. Dann klappt das nicht mehr. Also, wenn ihr zum Beispiel auf sportlich macht, kombiniert das besser nicht mit Redensarten aus der Welt der Musik. Bleibt also in einer Wortgruppe. Andernfalls wirkt das im günstigsten Fall übertrieben und im schlimmsten lächerlich. Sicher ist: Es verhindert euer Kopfkino.

Beispiel:  Verzichtet darauf, mit Vollgas euren Freunden den Marsch zu blasen.

Natürlich könnt ihr, zum Beispiel bei Perspektivwechseln, auch die Thematik wechseln. Im Gegenteil, das kann sehr charmant sein, wenn jede Figur ihre eigenen Sprüche und Wortbilder bekommt. So werden sie plastischer. Das besprechen wir aber noch, wenn wir uns ganz frankensteinmäßig der Erschaffung unserer Protagonisten widmen.

Wenn ihr Spannung erzeugen wollt, solltet ihr natürlich andere Wortbilder verwenden als für eine Liebesszene. Lest euch den Text selbst laut vor, dann merkt ihr auch am Leserhythmus, wo der richtige Platz für eine blumige Sprache ist, und wo der Leser lieber wissen will, wie es weitergeht.

Keine Zweideutigkeiten! Nicht mal in der Erotik

Warum? Ganz einfach: Ein Autor muss seine Leser abholen und sie durch seine Buchwelt führen. Dazu gehört, dass ihr ihnen zeigt, was sie sehen sollen. Wenn das nicht klar ist, wird der Leser aus dem Text geworfen und verliert den Anschluss. Wenig ist schlechter für einen Text als ein Leser, der mit gerunzelter Stirn und einem leisen „Hä?!“ auf den Lippen vor eurem Buch sitzt. Doch auch wenn der Leser sich aus mehreren möglichen Bildern irgendeines aussucht, wisst ihr nicht mehr, wo er ist, wie sein Bild aussieht, und könnt folgerichtig von dort aus nicht weiterführen.

Beispiel: Corean war für alle die Mutter der Kompanie. Hier, in diesem Keller, war Sinan endlich auf dem Gipfel der Macht angekommen.

Wenn ihr nicht gute Betaleser habt, die auf solche Unstimmigkeiten achten, solltet ihr selbst den Text im Korrekturgang noch einmal kritisch auf solche Zerrbilder und Stilblüten untersuchen. Oder beides. 🙂

Genau betrachtet sind Wortbilder komisch. Aber nicht lächerlich.

Stilblüte
(c) Wikipedia

Natürlich sind solche Stilblüten zum Schmunzeln. Es gibt zahlreiche Bücher, die damit gute Umsätze erzielen. Wenn man auch ganz alltägliche Wortbilder und Redensarten wörtlich nimmt, merkt man erst, was man eigentlich den ganzen Tag für einen Blödsinn spricht. Humor ist das Salz in der Suppe. Man kann – je nach Gericht – mal mehr, mal weniger nehmen. Aber zuviel ist immer schlecht. Also muss man es bewusst einsetzen.

Beispiel: Erma Bombeck spielt gezielt mit solchen Metaphern, wenn sie ihre Hausfrauen-Memoiren mit Nur der Pudding hört mein Seufzen betitelt.

Ihr seht, solche Bilder sind stark. Stärker noch sind Formulierungen, bei denen Bekanntes leicht variiert wird und so erst die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zieht. „Himmel und Höhle“ statt „Himmel und Hölle“ etwa.

Weniger ist mehr

Um wieder auf das eingangs gewählte Bild mit der Mode zurückzukommen, kann eine einzelne Kette ein Kleid ungemein aufwerten. Fünf Ketten heben diesen Eindruck aber nicht unbedingt ins Fünffache. Denn vergesst nicht – eigentlich wollt ihr eine Geschichte erzählen. Also achtet darauf, dass ihr es nicht übertreibt. Ich halte nichts von starren Regeln, aber mit „eine Metapher pro Absatz“ kommt man schon ganz gut hin, ohne eure Texte zu überladen wirken zu lassen.

Das gleiche gilt für allzu verkrampfte Versuche, sogenannte „farblose“ Verben wie sagen oder gehen zu vermeiden, oder auch den übermäßigen Gebrauch von Adjektiven.

Mit Gewalt geht gar nichts

Umgekehrt ist es auch keine Pflicht, dass ihr pro Absatz, pro Seite soundsoviele Wortbilder einbauen müsst. Wenn euch nichts einfällt, lasst es lieber bleiben. „Quoten-Metaphern“ sind meist eher gut gemeint als gut gemacht. Fast immer kommen sie bemüht und schief daher. Damit ähneln sie dann den berüchtigten Zerrbildern. Darum gilt auch hier: Nichts ist für einen Text schlechter als ein Leser, der keinen Zugang findet oder – schlimmer noch – herauskatapultiert wird.

Fazit:

Mit unserer Checkliste zur Bildsprache, solltet ihr bei der Regie des Kopfkinos eurer Leser keine Probleme haben. Mit ein bisschen Übung findet ihr auch das zu eurem persönlichen Stil passende Sortiment an Wortbildern.

Gibt es häufige Formulierungen, typische Wortbilder und Redensarten, die ihr besonders mögt? Oder solche, die ihr gar nicht leiden könnt? Dann erzählt uns davon!

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