R.I.P. V.S. Naipaul

V.S. Naipaul ist an seinem 85. Geburtstag im Kreise seiner Familie in London gestorben. Der Autor gilt als einer größten seiner Zunft, jedenfalls im englischsprachigen Bereich. Er wurde für seine kritischen Texte, die zwischen dokumentarischem Reisebericht und humorvollen, aber stets zeitkritischem Roman ein eigenes Genre erschufen, 2001 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

„Er hat ein Leben gelebt, das gefüllt war mit wunderbarer Kreativität.“

So formulierte es seine Witwe in ihrem Nachruf und das trifft es ziemlich gut. V.S. Naipaul war ein Leben lang ein Suchender, der von Trinidad nach England zog und nach seinem Oxford-Studium sein Leben lang die Welt bereiste und das Gesehene auf seine einzigartige Weise nacherzählte. Stets am Puls der Zeit aber mit Blick für die in der Vergangenheit liegenden Ursachen, beschrieb er kritisch die Auswüchse des modernen Kolonialismus, das Leben in Afrika, Asien und Lateinamerika. Dabei scheute aber auch vor brisanten Themen nicht zurück. So beschrieb er in „Eine islamische Reise (dt. 1982) sehr früh und kritisch die Entwicklungen im Islam.

Ein polarisierendes Werk

(c) Wikipedia: V.S. Naipaul 2006 in Dhaka
(c) Wikipedia

V.S. Naipaul wurde immer kontrovers diskutiert. Von der Queen zum Ritter geschlagen und mit höchsten Preisen ausgezeichnet, warfen Kritiker ihm vor, aus seinen Werken spreche die unerträgliche Arroganz des einstigen Kolonialherren. V.S. Naipaul selbst erklärte, er verweigere die romantische Idealisierung der Schwellen. und Entwicklungsländer und zeigte in seinen Texten deren eigenen Anteil an Armut und Instabilität auf. Muslime empörte er mit der Aussage, der Islam habe in nichtarabischen Ländern wie Indien mehr Schaden angerichtet als der Kolonialismus.

Seine späteren Werke wie „Ein halbes Leben“ befassen sich intensiv mit Fragen von Identität und Heimatlosigkeit in einer Welt, in der räumliche Grenzen zunehmend verwischen. Fragen, die so aktuell sind, wie nie zuvor.

 

Die Schwedische Akademie schreibt in der Pressemeldung zu seiner Auszeichnung mit dem Literatur-Nobelpreis:

V.S. Naipaul ist ein neuzeitiger Aufklärungsschriftsteller. Er führt die Tradition weiter, die einmal mit Lettres persanes und Candide begann. Mit einem hellwachen Stil, der zurecht bewundert wird, verwandelt er Zorn in Genauigkeit und lässt die Ereignisse mit der ihr eigenen Ironie zu Wort kommen.

Im Meisterwerk The Enigma of Arrival ist Naipaul wie ein Anthropologe, der einen nicht erforschten Eingeborenenstamm im Urwald besucht, zu Gast in der englischen Wirklichkeit. Mit scheinbar knappen und zufälligen Beobachtungen formt er unerbittlich das Bild eines stillen Kollapses der alten kolonialen Herrscherkultur und des Todes der europäischen lokalen Gesellschaft.

Mehr über den Menschen V.S. Naipaul erfahrt ihr auf Wikipedia.

 

Hier könnt ihr euch über V.S. Naipauls Werke selbst ein Bild machen:

Eine islamische Reise – Reisebericht von V.S. Naipaul

Wie lebt man in Ländern, in denen die Religion Vehikel politischer Veränderungen ist? Wie lebt man unter der Herrschaft des Islam?
Das ist die Frage, die Naipaul den Ajatollahs, Studenten, Mullahs, Dichtern, Lehrern, Journalisten und anderen Gläubigen stellt. Iran, Pakistan, Malaysia und Indonesien sind seine Reiseziele. Es entstehen Porträts von seltener Lebendigkeit, Szenen von Schärfe und Genauigkeit. Manche dieser Porträts verdichten sich zu gestalten von exemplarischer Gültigkeit, wie bei Behzad, dem kommunistischen Studenten aus Teheran, der auf eine Fortentwicklung der religiösen Volksbewegung hofft, am Ende der Reise jedoch, tief enttäuscht, seine eigene Verfolgung befürchten muss.

Skoutz meint: Ich habe das Buch auf meinem Flug zu einem geschäftlichen Termin in den Oman gelesen und kann gut nachvollziehen, was V.S. Naipaul beschreibt, auch wenn individuell meine Erlebnisse etwas andere sind. Eine islamische Reise ist Spurensuche und Jagd auf Antworten zugleich. Auch wenn das naturgemäß nur individuell möglich ist, vermittelt das Buch mit seinen kleinen komischen, tragischen, nachdenklichen und erschütternden Geschichten ein Gefühl dafür, wie komplex das Thema ist, ohne dem Leser eine Meinung aufzuzwingen oder das Problem dieser Aufgabe kleinzureden. Und das ist in der heutigen Zeit schon eine große Leistung. (Kay)

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