Interview Christoph Grimm

Zu Besuch bei Christoph Grimm

Heute sind der Skoutz-Kauz und ich im badischen Östringen zu Besuch bei Christoph Grimm, den Anthologie-Juror Sascha Eichelberg aus über 250 Vorschlägen der Longlist Anthologie mit seiner SF-Anthologie „Fast menschlich“ auf die Midlist Anthologie 2021 und damit für den Skoutz-Award nominiert hat, von wo aus das Buch die Shortlist 2021 und damit das Finale erreicht hat.

Es handelt sich dabei um eine sehr clever zusammengestellte Sammlung von wunderbaren Geschichten rund um Künstliche Intelligenz und Androiden, die so richtig neugierig auf den Herausgeber machen …

 

Zu Besuch bei Christoph Grimm, der auch in der Apokalypse nachdenkt

Christoph GrimmLieber Christoph, vielen Dank, dass der Skoutz-Kauz und ich dich besuchen dürfen. Wir sind von der Größe deines Tierparks ja schwer beeindruckt, und umso mehr, wenn man bedenkt, wie überaus fleißig du dann noch neben dem Job schreibst und vor allen Dingen auch herausgibst. Anthologien wollen ja gepflegt werden. Heute allerdings würde ich mich gerne mit dir mehr über dein Autorendasein unterhalten.

Fangen wir gleich mal an:

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Welches ist die größte Herausforderung, der man sich als Autor stellen muss?

Selbstzweifel, Prokrastination, Vergleich und Ungeduld sind die vier apokalyptischen Reiter des Schreibens.

Das kam jetzt aber schnell. Mir scheint, du hast da schon öfter nachgedacht.

Oh ja. Sie schaffen es viel zu oft, Großartiges zu verhindern.

Und was hilft gegen die 4 apokalyptischen Schreibreiter?

Selbstbewusstsein, Mut, Lernwille und Gelassenheit sind die Erzengel.

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Hast du Lieblingsworte in deinen Skripten, die vom Lektorat regelmäßig angestrichen werden?

Da gab/gibt es einige. „ehe“, „jedoch“ und das allseits beliebte „war“.

War ist tatsächlich eine Geißel… da gebe ich dir recht. Jedoch mit ehe hatte ich jetzt noch keine Probleme. Da hat doch jeder Autor so seine persönlichen Lieblinge. Wobei mir das bei dir jetzt noch gar nicht aufgefallen ist.

Bevor ich das Interview abschließe, werden diese Wörter nachfolgend eliminiert).

Bleiben wir mal noch beim Schreiben …

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Was ist deine präferierte Erzählform?

Das ist abhängig von der jeweiligen Geschichte.

Woran machst du dann deine Entscheidung fest?

Ich fühle mich mit der 1. Person sehr wohl, aber sie eignet sich nur, wenn die Erzählung stark von einer Perspektive geprägt ist.

Ja, das ist eine sehr gute Präzisierung. Eigentlich naheliegend, aber mir in der Klarheit noch nicht aufgefallen. Das merk ich mir.

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Bist du im Team Adjektiv oder bevorzugst du eher einen „schnörkellosen“ Stil?

Schnörkellos. (‚nuff said‘)

Dem ist nichts hinzuzufügen. Aber mich lässt diese Perspektivgeschichte von gerade noch nicht los. Perspektive ist ja so eine Prota-Sache. Wie hältst du es dann mit deinen Figuren?

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Hast du einen speziellen Trick, um aus deinen Figuren echte Persönlichkeiten zu machen?

Ich schreibe gerne Tagebucheinträge (tlw. auch PNs), in denen ich meine Charaktere gerade Erlebtes (Geschriebenes) berichten lasse.

Das klingt spannend. Wie darf ich mir das vorstellen? Schreibst du das so als Trick im Buch oder für dich zur Charakterentwicklung?

Manchmal werden sie Teil der Geschichte, wenn auch in reduziertem Umfang. Bspw. als Zitat aus einem Polizeibericht, den meine Ermittler in Krimis anfertigen müssen. In meinem Weltraum-Geschichten bin ich sehr dankbar, dass die Seefahrt (und „Star Trek“) das Logbuch etabliert hat. Zumeist sind es aber Schreibübungen für mich, um die Charaktere kennen lernen.

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Welchen Fehler darf man beim Schreiben keinesfalls machen?

Hier möchte ich Bob Ross zitieren: „We don’t make mistakes. We just have happy accidents.“

Wem sollten fröhliche Unfälle nicht vergönnt sein?

Haha, ich will wahrlich niemand den Spaß am Patzen nehmen. Dann wäre die Grenze da erreicht, wo wir sie nicht mehr fröhlich hinnehmen könnten, sondern der Selbstzweifel seinem Ross die Sporen gibt …? Oder der Leser nicht mehr happy ist.

Bleiben wir gleich mal beim Lesen. Wie sieht es da bei dir aus?

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Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?

Mehrere.

Das höre ich öfter. Der Nachttisch ist offenbar ein natürliches Biotop für einen gepflegten SuB. Was liegt da?

„Sherlock Holmes und der Fluch von Addleton“, „Kingsbridge“, ein paar Bände „Perry Rhodan NEO“ und sehr, sehr viele auf dem ebenfalls auf dem Nachttisch verweilenden E-Reader.

Ich bin gespannt, wie du Kingsbridge findest.

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Welche 3 Dinge sind dir aktuell am wichtigsten im Leben?

Meine Frau, meine Tochter und meine Vierbeiner.

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Wenn du wählen könntest, wärst du lieber extrem intelligent oder gut im Umgang mit Menschen?

Ich gehe davon aus, dass extreme Intelligenz, sofern sie genutzt wird, den Umgang mit Menschen begünstigt.

Das kommt ein bisschen darauf an, wie man Intelligenz definiert. Empathie ist ja nicht notwendig eine Sache des IQs, wenn man die nicht der Intelligenz zuschlägt, kann man grandios an seinen Mitmenschen scheitern. Wobei man das vermutlich immer kann.

 

Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?

Ich verweise auf die Antwort zur achten Frage: Meine Frau, meine Tochter und meine Vierbeiner sowie generell „geliebte Wesen“.

Klingt valide. Wie siehst du selbst dich? Oder präziser …

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Was ist deine größte Stärke?

Ich denke nach.

Oh, das ist in diesen Tagen schon ziemlich elitär. Und bist du mit den Ergebnissen zufrieden?

Zugegeben, mein Temperament sorgt nicht immer für die ideale Reihenfolge von Denken und Handeln, aber größtenteils passt es doch.

Das freut mich zu hören. Wäre schön, wenn das mehr Menschen beherzigen würden. Gerade im aktuellen Meinungsaustausch. Da wäre diese Reihenfolge wahrlich wünschenswert.

Genau!
#makethinkinggreatagain

Lass uns dann mal ein kleines Gedankenexperiment wagen …

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Wenn dein fünf-jähriges Selbst plötzlich deinen jetzigen Körper bewohnen würde, was wäre das Erste, das es tun würde?

Ich vermute, mein fünf-jähriges Selbst wäre erfreut, besser an das Nutella Glas im Schrank zu kommen.

Hahaha! Dann musst du dich unbedingt mit Erin Lenaris zusammenzutun.

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Welcher fiktionale Charakter ist in Buch/Serie/Film unglaublich, wäre aber in banalen alltäglichen Situationen unerträglich?

Sherlock Holmes – unabhängig ob nun in der Inkarnation von Benedict Cumberbatch, Robert Downey jr. oder Jeremy Brett – könnte ein schwieriger Lebensgefährte oder WG-Genosse sein.

Ja, da hast du Recht. Darum bin ich auch froh, dass der gute Sherlock noch den deutlich umgänglicheren Dr. Watson als Betreuer …. Ich meine GEFÄHRTEN hat.

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Stell dir vor, du würdest einen Geheimbund gründen, wie würdest du ihn benennen und was wäre eure Mission?

Geheimbünde haben die lästige Angewohnheit geheim zu sein.

Äh ja, das ist zugegebenermaßen systemimmanent. Aber man muss auch nicht alles öffentlich tun.

Aber meine Mission, möglichst viele Menschen an gute Bücher heranzuführen, betreibe ich lieber marktschreierisch.

In diesem Fall möchte ich dich auch ganz offen unterstützen.

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Gibt es etwas, das du kannst, die meisten anderen Menschen aber nicht?

Obwohl ich ein ausgesprochenes Sensibelchen bin, kann ich emotionslos an schwierige Themen herantreten und sie nüchtern von allen Seiten betrachten.

Da kommt dann der Denker durch, nehme ich an. Zeigt aber auch, dass Denken und Emotion/Empathie eher entkoppelt zu betrachten sind. Und auch, dass es vielen Themen wirklich guttäte, wenn es mehr Menschen so handhaben würden. Als Jurist werden wir auf dieses Trennen von Thema und Person ja regelrecht konditioniert. Darum bin ich tatsächlich froh.

Ja. Ich bin auch immer wieder überrascht, wie schnell manche Debatten und Kommentarverläufe eskalieren.

Denkst du da an was Bestimmtes?

Nein, da kannst du dir ein beliebiges Streitthema aussuchen: Gendersprache, Flüchtlingskrise, Klimaschutz.

Seufz.

Jetzt sind wir zum Schluss ja nochmal richtig ernst geworden. Aber da passt der Schluss unserer Interviewreihe vielleicht ganz gut:

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Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!

Seid nett!

Ja? Nett?

Gemäß dem Roman „Gott bewahre“ das einzige von Gott gegebene Gebot. Den Rest hat Moses sich ausgedacht, weil es ihm nach all den Tagen auf dem Berg etwas wenig erschien.

Okay, darüber muss ich noch nachdenken.

Mach das. Denn was soll ich sagen? „Gott“ hat völlig Recht! Die Welt wäre soviel schöner, wenn sich alle an dieses eine Gebot halten würden.

Lieber Christoph, vielen Dank für dieses ungewöhnliche, sehr spannende Interview, über das ich sowohl zur Perspektive als auch über dein „Seid nett“ noch nachdenken will. Es wäre mir und dem Skoutz-Kauz eine Freude, wenn wir dich bei deiner ganz unheimlichen Mission, Lesen populärer zu machen, unterstützen dürften und berichten gerne über deine Bücher oder auch deinen Gewinn des Skoutz-Awards!

Bis hoffentlich bald!

 

 

Hier könnt ihr Christoph Grimm treffen:

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Skoutz-Lesetipp

Dunkle Rituale – Okkulte Kurzgeschichten, herausgegeben von Christoph Grimm

Das Streben nach Macht, das Erbitten einer Gefälligkeit oder die letzte Chance auf Rettung. Die Gründe sich besseren Wissens auf ein Spiel mit finsteren Mächten einzulassen, sind vielfältig. Nur eines ist sicher: Man kann nur verlieren oder etwa nicht?

Zwanzig spannende Geschichten entführen auf die dunkle Seite der phantastischen Literatur und erzählen von unheilvollen Beschwörungen, grausigen Bräuchen, okkulten Zeremonien und dunkle Ritualen.

Skoutz meint: Man kann an Übersinnliches glauben oder nicht. Aber spannend ist es allemal. Die Geschichten in dieser Anthologie sind so vielseitig wie faszinierend und spielen mit den Grenzen unserer Überzeugungen. Gruselig, fantastisch, abgründig, morbid und wirklich schön aufgemacht. Eine tolle Lektüre für dunkle Abende und eine Kanne Tee. (kn)

 

[Werbung] Wenn ihr wie geplant neugierig geworden seid, könnt ihr die Leseprobe über unseren Affiliate-Link* bei Amazon anschauen oder – besser noch – das Buch gleich kaufen.

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Fast menschlich - Shortlist Anthologie Skoutz-Award 2021Mehr Info

Christoph Grimms sehr lesenswerte Anthologie „Fast menschlich“ ist für die Midlist Anthologie des Skoutz-Awards nominiert und wurde in diesem Zusammenhang bereits von uns besprochen (weiterlesen).

Wir hoffen natürlich, dass auch dieses Interview von Christoph Grimm dazu bei trägt, dass dieses Buch im Wettbewerb weiterkommt und drücken fest die Daumen. Jetzt geht es um den Sieg!

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Hinweis:
Wenn ihr die Bücher schon kennt, würdet ihr uns, dem Autor und allen lektüresuchenden Lesern einen großen Gefallen, wenn ihr das Buch in der Skoutz-Buchdatenbank mit einer  Skoutz-Buchfieberkurve bewerten würdet. 5 Klicks statt 5 Sterne. Einfacher lässt sich eine Rezension nicht schreiben, bequemer kann man sein nächstes Buch-Date nicht finden. Und so helft ihr, dass unsere Buchfindemaschine weiter wächst.

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