zu Besuch bei: Autor Simon Geraedts (Skoutz Juror Horror 2017)

Banner Simon Geraedts

 

Nachdem Simon Geraedts2 letztes Jahr mit „Das Opfermesser“ die mit Abstand engste Kategorie des Skoutz-Awards gewonnen hat, ist es Ehrensache, dass er heuer als Juror wieder dabei ist. Nachdem letztes Jahr der Horror in der Horror-Kategorie 2016 schon in dem sich durch alle Runden ziehenden superknappen Foto-Finish bestand, sind wir natürlich sehr gespannt, wie es heuer wird. Ihr dürft eure Vorschläge übrigens hier zur Longlist eintragen (und zu allen anderen Kategorien natürlich auch).

Horror2 Icon

Doch jetzt möchten wir euch Simon Geraedts2erst einmal genauer vorstellen. Da Kay ihn letztes Jahr als Autor bereits besucht hat, kommt er (und ihr!) in den Genuss niegelnagelneuer Fragen. Doch lest am Besten selbst:

 

Zu Besuch bei Simon Geraedts2 – dem Horror-Skoutz in der Jury 2017

Demetria Cornfield mit Simon Geraedts (Horror-Jury und Gewinner)
Demetria Cornfield mit Simon Geraedts (Horror-Jury und Gewinner)

Beschreibe dich in einem Wort!

Literatur-Junkie.

Wer oder was hat dich zum Schreiben gebracht? Und was hat sich durch das Schreiben verändert?

Ich habe selbst zum Schreiben gefunden.

Ah! Wie dürfen wir uns das vorstellen?

Jedenfalls erinnere ich mich nicht daran, dass mir in frühen Jahren jemand Block und Papier zugeschoben und gesagt hätte: Denk dir eine Geschichte aus und schreib sie auf. Dieses Bedürfnis habe ich früh selbst entwickelt, schon in der Grundschule. Meine erste Kurzgeschichte schrieb ich mit neun, mit sechzehn habe ich meinen ersten Roman begonnen.

Und woher kommt’s?

Woher mein Schreibbedürfnis rührt, kann ich nicht sagen. Soviel ich weiß, gab es kein auslösendes Moment. Ich hatte einfach schon immer große Freude daran, meine Fantasie spielen zu lassen und alles aufzuschreiben, was mir in den Sinn kam. Das hat etwas Magisches und zugleich sehr Erfüllendes.

Dafür lieben dich deine Leser ja auch.

Wie schreibst du?
Früher habe ich vor dem Schreiben kaum recherchiert oder geplottet. Ich hatte eine interessante Idee, die mir nicht selten im Traum erschienen ist, habe das Schreibprogramm geöffnet und einfach losgelegt.

Inzwischen habe ich einen anderen Ansatz und überlege mir im Vorfeld sehr genau, worüber ich schreiben möchte, wie die Storyline aussieht und welche Figuren vorkommen sollen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das Schreiben leichter fällt, je mehr man vorher am Reißbrett ausgearbeitet hat. Ein klarer Leitfaden gibt außerdem Sicherheit, schützt vor Schreibblockaden und macht weniger Nachkorrekturen erforderlich. Ich habe mich also vom Bauch- zum Kopfschreiber entwickelt, auch wenn mir viele – oft die besten – Einfälle immer noch beim Schreiben kommen.

Gibt es Gründe für diesen strategischen Wechsel?

Wenn man das Ziel verfolgt, vom Schreiben zu leben, braucht man klare Konzepte und Planbarkeit. Andernfalls ist die Gefahr zu groß, sich zu verzetteln und kostbare Zeit zu verlieren. Als Selfpublisher kann man es sich nicht leisten, zwei Jahre an einem Buch zu tüfteln. Wenn man auch nur ein mittelständisches Einkommen erzielen will, muss man im Turnus von vier bis sechs Monaten neue Titel veröffentlichen.

Da sprichst du ein wahres Wort gelassen aus.

 

Wie steht eigentlich dein Umfeld zum Schreiben?
In meinem Umfeld wird leider wenig gelesen und überhaupt nicht geschrieben. Insofern überrascht es nicht, dass meine Autorentätigkeit lange nur als nettes Hobby gesehen wurde. Ich musste mir von Freunden und der Familie ständig den gutgemeinten Ratschlag anhören, mir einen richtigen Job zu suchen. Erst nachdem ich den Skoutz-Award für „Das Opfermesser“ gewonnen habe und seit ich mit meinen Büchern ganz gutes Geld verdiene, hat sich diese Sichtweise geändert.

Oh?! Das freut uns aber sehr, dass wir dir helfen konnten. Wobei wir ja fest daran glauben, dass sich Qualität durchsetzt!  🙂

Leider wird der Sinn und Wert einer Tätigkeit allzu oft mit dem wirtschaftlichen Nutzen bemessen. Mein Rat an alle Autoren, die noch am Anfang stehen: Lasst euch das Schreiben nicht madig machen!

 

Wenn eine Fee dir einen perfekten Autorentag anböte, wie sähe der aus?

Zum Schreiben brauche ich Zeit und Ruhe. Das klingt nach wenig, ist aber in der Realität selten in Reinform gegeben.

Nein, das ist eigentlich ein ziemlich schwieriger Wunsch. Zumal man ja trotzdem nicht vereinsamen will.

Immer wieder rufen irgendwelche Pflichten, die den kreativen Prozess unterbrechen. Wenn ich gerade im Schreibflow bin und das Telefon klingelt, könnte ich zum Totschläger werden, denn anschließend ist es schwierig, zur anfänglichen Konzentration und Muse zurückzufinden. Ein perfekter Schreibtag bestünde also aus absoluter Ungestörtheit. Zur Mittagszeit sollte jemand leise und unauffällig ein Tablett mit einer leichten Mahlzeit vor meine Tür stellen – das wäre perfekt. Wenn ich am Ende des Tages auf ein umfangreiches Schreibpensum zurückblicken könnte und zudem die Verkaufszahlen stimmten, wäre ich vollauf zufrieden.  🙂

 

Welche Gefahren lauern im Alltag auf deine Manuskripte, was kann dich von deiner Geschichte trennen?

Wenn ich mich zum Schreiben hinsetze, beseitige ich nach Möglichkeit alle potenziellen Ablenkungen.

Ja, das ist für Menschen, die beim Schreiben Ruhe und Zeit brauchen, logisch. Wie machst du das?

Ich ziehe den WLAN-Stick aus dem Computer und schalte das Smartphone in den Flugmodus. Vor Prokrastination bin ich zwar nicht gefeit, aber die hält sich bei mir in Grenzen. Ich kenne mein tägliches Schreibpensum und bin immer sehr motiviert, das zu schaffen. Meistens klappt das auch.

 

Wie gehst du mit Schreibblockaden (großen und kleinen) um?

Von einer großen Schreibblockade bin ich bislang zum Glück verschont geblieben. Es kann vorkommen, dass ich mich uninspiriert fühle und nicht richtig in die Gänge komme. Bei solchen kleinen Schreibblockaden unternehme ich einen Spaziergang, um Abstand zu gewinnen. Die Bewegung an der frischen Luft fördert die Kreativität und sorgt in der Regel dafür, dass ich anschließend beim Schreiben wieder besser vorankomme.

 

Welchen Anteil hat das reine Schreiben im Autorenjob und was gehört noch dazu?

Als Selfpublisher muss man seine Bücher selbst vermarkten, Leserkontakte herstellen, Blogger anschreiben, sich um das Cover kümmern und viele andere Dinge tun, die einen Verlagsautor nicht zu kümmern brauchen.

Das Selfpublishing betrachte ich deshalb als eine Medaille mit einer Marketing- und einer Schreiben-Seite.

Das ist eine schöne Formulierung, die werden wir gelegentlich zitieren! Und wie dick geprägt sind diese beiden Seiten?

Beiden Seiten kommt in etwa derselbe Zeitaufwand zu. Es ist aber wichtig, beides strikt voneinander zu trennen und planvoll vorzugehen. Wenn man schreibt, dann schreibt man. Wenn man Marketing macht, macht man Marketing. Beides zu vermengen – zum Beispiel, mit einem Blogger auf Facebook zu chatten und gleichzeitig am Skript zu feilen – funktioniert nicht.

Den Schreibprozess sollte man in die Arbeitsschritte Planung, Recherche, Plotten, Rohfassung, Überarbeitung und Formatierung unterteilen. Vor allem die Trennung von Rohfassung und Überarbeitung ist wichtig, weil dabei verschiedene Gehirnregionen beansprucht werden. Wenn man bei der Rohfassung schon auf sprachlichen Ausdruck, Rechtschreibung und Orthographie achtet, hemmt man die Kreativität und fährt mit angezogener Handbremse.

Das klingt ja sehr wissenschaftlich fundiert. Wenn du mal einen Ratgeber schreibst, sag uns Bescheid. Der dürfte sicher Abnehmer finden.

 

Wie groß ist dein SUM (Stapel ungeschriebener Manuskripte) und wie gehst du mit ihm um? Wie lange brauchst du für einen Titel? Schreibst du mehrere parallel?

Für einen Titel möchte ich nach Möglichkeit nicht länger als fünf Monate brauchen. Wenn es länger dauert, wird es mit dem ROI schon kritisch. Da man als Selfpublisher die Kosten für Lektorat, Korrektorat, Cover und Werbung selbst trägt, kann ein Buch schnell unprofitabel werden, wenn man sich beim Schreiben zu viel Zeit lässt. Am Ende ist es aber dennoch wichtig, eine hohe Qualität zu bewahren, um die Leser nicht zu enttäuschen. Selfpublishing ist ein hartes Brot und erfordert eine Menge Durchhaltevermögen und Disziplin. Ich habe großen Respekt vor allen Kollegen, die dieses schwierige Geschäft erfolgreich betreiben.

Ich arbeite niemals an mehreren Projekten gleichzeitig, sondern schreibe einen Titel nach dem anderen. Während ich noch an einem arbeite, mache ich mir aber bereits Gedanken über den nächsten, um nach Abschluss des aktuellen Skripts keinen Leerlauf zu haben. Wenn mir gute Ideen kommen, was jederzeit passieren kann, halte ich die fest, um sie zu einem späteren Zeitpunkt eventuell auszuarbeiten.

Das ist es, was wir wissen wollen! Es gibt also solche Ideen in der Schublade. Und wie viele?

So ist mit der Zeit ein ordentlicher SUM angewachsen, der mindestens genügend Stoff für die kommenden fünf Jahre bietet.

 Das ist beruhigend. 🙂

 

Wie stehst du zu Bestseller-Listen und anderen Rankings?

 Als Selfpublisher, der exklusiv auf Amazon veröffentlicht, generiere ich den Großteil meiner Verkäufe über die Sichtbarkeit im Shop.

Kannst du dazu ein bisschen mehr erzählen? Vielen Lesern ist dieser Mechanismus ja nicht so bewusst.

Diese Sichtbarkeit ist unmittelbar mit dem Verkaufsrang verknüpft: Je höher ein Titel platziert ist, desto häufiger taucht er in den Einblendungen „Andere Kunden kauften auch“ sowie in den einschlägigen Kategorien auf. Dort gelistet zu sein, ist von immenser Wichtigkeit. Ohne gutes Ranking, keine Sichtbarkeit, und ohne Sichtbarkeit keine Verkäufe. Deshalb braucht man stets mindestens einen Titel mit möglichst hoher Sichtbarkeit als Zugpferd, das Synergieeffekte für die restlichen Titel, die Backlist, erzeugt. Die Rankings und mit ihnen verbundene Sichtbarkeit sind für mich als Selfpublisher mit beschränkten Werbemöglichkeiten also von existenzieller Bedeutung. Außerdem schaue ich mir regelmäßig die Top 100 an, um zu sehen, welche Themen derzeit gefragt sind. Die literarischen Trends im Blick zu behalten, gehört zum Autorenjob.

Dann hoffen wir, dass wir dir mit der Skoutz-Buchsuche, die wir dieses Jahr online schalten wollen, auch helfen können. Denn dort sieht man sehr genau anhand der Lesefieberkurve, was sich Leser wünschen.

 

Zum Schluss: Gibt es in deinen Geschichten eine zweite Ebene zu entdecken?

Ja, in meinen Büchern gibt es einiges zwischen den Zeilen zu entdecken. „Die Heilanstalt“ enthält eine Menge verborgener Gesellschaftskritik. „Das Opfermesser“ handelt von Versuchung und Verführung. „FEUERWUT“ enthält die Botschaft, dass am Ende jeder das bekommt, was er verdient.

Ich halte solche versteckten Bedeutungen für wichtig und glaube, dass der Leser die Tiefe eines Textes auch spürt und wertschätzt. Letztlich möchte ich aber keine symbolträchtige Weltliteratur erschaffen, sondern meinen Lesern in erster Linie ein paar spannende und unterhaltsame Stunden bereiten.

 

Hier erreicht ihr Simon Geraedts2

Autorenhomepage von Simon Geraedts2 2

Simon Gereadts2 auf Facebook

Simon Gereadts2 auf Google+

Und auf Twitter

 

Skoutz Lesetipp: FEUERWUT – ein Vergeltungsthriller von Simon Geraedts2

Geraedts - FEUERWUTKrimi-Thriller Icon»Am Sonntag werden Sie ermordet.«
Berufseinbrecher Mike belächelt die alte Wahrsagerin auf dem Stadtfest und schlägt ihre Warnung in den Wind. Ein schwerer Fehler.
Am Sonntag will er bei dem reichen und brutalen Zuhälter Lucas Blaczyk abräumen. Seit Monaten plant er diesen letzten Coup, um sich anschließend mit seiner großen Liebe Jess ins Ausland abzusetzen.
Zu spät erkennt Mike, dass er sich in Lebensgefahr begibt und mehr dahinter steckt, als er je für möglich gehalten hätte: In der Villa des Zuhälters holt ihn seine Vergangenheit ein – jenes dunkle Geheimnis um seine Tochter Gina, die vor siebzehn Jahren bei einem Brandanschlag starb …

Nach »Das Opfermesser« (ausgezeichnet mit dem Skoutz-Award als bester Horror-Roman des Jahres) ist »FEUERWUT« der brandneue Thriller des Autors Simon Geraedts2– Eine packende und menschlich ergreifende Geschichte über Verdrängung, Wut und ungesühnte Schuld.

Skoutz meint: Natürlich kann Simon Geraedts2 schreiben. Erfreulich ist, dass dieser bildgewaltig geschriebene Thriller dennoch ohne klassische Splatter- oder Schockszenen auskommt. Die Spannung lebt von geschickten Zeitsprüngen, die nach und nach auf dem Weg zum unaufhaltsamen Showdown, Mikes Vergangenheit aufbereitet. 

Hier auf Amzon kann man das Buch von Simon Geraedts2 gleich kaufen (derzeit noch für 99Cent, später dann 2,99 €).

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert