Zu Besuch bei Ralf Kor
Heute bin ich mit dem Skoutz-Kauz unterwegs zu einem Autor, den ich – obwohl er nicht in meinem Beutegenre schreibt – sehr gerne besuche und gerne lese. Sein Cannibal Love hat mich gefangen, denn wenn man beim Horror lachen darf, ist es gleich nicht mehr so schlimm. 🙂
Ralf Kor ist aber auch in der Skoutz-Redaktion schon längst bekannt und so haben wir uns über seine Nominierung auf der Midlist Horror des Skoutz Awards 2021 durch unseren Dungeon-Master André Wegmann gefreut. Mal sehen, was er mir und dem Skoutz dieses Mal so erzählen mag.
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Kay zu Besuch bei Ralf Kor, der es knackig mag
Lieber Ralf, wie schön, dass wir uns mal wieder sehen! Ich habe mich sehr gefreut, als ich eines deiner Bücher auf der Midlist entdeckt habe, wohl wissend, dass das ein Interview verspricht. Kaffee steht bereit, also lass uns anfangen!
Welches ist die größte Herausforderung, der man sich als Autor stellen muss?
Ich schätze, es ist der Schritt in die Öffentlichkeit.
Für so scheu hätte ich dich jetzt gar nicht gehalten. Wie meinst du das?
Wenn man seine Werke auf die Leser loslässt, bekommt man nicht nur Lob, sondern auch Kritik. Mit ihr muss man lernen umgehen zu können, dabei ist diese Kritik bedauerlicherweise nicht immer konstruktiv.
Ja, das ist wohl wahr. Darüber hab ich letztens erst mit Sabine Schulter geplaudert. Die sieht das genauso. Bleibt uns nichts, als möglichst gute Bücher zu schreiben. Was mich zur nächsten Frage bringt …
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Hast du Lieblingsworte in deinen Skripten, die vom Lektorat regelmäßig angestrichen werden?
In einem Manuskript habe ich etliche Male „verschränkte die Augen“, statt „verengte die Augen“ geschrieben. Keine Ahnung was mich da geritten hat 😀
Ich gebe zu, dass ich da jetzt auch ins Stutzen kam. Ein sehr seltsames Bild, wenn du nicht über Schnecken mit ihren Stilaugen schreiben solltest …
Gut, dass das nur die Testleser gesehen haben. Meine Lektorin hätte mir das Manuskript um die Ohren gehauen!
So ein Vor-Lektorat kann unter diesem Umständen durchaus ein Segen sein. 🙂
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Was ist deine präferierte Erzählform?
Generell schreibe ich gerne als personaler Erzähler. So kann ich in die Rollen schlüpfen und ihre Gedanken wiedergeben.
Ja, das sehe ich ähnlich …
Allerdings schreibe ich auch gerade mein drittes Buch in der Ich-Perspektive. Gerade die humoristischen Werke bekommen durch die intime Gedankenwelt eine gewisse Tiefe.
Ich schreibe auch durchaus in der 1. Person, wenn es sich anbietet, aber es ist halt nicht mein Lieblingsformat. Woran machst du die Wahl fest?
Es muss eben vom Gefühl passen.
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Bist du im Team Adjektiv oder bevorzugst du eher einen „schnörkellosen“ Stil?
Ich schreibe schnörkellos, kurz und knapp. Da ich kurze Bücher bevorzuge, schreibe ich präzise, ohne irgendwelchen Ballast. In der Bearbeitungsphase streiche ich überflüssiges auch sehr rigoros aus dem Manuskript.
Was mir den Meckerpart zuschiebt, dass dies den unabweislichen Nachteil hat, dass deine Bücher halt sehr schnell ausgelesen sind … (Räusper!)
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Hast du einen speziellen Trick, um aus deinen Figuren echte Persönlichkeiten zu machen?
Ich kreiere im ersten Schritt sehr klischeehafte und stereotypische Persönlichkeiten, dichte ihnen Marotten an, die ich aus dem echten Leben kenne und versuche im Verlauf der Geschichte mit den Klischees zu brechen.
Jup, das ist aber das, was ich an deinen Büchern mag, dass du dich des Klischees annimmst, statt es einfach zu vermeiden. Viele Kollegen wie etwa Ursula Kollasch oder auch David Reimer meiden alle Klischeeanflüge gleich von Anfang an.
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Welchen Fehler darf man beim Schreiben keinesfalls machen?
Zum einen, sollte man keine Pausen in der Schreibphase einlegen.
Ach? Das hatten wir jetzt noch nicht.
Klar, man schafft es vielleicht nicht jeden Tag zu schreiben, hat andere Dinge zu erledigen oder braucht mal eine Pause, aber länger als eine Woche sollte diese nicht anhalten, um nicht aus dem Schreibfluss zu geraten.
Klingt nach einer Lektion, die dich das Autorenleben lehrte …
Ja! Mir ist das schon passiert und ich musste mir mein gesamtes Manuskript zu Gemüte führen, um wieder in die Spur zu kommen. Das frisst echt Zeit!
Und zum anderen …?
Zum anderen, und das betrifft mich persönlich, gehe ich nie in die Schreibphase, ohne einen konkreten Plan, wie die Geschichte abläuft. Ich bin ein planender Schreiber und wenn ich da vorher keine Zeit investiere, sitze ich vor einem blinkenden Cursor und einem leeren Blatt.
Hahaha! Das stelle ich mir gerade bildlich vor. Ich bin da irgendwo dazwischen. Ein grober Plan, so Anfang, Hook, Krise, Schluss … der hilft mir durchaus. Wenn ich detaillierter plane, verliere ich das Interesse an der Geschichte und schreib auch gar nicht mehr. Ich muss irgendwie schreiben, wie ich lese …
Ach … lesen! Nächste Frage …
Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?
Elmore Leonard – Nr. 89 – Unbekannt.
Hach! Noch einer, der auch mal zu Klassikern greift. Wie kommst du auf den? Leonard kennt heut ja fast niemand mehr?
Leonard war ein grandioser Autor, der nicht nur knackig geschrieben hat, sondern auch tolle Dialoge kreieren konnte.
Ich seh schon, du stehst auf Knackig. Nicht nur beim Salat.
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Welche 3 Dinge sind dir aktuell am wichtigsten im Leben?
Meine Familie, im speziellen meine zwei Söhne, Gesundheit und einen klaren Kopf.
Den klaren Kopf würde ich mehr Menschen wünschen … (seufz)
Die momentane Situation belastet mich stark und mir fehlt an manchen Tagen die Energie, daher versuche ich sie mir sorgsam einzuteilen.
Das ist weise. Daran muss ich noch arbeiten. Ich habe das Gefühl, mich frisst das Leben zwischen all diesen Fronten auf und irgendwie, kriege ich es nicht oder jedenfalls nicht immer hin, das Wichtige vom Dringenden, und vor allem, vom Aufgeregten zu scheiden.
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Wenn du wählen könntest, wärst du lieber extrem intelligent oder gut im Umgang mit Menschen?
Ein guter Umgang mit Menschen. Empathie und soziale Kompetenzen erleichtern einem das Leben und man ist nie alleine.
Ja. Das stimmt wohl. Ist aber noch keine Antwort …
Extreme Intelligenz, fürchte ich, kann auch sehr einsam machen.
Hm, vermutlich.
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Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?
Für meine Söhne und für einen guten Film.
Memo an mich – mit Ralf mal intensiv über Filme ratschen …
Was ist deine größte Stärke?
Ich schätze, meine Willensstärke.
Klingt spannend, erzähl mal!
Wenn ich ein Ziel habe, verfolge ich es. Ob im Sport, im Job oder beim Schreiben. Ich lasse mich selten von meinem Weg abbringen.
Ich finde es erstaunlich, dass wir immer vom Weg sprechen. Wäre es nicht viel wichtiger, das Ziel zu erreichen, auf welchem Weg auch immer? Ich glaube, uns ging es viel besser, wenn wir nicht so fest im Weg wären, sondern einfach flexibel sehen würden, wie wir unsere Ziele erreichen. Da liegen wir ja oft viel näher beisammen. Egal …
Wenn dein fünf-jähriges Selbst plötzlich deinen jetzigen Körper bewohnen würde, was wäre das Erste, das dein fünf-jähriges Selbst tun würde?
Eine vollbewegliche Spiderman Actionfigur kaufen.
Was?
Sowas gab es in meiner Kindheit nicht. Gut, dass ich meinem Sohn so ein Zeug kaufen kann und es als Erster ausprobieren darf 😀
Du bist auch jemand, die seinen Sohn auch dafür liebt, dass er jetzt den kindischen Kram mitmachen darf und dafür nicht ausgelacht, sondern als Superpapa gelobt wird! Nutze die Zeit! Das nächste Mal geht das erst als Opa!
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Welcher fiktionale Charakter ist in Buch/Serie/Film unglaublich, wäre aber in banalen alltäglichen Situationen unerträglich?
Arthur Spooner aus King of Queens.
Oh Mann! Ja! Auf den wäre ich jetzt aktiv nicht gekommen, aber ich gebe dir recht!
Jerry Stillers Charakter ist unglaublich gut gespielt, aber im echten Leben würde man es wohl nicht mit ihm aushalten können.
Wohl auch schon im Film, wenn ich Doug und Carrie so anschaue, wo Arthur auch schon „fordernd“ war.
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Stell dir vor, du würdest einen Geheimbund gründen, wie würdest du ihn benennen und was wäre eure Mission?
Die fiesen Asseln, so der Name des Geheimbundes, würden einen Guerillakrieg gegen schlechten Musikgeschmack führen.
Und wie?
Zum Beispiel bei einem Helene Fischer Konzert das Playback von Beastie Boys laufen lassen. Sowas in der Art.
Ich muss dich unbedingt mit Stefan Krell verkuppeln, der würde gegen DJ Ötzi vorgehen wollen. Ich glaube, ihr könntet euch verbünden.
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Gibt es etwas, das du kannst, die meisten anderen Menschen aber nicht?
Ich kann mit den Ohren wackeln und meine Zunge um 180° drehen, cool, hm?
Das war auf dem Schulhof der Hit 😊
Das glaube ich sofort! Ich kann weder das eine noch das andere und nicht mal die Zunge rollen! Ich hatte eine harte Kindheit!
Wir nähern uns dem Ende und damit meiner Schlussfrage …
Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!
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Lest mehr Bücher!
Ein schöner und skoutziger Appell!
Schaut vor allem auch mal vorbei an den Big Playern, und guckt, was die Selfpublisher Szene und die Kleinverlage zu bieten haben. Denn die sind in der Regel nicht auf den Mainstream und die immer gleichen Geschichten ausgelegt und haben enorm abwechslungsreiche Bücher zu bieten!
Genau! Dürfen wir dich als Indie-Botschafter anheuern?
Lieber Ralf, auch dieses Mal war es eine sehr abwechslungsreiche Unterhaltung, die ich sehr genossen habe. Ich würde mich freuen, wenn wir uns auch außerhalb der Award-Interviews öfter mal austauschen könnten. Du bist auf allen Skoutz-Kanälen herzlich willkommen! Was nicht heißen soll, dass ich dir nicht für den weiteren Wettbewerb fest die Daumen drücke!
Dankeschön!
Hier könnt ihr Ralf Kor erreichen
Skoutz-Lesetipp:
Cannibal Love 2 – Fortsetzung des appetitlichen Funcore-Horrors von Ralf Kor
Volker hat ein Problem. Schon wieder. Er steht kurz vor einem Burn-out. Nachts besorgt er Fleisch für das Restaurant, tagsüber grillt er es.
Volker hat ein Problem mit Benny und Cariba. Beide sind tot und nerven ihn total. Volker hat ein Problem mit seinen Träumen, die ihn immer wieder in seine Kindheit führen. Dann steht der Drogenbaron Jesús vor seiner Tür und damit fangen seine Probleme erst richtig an.
Skoutz meint: Ich habe herzlich gelacht. Oder hätte, wenn ich mich nicht dabei verschluckt hätte. Ralf Kor hat ein Händchen dafür, das Skurrile bis auf die Spitze zu treiben, umzudrehen und alles in Frage zu stellen. Ein Buch wie ein Tarrantino-Drehbuch. Aber hemmungsloser. Ich mag Volker. Was sagt das jetzt über mich? Ich klär das mit meinem Psychiater, bis dahin empfehle ich: Lest das Buch! Am besten nach seinem Vorgänger, der nicht zwingend erforderlich ist, aber auf jeden Fall den Lesespaß nochmals steigert. (kn)
Kenner des Hauses Redrum werden auch mit ein paar Eastereggs ihre Freude haben.
[Werbung] Wenn ihr (wie erhofft) neugierig geworden seid, könnt ihr euch über das Buch über unseren Affiliate-Link auf Amazon* oder auch den Verlagsseiten* informieren, hineinlesen oder das Buch auch gleich kaufen.
Den Vorgänger – Cannibal Love 1 – haben wir übrigens auch schon gelesen und besprochen, da er letztes Jahr in der Midlist Horror 2020 vertreten war. (Weiterlesen)
Mehr Info
Ralf Kor wurde mit Blutmesse in Deer Creek, einem clever aufgezogenen Western-Horror für die Midlist Horror des Skoutz-Awards nominiert.
Natürlich sind wir nach Deer Creek gereist, haben den Charme der Groschenhefte genossen und dann auch den Ereignissen staunend beigewohnt. Wir können es nun wirklich wärmstens empfehlen (weiterlesen).
Wir sind gespannt, wie sich das Buch im weiteren Verlauf des Wettbewerbs schlagen wird, hoffen aber, dass die Cowboys bis zum Finale durchhalten.
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Hinweis:
Wenn ihr die das Buch schon kennt, würdet ihr uns, dem Autor und allen lektüresuchenden Lesern einen großen Gefallen, wenn ihr das Buch in der Skoutz-Buchdatenbank mit einer Skoutz-Buchfieberkurve bewerten würdet. 5 Klicks statt 5 Sterne. Einfacher lässt sich eine Rezension nicht schreiben, bequemer kann man sein nächstes Buch-Date nicht finden. Und so helft ihr, dass unsere Buchfindemaschine weiter wächst.