zu Besuch bei Miriam Rademacher

Heute bin ich zu Besuch im schönen Osnabrück bei Miriam Rademacher. Die vielseitige Autorin, die neben Fantasy-Romanen auch Krimis schreibt und bereits ein Kinderbuch veröffentlicht hat, war so freundlich, mich zu sich einzuladen, um sich von mir mit Fragen löchern zu lassen. Auch heute habe ich wieder meinen vollgepackten Bestechungskorb dabei, mal sehen, ob der mir weiterhilft, denn ich habe gelesen, dass sie auch Tanz unterrichtet … Mal sehen, wie diszipliniert sie ist 🙂

 

 

zu Besuch bei Miriam Rademacher, die nach dem Motto “Geduld ist etwas für Langweiler” lebt ….

 

Beschreibe dich in einem Wort!

Traumtänzerin

Das nehme ich jetzt mal wortwörtlich 🙂

 

Strukturierter Planschreiber, Bandenmitglied oder kreativer Chaot – was ist dein Schreib-Erfolgs-Konzept?

Zu Beginn eines neuen Buches habe ich immer einen Plan.

Das kann helfen 😉

Aber manchmal verselbstständigt sich die Geschichte oder eine der handelnden Figuren. Dann folge ich ihr auch bereitwillig in unbekannte Gewässer.

Du bist also bereit dich auf die Situation einzulassen und zu schauen, wohin dich das trägt …

Schreiben ist spannend, ich erlebe mit meinen Helden ständig neue Abenteuer. Und gleichzeitig ist alles so ruhig und keiner quasselt mir die Ohren voll … einfach idyllisch.

*lach* so hab ich das noch nie gesehen. Man erlebt beim Schreiben allerhand Abenteuer ohne von deren Geräuschkulisse „belästigt“ zu werden 😉 Clever … Aber zurück zur Frage, du hast ja bereits erwähnt, dass du zu Beginn immer einen Plan hast. Wie organisierst du deine Ideen? PC, Notizen oder Sprachmemos?

Für meine Notizen habe ich ein Buch, das neben meinem Bett liegt. Da ich aber leider immer mehr als ein Buchprojekt dort zwischenlagere, sind Notizen für Krimis, Fantasy und Jugendbücher immer  wild durcheinandergekritzelt. Dazu kommen noch eine Reihe loser Zettel, die ich üblicherweise in Hosen- und Jackentaschen wiederfinde.

Also doch eher der kreative Chaot … 😉 Aber so viele tolle Bücher, wie du veröffentlichst, scheint das System zu funktionieren. 

 

 

Welche Taste ist die am meisten abgenutzte auf deinem PC?

Mal schnell gucken …es ist das i. Wieso das denn?

Schau nicht so fragend *lach*. Ich weiß es doch nicht …

Vielleicht liegt es einfach daran, dass meine rechte Hand öfter fettig ist als meine linke? Es ist ja auch schlimm mit all dem Süßkram, den man nebenbei futtern kann.

Ohhhh, war das ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich endlich den Bestechungskorb auspacken soll? 😉

 

 

Wenn eine Fee dir einen perfekten Autorentag anböte, wie sähe der aus?

Das sehe ich ganz deutlich vor mir: Ich und mein PC, im Schatten auf der Terrasse, ein friedlicher und ganz und gar unaufdringlicher Hund zu meinen Füßen. Meine Kinder, die in der Sonne dösen und ihre Bücher lesen und ein Ehemann, der die Rosen schneidet.

*schaut verträumt in die Ferne und genießt das Kopfkino*

Und irgendwo in der Ferne bimmelt der Eiswagen.

Bringst du mir auch ein Eis mit? *seufz*

Braucht irgendjemand mehr, um eine fröhliche Geschichte zu schreiben? Ich nicht. Na, wenn dann noch das Telefon klingelt und sich jemand nach den Filmrechten erkundigt, hätte ich natürlich auch nichts dagegen.

Okay, das Telefonat kann dann ja erst einmal die Fee annehmen, alle anderen sind ja gerade beschäftigt 🙂 Sie handelt sicher einen genialen Deal aus 😉

 

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

So wenig wie möglich, denn mein Leben ist für mich jetzt nicht so interessant, das kenne ich ja schon. Und doch so viel wie nötig, damit meine Figuren und ihre Handlungen für mich nachvollziehbar bleiben.

Also findet man eher dein Wesen, deine Art und Gedanken wider und weniger reale Situationen … 

Ja, allerdings klaue ich gelegentlich auch mal bei der Wirklichkeit. Besonders dann, wenn sie an Komik mal wieder nicht zu überbieten ist.

 

 

Was ist dein Geheimrezept, um die Muse anzulocken und Schreibblockaden (große und kleine) zu überwinden?

Ein Waldspaziergang. Oder duschen.

Duschen? Da singen andere 🙂

Ich weiß nicht warum, aber im warmen Wasser habe ich die besten Ideen.

Vielleicht sollte ich das mit dem Singen mal lassen und schauen, ob meine Muse auch Warmduscher ist 😉

 

Welchen Anteil hat das reine Schreiben im Autorenjob und was gehört noch dazu?

Für ein Buch plane ich als reine Schreibzeit etwa drei Monate ein.

Das ist recht flott … Was passiert dann?

Danach kommt es für ein paar Wochen in den Giftschrank (d.h., ich würdige es keines Blickes mehr und versuche, möglichst viel vom Inhalt zu vergessen). Dann überarbeite ich es innerhalb einer Woche und schicke es an den Verlag. Ab hier bin ich nicht mehr Herr des Zeitplans und es dauert, solange es eben dauert. Für das Lektorat plane ich nochmal drei bis sechs Wochen ein, je nach Buch.

Sehr organisiert und diszipliniert. Dann kommt sicher auch das Titelbild. Bringst du dich da selbst mit ein? 

Beim Cover lasse ich mich mit Vorliebe überraschen. Ich finde es spannend, wie ein Künstler mein Werk in Form eines Covers interpretiert.

Sind die Erfahrungen damit eher positiv oder negativ?

Enttäuscht wurde ich nur selten. Was außerdem viel Zeit kostet, das sind die Lesungen. Jede einzelne will vorbereitet sein, Text muss gekürzt, Betonungen wollen markiert werden. Aber Lesungen sind wichtig, ebenso die Internetpräsenz, sonst entdeckt mich und meine Geschichten ja niemand.

Klingt aufwendig … Wie viel Zeit planst du dafür ein?

Die Aufmerksamkeit der potentiellen Leser zu erringen, kostet kaum weniger Zeit als das Schreiben. Auf meinem Desktop stand lange Zeit eine Botschaft an mich selbst, eine Art To-do-Liste: Ein bisschen schreiben, ein bisschen korrigieren und ein bisschen werben. Damit kann man schon einen Arbeitstag verbringen.

 

 

Was macht für dich ein gutes Buch aus?

Von meinen eigenen Büchern erwarte ich, dass ich beim Lesen auch noch nach Jahren über den Inhalt lachen oder weinen kann. Wenn es bei mir selbst funktioniert, dann weiß ich, dass ich mein Bestmöglichstes zur Unterhaltung meiner Leser getan habe.

Und wie sieht das bei Büchern aus, die du selbst liest? … Also von anderen Autoren …

Denselben Anspruch habe ich auch als Konsument. Da möchte ich allerdings zusätzlich auch überrascht werden oder etwas Neues lernen. Das geht bei den eigenen Büchern natürlich nicht.

Verständlich, schließlich kennst du das Ende bereits 🙂 Mich würde dennoch interessieren, ob sich als Autorin deine Lesewahrnehmung verändert hat?

Ja, ich lese Bücher heute anders als früher. Ein geschickter Aufbau der Story, eine interessante Perspektive, ein überzeugender Stil, das sind Dinge, die mir heute mehr auffallen und im Gedächtnis bleiben. Beim Lesen lernt man viel übers Schreiben.

 

 

Welche Gefahren lauern im Alltag auf deine Manuskripte, was kann dich von deiner Geschichte trennen?

Meine Familie, meine Tanzschüler, meine Freunde, der Hund, der Garten, der Haushalt … das ist vermutlich bei allen Autoren dasselbe.

Das sind eine Menge potenzielle Ablenkungen, aber die lauern auf die meisten …

Schlafen finde ich übrigens auch ziemlich cool.

Wie? Du schläfst? Das hab ich mir mit kleinen Kindern abgewöhnt … Aber ich versteh dich, ich  sehne mich nach der Zeit, wenn sie nicht mehr aus den Betten kriechen wollen *lach* Huch, ich schweife schon wieder ab 🙂

 

 

Und wenn du mal den Kopf freibekommen willst, womit beschäftigst du dich dann am Liebsten?

Puzzle legen. Dabei schaltet mein Hirn vollkommen ab. Ich wühle in kleinen Pappteilchen und setze sie zusammen. Hinterher darf ich alles wieder kaputtmachen. Eine tolle Sache, so richtig sinnfrei.

Echt? 🙂 Das regt mich eher auf. Etwas kaputtes wieder richten zu müssen 🙂 Mich verspannt das eher. Schon spannend, wie unterschiedlich man Dinge empfindet 😉

 

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

Da ist zum einen Lucy, die bessere Hälfte meines Krimihelden Colin Duffot.

Warum ist die liebe Lucy denn so schwierig?

Die macht einfach, was sie will. Manchmal glaube ich, dass ich sie gar nicht erfunden habe. Sie agiert eher eigenständig. Manchmal überfordert sie mich.

Dann musst du mal strenger sein 🙂 Böse gucken oder drohen, dass ihr die Fee kein Eis mitbringt … Okay, ich hör schon auf. Gibt es noch andere?

Weniger problematisch ist es mit Derek, aus dem Fantasy-Roman „In den Wänden“. Er ist einfach genau die Art Mann, die ich vorzugsweise in einer Kloschüssel ertränken würde.

Du bist echt gut 🙂 Das muss ich mir merken …

 

Wie groß ist dein SUM (Stapel ungeschriebener Manuskripte) und wie gehst du mit ihm um?

Drei Bücher im Jahr nehme ich mir vor, um jedes Genre, in dem ich schreibe, einmal bedienen zu können. Kurzgeschichten und kleinere Projekte quetsche ich einfach dazwischen.

Wow, ein strammes Programm …

Mein SUM umfasst etwa zehn halb fertige oder nur grob skizzierte Manuskripte.

Was passiert mit diesen Roh-Projekten? Eins nach dem anderen oder nimmst du wahllos, worauf du als nächstes Lust hast?

Ich arbeite sie nach und nach ab oder schiebe das ein oder andere auch mal ein paar Jahre vor mir her. Außer mir selbst treibt mich ja keiner. Von ein paar ungeduldigen Lesern mal abgesehen.

Helfen Leserwünsche?

Buchprojekte, die von Lesern sehnlichst erwartet werden, haben bei mir auch immer absolute Priorität. Manchmal starte ich mit zwei Projekten gleichzeitig.

Funktioniert das?

Ja, aber irgendwann gerät eines der beiden ins Hintertreffen und wird hintenangestellt. Nachdem ich das Wort „Ende“ unter ein Manuskript gesetzt habe, gönne ich mir immer ein paar Tage Leerlauf. Dann drückt die nächste Idee hinter meiner Stirn und will raus.

 

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

Einem befreundeten Arzt war die Idee gekommen, mein Kinderbuch „Krebs in Knoblauch“ in seinem Wartezimmer auszulegen. Ein paar Tage später rief er mich an, um mir zu erzählen, dass er eine in Tränen aufgelöste Patientin in seinem Behandlungsraum gehabt hatte.

Ohh, wieso das?

Zuerst hatte er geglaubt, die Dame hätte schreckliche Sorgen. Doch dann kam heraus, dass mein Bilderbuch sie zu Tränen gerührt hatte. Ich war ziemlich baff. Einen Menschen, den ich gar nicht kenne, emotional so berührt zu haben, das ist ein großes und schwer zu beschreibendes Gefühl.

Kann ich mir vorstellen 🙂

Dabei will ich doch eigentlich nur, dass meine Leser lachen! Aber in gewisser Weise war dies eines der größten Komplimente, das ich je bekommen habe.

Wobei du vorhin gesagt hast, lachen oder weinen 😉 Aber du hast dich jetzt ganz charmant um die eigentliche Frage gedrückt … tztztz 🙂 Ich wollte wissen, was das emotionalste beim Schreiben war, also während dessen, nicht danach 🙂

Das war die Recherche über Mordmethoden in deutschen Konzentrationslagern, als ich „Ebba unter den Bäumen“ schrieb. Ich war so wütend und schlecht gelaunt, dass ich tagelang nicht weiterschreiben konnte. Ich glaube nicht, dass ich je wieder ein solches Schreibprojekt in Angriff nehmen werde. Ich leide dabei zu sehr mit.

Das war sicher heftig und mir wäre es bestimmt auch so gegangen 🙁

 

 

Wie definierst du Erfolg?

Der Erfolg des Schriftstellers ist keine lobende Erwähnung in den Schlagzeilen oder eine hübsche Urkunde.

Sondern?

Das ist zwar spannend und befriedigend und macht auch glücklich, aber das allein macht nicht den Erfolg aus. Über meinen Erfolg entscheiden nur meine Leser. Je mehr ich habe und je zufriedener sie sind, umso zufriedener bin auch ich mit dem was ich tue. Erfolgreich bin ich dann, wenn meine Geschichten die Zeit überdauern und zwar so lange wie möglich.

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Hast du immer genug Ideen für neue Geschichten?

Ich hoffe, das wird immer so bleiben. Vielen Dank, liebe Miriam Rademacher, dass du dir die Zeit genommen hast, um mich zu treffen. Es hat richtig viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass wir das bald mal wieder machen können. Vielleicht ja schon in Frankfurt, wo wir uns hoffentlich wiedersehen werden.

 

Ihr wollt mehr über Miriam Rademacher erfahren? Dann schaut doch mal auf ihrer Facebook-Seite vorbei.

 

Skoutz-Lesetipp:

Der Drink des Mörders – spannender Kriminalroman von Miriam Rademacher

Selbst mitten auf dem Atlantik ist Tanzlehrer Colin Duffot nicht vor Leichen sicher: Niedergestreckt von einem mutmaßlichen Gift-Cocktail wird auf dem Kreuzfahrtschiff »Mermaid« die Leiche eines Lakritzfabrikanten neben dem Pool gefunden. Und so muss Colin, der auf dem Ozeanriesen eigentich nur einen Kollegen beim Tanzunterricht vertreten soll, wohl oder übel doch wieder in einem Mordfall ermitteln.

Skoutz meint: Ein spannender Kriminalroman, der einen einfach fesselt. Sprachlich überzeugt die Autorin mit ihrem feinen Gespür für Stimmung, Szenerie und peppt das ganze mit ihrer ganz eigenen humorvollen Note. Die Charaktere überzeugen durch ihre Ecken, Kanten und einige Spleens. Eine tolle Geschichte, die unterhaltsame Lesestunden garantiert.

 

 

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Hinweis:

“Banshee Livie – Dämonenjagd für Anfänger” von Miriam Rademacher ist ein 355 Seiten starker, im Oktober 2017 im Sternensand Verlag erstveröffentlichter Urban-Fantasy-Jugendroman. Der humorvolle und spannende Dilogie-Auftakt erzählt die Geschichte von Livie, die viel zu früh stirbt, einen Job als Banshee bekommt und fortan eine ziemlich tollpatschige Familie beschützen soll – ein turbulenter Fulltime-Job.

Miriam Rademachers rasanter Banshee-Roman konnte unsere Skoutz Jurorin Jennifer Alice Jagerüberzeugen. Aus über 300 Titeln der Fantasy-Longlist konnte sie so einen der begehrten Midlist-Plätze und damit vielleicht die Chance auf den Skoutz Award 2018 ergattern.

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