Zu Besuch bei Michael Siefener (Jury Fantasy 2023)

Heute bin ich wieder mit dem Skoutz-Kauz unterwegs um einen Autoren auf den Zahn zu fühlen. Michael Siefener hat im letzten Jahr mit seiner Geschichte „Die magische Bibliothek“ den Skoutz Award in der Kategorie Fantasy gewonnen. Bisher weiß ich nicht viel über ihn, aber wir sind ja auf dem Weg zu Michael und da werden wir ganz bestimmt Einiges über ihn herausfinden.

Fantasy

Zu Besuch bei Michael Siefener der am liebsten in seiner Bibliothek bleiben würde

Hallo lieber Michael, wir freuen uns sehr, dass wir dich besuchen dürfen und weil der Skoutz-Kauz notorisch neugierig ist, möchten wir uns gerne bei dir als erstes etwas umschauen …

Wo sitzen wir denn, also wo willst du uns empfangen?

Ganz klischeehaft in meiner Bibliothek.

Oh ja, ich sehe es schon. Total faszinierend und ich verstehe, dass du dich hier so wohl fühlst!

Ich liebe Bücher – natürlich – und vor allem alte Bücher, und ich arbeite gern in ihrer Gesellschaft. Am liebsten würde ich mich nicht mehr aus diesem Zimmer entfernen …

Das ist absolut verständlich, ich fühle mich hier direkt heimisch.

Nachdem wir jetzt gemütlich beisammen sitzen und bei einem duftenden Kaffee ein bisschen Zeit mit dir und deinen Büchern verbringen dürfen … kommen wir zu den eigentlichen Fragen:

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Nach welchem Motto lebst du? Und wirkt sich das auch auf dein Schreiben aus?

Eigentlich habe ich gar kein Motto.

Nicht? Gar keinen Spruch, der dir im Leben immer wieder mal begegnet? So, als quasi aufgedrängtes Motto?

Aber immer, wenn ich auf trübe Gedanken komme und mich frage, was das alles soll, fällt mir ein Spruch von Arno Schmidt ein: „Halt’s Maul und mach was.“

Oh ja! Das ist ein Spruch, den ich gerade in unserer Jammer-Gesellschaft öfter mal rufen will. Und es stimmt ja auch. Einfach mal durchhalten. Man sieht ja meist erst hinten sicher, was rauskommt. Aber wenn wir schon beim Jammern sind …

Was ist dein erster Gedanke, wenn ich dich frage, was du GAR NICHT magst?

Idealismus, der zu Tyrannei ausartet.

Das finde ich auch sehr anstrengend, auch wenn ich es bisher nicht so präzise in Worte fassen konnte. Danke dafür!

Jetzt habe ich ein paar Fragen zur Jury, die ich dir gerne stellen möchte.

Was hat dich bewogen, bei der Skoutz-Jury mitzumachen (Vielen Dank dafür, ohne Euch ginge das Konzept nicht auf!)

Eine Anfrage der Skoutze und Dankbarkeit über einen von ihnen verliehenen Preis – und Interesse an Büchern …

Ach wie schön! Das freut uns sehr! Erst für dich und dein wunderbares Buch und dann auch für dein Engagement, denn nur so können wir den Skoutz-Award am Leben halten! 

Was macht für dich ein gutes, was ein sehr gutes Buch aus?

Ein gutes Buch fesselt während des Lesens, ein sehr gutes fesselt auch noch darüber hinaus.

Oh ja, da verstehe ich ganz genau was du damit meinst. Manche Bücher spuken mir auch noch nach Monaten im Kopf herum. 

Wie kann ein Buch deine Aufmerksamkeit erregen?

Meistens durch Empfehlungen, manchmal auch durch Rezensionen.

Ich muss ja gestehen, ich lese kaum Rezensionen. Immer erst nach dem Lesen, damit ich mir vorher nicht schon eine Meinung bilde. Aber bei einigen wenigen habe ich auch erst das Buch zur Hand genommen, weil ich viele gute Rezensionen gesehen habe. Es ist jedenfalls eine Methode, mit der du in der Jury gut arbeiten können dürftest.

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Aber natürlich möchten wir auch noch etwas übers Schreiben wissen. Ich hätte da jetzt die ein oder andere Frage für dich.

Als Klischee wird man nicht geboren, sondern muss sich den Titel erarbeiten. Klischees sind so praktisch wie lästig.

Als Klischee wird man nicht geboren, sondern muss sich den Titel erarbeiten. Klischees sind so praktisch wie lästig. Wie gehst du persönlich mit ihnen um? Beim Schreiben wie im Leben?

Ich lebe sie, indem ich über sie schreibe …

Das finde ich gut, das gibt den Büchern ja auch den gewissen Charme des Wohlvertrauten, denn wir kennen sie ja alle, die Klischees. Habe ich schon gesagt, dass ich dich für diese Fähigkeit etwas Komplexes auf den Punkt zu bringen? Bleiben wir bei deinen Büchern! 

In welchen Genres schreibst du? Hast du dich bewusst dafür entschieden oder hast du nachher überlegt, wie du deine Geschichte einordnest?

Schon seit meiner späten Kindheit fasziniert mich die fantastische Literatur, also die Literatur des Überwirklichen und Unmöglichen. Vieles, was ich damals und als junger Erwachsener gelesen habe, hat mich sehr beeindruckt, aber irgendwann wollte ich meine eigenen Gefühle und Ängste konkreter betrachten – und so habe ich mit dem Schreiben angefangen.

Das ist, glaube ich, die beste Möglichkeit um seinen eigenen Gedanken und Gefühle auszudrücken. Gerade auch, um sich selbst ihrer bewusster zu werden. 

Seitdem ist fast nur Fantastik aus meiner Feder geflossen. Zwei Kriminalromane, die ich um die Jahrtausendwende geschrieben habe, sollten meine finanzielle Lage verbessern, aber ich habe dabei gemerkt, dass ich nicht mit ganzem Herzen bei der Sache war, und so habe ich es wieder aufgegeben.

Ist bestimmt auch die beste Sache mit dem ganzen Herzen dabei zu sein, alles andere geht nicht gut. Aber deine Fantastik hat uns verzaubert! Ich bin leider total unbegabt beim Schreiben. Aber dafür ein absolut begeisterter Leser. 

Von wem kommt deine strengste Kritik? Und wie gehst du mit ihr um?

Von Lesern. Ich sehe sie mir an und versuche herauszufinden, ob es sich „nur“ um persönliche Meinungsäußerungen oder um inhaltliche Kritik handelt. Wenn es um „technische“ Dinge geht, versuche ich sie beim nächsten Text zu beherzigen.

Ich finde, du gehst damit genau richtig um. Das gefällt mir wirklich gut. 

Und wie sieht das bei dir mit dem Lesen aus? Ich hätte da auch ein paar Fragen im Gepäck.

Ein Sprichwort sagt „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“ – Wie findest Du diesen Satz?

Gut.

Mit welchem Buch wurde deine Liebe zu Büchern geweckt?

Mit dem „Wassergespenst von Harrowby Hall“, das damals im Ravensburger Taschenbuch-Verlag erschienen ist.

Ich habe es gerade gefunden, es sind die Spukgeschichten, oder? Das hat mir auch gefallen. Warum dieses Buch? 

Diese – auch nach modernen und „erwachsenen“ Maßstäben – beachtliche Anthologie mit Geschichten von Poe, Lovecraft, E. F. Benson, Wilde u. a. war so etwas wie eine Initialzündung für mich. Darin habe ich Empfindungen wiedergefunden, die ich schon gut kannte.

Das finde ich spannend. Ist das nicht wahre Buchmagie? Dass wir uns über Zeit und Raum hinweg mit fremden Seelen verbinden können? 

Aber wenn wir schon hier in der Bibliothek sitzen, darf ich mich mal umschauen?

Wie sortierst du deine Buch-Regale?

Nach gar nichts … Wo noch Platz ist … (Was manchmal bei einer Suche zum Problem wird …)

😀  das verstehe ich. Bücher-Tetris ist das Lieblingsspiel von unserem Skoutz-Kauz hier.  Du kannst dir nicht vorstellen, wie oft ich meine Regal „umräume“ um irgendwo noch ein Plätzchen für meine Schätze zu finden. 

Auch wenn es hier wirklich außerordentlich gemütlich ist, lass uns doch mal über die Buchwelt da draußen sprechen. Kunstfreiheit ist gerade in der öffentlichen Meinung auf dem Prüfstand
Die gesellschaftliche Diskussion über das, was man in der Kunst tun und lassen darf, ist zur Zeit sehr hitzig und setzt auch Autoren unter Druck.

Kunstfreiheit auf dem Prüfstand
Die gesellschaftliche Diskussion über das, was man in der Kunst tun und lassen darf, ist zur Zeit sehr hitzig. Wie stehst du dem gegenüber und wie beeinflusst das deine eigene Arbeit?

Im Prinzip stelle ich die Kunstfreiheit über alles. Gendern zum Beispiel hat seine Grenzen, aber warum soll eine Ärztin nicht „Ärztin“ und eine Professorin nicht „Professorin“ genannt werden? Im allgemeinen aber halte ich die Diskussion (eigentlich ist es keine, da abweichende Meinungen nicht gelten) für überhitzt und allzu idealistisch geführt, ohne Beteiligung von Sachverstand, was aber symptomatisch für unsere Zeit ist. Was man als Künstler „darf“ und was nicht, hängt vom Einzelfall und vom StGB ab.

Ja, dafür ist das StGB auch da. Die Grenze hinter der ein Miteinander nicht mehr funktioniert. Da hast du wohl Recht, in allen Punkten! Kommen wir mal noch zu einem anderen Punkt, der gerade auch alle stark beschäftigt. Chat GPT und andere KI-Apps sind gerade in aller Munde.

Was hältst du davon, dass KI Geschichten, ja ganze Bücher alleine verfassen kann? Sind das für dich überhaupt richtige Werke?

Klare Antwort: nein!

Und gewohnt kurz, klar und prägnant. 

So, mit unseren Fragen sind wir damit durch und ich finde, es war ein richtig schönes Interview mit dir. Zum Abschluss aber doch noch eine Frage:

Welche Frage sollen wir dir nächstes Jahr im Interview stellen?

Was gibt’s Neues?

Lieber Michael, auf die wären wir auch allein und aus höchst eigennützigen Gründen gekommen. Wir haben uns hier total wohl gefühlt. Deine Bibliothek hat mich total verzaubert. Ich liebe die Atmosphäre. Hab vielen lieben Dank für deine Zeit, und dass wir dich besuchen durften.

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Hier gibt es mehr über Michael Siefener:

 

Skoutz Lesetipp:

Das Haus am Ende der Träume – Unheimliche Geschichten von Michael Siefener 

Der Tod Hans M. Frankens war nicht einmal wichtig genug für eine kurze Notiz im Regionalteil der Zeitung, obwohl die Begleitumstände mehr als merkwürdig waren. Franken wurde leblos in seiner Wohnung aufgefunden; sein Körper war stark geschrumpft, ausgetrocknet und steif und kalt wie ein Stück Gefriergut, wie eine Hülse, die schon seit langer Zeit leer war – doch seine Nachbarin hatte ausgesagt, ihm nur zwei Tage zuvor im Treppenhaus begegnet zu sein. Und sein Neffe, der die Leiche gefunden hatte, versicherte mir, etwas Schrecklicheres als Frankens Augen habe er nie gesehen. Sie seien völlig schwarz gewesen, und es habe etwas tief in ihnen gefunkelt, sodass es zunächst den Eindruck erweckt hatte, als würde er noch leben. Dieses Funkeln, das dem Neffen aufgefallen war, als er sich zu seinem am Boden liegenden Onkel heruntergebeugt und vergeblich nach dessen Puls getastet hatte, sei ihm »wie die Miniatur eines gewaltigen Universums« vorgekommen.

Diese Sammlung enthält 23 Kurzgeschichten des Autors.
Mit Illustrationen von Timo Kümmel.

 

[Werbung] Wenn ihr (wie erhofft) neugierig geworden seid, könnt ihr euch über das Buch über unseren Affiliate-Link auf Amazon*  hineinlesen oder das Buch auch gleich kaufen.

Und wenn ihr uns, Michael Siefener, seinem Verlag und vielen anderen Lesern einen Gefallen tun wollt, rezensiert das Buch doch anschließend bei unserer Skoutz-Buchsuche. Mit 5 Klicks statt 5 Sternen entsteht eine Buchbeschreibung, die anderen hilft, das für sie richtige Buch zu finden. Also sei dabei!

 

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